Der Engel mit den blutigen Händen. D. Bess Unger
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Название: Der Engel mit den blutigen Händen

Автор: D. Bess Unger

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741882692

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СКАЧАТЬ auch ruckzuck gefunden. Dabei war dieser Affe zehn Jahre jünger als Atridi! Doch der Glanz des Reichtums, in dem er sich in der Folge würde sonnen können, verdeckte schätzungsweise die Schattenseiten ihres alternden Körpers.

      »Atridi«, hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter gefleht, »kann ich vorerst bei dir einziehen? In deinem Haus ist Platz genug.« Diese Person hatte die Frechheit besessen, sie kühl zurückzuweisen! »Leider, es geht nicht«, hatte sie gesäuselt und selig vor sich hingelächelt. »Du weist, Alexis will bei mir einziehen, diese Woche noch. Frische Liebe verlangt nach intimer Zweisamkeit.«

      »Atridi, hast du von Männern mittlerweile nicht genug? Wir gehen jetzt auf die Fünfzig zu! Mit wie vielen Kerlen haben wir denn in den letzten dreißig Jahren geschlafen?! Und, was war daran so berauschend? Die wollen doch immer nur auf die Schnelle in uns abspritzen und anschließend sind wir uninteressant. Siehst du das etwa anders?«

      »Mit einigen Männern fand ich es schön. Ach, die jugendlichen Liebhaber, für die habe ich eine Schwäche! Muskulös, schlanke Hüften, ein knackiger Po, dafür schwärme ich.«

      »So? Und warum hast du an immer an meinem Körper herumgespielt?«

      »Ach Athina! Mit unseren lesbischen Spielchen haben wir nur die anwesenden Männer scharfmachen wollen. Auf uns! Das war nicht ernsthaft gemeint. Und nebenbei, ohne die anregenden Liebescocktails, die du gemixt hast, hätte ich dich niemals angerührt. Igitt, ich bin doch keine Lesbe! Mein Gott, Athina, werde endlich erwachsen und selbstständig! Hänge nicht ständig an meinem Rockzipfel! Such dir einen Mann und verkaufe deine Pülverchen und Liebestränke an deine auserwählte zahlreiche Kundschaft. Verstehe doch, ich habe Torschlusspanik! Alexis wirkt noch jungenhaft, ist scharf auf mich. Diese Chance werde ich mir nicht entgehen lassen, da kannst du reden, was du willst.«

      Das war es gewesen mit der langjährigen Freundschaft. ’Jemand müsste den Papalukas einen Denkzettel verpassen.’

      Es klopfte an der Haustür. »Ach, das wird die liebestolle Kalliopi sein, die sich telefonisch angemeldet hat«, stöhnte Athina. »Ihr Partner ist ihr weggelaufen und jetzt will sie ihn zurückhaben.«

      Ihre Laune verbesserte sich, Liebeszauber waren für sie eine leichte Übung, verbrauchten nur eine geringe Menge magischer Energie und brachten eine erkleckliche Summe ein. Freilich waren in letzter Zeit Kunden rarer geworden, moderne Frauen setzten immer mehr auf greek-date.gr, der beliebten Partnervermittlung im Internet.

      Kalliopi war verwirrt. Hier sollte die brandneue Wohnung der Weisen Frau sein? Sie zog einen Zettel aus der Tasche. Es stimmte, Kiriazis 21. Verwilderter Garten, Flachbau, beschmierte Wände, vergitterte Fenster, alles heruntergekommen. Auch die Haustür machte einen desolaten Eindruck, die Schrauben der Klingel waren herausgedreht, sie hing an zwei dünnen Stromkabeln herab. Schüchtern klopfte sie. »Blöde Idee«, schalt sie sich. Schon bedauerte sie, geklopft zu haben.

      Eine Minute verging, endlich näherten sich Schritte und die Tür öffnete sich.

      »Kalliopi? Schön, dass du gekommen bist! Komm rein, komm rein!«

      Die Frau passte nicht in dieses düstere Umfeld. Schlanke Gestalt, faltenloses Gesicht, dunkle Lidschatten mit feingezogenem Lidstrich, tomatenroten Lippen, blond gelockte Haare, marinefarbenes Kleid mit Pailletten. Seltsam wirkten ihre komischen Kurzfingerhandschuhe. ›Vielleicht der Altersflecken wegen‹, dachte Kalliopi. ›Man sagt, sie soll bereits über vierzig Jahre alt sein. Eigentlich kaum zu glauben.‹

      Athina hatte die verwirrte Miene der Kundin bezüglich ihrer Wohnung richtig gedeutet. »Das alles hier ist ein Provisorium.« Sie machte ein umgreifende Gebärde. »Auf die Handwerker ist kein Verlass, erscheinen nicht.« Ohne Umschweife packte sie Kalliopis Handgelenk und zog sie in die Küche. »Was kann ich für dich tun, Kleines?«

