Der Pferdestricker. Thomas Hölscher
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Название: Der Pferdestricker

Автор: Thomas Hölscher

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750219397

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СКАЧАТЬ sollte ich das tun?

      Hast du auch Inga entführt?

      Inga! Der jüngere Mann schüttelte ärgerlich den Kopf. Inga Weber! Wer ist denn das? Und warum sollte ich so etwas tun?

      Weil Westermann sonst ebenso wenig hierher gekommen wäre wie ich.

      Der junge Mann lachte kurz. Doch, zumindest Sie wären hierher gekommen, wenn ich Ihnen nur gesagt hätte, dass er auch hier ist.

      Wer?

      Ihr Gott. Er lachte leise. Oder besser einer Ihrer vielen Götter.

      Lächerlich!, sagte der ältere und seine Stimme klang verächtlich. Ich bin hier, weil du auch Christiane in deine Gewalt gebracht hast. Für kein Geld der Welt wäre ich ansonsten irgendwo hingegangen, wenn ich nur geahnt hätte, dass du dort auch bist.

      Zum ersten Mal wandte der junge Mann seinen Blick wieder dem älteren zu. Und warum nicht?

      Der ältere Mann sagte nichts.

      Warum nicht, habe ich gefragt. Die Stimme des jüngeren Mannes hatte nun einen nicht mehr zu überhörenden bedrohlichen Ton angenommen.

      Du weißt es doch selber, also wozu soll ich es dir auch noch sagen?

      Weil ich es hören will. Die Augen des jüngeren Mannes waren nun unentwegt auf den älteren gerichtet, bis der von sich aus dem Blick des anderen mit einer arroganten Mimik auswich.

      Blitzschnell hatte der jüngere Mann mit der linken Hand eine neben ihm liegende Gerte gefasst und sie dem älteren mit voller Wucht quer über das Gesicht geschlagen. Weil Sie mich für ein Schwein halten, darum, schrie der junge Mann. Für ein verrücktes, perverses Schwein. So ist es doch?

      Der ältere Mann hatte die Möglichkeit, die Hände schützend vor sein Gesicht zu nehmen, schon wegen der hinter seinem Rücken zusammengebundenen Hände nicht gehabt. Aber ganz offensichtlich hatte er mit einer solchen Reaktion auch überhaupt nicht gerechnet. Über die rechte Gesichtshälfte zog sich nun ein immer dunkler werdender roter Streifen, die Oberlippe war aufgeplatzt und blutete auf das weiße Fußballtrikot.

      So ist es doch?, rief der jüngere Mann noch einmal außer sich vor Wut und sah den älteren erwartungsvoll an.

      Der schüttelte nur langsam den Kopf. Nein, sagte der schließlich leise. So ist es nicht.

      Sekundenlang noch fixierten die Blicke des jüngeren den anderen Mann, bis sich seine Gesichtszüge urplötzlich aufhellten und er mit der Gerte auf das Gesicht des älteren Mannes deutete. So ein Schmiss im Gesicht steht Ihnen übrigens richtig gut, sagte er schließlich. Macht Sie männlich. Er lachte kurz. Noch männlicher.

      Es war eine Zeit lang still, und als sei ihm diese Stille schließlich zu peinlich geworden, sagte der jüngere plötzlich: Eigentlich müssten Sie mich doch fragen, warum ich ausgerechnet Sie ausgesucht habe.

      Ich frage es mich aber nicht.

      Doch, natürlich haben Sie es sich schon häufig gefragt. Das letzte Mal haben Sie es sich in der Wohnung Ihres Freundes Sundermann gefragt. Ich weiß es doch.

      Man sollte sich schämen, wenn man fremde Menschen in deren Wohnung abhört.

      Einen Augenblick lang schien der jüngere Mann diese Bemerkung des älteren nicht einordnen zu können; dann ging er darauf mit keinem Wort ein. Es war wegen Milewski, sagte er stattdessen schließlich. Milewski hat mir alles über Sie erzählt.

