Malleus Proletarum - Der Proletenhammer. Marcello Dallapiccola
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Malleus Proletarum - Der Proletenhammer - Marcello Dallapiccola страница 49

Название: Malleus Proletarum - Der Proletenhammer

Автор: Marcello Dallapiccola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844250473

isbn:

СКАЧАТЬ ich heiße übrigens Donna und studiere Sozialarbeit. Nebenher tanze ich aber auch noch in einer Square-Dance-Gruppe, und die meisten Leute von der Gruppe treffen sich immer hier…”

      „Square Dance?”, erkundigte sich Garstmuth. Vor seinem geistigen Auge erschien Donna, nur in einer Leder-Korsage, wie sie sich um eine Stange räkelte.

      „Kennst du nicht? Das ist ein Westerntanz, ein Gruppentanz – und das hier…”, sie deutete auf ihr Kleid, „ist das traditionelle Kleid, das die Ladies dazu tragen. Ich finde das Kleid aber so angenehm, dass ich es eigentlich sowieso fast immer trage, wenn ich ausgehe…”, salbaderte Donna weiter, während das tolle Bild vor Garstmuths innerem Auge wie eine Seifenblase zerplazte.

      Frasther drückte seinen Tschick aus und blendete das Geseiere der Kleinen, die jetzt munter weiter Garstmuth zutextete, einfach aus. Er ergriff sein Bier, nahm einen köstlichen, großen Schluck und ließ dann seinen Blick ein wenig durch das Lokal schweifen.

      Der Billardtisch zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Partie Billard wäre jetzt nicht schlecht, überlegte er sich. Doch dann erspähte er in einem Winkel einen Tischfußballkasten, an dem ein paar jugendliche Burschen rumlümmelten; vier, die spielten und einer der zusah. Er erhob sich von seinem Barhocker und steuerte breitspurig auf den Kasten zu. Wie eine antike Statue stellte er sich daneben und sah den vier Kerlchen beim Kicken zu. Könner, das sah man auf den ersten Blick. Er beobachtete noch zwei Bälle lang genau die einzelnen Aktionen – Könner, aber keine Profis, grinste er hämisch in sich hinein.

      „He, du!”, blaffte er den einen Kerl an, der ihm gegenüber am Tisch stand und ebenfalls beim kickern zusah.

      Das Bürschchen, ein dünner, blasser Knabe in viel zu weitem Peruanerpulli und mit einer dieser doofen Rasta-Wollmützen über dem halblangen, unfrisierten Wuschelhaar, blickte mit großen fragenden Augen zu ihm auf.

      „Kannst du des da?”, Frasther deutete auf den Tisch. Das Bürsch' nickte stumm, keine Regung im Milchgesichtchen.

      Mit dramatischer Geste knallte Frasther eine Münze auf die Tischplatte. „Wir fordern!”

      Vier Augenpaare richteten sich unisono auf ihn, um dann sogleich wieder zum Spiel zurückzukehren. Es stand fünf zu vier für den kleinen fetten Skater und seinen ziemlich bekifft wirkenden Hungerturm von Kumpel; die beiden spielten gegen einen ebenfalls äußerst eingerauchten Rothaarigen und dessen Kumpel, der als einziger der fünf wie jeder normale Mensch Jeans und ein Hemd trug. Vor allem gefiel Frasther seine Kappe mit dem Abzeichen eines englischen Fußballvereins, der für seine prügelnden Hooliganhorden berühmt war.

      Er steckte sich eine Kippe an und wartete gespannt auf den Ausgang des Spieles; der Rothaarige knallte aus der Verteidigung heraus den Ausgleich rein, doch dann, nach ewigem Geplänkel im Mittelfeld, bekam der kleine fette Skater den Ball ruhig in Abdrückposition und nutzte seine Chance.

      Frasther machte sich sofort an den beiden Hebeln für Mittelfeld und Angriff zu schaffen.

      „Äh, soll ich nicht lieber vorn spielen? Ich bin hinten nicht so gut…”, meldete sich sein junger Mitspieler nun erstmals zu Wort.

      „Du bringst mir nur die Bälle nach vorn, den Rest mach’ ich dann schon”, beruhigte Frasther ihn.

      Das Bürsch' blickte ihn zweifelnd an und nahm zögerlich die Hebel für Torwart und Abwehr in die Griffel.

      „Ohne Mitte, eh klar”, sagte der kleine fette Skater und blickte zu Frasther hoch, während er den ersten Ball hochbugsierte.

      „Was, ohne Mitte?”, fragte Frasther verblüfft. Er kannte natürlich diese bescheuerte neumodische Regel, wonach man mit dem Mittefeld nicht direkt aufs Tor abziehen durfte, doch er hätte sich nie gedacht, dass diese hoffnungsvollen Jungspieler hier nach dieser spielverderberischen Regel spielen würden.

