Tödliche Wollust. Samantha Prentiss
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tödliche Wollust - Samantha Prentiss страница 5

Название: Tödliche Wollust

Автор: Samantha Prentiss

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746787732

isbn:

СКАЧАТЬ Beauvais erregte einiges Aufsehen, als sie durch die Halle des Hotels schritt. Ein eleganter Hut verdeckte ihr schwarzes Haar, ein extravagantes schwarzes Kleid ihre schlanke, wohlproportionierte Figur und ein unverbindliches Lächeln ihre Gedanken.

      Vinson Chambers zeigte sich überrascht. Bei einer Frau, die dem Escortgewerbe nachging, war er eigentlich auf mehr Enthüllungen vorbereitet gewesen – kurzer Rock, offenherziger Ausschnitt, viel Bein und Busen und so.

      »Sind Sie der Mann, der mich sprechen möchte?«, erkundigte sie sich kühl.

      Chambers nickte bejahend. »Bitte nehmen Sie Platz, Miss Beauvais. Das, was ich Ihnen zu sagen habe, lässt sich nicht in einem Satz zusammenfassen.«

      »Ich weiß noch gar nicht, ob ich mich überhaupt für das interessiere, was Sie mir sagen wollen«, entgegnete Clairé mit einem sphinxhaften Lächeln.

      »Wenn Sie sich nicht dafür interessieren würden, wären Sie wohl kaum gekommen.« Chambers Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Also los! Setzen Sie sich endlich!« Er schob ihr einen Stuhl zurecht. »Ich bin der Mörder ihrer Tänzerin! Und die ist nur gestorben, um mir die richtige Ausgangsbasis für dieses Gespräch zu verschaffen. Sehen Sie: Ich spaße nicht!«

      Clairé setzte sich. Sie war blass geworden. Ihr unverbindliches Lächeln war wie weggewischt. Sie war jetzt ausschließlich eine junge Frau mit katzenhaften Augen, perlweißen Zähnen und anmutigen Bewegungen voller Charme, aber sachlich und eisig bis ans Herz. »Um mir das zu zeigen, hätten Sie sie nicht töten müssen!«, kam es ihr frostig über die Lippen. »Was wollen Sie?!«

      »Das Tagebuch von Savannah Campbell.«

      »Da sind Sie bei mir an der falschen Adresse.«

      »Meine Informationen besagen aber das Gegenteil«, knurrte er gefährlich und verzog sein pockennarbiges Gesicht zu einem widerlichen Grinsen. »Wenn Sie sich allerdings nicht freiwillig davon trennen, können Sie es meinetwegen mit in die Hölle nehmen!«

      Der Getränkekellner kam vorbei, und Clairé winkte ihn heran. »Einen Martini, bitte!«

      »Haben der Gentleman auch einen Wunsch?«, erkundigte sich der Kellner, ein großer Mann mit länglichem Gesicht, langem Hals und hängenden Schultern.

      »Bringen Sie mir einen Whisky.«

      Clairé wartete, bis der Kellner wieder verschwunden war. »Haben Sie Savannah ebenfalls auf dem Gewissen?«

      Chambers lächelte. »Wollen Sie mich aushorchen? … Aber warum soll ich es Ihnen nicht sagen. Ich habe es nicht nötig, mich mit fremden Federn zu schmücken. Nein, dieser Mord geht auf ein anderes Konto.«

      Die Servicekraft servierte die bestellten Drinks.

      Chambers betrachtete die goldbraune Flüssigkeit in seinem Glas, die ihn freundlich anglitzerte, und leerte es in einem Zug. Wenig später begann Clairés Gesicht vor seinen Augen zu tanzen. Er fühlte, wie eine unbestimmte Übelkeit in ihm hochkroch. Vom Alkohol konnte es nicht kommen, denn er war diesbezüglich andere Mengen gewohnt. Dennoch kam es vom Whisky, vielmehr von dem, was man ihm beigemixt hatte, und was weder dorthin, noch in seinen Magen gehörte. Immer mehr sackte er in seinem Sessel zusammen. Er bekam noch mit, dass sie sich über ihn beugte und etwas sagte, verstand es aber nicht. Dabei dröhnte ihm ihre Stimme in den Ohren, dass er um die Haltbarkeit seiner Trommelfelle fürchtete. Er spürte nicht, dass sein Kopf auf den Tisch sackte, und auch nicht, dass sein Glas klirrend umkippte, über die Marmorplatte rollte und herunterfiel – dessen Aufprall der zentimeterdicke Teppich vollends verschluckte. Kristalle von leuchtender Farbenpracht erschienen vor seinen Augen. Er schrie.

      Plötzlich war der Kellner mit dem langen Hals wieder da und griff ihm unter die Achseln, während ein Kollege half und die Beine packte. Dann trugen sie den aufs Kreuz gelegten Killer zum Lift.

