Название: Die Jägerin - Blutrausch (Band 2)
Автор: Nadja Losbohm
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die Jägerin
isbn: 9783738033724
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Der Pater seufzte und setzte sich auf die Bettkante, sah mich aber nicht an. „Du weißt, dass das nicht geht”, begann er, aber ich fiel ihm ins Wort.
„Ich will zu meinem Baby!” Meine Stimme war laut geworden, und die Verzweiflung machte sie schrill.
Aber Pater Michael ließ nicht mit sich reden. Er war unnachgiebig wie ein sturer Ochse! Wie konnte er nur so herzlos sein? Hatte er denn kein bisschen Verlangen danach, seine Tochter zu sehen? Wenn er mir mein Kind nicht geben wollte, würde ich es mir eben holen gehen!
Ich fing an, mit den Beinen die Decke weg zu strampeln und rollte mich zur anderen Seite des Bettes hinüber. Mir wurde schwindelig dabei, aber ich ließ mich davon nicht aufhalten. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stellte mich hin. Alles in dem Raum drehte sich um mich herum, und ich hörte Pater Michaels Stimme hinter mir, die meinen Namen aufgeregt rief. Schwankend setzte ich einen Fuß vor den anderen und bewegte mich vorwärts. Meine Arme streckten sich nach der sich bewegenden Zimmertür aus. Meine Hände fuchtelten wie wild in der Luft herum und griffen nach etwas, was sie so sehr vermissten.
„Du darfst noch nicht aufstehen, Ada. Du musst dich ausruhen! Du bist noch zu schwach”, sagte der Pater und packte mich an den Schultern.
Ich wehrte mich gegen seine Hände, die mich zum Bett zurückziehen wollten. Krampfhaft versuchte ich sie abzuschütteln. Aber er war einfach zu stark, und ich war zu schwach. Ich schluchzte verzweifelt auf. Meine Knie wurden unter mir weich wie Pudding. Dann sackte ich zusammen. Ich landete in Pater Michaels Armen. Auch wenn ich dort jetzt am wenigsten sein wollte, krallte ich mich an ihnen fest. Bettelnd sah ich zu ihm auf. „Bitte, Michael. Bitte lass mich zu meinem Kind ge- .” Meine Stimme brach weg, als mich meine Tränen überwältigten.
„Es tut mir leid, Ada.” Das war alles, was er sagte.
Ich schluchzte laut auf, weil ich verstand, dass sie bereits weggebracht worden war. Und ich fragte mich, wie lange es wohl schon her war, dass man mir meine Tochter weggenommen hatte. Ich vergrub mein Gesicht in dem Stoff seiner Soutane und hielt mich an dem Mann nach Trost suchend fest, der für diesen Schmerz verantwortlich war.
3. Falsche Worte
Ich wusste nicht, wie ich zurück in mein Bett gelangt oder wie viel Zeit vergangen war, seitdem ich versucht hatte, aus meinem Zimmer zu gelangen. Ich hatte das Gefühl für alles verloren und an nichts Interesse. Trauernd lag ich in den Kissen und starrte vor mich hin. Pater Michael hatte mir etwas zu essen auf den Nachttisch gestellt. Auch daran konnte ich mich nicht erinnern, wann er zuletzt hier gewesen war. Doch die Ränder des Käses waren bereits angetrocknet, was mir sagte, dass das Sandwich schon eine ganze Weile dort stehen musste. Mir war aber nicht nach essen. Und auch nicht nach trinken. Alles wonach ich verlangte, war, mein Kind zu sehen. Stattdessen öffnete sich die Tür zu meinem Schlafzimmer, und der Pater trat ein. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, sodass ich nur seine Füße sah und wie sie sich mir näherten. Neben dem Bett blieb er stehen. „Du hast nichts gegessen”, bemerkte er. Am Klang seiner Stimme hörte ich, dass er besorgt war. „Du musst etwas essen”, sagte er fürsorglich.
Ich konnte es nicht ertragen, wie er jetzt zu mir war. Für mich klang es wie Heuchelei, dass er sich nun um mich Sorgen machte. „Ich will zu meinem Baby!”, forderte ich, ohne ihn dabei anzusehen. Ich hörte, wie er tief durchatmete. Verlor er die Geduld mit mir? Gut! Denn dann würde er mich vielleicht doch schon bald zu ihr lassen.
„Es geht nicht, Ada. Du weißt das. Wir haben es so oft besprochen”, sagte er. Meine Augen fingen an zu brennen, als die Tränen aufstiegen. „Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid”, säuselte er, als er sah, dass ich anfing zu weinen.