      Unaufgeräumt, verwohntes Mobiliar, in der Ecke ein verschmutzter Gasherd, von der grauen Decke mit gelblichen Rändern getrockneten Wassers hing ein nackte Glühbirne, der Kunststoffboden war rissig, die Fenster starrten vor Staub. ›Verdammter Mist, was mache ich hier‹, fluchte Kalliopi. ›Nie im Leben bekomme ich hier Hilfe.‹ Verschämt sagte sie »Ich komme wegen meinem Partner.«

      »Ich weiß, ich weiß«, lächelte ihr Gegenüber. »Er hat dich verlassen. Lass mich raten, nicht wegen einer Jüngeren, nein, wegen einer Älteren, weil er scharf auf ihr vieles Geld ist. Aus diesem Grund hat er dir Wohnung und Auto überlassen. Habe ich recht?«

      ›Woher weiß die Frau das? Das habe ich nicht am Telefon erzählt. Oder etwa doch?‹ Ihre Zuversicht, hier Rettung zu finden, wuchs etwas. »Ja, mein Alexis hat sich einer ältlichen reichen Schlampe zugewendet. Die geht auf die Fünfzig zu! Was kann die ihm im Bett schon bieten! Der elende Kerl! Ich will ihn zurück!« Kalliopi hatte sich in Rage geredet. Sie warf Athina einen bittenden Blick zu. »Sie können mir doch helfen?«

      Das Herz der Magierin machte einen Hüpfer, als der Name ’Alexis’ fiel. ›Schau, schau, wie klein die Welt ist‹, dachte sie. »Kein Problem, mein Kind, bei deinem Aussehen wird das ein Kinderspiel. In einer Woche wird dein Alexis auf Knien zurückgekrochen kommen.« Prüfend taxierte sie Kalliopis Körper von Kopf bis Fuß: Mitte zwanzig, annehmbares Gesicht, üppige Formen genau dort, wo sie hingehörten, der ideale Körper für einen Mann in den Vierzigern. »Du hättest ihm ein Kind schenken sollen! Das hätte ihn an dich gebunden. Mit Sicherheit sehnt er sich nach einer Tochter.«

      Kalliopi lächelte bitter. »Es hat nicht sollen sein. Ich wollte es, er auch, aber der Doktor hat gesagt, dass ich keine Kinder bekommen könne.«

      Athina machte eine abfällige Geste. »Die Pfuscher haben von den Künsten einer Kräuterfrau meines Formats nicht die geringste Ahnung. Lass mich nur machen. Du hast, wie am Telefon besprochen, ein Haar von deinem Geliebten dabei?« Sie nahm einen durchsichtigen Plastikbeutel entgegen, hielt ihn gegen das Licht. »In Ordnung, das reicht. Nebenbei bemerkt, hat Alexis noch Sachen bei dir herumliegen?«

      «Ja, seinen Lieblingsanzug. Heute Nachmittag will er ihn abholen.« Sie wischte sich über die feucht gewordenen Augen.

      Aus dem Küchenschrank holte die Magierin ein Schröpfglas und einen goldenen Becher, füllte ihn zur Hälfte mit Keuschlamm-Tinktur und fischte das Haar von Alexis aus dem Beutel. »Zwei Haare können das Schicksal eines Menschen bestimmen«, erklärte sie und riss Kalliopi ohne Vorwarnung ein Haar aus. Sie ging zur Feuerstelle, erhitzte in einem Schmelztiegel rotes Wachs, goss die Tinktur mit den beiden Haaren hinein und rührte die zähe Masse sorgfältig entgegen dem Uhrzeigersinn um. Sie nahm den Tiegel vom Feuer und wartete, bis die Masse sich abgekühlt hatte.

      Athina gab ihr die Form eines Talers, in den sie einen fünfzackigen Stern hinein ritzte, sowie oben und unten jeweils ein Auge. »Den Talisman nähst du in das Futter seines Anzugs«, befahl sie. »Wenn Alexis ihn anzieht, wird er zu dir zurückkehren. Für für alle Zeiten.«

      »Das ist alles?« Kalliopi war skeptisch. »Wir müssen keinen Liebestrank aus Kräutern einnehmen? Mit einem Tropfen Blut von uns beiden?«

      »Wozu soll das nützen?« Die naiven Menschen! »Vertraue mir, alles paletti! So, jetzt zu deiner zukünftigen Tochter.« Athina dehnte sich wohlig, die Sache begann ihr Spaß zu machen. ›Wenn Alexis zu seiner Verflossenen zurückkehrt, wird das Atridis Selbstbewusstsein gehörig ankratzen. Bekommt die vermeintlich Unfruchtbare des Weiteren ruckzuck eine Tochter, gibt ihr das den Rest. Das ist mir die Verschwendung von Sternenstaub wert.‹

      Von einem Ikonenschrein holte Athina eine silberne Dose und entnahm ihr einen geschliffenen, seltsam geformten Rosenquarz, den Fruchtbarkeitsstein. Er glich einer hochschwangeren Frau, war durchscheinend und hatte im Inneren rosafarbene СКАЧАТЬ