Gefangen - Unter Wasser und Beton. Frank Hille
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gefangen - Unter Wasser und Beton - Frank Hille страница 7

Название: Gefangen - Unter Wasser und Beton

Автор: Frank Hille

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741868498

isbn:

СКАЧАТЬ der genau auf seinen eigenen eingenordet war. Jedenfalls was Bücher anbetraf.

      „Grüß dich Manfred“ sprach er ihn von hinten an.

      „Hallo Gerd“ Krause drehte sich lächelnd um.

      „Wieder mal auf der Suche nach einem schlaf raubenden Krimi?“

      „Falsch geraten.“

      „Dann was Neues über U-Boote?“

      „Langsam wird’s wärmer.“

      „Na dann, unterirdisch, oberirdisch, in der Luft?“

      „Ersteres.“

      „Verstehe, Bunker?“

      „Treffer.“

      „Die Standardwerke hast du ja schon, muss ja diesmal was Spezielles sein“

      „Genau.“

      Er gab ihm den Zettel mit der ISBN Nummer.

      Krause sah im Computer nach und feixte.

      „Mh, das habe ich nicht da. Ist ja wirklich was speziell Regionales. Sieht sehr nach Heimatforscher aus. Ha, da hat einer paar alte Opas und Omas befragt und die haben sich wichtig gemacht und ihm die Taschen gefüllt und paar Pfennige dafür bekommen. Humbug. Gibt sicher nicht viel her. Aber ich besorg‘ es dir gern. Wann brauchst du es?“

      „Heute Abend.“

      „Das ist nicht dein Ernst. Selbst in der heutigen Zeit dauert das mindestens zwei Tage. Ich kann nicht zaubern.“

      „Das kannst du, Manfred. Ist mir ein Essen beim Italiener wert.“

      „Du sturer Bock, na gut, ich telefonier mal bisschen rum.“

      „Geht doch, ich muss jetzt noch einkaufen. Ruf mich an, wenn du was weißt.“

      Er verließ die Buchhandlung und sah Krause zum Telefon greifen. Guter Junge, ich weiß, dass ich das Heft heute noch haben werde. Im Markt packte er den Einkaufwagen voll, bezahlte und lud die Einkäufe in das Auto ein. Er fuhr Richtung Wohnung. Gerade als er in die Tiefgarage einbiegen wollte klingelte sein Handy.

      „Gerd, du kannst dir das Heft bei „Ullis Buchladen“ abholen. Liegt in Fürstenwalde. Breite Straße 26.“

      „Du, es ist jetzt gleich 19 Uhr. Der hat doch längst zu.“

      „Hat er. Aber er wohnt im gleichen Haus. Und der liest Tag und Nacht. Kannst klingeln. Bisschen wunderlich ist er allerdings. Nicht gefährlich, aber ein Spinner. Lass‘ dich überraschen.“

      Er lachte schallend und hatte aufgelegt.

      Na denn, ich will es heute haben. Gib‘ dem Octavia die Sporen. Eine Stunde hin, eine zurück. 10 Minuten bei Ulli. Bin ich halb zehn zu Hause. Gott sei Dank gibt es Navis.

      Kurz nach 20 Uhr parkte er vor „Ullis Buchladen“. Das Haus hatte schon bessere Zeiten gesehen. Der Putz bröckelte, von Farbe war nichts mehr zu sehen, alles grau. Eine schmale Treppe führte zum Eingang. Im Schaufenster lagen lieblos hingeworfen einige Bücher. Na ja, nicht so fein wie bei THALIA dachte er sich. Aber gute Titel, das sah er auf den ersten Blick. Dazu schien es noch in Fürstenwalde üblich, alle möglichen Plakate genau auf diese Schaufensterscheibe zu kleben. Fragmente davon waren überall zu sehen und zeugten von Ullis vergeblichem Kampf, der Plage Herr zu werden. Allerdings musste man auch den Eindruck haben, dass das Entfernen eher halbherzig erfolgt war. Hat wahrscheinlich andere Dinge im Kopf.