Alles in mir zog sich zusammen, als hätte mir jemand in den Bauch geboxt, und mein Herz fühlte sich an, als würde es von einer kalten Faust umschlossen. Vor Trauer und Wut verzog sich mein Gesicht. „Lass mich allein!”, brachte ich mit rauer Stimme hervor und schloss die Augen. Ich wollte ihn nicht sehen. Sein Anblick war für mich unerträglich. Er flüsterte meinen Namen und berührte mich an der Schulter. „Fass mich nicht an! Geh weg von mir! Lass mich einfach in Ruhe!”, fuhr ich ihn an. Seine Berührung war für mich entsetzlich, seine Gegenwart zuwider. Als er sich nicht rührte, drehte ich mich auf meine andere Seite und kehrte ihm den Rücken zu. Irgendwie wusste ich aber, dass er mich ansah. Ich spürte seine Blicke so deutlich auf mir, als wären es seine Hände.
„Wieso weist du mich zurück? Ich will dir nichts Böses tun, Ada. Schick mich nicht weg. Nimm doch meine Hand. Sie bietet dir Hilfe und kann dir etwas von meiner Kraft abgeben. Lass mich dir doch helf- ”, begann er zu sagen, hielt dann allerdings inne, weil er sah, wie ich mir eine Hand aufs Ohr legte, damit ich seine falschen Worte nicht hören musste. Sie waren bedeutungslos für mich. Wie Staub. Man holt Luft, stößt sie wieder aus, und der Staub wurde mit ihr weggeweht. Und es war, als hätte es ihn nie gegeben.
Es verging noch ein Moment, dann spürte ich, wie sich unter mir die Matratze bewegte. Er war gegangen.
4. Meine Flucht
Die Uhr auf meinem Nachttisch sagte mir, dass es nachmittags kurz vor halb fünf Uhr war. Unter der Erde ist es schwer einzuschätzen, welche Uhrzeit ist. Oder welchen Tag wir hatten. Ich hatte seit einiger Zeit nichts mehr vom Pater gehört oder gesehen. Als er gegangen war, hatte er den Teller mit dem vertrockneten Käsesandwich mitgenommen, das nun wohl im Mülleimer lag. Wie auch schon die anderen Mahlzeiten, die er mir gebracht hatte. Ich fragte mich, was er gerade tat. Ob er schon eine neue Mahlzeit für mich vorbereitete, die ich letztendlich doch nicht anrühren würde? Oder vielleicht schlief er auch? Müde von meinem Benehmen. Ich hoffte sehr darauf, dass er in seinem Bett lag und mit träumen beschäftigt war. Denn ich hatte mir in den letzten Stunden einen Plan zurechtgelegt, um von hier weg zu gelangen.
Meine Kraft war immer noch nicht in meinen Körper zurückgekehrt. Ich war schwach, und es war mühsam, sich die vernünftigen Klamotten anzuziehen. Es hatte eine ganze Weile gedauert, wobei die Hose am schwierigsten gewesen war. Aber ich hatte es schließlich dennoch gepackt und war bereit, mich auf meine Flucht zu begeben. Eine ganze Zeit lang hatte ich es geschafft, meine Eile zu unterdrücken. Aber jetzt, wo es endlich daran war aufzubrechen, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Hastig lief ich zu meiner Zimmertür. Ich riss sie auf und wollte auf den Gang hinaustreten, als plötzlich Pater Michael vor mir stand und mir den Weg versperrte. Ich war so fassungslos, dass ich ihn nur mit offenem Mund anstarren konnte. Hatte er tatsächlich vor meiner Tür Wache gehalten? Hatte er gewusst, dass ich versuchen würde zu fliehen? War ich wirklich so leicht durchschaubar?
Als ich den ersten Schock verdaut hatte, verschränkte ich die Arme vor der Brust und sah ihn trotzig an. „Lass mich gehen, Michael!”, verlangte ich und versuchte, mich an ihm vorbei zu drängen. Er reagierte schnell und stellte sich mir in den Weg. „Geh beiseite!”, forderte ich ihn auf. Er schüttelte nur den Kopf.
Also schön, wenn er es so haben will! Dieses Mal gab ich mir keine Mühe, um ihn herumzulaufen. Dieses Mal wagte ich einen Frontalangriff. Ich kratzte all meine Kraft zusammen und lief genau in ihn hinein. Unsanft prallte ich von ihm ab und wurde wie ein Gummiball zurückgeworfen. Pater Michael fasste mich an den Schultern und schob mich durch die Tür zurück in mein Zimmer. Schnell packte er die Türklinke und wollte die Tür verschließen. Als ich das sah, lief ich sofort los. Aber ich war zu spät. Ich rüttelte an der Klinke, schlug gegen das Holz und schrie. „Lass mich raus, Michael!” Verzweifelt hämmerte ich gegen die Tür. Ich trat mit den Füßen dagegen. Meine Finger versuchten in den Spalt zwischen Tür und Rahmen zu gelangen, als könnte ich sie dadurch aufhebeln. Aber das Holz blieb unnachgiebig. Kraftlos lehnte ich mich dagegen und СКАЧАТЬ