"Darling Jane". Jane Austen – eine Biographie. Christian Grawe
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу "Darling Jane". Jane Austen – eine Biographie - Christian Grawe страница 5

Название: "Darling Jane". Jane Austen – eine Biographie

Автор: Christian Grawe

Издательство: Bookwire

Жанр:

Серия: Reclam Taschenbuch

isbn: 9783159612102

isbn:

СКАЧАТЬ wurde während seiner Universitätszeit »der schöne Proktor« genannt und galt noch im Alter mit seinem vollen grauen Haarschopf als anziehende Erscheinung. Nur Henry und Jane hatten von ihrem Vater die ausdrucksvollen braunen Augen geerbt. Die Mutter war besonders stolz auf ihre »aristokratische Nase«. Die Bilder der erwachsenen Kinder zeigen mit dem kleinen Mund, der schmalen, leicht gebogenen Nase, den braunen Augen und dem gelockten Haar eine auffällige Familienähnlichkeit. Obwohl es von Jane nur einen möglicherweise nicht einmal echten Schattenriss und das von ihrer Schwester gemalte Aquarell gibt, kann man von ihrem genaueren Aussehen durchaus einen Eindruck gewinnen, wenn man die Bilder ihrer Brüder betrachtet. Besonders aufschlussreich ist die späte Daguerreotypie von Francis – das einzige Foto von einem der Austen-Geschwister. Das Aquarell von Jane, das Cassandra etwa 1804 malte, ist leider nur eine Rückenansicht, auf der das Gesicht nicht zu sehen ist. Von Cassandra gibt es leider nur zwei Schattenrisse. Vor allem Henry und Charles galten als ausgesprochen attraktiv. Die beiden Mädchen waren schlank und von überdurchschnittlich großer, eleganter Erscheinung. Die wenigen überlieferten Urteile über das äußere Bild und den Charakter des Mädchens Jane lassen keine eindeutige Vorstellung zu; sie sind spontane oder spätere Eindrücke, die mehr über die Augenzeugen als über die Beurteilte aussagen. 1788 schrieb die Cousine Philadelphia Walter an die Cousine Eliza Hancock nach ihrer ersten Begegnung mit den Austen-Schwestern, die damals 16 und 13 waren, sie habe Cassandra lieber. Jane sei »durchaus nicht hübsch, aber geziert, gar nicht wie ein Mädchen von zwölf«; sie sei »launisch und affektiert«. Der heutige Leser spürt aus dieser Charakterisierung das Befremden, welches das geistig frühreife und offenbar befangene Mädchen hervorrief, das gerade angefangen hatte, literarische Parodien zu schreiben, und daher ihre Umwelt distanziert und kritisch betrachtete. Die angeschriebene Eliza berichtete ihrerseits drei Jahre später Philadelphia, was sie aus Steventon gehört hatte: Cassandra und Jane, nun 19 und 16, seien »vollkommene Schönheiten und erobern Herzen dutzendweise«; sie seien »zwei der hübschesten Mädchen in ganz England«. Bei diesem Urteil nun wieder ist die übersprudelnde Persönlichkeit Elizas zu berücksichtigen. Der Wahrheit näher kommt wohl die abgewogene spätere Erinnerung des Schriftstellers Sir Egerton Brydges, des Bruders ihrer mütterlichen Freundin Anne Lefroy, der von 1788 bis 1790 in der Nähe von Steventon wohnte und mit den Austens viel umging:

      Als ich Jane Austen kannte, hatte ich keine Ahnung, dass sie schriftstellerisch tätig war, aber meine Augen sagten mir, dass sie ansprechend und hübsch, schmal und elegant war, aber etwas zu volle Wangen hatte.

      Dieser letzte Zug, ein Erbteil ihres Vaters, wie dessen einziges existierendes Altersbildnis deutlich erkennen lässt, wird durch Cassandras Aquarell von Jane bestätigt. Eliza äußerte sich 1792 noch einmal brieflich über ihre Cousinen:

      Cassandra und Jane sind beide sehr gewachsen (die letztere ist nun größer als ich) und haben sich in ihren Umgangsformen und ihrer Erscheinung sehr herausgemacht […]. Sie sind beide, glaube ich, gleich zartfühlend und beide in einem Grad, wie ich es selten erlebt habe, aber ich ziehe im Herzen Jane vor, deren freundliche Zuneigung zu mir ebenso erwidert zu werden verdient.

      Beide Mädchen zeichneten sich durch ihr ausgeglichenes Temperament aus. Aber ihre Mutter machte einen Unterschied. Sie sagte, Cassandra habe »das Verdienst, ihr Temperament immer unter Kontrolle zu haben, aber Jane habe das Glück, dass sie ihr Temperament nie unter Kontrolle zu haben brauche«. Trotz diesem mütterlichen Urteil war Cassandra offenbar die kühlere, weniger emotionale der Schwestern.

