Sichelland. Christine Boy
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Название: Sichelland

Автор: Christine Boy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844242553

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СКАЧАТЬ fragte Horem und reckte den Hals, um nach dem Rest der Gruppe zu sehen.

      „Die anderen kommen gleich.“ Dann senkte Sham die Stimme. „Also, wenn ich ehrlich sein soll... Sie ist heute unausstehlich. Und ich bin ja wirklich einiges von ihr gewohnt.“

      „Sei vorsichtig. Sie hat Ohren wie ein Luchs.“

      „Wird noch etwas dauern, bis sie da sind. Sie hat mich vorgeschickt um nachzusehen, ob du wartest oder ob du schon in Richtung Thau unterwegs bist.“

      „Also bleibt es dabei? Wir reiten direkt zum Ben-Apu hinüber?“

      „Sieht so aus. Wir sollen aber trotzdem noch nicht weiter, sondern an der Kreuzung bleiben.“

      Horem stöhnte.

      „Wäre ja auch zu schön gewesen. Bin ihr wohl bis jetzt zu gut weggekommen.“

      Sham zuckte die Achseln.

      „Na, sonst hat sie nichts gesagt. Außerdem hat sie ja 'nen anderen Sündenbock.“

      „Was meinst du?“

      „Rahor. Der kriegt's ständig ab. Mal reitet er zu dicht auf, dann ist der Abstand wieder zu groß, dann unterhält er sich zu laut mit uns oder sie hackt auf anderen Kleinigkeiten herum. Kann einem echt leid tun, der Arme.“

      „Was hat er denn angestellt? Sie hat es doch sonst nicht so auf ihn abgesehen...“

      „Da fragst du den falschen. Gestern haben sie sich ja noch richtig gut verstanden, ich war ganz überrascht.“

      „Das war's wohl.“ spekulierte Horem. „Mensch, der müsste doch wissen, dass er sich nicht so an sie 'ranmachen darf. Sowas rächt sich immer sofort.“

      „Er hat sich doch nicht an sie 'rangemacht!“ verteidigte Sham-Yu seinen besten Freund. „Sie haben sich nur unterhalten. Mensch, Horem, die kennen sich seit Jahren, Rahor weiß schon, wie weit er bei ihr gehen darf. Na, hoffentlich beruhigt sie sich bald wieder. Wenn sie nicht grade Rahor 'runtermacht, gibt sie sowieso keinen Ton von sich. Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich ihr Blaubuschblätter anbieten soll, die sollen ja gegen Kopfschmerzen helfen. Hab noch ein paar übrig.“

      „Mach das lieber nicht. Sonst wirst du sie auch nie mehr brauchen, weil sie dir dann deinen Kopf gleich ganz abreißt.“

      Sham-Yu grinste.

      „Auch wieder wahr. Warum hat sie gestern auch so übertrieben? Muss ja ein ganz besonderer Leckerbissen gewesen sein, dieser Typ, den sie aufgeschlitzt hat. Sie hat ja immer Spaß an sowas, aber der gestern... meine Güte, ich dachte schon, es wäre Iandal oder so. Nee, war's natürlich nicht, aber so, wie sie losgelegt hat, glaub ich nicht, dass man das noch überbieten kann.“

      „Keine Ahnung, wer das war. Wohl ein 'alter Bekannter', wenn man so will. Vielleicht war er damals bei Saton dabei. Ich geb' dir nur den Rat, sie nicht danach zu fragen.“

      „Bin ich lebensmüde?“ prustete Sham. „Weißt du, eigentlich mag ich es ja, wenn sie so flucht. Solange ich nicht der Leidtragende bin. Ist mir lieber, als so ein Langweiler wie Talmir. Aber so wie jetzt - Na, das ist dann doch zuviel des Guten.“

      „Kannst du laut sagen. Oder besser nicht. Gibt’s denn nichts, was ihre Stimmung ein bisschen hebt?“