      Der Hauseingang war um die Ecke. Scheiße, ich habe Manfred gar nicht gefragt wie Ulli mit Nachnamen heißt. Vier Möglichkeiten blieben: Beyer, Wuttke, Kesselmann und Fischer. Die Klingelanlage sah recht ramponiert aus. Drei demolierte Briefkästen ohne Namensschild hingen windschief an der Wand. Er klingelte Manfred an, der nahm nicht ab. Das kann ja jetzt eine peinliche Veranstaltung werden dachte er. Welcher Name könnte am besten zu Ulli oder Ullrich passen? Ich nehme Fischer. Er drückte den Klingelknopf.

      „Wer schellt da an meiner Tür?“

      Glück gehabt.

      „Guten Abend, ich möchte zum Inhaber von Ullis Buchladen. Ich komme auf Empfehlung von Manfred.“

      „Du bist richtig, mein Freund, es wird dir aufgetan.“

      Der Türöffner summte.

      Das Treppenhaus konnte es mit der Fassade locker aufnehmen. Nein, es übertraf die Fassade locker. Eine müde Funzel, wahrscheinlich noch aus Kaisers Zeiten, gab spärlich Licht ab.

      Die Wände ließen das Mauerwerk blicken, das Treppengeländer fehlte teilweise, es roch eigenartig. Irgendeine Mischung aus Pisse, Zigarrenrauch und etwas Undefinierbarem. Er spürte seinen Magen rebellieren, aber nach einem Moment war es vorbei. Aufwärts, spornte er sich an. Der alte Treppenfußboden knarrte vernehmlich bei jedem Schritt und schien jeden Moment einzubrechen zu wollen. Oben auf dem Absatz blickte ihm ein Rottweiler tief in die Augen. Verdammter Mist, worauf habe ich mich eingelassen und sofort abhauen war sein Gedanke. Gleichzeitig wusste er, dass der Hund ihn eher packen würde als er zwei Stufen weit gekommen war. Etwas Feuchtes sammelte sich in seiner Unterhose und Panik nahm von ihm Besitz.

      „Komm zu Vati, du böses Getier“ dröhnte ein Bass durch das Haus und Schritte näherten sich.

      „Der will nämlich nicht spielen, hahaha. Na los, komm‘. Du bist gemeint, nicht der Hund.“

      Gott steh mir bei sagte er sich verzweifelt. Und betrat den Absatz. Der Hund lag zu Füßen eines bulligen Mannes von vielleicht zwei Meter Größe und geschätzten 150 Kilo. Er hatte ein offenes, wenngleich verwüstetes Gesicht, in dem zwei blaue Augen dominierten, die ihn jetzt durchdringend ansahen. Die Nase war klobig und mit Pockennarben übersäht, das Haar, schon silbrig, fiel ihm bis auf die Schultern. Sein Alter war schwer zu schätzen, zwischen vierzig und sechzig war alles möglich. Er trug eine vergammelte Jogginghose und ein verwaschenes Hemd, dessen ehemalige Farbe nicht mehr zu bestimmen war. So ins Graue gehend. Oder so schmutzig. Darüber noch eine Fellweste. Plötzlich begann es zu jucken. Überall. Spinn‘ nicht rum, raunte er sich zu. Das kann gar nicht sein. Du bist jeden Tag unter der Dusche.

      „Tritt doch näher, junger Freund“ donnerte es durch das Treppenhaus. „Zerberus ist ganz friedlich. Schon mal von dem gehört?“

      „Klar“ stammelte er.

      „Der Höllenhund.“

      „Gut“ kam die Antwort „du scheinst mir von hoher Bildung zu sein. So was findet man heute bei dieser laschen und verdorbenen Jugend nicht mehr oft. Konntest du akademische Weihen erlangen?“

      „Ja“ presste er heraus.

      „Warum so schüchtern? Schämst du dich deiner Bildung? Sie ist ein Privileg derer, die es sich verdienen. Man muss etwas erwerben. Verstehst du: erwerben. Du sorgst für dich selbst. Nicht dem Staat auf der Tasche liegen. Wie faule und plagende Tiere, die anderen etwas sauer Erarbeitetes nehmen. Wie sagt Joel in der Bibel zu Heuschrecken: sie sind ein Schaden. Oder Jesus: sie sind gefräßig. Die Apokalypse wird kommen, wenn wir uns nicht besinnen und alle zu Egoisten werden. Verzicht heißt das Ziel. Verzicht auf das, was entbehrlich СКАЧАТЬ