      Ich wüsste nicht, was Milewski dir über mich erzählt haben sollte.

      Ach nein? Der jüngere Mann grinste breit.

      Nein.

      Dass Sie sogar seine Scheiße gefressen hätten, wenn er es verlangt hätte, das hat er mir erzählt.

      Der ältere Mann schüttelte den Kopf, als habe ihn die Geschmacklosigkeit der Bemerkung des jüngeren schockiert. Ich habe noch nie Scheiße gefressen, und Gottseidank ist auch Volker Milewski nie so weit gesunken, etwas Derartiges von mir zu verlangen.

      Wirklich nicht?, fragte der jüngere Mann höhnisch.

      Nein, wirklich nicht.

      Abrupt stand der jüngere Mann auf. Na gut, sagte er und wandte sich an den riesigen Kerl. Komm her!, rief er. Dann richtete er die Pistole auf den älteren Mann. Und Sie stehen auf!

      Der Mann auf dem Pferd trieb das Tier vorsichtig aus dem Wasser und hielt es keine zwei Meter von den anderen beiden Männern entfernt an. Die ganze Zeit hielt der jüngere Mann dabei die Pistole auf ihn gerichtet. Es sieht wahnsinnig aus, sagte er leise. Ganz einfach wahnsinnig.

      Es ist widerlich, sagte der ältere Mann und wandte den Blick ab.

      Warum denn das?

      Es ist entwürdigend, einen anderen Menschen zu so etwas zu zwingen.

      Hatte der nackte Mann bisher wie versteinert auf dem kleinen Tier gesessen, als sei er nicht mehr als eine notwendige Requisite in einem Theaterstück, so war nun deutlich zu sehen, dass sein Gesicht vor Scham rot wurde, ein uralter Reflex, der sich jeder bewussten Kontrolle entzog.

      Entwürdigend!, wiederholte der junge Mann und gab seiner Stimme einen übertrieben empörten Klang. Und zu gar nichts muss man diesen Körper zwingen. Der will das, der genießt das doch.

      Es ist einfach entwürdigend, wiederholte der ältere entschieden und wandte erneut den Blick ab.

      Mit der Gerte berührte der jüngere Mann das Kinn des älteren. Sie sollen ihn ansehen.

      Wozu das?

      Weil ich es so will. Erst als der ältere den Blick wieder dem Mann auf dem Tier zugewandt hatte, fuhr der jüngere fort. Man kann es doch sehen. Dieses Vieh ist zu nichts anderem erschaffen als dazu, von diesem Körper beherrscht zu werden. Und dieser Körper ... Er berührte mit der Gerte das Knie des nackten Mannes und fuhr langsam über dessen Oberschenkel nach oben, als müsse er dem anderen ganz genau zeigen, was dieser zu beobachten hatte, ohne selber genau zu wissen, was das eigentlich war. Dieser Körper ist zu nichts anderem da als dazu, diese armselige Kreatur zu beherrschen. Alle armseligen Kreaturen. Man kann es doch sehn! Schau doch genau hin!

      Was soll ich sehen?

      So und nicht anders ist die Welt. Brutal und genial.

      Die Welt kann man verändern.

      Einen Augenblick lang sah der jüngere den älteren Mann an, als habe der gerade allen Ernstes etwas Ungeheuerliches behauptet, das jeder Vorstellung des gesunden Menschenverstandes zuwiderlief. Vielleicht kann man das, räumte er schließlich ein, wir tun es ja andauernd, aber das kann man doch gar nicht wollen.

      Man muss es sogar.

      Warum denn?

      Zum Beispiel weil dieser Körper Stefan Westermann heißt und in keiner Weise da ist für Dinge, zu denen du ihn zwingst.

      Der jüngere Mann schien einen Augenblick irritiert, dann lachte er kurz. Und wie über die Naivität seines Gegenüber amüsiert schüttelte er schließlich den Kopf. Ich habe Ihnen doch СКАЧАТЬ