      „Das ist ja langweilig dann…”, wandte der kleine fette Skater ein.

      „Was glaubst du, wozu diese fünf in der Mitte da sind, Kerl?” Frasther gestikulierte wild in Richtung Mittelfeld. „Na, sicher zum Abziehen, wie alle anderen auch! Man schießt ja auch mit dem Goalie und der Abwehr seine Tore, oder etwa nicht? Wie’s halt im richtigen Fußball auch so ist”, erklärte er laut genug, dass das auch ja alle mitkriegten.

      „Aber dann kann einer, wenn’s blöd läuft, mal ein paar Tore hintereinander mit einem einzigen Schuss machen…”, ließ der kleine fette Skater nicht locker.

      „Hör mal, wir spielen hier MIT MITTE, ist das klar? Wenn’s dir nicht passt, kannst du ja deinen Platz für einen der anderen hier freimachen, der damit nicht so’n Problem hat, hast' mich*?!”, wurde Frasther noch um eine Spur lauter. Seine Halsadern schwollen ganz leicht an.

      Das Spiel begann und schon nach den ersten beiden Bällen zeigte sich, dass die vielen tausend Trainingsstunden mehr, die er auf dem Buckel hatte, schwer zu Frasthers Vorteil waren. Er spielte elegant mit der Mitte zum Angriff, nur um den Rotzaffen zu zeigen, dass er das sehr wohl auch konnte, wenn er wollte. Dann legte er sich die Kugel vor und zog ab, noch bevor der gegnerische Torwart reagieren konnte. Den dritten Ball versenkte der kleine fette Skater, ohne mit der Wimper zu zucken, gleich nach dem Einwurf aus der Mitte heraus. Frasther revanchierte sich sofort auf die gleiche Art und Weise und ließ ein dröhnendes „Hö-hö-höö” ertönen. Minuten später war die Sache geritzt und Frasther und sein Mitspieler hatten neun zu zwei gewonnen.

      „Seitenwechsel!”, skandierte der kleine, fette Skater und legte eine Kröte auf die Tischplatte.

      „Von mir aus”, brummte Frasther.

      Diesmal dauerte das Spiel um einen gerauchten Tschick länger, doch das Ergebnis war fast dasselbe – Team Frasther gewann mit acht zu drei. Frasther führte das darauf zurück, dass es ihm gegen diese Gegner keinen rechten Spaß machte – seine spielerischen Fähigkeiten waren denen der Jungs einfach zu überlegen. Darum überließ er die Bürschchen auch wieder ihrem Schicksal, obwohl sie ihn beinahe anflehten um ein weiteres Spiel.

      „Übt noch ‘n paar Jahre, dann spielen wir wieder mal”, brummelte er und ließ sie stehen. Mit dem Bier in der Hand stakste er durch das Lokal; aus den Augenwinkeln heraus erspähte er kurz Garstmuth, dem von dieser Kleinen immer noch das Ohr abgekaut wurde. Naja, so wie die beiden inzwischen grinsten, würde sie ihm heute sicher auch noch was anderes abkauen. Er stellte sich am Flipperkasten auf, parkte sein Bier auf der dafür vorgesehenen Ablage und begann, ein wenig herumzuflippern.

      Eine Viertelstunde und einige investierte Kröten später war er fuchsteufelswild; dieser Mistkasten hatte einige kaputte Federn, was das Spielen nicht gerade leichter machte – und Frasther war sowieso nicht gerade der beste Verlierer. Mit einem mächtigen Tritt brachte er das Ding zum tilten und schwor sich zum x-ten Mal in seinem Leben, nie wieder Kohle in so einen Dreckskasten reinzustecken. Schnaubend ergriff er sein Bier und leerte es mit einem großen Schluck. Dann drehte er um und latschte zur Bar hinüber, um Nachschub zu holen. Garstmuth war verschwunden.

      Gut, überlegte er, dann ist er mit der Kleinen auf das Scheißhaus, das heißt, dass wir sie nachher nicht mitschleppen müssen. Ein Vorteil.

      Inzwischen hatte der DJ auf Rainbow umgeschaltet, „Man on the silver mountain” dröhnte durch die Bude. Er steckte sich einen Tschick an und blies eine dicke Rauchwolke in das schummrige Barlicht. Der viele Alkohol, den er heute bereits wieder zu sich genommen hatte, versetzte ihn nun in einen angenehm benebelten Zustand; gemütlich an der Bar hängend, kam er ins Grübeln und dachte an den nächsten Tag.

      Den СКАЧАТЬ