      Bei den Jungen nahm der Vater die schulische Erziehung ganz in die eigene Hand; die Mädchen schickte er auf eine private Schule, vielleicht vor allem, damit er im Haus mehr Platz für seine zusätzlichen Schüler hatte. Als Cassandra und die Cousine Jane Cooper 1783 zu Mrs. Crawleys Pen,sionat in Oxford geschickt wurden, durfte Jane, obwohl sie eigentlich noch zu klein war, auch mitgehen, da sie von ihrer Schwester unzertrennlich war. Wenn Cassandra sich hätte enthaupten lassen, sagte Mrs. Austen, hätte Jane darauf bestanden, ihr Schicksal zu teilen. Die Schule siedelte bald nach Southampton über, und mit ihr die drei Mädchen; doch als dort die Diphtherie ausbrach, holten ihre Mütter sie unverzüglich nach Hause. Die tragische Folge dieser Episode war, dass Mrs. Cooper sich ansteckte und starb. Trotzdem wurde ein zweiter Versuch gemacht, und zwar mit Mrs. Latournelles Pensionat in Reading. Das Haus war malerisch in den Resten eines alten Klosters gelegen, und die Leiterin hatte interessanterweise ein künstliches Bein aus Kork, aber sehr akademisch scheint es dort nicht zugegangen zu sein. Bei beiden Institutionen handelte es sich zweifellos nicht um Schulen im heutigen Sinn, die man für Mädchen ja gar nicht für nötig oder auch nur empfehlenswert hielt, sondern um den Typ von harmlosem Pensionat, in das Harriet Smith in Emma geht:

      Mrs. Goddard war die Leiterin einer Schule – nicht etwa eines Seminars oder einer Anstalt, die sich in langen Sätzen voller gebildetem Unsinn dazu bekannte, reichliche Erkenntnisse mit einer gediegenen Moral auf der Basis neuer Prinzipien und neuer Systeme zu vereinigen, und in der den jungen Damen für enorme Summen Gesundheit ausgetrieben und Eitelkeit eingebleut wird – sondern es handelte sich um ein richtiges, solides, altmodisches Pensionat, wo eine angemessene Menge von Fertigkeiten für einen angemessenen Preis erworben wird und wohin man Mädchen schicken kann, damit sie aus dem Weg sind und sich ein bisschen Bildung zusammenkratzen können, ohne Gefahr zu laufen, als Genie zurückzukommen. (S. 25)

      Höchstens aus einigen Schilderungen in den Romanen kann man auf Jane Austens Kindheit schließen, da das biographische Material so dürftig ist. Nimmt man Catherine Morlands Kindheit in Kloster Northanger als eine Art Selbstporträt, dann war Jane ein heiteres und wildes Kind:

      Sie liebte alle Jungenspiele und zog Cricket bei weitem nicht nur Puppen, sondern auch den Kindheitsvergnügungen vor, mit denen sich Romanheldinnen im allgemeinen die Zeit vertreiben, wie der Pflege einer kleinen Hausmaus, dem Füttern eines Kanarienvogels oder dem Gießen eines Rosenstrauchs. Ohnehin hatte sie mit Gärten nichts im Sinn, und wenn sie überhaupt Blumen pflückte, dann hauptsächlich aus Schabernack – jedenfalls musste man das daraus schließen, dass sie immer gerade die aussuchte, die sie auf keinen Fall nehmen sollte. […] Schreiben und Rechnen lernte sie von ihrem Vater, Französisch von ihrer Mutter, aber in keinem waren ihre Kenntnisse überwältigend, und sie schwänzte die Stunden, wann immer sie konnte. Was für ein sonderbarer, unergründlicher Charakter! Denn trotz all dieser Anzeichen von Verworfenheit im zarten Alter von zehn Jahren hatte sie weder ein schlechtes Herz noch einen schlechten Charakter, war selten bockig, fast nie unverträglich […]; obendrein war sie laut und wild, hasste Stubenarrest und Sauberkeit und liebte es über alle Maßen, den grünen Abhang hinter dem Haus hinunterzurollen. (S. 6f.)

      Wie es mit der Erziehung der Mädchen, die sicher nicht sehr systematisch war, im Haus Austen im allgemeinen stand, davon gibt vielleicht die Unterhaltung in Stolz und Vorurteil einen Eindruck, bei der die snobistische Lady Catherine de Bourgh sich über die Ausbildung Elizabeth Bennets und ihrer vier Schwestern ohne Gouvernante mokiert:

      »Und wer hat Sie denn nun unterrichtet? Wer hat auf Sie aufgepasst? Ohne Gouvernante! Sie müssen vernachlässigt worden sein.«

      »Im Vergleich mit anderen Familien war das sicher der Fall. Aber wer etwas lernen wollte, hatte immer Gelegenheit dazu. Wir wurden immer zum Lesen angehalten und hatten durch gute Bilder auch zum Malen Anregung genug. Aber wer nicht wollte, wurde nicht gezwungen.« (S. 188)

      Dass Jane Austen wollte, ist keine Frage, und bei Eltern, die früh die Intelligenz ihrer Tochter bemerkten und förderten, und fünf Brüdern lebte sie in einer geistig intensiven häuslichen Atmosphäre, die auch das politische Gespräch einschloss, denn die Austens waren »Tories« und kultivierten Stuart-Sympathien. Maria Stuart war Janes Lieblingsmonarchin. Es ist überliefert, dass die junge Jane ausgeprägte politische Meinungen hatte. Ihr viel späteres Eingeständnis gegenüber dem Bibliothekar des Prinzregenten, sie spreche nur ihre Muttersprache, habe auch in ihr nur wenig gelesen und könne sich rühmen, die ungebildetste und unwissendste Frau zu sein, die es je gewagt habe, Schriftstellerin zu werden, ist eine bewusste, spitzbübische Irreführung, um Mr. Clarke davon СКАЧАТЬ