Der Eindringling. Hermann Christen
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Название: Der Eindringling

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742750112

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СКАЧАТЬ murmelte der Bär.

      Eichhörnchen blickte über die Schulter zurück. Der Bär war wieder in diesem Dämmerzustand, vor sich hinstarrend und stumm. Es eilte die Stufen hoch und schlüpfte aus der Kapelle.

      'Buddlibär – der verulkt mich doch'

      Es eilte zum Wald zurück.

      Die Lichtung sah nicht ordentlicher aus, als am Abend zuvor. Die gefällten Bäume und das von unzähligen Füssen, Pfoten und Hufen vermanschte Laub erzählten von der Geschichte, die hier stattgefunden hatte. Keine Seele war zu sehen. Eichhörnchen hüpfte zur Wurzel, wo sie den Bären erwischt hatten und blickte sich um. Vom Rucksack war keine Spur zu sehen.

      "Der war hier, genau hier", spornte es sich an.

      Eichhörnchen umkreiste die Wurzel, blickte unter die Äste, schnupperte an Spuren.

      "Vielleicht war es ein anderer umgestürzter Baum"

      Es suchte die anderen Wurzelstöcke ab. Nein, es hatte sich nicht geirrt. Bei allen anderen war der Boden noch unberührt. Nur bei dem einen waren Spuren zu sehen. Es ging zurück.

      "Aber er muss doch da sei…"

      Hatten die Menschen den Rucksack mitgenommen? Möglich war es. Sie ließen zwar alles Mögliche im Wald liegen, aber nie Wertsachen.

      "Einer hat sicher den Rucksack mitgehen lassen", empörte sich Eichhörnchen.

      Es wollte zu Merlin zu gehen, um die Sache zu besprechen, als es verdächtige Spuren sah. Es hatte während der Nacht geregnet. Die Spuren vom Vortag waren verwischt und undeutlich. Quer über diese entdeckte Eichhörnchen frische Spuren.

      "Dachs!"

      Es untersuchte weiter.

      "Kleiner Dachs – Kleiner Dachs mit Übergewicht - Kuno!"

      Kuno war offenbar war heute Morgen hier gewesen. Eichhörnchen schätzte ihn sofort als potentiellen Rucksackdieb ein.

      "Sähe ihm ähnlich", dachte es verärgert.

      Ohne Umschweife machte es sich auf den Weg zum Dachsbau.

      'Der wird was von mir hören!', dachte es grimmig.

      Der Dachsbau, den Kuno mit seinen Eltern bewohnte, lag gut geschützt unter einem riesigen Findling. Die Menschen nutzten diesen Stein gerne für ihre Picknicks. Kuno freute sich darüber, denn Menschen ließen alles liegen – auch Essbares. Kuno liebte die Kräcker, Chips, Süßigkeiten – einfach alles, was mit gesunder Nahrung nichts zu tun hatte. Waren die Besucher endlich weg, durchwühlte er das Gras und stopfte alles was er fand in sich hinein. Diese Fressorgien sah man Kuno an: sein Bauch war rund und sein Gesicht hatte stets den Ausdruck, der zufriedenen Schleckmäulern zu eigen ist. Wenn er wegen seiner Fülle geneckt wurde, erwiderte er schnodderig, dass er nicht dick, sondern dass er das Winterfell nicht abstoßen könne und das Ganze eine Art optischer Täuschung sei.