      Als es aufwärts ging, wurde Chambers schlecht. Er ahnte nicht, dass Clairé Beauvais diese Aktion gegen ein fürstliches Entgelt mit dem Kellner abgesprochen hatte.

      *

      Das Schlafzimmer, in dem Vinson Chambers wieder zu sich kam, war mit Velours und kostbaren Teppichen ausgelegt. An der Wand hing ein Ölgemälde von Helen Davison Bradley, das einen abgeschnittenen Schweinekopf zeigte. Vielleicht eine Anspielung auf die kahlköpfigen und schmerbäuchigen Spesenritter, die es sich sonst hier gemütlich machten, nachdem sie ihre hoffnungslos verfetteten Organismen etwas Bewegung und ihren nicht immer ganz astreinen Fantasien neue Nahrung verschafft hatten.

      Ein Wandschränkchen nach Art des Schreiners Chippendale war reichlich mit kostbaren Porzellanfiguren versehen. Und auch sonst hat Chambers nicht das Gefühl, bei armen Leuten gelandet zu sein. Die Fensterfront übers Eck, schräg über die Themse, bot mit ihren fünf Yards Glas einen wundervollen Ausblick auf Londons City. Hier ließ es sich aushalten.

      Chambers ließ sich auf das Bett zurückfallen und kniff die schmerzenden Augen zusammen. Seine tastende Hand berührte etwas Weiches, Warmes. Sein Interesse war geweckt und er ließ seine Hand weiterwandern. Auf einem Busen blieb sie liegen. Hoch angesetzte pralle Brüste mit neckischen Brustwarzen. Chambers schaute zur Seite, und seine Hand zuckte augenblicklich zurück.

      Clairé Beauvais sah im Tod ebenso schön und unnahbar aus wie im Leben. Ihr Mund war halb geschlossen, die Augen weit aufgerissen und leblos, starr zur Decke gerichtet. Da war kein Messereinstich, kein Einschussloch und auch kein Blut. Aber die hässlichen Würgemale an ihrem Hals ließen keinen Zweifel daran aufkommen, woran sie gestorben war.

      Chambers kroch rückwärts aus dem Bett. In seinem Kopf dröhnte es. Kalter Schweiß lief ihm über die Stirn. Die Wirkung der Droge, die man ihm verpasst hatte, hielt immer noch an. Mühsam schleppte er sich zum Bad.

      Chromblitzende Wohlstandssauberkeit empfing ihn, vom Boden bis zur Decke. Dazu kam ein riesiger Spiegel über dem Waschbecken. Die Hexenküche der modernen Frau, mit allen kosmetischen Hilfsmitteln, die ein weibliches Wesen braucht, um auch nach einer durchliebten Nacht noch halbwegs begehrenswert auszusehen.

      Chambers hielt seinen Kopf unter das kalte Wasser. Ihm war, als habe er einen heftigen Schlag ins Genick bekommen. Aber dann wurde es langsam besser. Er trocknete sich das Gesicht ab. Dabei musterte er sein pockennarbiges Konterfei im Spiegel. Schön war er sich eigentlich nie vorgekommen, aber was er nun sah, erschreckte ihn regelrecht. Er wirkte wie der schwarze Mann, den man unartigen Kindern als Schreckgespenst in ihre unschuldigen Träume suggerierte. Ringe unter den Augen, Mitternachtsblick, eingefallene Wangen und einen herben Zug um den Mund, der den Verdacht, dass er jemals über einen unanständigen Witz gelacht haben könnte, erst gar nicht aufkommen ließ.

      Er wankte ins Schlafzimmer zurück. Nirgends gab es etwas zu trinken. Zielsicher lenkte er seine tapsigen Schritte in die Küche. Im Kühlschrank fand er eine Flasche Gin. Den rührte er normalerweise nie an, nicht einmal, wenn er am Verdursten war – doch diesmal machte er eine Ausnahme.

      Während er aus der Flasche trank, blickte er aus dem Fenster. Er sah eine Eisenbahnlinie, Schiffe auf der Themse, Lagerplätze, Schuppen und Hinterhöfe. Das was man von einer Metropole wie London erwartete. Das brachte ihn wieder zu sich. Er setzte die Flasche ab und ließ sich auf den Hocker fallen. Verdammte Scheiße, dachte er bei sich und fühlte sich auch danach.

      Nach einer Weile stand er auf und schleppte sich ins Schlafzimmer zurück. Die nackte Frau lag tot auf dem Bett. Und dann fiel ihm alles wieder ein: der Kellner, der Whisky und die Fahrt im Lift. Nur die Stelle, an der er Clairé getötet hatte, fehlte ihm. Denn dass er den Mord begangen hatte, stand СКАЧАТЬ