gesucht gefunden. Madlen Schaffhauser
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Название: gesucht gefunden

Автор: Madlen Schaffhauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783738023749

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СКАЧАТЬ nehme an, das war nicht seine letzte Station?“

      „Nein, das war es nicht.“

      „Wie lange war er dort?“

      „Ich habe keine Ahnung. Kurz nachdem Ian ins Kinderheim kam, hat er jeglichen Kontakt zu uns abgebrochen. Er hat alles unternommen, um mich und meinen Mann aus seinem Leben streichen zu können.“

      „Können Sie ihm das verübeln?“

      „Nicht wirklich. Und trotzdem schmerzt es zutiefst.“

      Ich reiche ihr ein Taschentuch, was sie dankbar entgegen nimmt. Sie wischt über ihre tränenfeuchten Augen und zerknüllt es anschliessend in der Hand.

      „Demnach wissen Sie auch nicht, in welches Heim er danach kam?“

      „Hier endet leider mein Wissen darüber, wie es meinem Sohn geht oder wo er lebt. Deshalb habe ich auch Sie aufgesucht.“

      Nachdem mir Frau Kyssen noch einiges über sich und ihre Familie erzählt hat, während ich mir jedes nützliche Detail aufgeschrieben und ich eine neue Kundin erhalten habe, nähern wir uns dem Ende unserer Besprechung.

      „Aus welchem Grund haben Sie mich ausgewählt? Schliesslich haben Sie einen längeren Weg auf sich genommen, um mich aufzusuchen. Es gibt bestimmt noch andere Personensuchbüros, die näher bei Ihrem Wohnort liegen.“

      „Ich weiss, dass Sie Ihre Arbeit hervorragend machen und ich vertraue Ihnen.“

      Auch wenn ich sie für aufrichtig halte, werde ich das Gefühl nicht los, dass sie mir etwas Wesentliches verschweigt.

      „Eine Frage hätte ich allerdings noch.“ wende ich mich an meine Auftraggeberin, als sie bereits die Tür erreicht hat und nach dem Griff tastet. „Was hat Sie dazu veranlasst, nach so vielen Jahren nach ihrem Sohn zu suchen? Warum haben Sie solange gewartet?“

      „Ich habe mir immer eingeredet, dass es Ians Wunsch sei, mich nie mehr zu sehen. Diesen Wunsch wollte ich ihm erfüllen. Wenigstens einen.“

      „Und warum suchen Sie trotzdem nach ihm?“

      Die ältere Frau atmet einmal tief ein, bevor sie sich wieder ganz zu mir dreht. „Mir war klar, dass Sie das fragen werden und doch fällt es mir schwer darüber zu sprechen.“

      „Wenn Sie wollen, dass ich meine Arbeit gut mache, müssen Sie offen und ehrlich zu mir sein.“

      „Ich habe eine unheilbare Krankheit.“ platzt es aus ihr heraus.

      „Verraten Sie mir welche?“

      „Ich habe Krebs. Leider wurde er viel zu spät entdeckt, so dass die Ärzte im Grunde genommen nichts mehr für mich tun können. Sie wollten mich zu einer Chemotherapie überreden. Ich würde zwar noch etwas länger leben, aber was bringt mir das, da ich schlussendlich doch keine Chance mehr gegen meine Krankheit habe? Ich möchte die mir noch verbleibende Zeit geniessen und nicht ständig von einem Arzttermin zum anderen springen. Wenn ich nur schon daran denke, was diese Therapie mit dem Körper anstellt, wird mir ganz unbehaglich.“ Sie sieht mich über den Schreibtisch hinweg an. „Nein. Der Krebs hat mich besiegt. Das habe ich akzeptiert. Aber mein grösster Wunsch ist, dass ich noch einmal meinen Sohn sehen kann und er mir verzeiht, was ich ihm angetan habe.“

      „Es tut mir leid.“

      Frau Kyssen zuckt kurz mit den Schultern, bevor sie entgegnet. „Wahrscheinlich habe ich es nicht anders verdient.“

      „Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich etwas herausgefunden habe.“

      „Danke.“

      Ich begleite Sie aus dem Büro und sehe ihr nach, wie sie mit einem aufrechten Gang auf dem Bürgersteig die Strasse entlang geht, zu ihrem Auto das sie nur wenige Meter entfernt geparkt hat. Obwohl sie mehrere Schicksale ertragen musste und weitere einstecken muss, lässt sie sich nicht unterkriegen, wie mir in diesem Moment bewusst wird.

