gesucht gefunden. Madlen Schaffhauser
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Название: gesucht gefunden

Автор: Madlen Schaffhauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738023749

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СКАЧАТЬ meinen Fingern kurz durch die Haare, die während meinem quälendem Grübeln etwas durcheinander geraten sind.

      Schon wenige Sekunden später stehe ich vor meinem ehemaligen Kunden und strecke ihm meine Hand entgegen.

      „Guten Tag Herr Kampmann. Schön Sie zu sehen.“

      „Die Freude ist ganz meinerseits.“

      „Wollen wir in mein Büro gehen?“

      „Gerne.“

      Wir gehen nebeneinander in mein Arbeitszimmer.

      „Nehmen Sie bitte Platz.“ und deute auf den runden Holztisch, der in der linken Ecke meines Büros steht. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Kaffee, Wasser, Orangensaft?“

      „Kaffee klingt gut.“

      Ich mache einen Schritt in den Flur heraus und bitte Tina um zwei Kaffees. Danach setze ich mich Herr Kampmann gegenüber hin und noch bevor ich ihn fragen kann, was seinen Besuch zu bedeuten hat, kommt er mir zuvor.

      „Ich möchte mich persönlich recht herzlich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir geholfen haben, meine Nichte zu finden und dass Sie sie dazu gebracht haben, mich zu treffen. Susi und ich sind nachher zum Mittagessen verabredet. Das wird bereits unser drittes Beisammensein.“ Die Augen des etwas älteren Mannes leuchten vor Glückseligkeit auf, als er von seiner Nichte spricht und mir von seinen ersten beiden Treffen berichtet.

      „Es freut mich, dass Sie zueinander gefunden haben.“

      „Das verdanke ich nur Ihnen.“

      „Es gibt nichts schöneres, als jemandem wie Ihnen helfen zu können.“

      „Dann möchte ich Sie mal nicht länger aufhalten. Sie haben doch bestimmt allerhand zu tun.“

      Wir erheben uns aus den Stühlen und gehe zur Tür. Noch im selben Moment, als ich ihm die Hand zum Abschied entgegenstrecke, kommt mir eine Idee.

      „Da fällt mir gerade etwas ein, Herr Kampmann. Sie waren doch Institutionsleiter in einem Kinderheim?“

      „Ja, das war ich. Aber das ist mittlerweile schon einige Jahre her.“

      „Welches Heim war es schon wieder?“

      „Im Finkenheim.“

      „Das war im Kanton Luzern, nicht wahr?“

      „Ja, warum fragen Sie mich das?“ verwirrt blickt er mich an.

      „Na ja. Ich bin gerade an einem Fall, bei dem sich alle Spuren im Sand verlieren.“

      „Dann möchte diese Person nicht gefunden werden und Sie sollten es dabei belassen.“

      „Da haben Sie ganz bestimmt recht. Aber wenn Sie seine Mutter gesehen hätten, würden selbst Sie versuchen ihn zu finden. Denken Sie doch nur mal über Ihre eigene Geschichte nach?“

      Einen kurzen Augenblick herrscht absolute Stille. Und als er beginnt zu sprechen, weiss ich, dass er einen Entschluss gefasst hat.

      „Was möchten Sie wissen?“

      „Setzten wir uns doch wieder hin.“ Ich weise auf die Stühle neben uns. „Möchten Sie noch einen Kaffee oder etwas anderes?“

      „Wasser ist gut.“

      Nachdem ich zwei Gläser mit durchsichtiger Flüssigkeit gefüllt habe, hole ich meinen Notizblock und nehme auf meinem Stuhl Platz. „Hatten Sie Kontakt zu anderen Kinderheimen?“

      „Ja. Der fast tägliche Austausch war unvermeidlich. Schwebt Ihnen ein bestimmtes vor?“

      Ich erzähle dem ehemaligen Institutionsleiter von der Suche nach Ian Kyssen. Aber ich verrate ihm nur so viel, wie er auch wirklich wissen muss, um mir helfen zu können. Der gesundheitliche Zustand meiner Kundin erwähne ich mit keinem Wort.

      „Ian Kyssen. Ian Kyssen“ wiederholt Kampmann nachdenklich, als ich mit meine Schilderung beende.

      „Sagt Ihnen der Name etwas?“ Voller Hoffnung blicke ich ihn über den Tisch hinweg an.

      Er sagt lange Zeit nichts, sondern sieht mich nur an. Ich habe keine Ahnung, wie ich sein Verhalten deuten soll, aber mein Gefühl sagt mir ganz deutlich, dass er irgendwas weiss, was mir weiterhelfen kann.

      „Hmm, wo soll ich beginnen?“ Er tippt mit seinem Zeigefinger auf seinen Mund. „Als Institutionsleiter hat man eine gewisse Schweigepflicht, auch nachdem man schon lange pensioniert ist.“ Wieder verharrt er stillschweigend und aufrecht sitzend auf seinem Stuhl, um mich mit seinen gläsernen, alternden Augen zu mustern.

      Ich rühre mich nicht von der Stelle, obwohl ich kaum erwarten kann, was er mir zu sagen hat. Nun gibt es keinen Zweifel mehr, dass er etwas weiss, was mich weiterbringen wird.

      Mit einem Räuspern fährt er weiter. „Ich bin mir im Klaren darüber, wie gewissenhaft Sie Ihre Arbeit machen und ich weiss, dass Sie Informationen, die Sie erfahren, nur für Ihre Suche nach Personen benützen und nicht um jemanden damit zu schaden.“

      „Da können Sie sich hundertprozentig sicher sein.“

      Er holt abermals tief Luft. „Ich kann mich noch glasklar an Ian Kyssen erinnern, als wäre es erst gestern gewesen.“

      Ich kann mein Glück kaum glauben und starre mein Gegenüber mit grossen Augen an, als er weitererzählt.

      „Er war damals kaum dreizehn Jahre alt, als er zu uns stiess. Ich muss gestehen, dass Ian kein einfacher Knabe war. Er versuchte alle durch seine Unverfrorenheit zum Narren zu halten, was er auch bei vielen schaffte. Aber jemand glaubte vom ersten Tag, als er durch unser Tor schritt, an ihn und gab nie auf, ihn auf den rechten Weg zu bringen.“

      „Waren Sie das?“

      „Nein. Denn ich hatte mit den Kindern im Allgemeinen nicht viel zu tun. Es war einer seiner Lehrer. Er galt als streng und unnachgiebiger Pädagoge. Unter seiner Oberfläche verbarg sich jedoch eine einfühlsame Seele, die es schaffte, die hohe Mauer, die Ian zum Selbstschutz errichtet hatte, zu durchbrechen. Viele haben sich in Ian getäuscht. Wenn ich ehrlich bin, auch ich.“

      „Warum wurde bei den Behörden ein falsches Kinderheim angegeben?“

      „Weil er nicht gefunden werden möchte.“

      „Meinen Sie ich mache das Richtige, wenn ich ihn trotzdem aufsuchen werde?“

      „Obwohl er nie über seine Eltern gesprochen hat, kann ich mir beileibe nicht vorstellen, dass er sie wirklich nie mehr sehen möchte.“

      „Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Hilfe, Herr Kampmann.“

      „Da wäre noch was, das Sie vielleicht wissen sollten.“

      „Ja?“

      „Ian Kyssen lebt nicht mehr.“

      Erschüttert sehe ich von meinen Notizen auf, die ich in aller Eile mitgeschrieben habe. „Wann? Warum? Was ist passiert?“ СКАЧАТЬ