      Der Dachsbau wurde auch von Knack, einem stets übellaunigen Fuchs, beansprucht. Er behauptete, dass die Dachse den Bau hinterhältig seinem Großvater abgeschwatzt hätten. Er, Knack, sei der rechtmäßige Besitzer dieser Höhle. Dachsens hielten dagegen, dass das nicht stimme: der Findling hieß 'der Dachsstein', was Beweis sei, dass die Höhle schon seit jeher Dachsbesitz war. Knack konterte, dass es früher 'Fuchsstieg' genannt wurde, woran sich im Wald jedoch niemand erinnern konnte. Er vermutete eine hinterhältige, waldumfassende Verschwörung, um ihn von seinem Eigentum fern zu halten. Eine kleingeistige Revolution, die von den Vegetariern, diesen eigennützigen Grünzeugfressern, angezettelt war, weil er konsequent gegen den Vertrag votierte, wann immer er danach gefragt wurde. Da alle seine aktuelle Bleibe kannten wunderte es niemanden, dass er alles tat, um an was Besseres zu kommen. Er wohnte ihn einem verbeulten, rostigen Fass bei der alten Müllhalde, wo die Menschen jahrelang ihren Abfall abgelegt hatten. Vor einigen Jahren buddelten sie den Dreck aus und transportierten ihn weg – wohl in einen anderen Wald, vermutete Eichhörnchen. Doch eine ganze Menge von dem blieb Kram liegen oder war in der Erde versickert. Wenn es lange warm war, stank die Gegend schlimmer als der Mundgeruch von Rabulan, einem längst verstorbenen Kaninchen mit Karies. Bei den Waldleuten hieß der Ort darum 'Rabulans Atem'. Nach langem Regenfall glänzte das Bächlein in der Nähe in allen Farben des Regenbogens. Tiere, die nachts unterwegs waren, berichteten, dass das Wasser leuchte.

      Knack behauptete, dass Wolfsblut in ihm fließe. Das erzählte er jedem, der es wissen wollte und auch jedem, der es nicht wissen wollte. Merlin meinte, dass es nicht das Wolfsblut sei, das Knack so unausstehlich machte, sondern die Substanzen aus der alten Müllhalde. Er hatte Knack schon geraten, sich einen neuen Fuchsbau zu graben. Knack lehnte den Vorschlag hochnäsig mit der Bemerkung ab, dass sich das mit seiner Wolfsehre nicht vereinbaren lasse.

      Eichhörnchen erreichte den Dachsbau. Die Spuren, denen es gefolgt war, liefen am Bau vorbei. Eichhörnchen schlich um den Findling. Daran angelehnt und gierig im Rucksack wühlend, entdeckte Eichhörnchen den Dachs.

      "Hab dich!"

      Eichhörnchen sprang vor Kuno. Er stieß einen spitzen Schrei aus und ließ den Rucksack fallen.

      "Was fällt dir ein!", donnerte Eichhörnchen.

      Es wusste, dass man diesen Flegel nicht zu Wort kommen lassen durfte. Es galt Druck zu machen und diesen aufrecht zu erhalten.

      "Ich – ich…?"

      "Wer sonst! Warum hast du den Rucksack des Bären geklaut – gib her!"

      "Der braucht ihn doch nicht mehr", verteidigte sich Kuno.

      "Los mach – her damit!"

      Verdutzt schob der Dachs den Rucksack dem zornigen Eichhörnchen zu.

      Eichhörnchen setzte sich auf den zerlumpten Rucksack.

      "Was hast du da raus genommen", bohrte es nach.

      "Nichts – nur…"

      "Was nur!"

      "Da war ein Riegel drin – sonst nichts", wiegelte Kuno ab.

      "Wo ist der Riegel?"

      Kuno grinst und tippte auf seinen Bauch.

      "Fresssack", tadelte Eichhörnchen.

      Es öffnete die Lasche. Kuno hatte mit seiner Wühlerei ein wüstes Durcheinander angerichtet. Eichhörnchen zog eine kleine Holzschachtel und ein Buch heraus.

      "Da ist nichts drin", sagte Kuno, "nur Kram."

      "Kram?"

      "Nichts zum Futtern!"

      Eichhörnchen öffnete die Holzschachtel. In einer Plastiktüte geschützt sah er einen Prospekt, ein zerbrochenes Kunststoffstück und ein zerrissenes Blatt Papier. Der Prospekt war in einer Sprache verfasst, die Eichhörnchen nicht kannte. Auf der Vorderseite waren ein Zelt, einige Tiere und ein Jongleur abgebildet.

      "Vermutlich was mit Zirkus", brummte es.

      Es packte die Plastiktüte in die Holzschachtel zurück und verstaute diese im Rucksack. Böse blickte es Kuno an.

      "Das hättest СКАЧАТЬ