"Darling Jane". Jane Austen – eine Biographie. Christian Grawe
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу "Darling Jane". Jane Austen – eine Biographie - Christian Grawe страница 7

Название: "Darling Jane". Jane Austen – eine Biographie

Автор: Christian Grawe

Издательство: Bookwire

Жанр:

Серия: Reclam Taschenbuch

isbn: 9783159612102

isbn:

СКАЧАТЬ

      (1) Auf dem Landsitz Manydown auf dem Weg nach Basingstoke lebten die Biggs, die drei Töchter und einen Sohn hatten. Hier blieben die austenschen Mädchen öfter über Nacht, wenn in Basingstoke Veranstaltungen stattfanden, die man gemeinsam besuchte. Der Sohn sollte, wie sich zeigen wird, 1801 eine kurze, aber wichtige Rolle in Jane Austens Leben spielen.

      (2) In Ashe, gut eine Meile nördlich von Steventon, war Mr. Lefroy Pastor, dessen gebildete, gesellschaftlich gewandte Frau für Jane eine enge mütterliche Freundin war, die offenbar als frauliches Vorbild großen Einfluss auf sie ausübte. Ihr plötzlicher Tod durch einen Sturz vom Pferd 1804 ging Jane sehr nahe, obwohl sie zu dieser Zeit gar nicht mehr in Steventon wohnte. Der Unfall fand ausgerechnet an ihrem Geburtstag statt. Ihre Bestürzung lässt sich noch an dem Gedicht ablesen, dass sie vier Jahre später über das tragische Ereignis schrieb. Der jüngste Sohn der Lefroys heiratete 1814 Janes älteste Nichte Anna.

       Tom Lefroy

      1796 war Tom Lefroy aus Irland bei seiner Tante zu Besuch und verliebte sich in Jane Austen, die seine Gefühle erwiderte. Aber da der junge Mann noch kein Einkommen hatte und vielleicht auch weil die Austen-Töchter mit einer größeren Mitgift nicht rechnen konnten, wurde die Verbindung von den Lefroys nicht ermutigt. Auch gab es ein Gerücht, dass Tom schon vergeben sei. In ihren ersten überlieferten Briefen berichtet Jane ihrer Schwester in halb ironischen, halb ernsten Worten von dem Abschied von Tom:

      Du schimpfst mich in Deinem schönen langen Brief […] so sehr aus, dass ich gar nicht zu erzählen wage, wie mein irischer Freund und ich uns benommen haben. Stell Dir alles Mögliche vor, was Du Dir an verworfenem und Aufsehen erregendem Tanzen und Zusammensitzen denken kannst. Ich kann mich allerdings nur noch einmal so skandalös benehmen, denn er reist bald nach Freitag ab […]. (9. Januar 1796)

      Freitag. – Nun ist der Tag gekommen, an dem ich zum letztenmal mit Tom Lefroy flirten werde, und wenn Du diesen Brief erhältst, ist alles vorbei. Meine Tränen fließen bei diesem traurigen Gedanken, während ich schreibe. (14. Januar 1796)

      Mrs. Lefroy kam letzten Mittwoch […]. Sie erwähnte mir gegenüber den Namen [ihres Neffen] nicht ein einziges Mal, und ich war zu stolz, nach ihm zu fragen; aber als mein Vater später fragte, wo er sei, erfuhr ich, dass er auf dem Weg nach Irland, wo er nun Rechtsanwalt wird und den Beruf auch ausüben will, zunächst zurück nach London gefahren ist. (17. November 1798)

      Der junge Mann wurde schließlich oberster Richter Irlands und erinnerte sich im Alter: Ja, er sei einmal in die große Jane Austen verliebt gewesen, aber es habe sich um die Liebe eines Jungen gehandelt.

      Noch eine zweite Liebelei, wenn nicht Liebe Jane Austens scheint sich bald darauf durch das Haus Lefroy angebahnt zu haben, wo ein »Freund« zu Gast war, der ohne Namensnennung ebenfalls in dem zuletzt zitierten Brief ausführlich bedacht wird. Mrs. Lefroy zeigte Jane bei ihrem Besuch, bei dem sie ihren Neffen totschwieg, einen Brief von ihrem Freund, in dem dieser schrieb:

      Ich höre mit Bedauern von Mrs. Austens Krankheit. Es wäre mir eine große Freude, eine Gelegenheit zu haben, mit dieser Familie näher bekannt zu werden, um in eine engere Verbindung mit ihr zu treten. Aber vorläufig kann ich solche Absichten nicht verfolgen.

      Solche Formulierungen bedeuteten im Sinn der Zeit, dass der junge Mann Jane Austen ganz gern geheiratet hätte, aber für eine Ehe noch keine finanzielle Basis hatte und daher von dem Plan wieder Abstand nahm. Jane war sich auch darüber im klaren, dass ihr Verehrer in solchen Worten »weniger Liebe und mehr Verstand zeigt, als er vorher manchmal zu zeigen schien«, und hatte sich auf ihre typisch ironische Art schon mit der Trennung abgefunden:

      Es wird auf sehr vernünftige Weise langsam abklingen. Es ist nicht anzunehmen, dass er über Weihnachten nach Hampshire kommt und daher nur zu wahrscheinlich, dass unsere Gleichgültigkeit bald wechselseitig ist; es sei denn, dass seine Zuneigung, die anscheinend zustande kam, weil er nichts von mir wusste, sich nun davon nährt, dass er mich nie sieht.