      „Hast du einen neuen Auftrag?“ ertönt Tinas Stimme und reisst mich aus meinen Überlegungen.

      „Sie sucht Ihren Sohn.“

      „Das müsste kein Problem für dich sein, oder?“ meine Schwester lächelt mich zuversichtlich an.

      „Das wird sich herausstellen.“

      „Ach ja, bevor ich es vergesse. Herr Kampmann hat vorhin angerufen. Er hat deine Nachricht erhalten und einem Treffen mit seiner Nichte zugesagt.“

      „Das sind ja gute Neuigkeiten.“ Ich kann meine Freude kaum verbergen und sehe meine Schwester mit einem strahlenden Lächeln an.

      „Soll ich mich um einen Treffpunkt für die beiden kümmern?“

      „Ja, gerne.“

      2.

      Vor bereits zwei Wochen kam Frau Kyssen in mein Büro, um sich meine Dienste zu sichern. Nur leider bin ich mit meinen Nachforschungen nicht weit gekommen. Weder Tina noch ich haben eine Spur von diesem Ian Kyssen verfolgen können.

      Nachdem er in drei verschiedenen Erziehungsanstalten war, die in der ganzen Ostschweiz verstreut sind, in ein weiteres Kinderheim im Kanton Luzern kam, in dem er anscheinend mit fünfzehn aufgenommen wurde, verlieren wir seinen Weg. Und obwohl mir sein letzter Aufenthaltsort bekannt ist, kennt niemand von den Angestellten im Kinderheim Schorenstein einen Ian Kyssen. Auch auf den Listen der eingetragenen Kinder wurde kein solcher Name gefunden.

      Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ian nicht gefunden werden möchte und eine falsche Fährte gelegt hat, um solche wie mich, die nach ihm suchen, zu verwirren. Entweder wurde absichtlich ein falsches Heim angegeben oder aber er hat seinen Namen geändert. Aber an dem Tag, an dem Ian im Schorenstein hätte aufgenommen werden sollen, kam kein einziger Neuling in das besagte Kinderheim.

      Weder das Suchen auf Facebook oder Twitter, als auch alles googeln, half uns nicht weiter. Erneut gehe ich alle Informationen durch, die ich über diesen Jungen, der bald seinen dreissigsten Geburtstag feiert, gesammelt habe ohne etwas Neues zu entdecken.

      Ich stemme den Kopf in meine Hände und überlege angestrengt, was ich weiter unternehmen könnte, um den Sohn von Emma Kyssen aufzuspüren. Bin ich vielleicht an dem Punkt angelangt, wo ich die Suche beenden sollte? Ian möchte nicht gefunden werden, daran zweifle ich nicht mehr. Aber wenn ich an den Gesichtsausdruck und an die verzweifelten Augen seiner Mutter denke, kann ich nicht einfach aufgeben und alles in den Aktenordner legen, ohne doch noch alles in meiner Macht stehende unternommen zu haben, um meiner Kundin zu helfen.

      Ein Klopfen unterbricht meine verzweifelten Gedanken. Ich hebe den Kopf und erkenne Tina in der Tür, die ein gewinnendes Lächeln auf dem Gesicht trägt.

      „Du hast einen Gast.“ verkündet sie mir fröhlich. „Hast du Zeit?“

      „Wer ist es denn?“ Hoffentlich nicht Frau Kyssen, füge ich im Stillen hinzu.

      „Herr Kampmann möchte dich sehen.“

      „Ich komme gleich.“

      Nachdem СКАЧАТЬ