      Die Autoren von Jane Austen. Her Life and Letters haben 1913 diesen zögernden Ehekandidaten als den Geistlichen Samuel Blackall identifiziert, der erst gut fünfzehn Jahre später heiratete. Jane las die Anzeige in der Zeitung und schrieb an ihren Bruder Francis, der mit seiner Fregatte »Elephant« in der Ostsee kreuzte (sie erwähnte das Schiff dann mit seiner Erlaubnis in Mansfield Park):

      Er hat in Clifton eine Miss Lewis geheiratet, deren verstorbener Vater aus Antigua stammt. Ich wüsste gern, was sie für eine Frau ist. Er war ein Bündel Vollkommenheit, geräuschvolle Vollkommenheit, an das ich mich mit Herzlichkeit erinnere. […] Ich wünschte, Miss Lewis wäre eher schweigsam veranlagt und ziemlich unbedarft, aber von natürlicher Intelligenz und mit dem Bedürfnis sich zu bilden; – sie müsste kalte Kalbspasteten, grünen Tee am Nachmittag und nachts grüne Jalousien gern haben. (3. Juli 1813)

      Es hat wenig Sinn, aus diesen Liebeserlebnissen Jane Austens zur Erbauung des Lesers romantische Episoden zu spinnen, da wir außer diesen wenigen Andeutungen nichts wissen. Weder sind uns genügend Tatsachen überliefert, noch kennen wir über ihre eigenen knappen Bemerkungen hinaus Janes Gefühle. Nach den Konventionen der Zeit war es undenkbar, dass ein junger Mann und eine junge Frau länger miteinander flirteten, ohne dass ihre Umgebung auf ernste Absichten des Verehrers und seine Ermutigung durch die Dame schloss. Auch war es undenkbar, dass beide miteinander korrespondierten, ohne verlobt zu sein oder als verlobt betrachtet zu werden – daher ist es so skandalös, dass Marianne in Verstand und Gefühl an Willoughby schreibt. Solche Beziehungen endeten, falls der junge Mann sich nicht unmöglich machen und das Mädchen ihren Ruf nicht schwerwiegend schädigen wollte, unweigerlich in der Ehe, wenn der Kontakt nicht schnellstens abgebrochen wurde. Darum schickte Mrs. Lefroy ihren Neffen nach Irland zurück und zeigte Jane den ausweichenden Brief von Mr. Blackall.

      Aber so wenig sinnvoll es ist, diese »Affären« auszumalen, so nützlich ist es, von ihnen zu wissen, weil aus ihnen hervorgeht, dass Jane Austens Schriftstellertum nicht etwa Kompensation für einen Mangel an weiblichen Reizen war. Sie war keineswegs eine »geborene alte Jungfer«, sondern lebte wie die meisten Teenager und jungen Frauen in der Erwartung, eines Tages zu heiraten. Die ersten erhaltenen Briefe der Einundzwanzigjährigen enthalten übermütige, ironisch gefärbte Bemerkungen über ihre Flirtereien, so am 14. Januar 1796:

      Sag Mary, ich überlasse ihr Mr. Heartley und seinen gesamten Besitz zu ihrem ausschließlichen zukünftigen Nutzen und Gewinn, und nicht nur ihn, sondern obendrein all meine anderen Verehrer, wo immer sie sie auftreiben kann, sogar den Kuss, den C. Powlett mir geben wollte, da ich mich von jetzt an einzig auf Mr. Tom Lefroy beschränken will, an dem mir gar nichts liegt.

      An der Charakterisierung, Jane sei »der hübscheste, albernste, affektierteste Backfisch auf der Jagd nach einem Mann gewesen«, ist vielleicht durchaus etwas daran, obwohl ihre viktorianischen Nachkommen, die diese Kennzeichnung nicht gerade als Kompliment werteten, nachzuweisen versucht haben, dass die Mutter der Schriftstellerin Mary Russell Mitford, die die Bemerkung gemacht hat, nicht glaubwürdig sei, weil sie in der Nähe Steventons nur gelebt habe, bis Jane zehn Jahre alt war. Ob Jane Austen nicht schließlich doch geheiratet hätte, wenn die Aussichten ihrer Schwester nicht durch den Tod ihres Verlobten plötzlich zunichte geworden wären und sie allein im Haus der Eltern zurückgeblieben wäre, und ob eine Heirat und Kinder – nahezu ständige Schwangerschaften waren damals bei dem Stand der Geburtenkontrolle eher die Regel – ihre literarischen Ambitionen nicht gehindert oder gar zerstört hätten, sind offene Fragen. Sicher ist, dass sie zunächst ledig blieb, weil eine Ehe trotz einiger aussichtsreicher Bewerber nicht zustande kam. Dass sie aber wohl nicht ohne Liebe geheiratet hätte, muss man ihren Romanen entnehmen, in denen die Heirat ohne echte Bindung der Partner immer wieder als eine schreckliche Aussicht dargestellt wird. Auch ihrer Nichte СКАЧАТЬ