      „Ne Horde Hantua vielleicht. Aber nein, dann haben wir morgen wieder das gleiche Problem. Ich fürchte, das müssen wir durch. Ist ja nicht das erste Mal.“

      „Und sicher auch nicht das letzte. Wenn ich dran denke, was wir noch vor uns haben... Wenn sie sich jedes Mal so auf das Blut stürzt und danach so 'ne Laune hat, soll sie mir lieber gleich den Kopf abhacken. Dann hab ich's hinter mir.“

      „Nimm's mit Humor, Horem. Schlimmer kann's ja kaum noch werden.“

      Als Lennys und die bei ihr verbliebenen Cas die Kreuzung erreichten, erwarteten Sham-Yu und Horem, dass sie die Anweisung, weiter nach Thau zu reiten, noch einmal wiederholen würde. Stattdessen aber fuhr die Shaj sie ohne Vorwarnung an:

      „Was steht ihr da rum? Wollt ihr einen Mittagsschlaf abhalten? Hast du etwa die Orientierung verloren, Horem? Worauf wartet ihr?“

      „Auf dich....“ sagte Sham leise und hätte sich im selben Moment am liebsten auf die Zunge gebissen. „Ich meine... du sagtest doch wir sollen hier...“

      „Auf mich?“ fauchte sie zornig und ihre Augen funkelten. „Sind wir euch zu langsam? Passt euch unser Tempo nicht? Na schön, wenn du gern schneller sein willst, versuch es doch!“

      Und noch bevor irgendjemand etwas erwidern konnte, schlug sie ihrem Hengst die Fersen in die Flanken und stob in Richtung Südwesten davon. Keines der anderen Pferde, das wussten sie, würde mit ihr mithalten können. Ausgerechnet der recht mitgenommen wirkende Rahor, der noch immer den Abschluss bildete, fand als Erster die Sprache wieder.

      „Ist sie jetzt völlig durchgedreht?“ Ohne auf die anderen zu achten, setzte er seiner Herrin nach und den restlichen Kriegern blieb nichts anderes übrig, als jetzt auch ihre Pferde anzutreiben und die Verfolgung aufzunehmen.

      Der Wald wurde schnell merklich lichter. Die hohen Nadelbäume, Buchen und Eichen wichen zunehmend den Haselsträuchern und jungen Birken, die sich weiter östlich nicht behaupten konnten.

      Die Hufe des schwarzen Hengstes schlugen wie Donnerhall auf dem Erdboden auf, ebenso mächtig und schnell wie die Schläge, die sie in ihren Schläfen spürte. Trotzdem drosselte sie das Tempo nicht. Nur ein wenig noch, bis sie genug Abstand hatte, der ihr eine kurze Zeit der Ruhe brachte.

      Es tat dem Tier gut, zu laufen. Dieses Pferd war wie reines Feuer - einmal entfacht, war es nicht zu bändigen. Im Augenblick war der Hengst das einzige Lebewesen, dessen Nähe sie ertrug. Sie ließ ihn über einen umgestürzten Baumstamm springen, obwohl sie auch daran hätte vorbeireiten können, nur um noch mehr von der Kraft zu spüren, die von ihm ausging. Noch einmal über einen dornigen Strauch. Es machte ihm Spaß und er beschleunigte seinen Galopp weiter, nicht ahnend, dass das Hämmern im Kopf seiner Reiterin dadurch noch verstärkt wurde. Vielleicht wäre es ihm auch gleichgültig gewesen.

      Erst als das Gelände wieder anstieg und kaum noch Bäume Schatten spendeten, wurde er langsamer. Lennys lenkte ihn zu einem schmalen Bachlauf und stieg dort ab. Unter dem dichten Blätterdach einer letzten verbliebenen Kastanie ließ sie sich in das fast verdorrte Gras sinken und sah dem Mondhengst zu, wie er seinen Durst löschte. Es war ein schönes Bild. Trotz der Sonne.

      Lennys hasste das Licht. Und an Tagen wie diesen hasste sie es ganz besonders. Sie fühlte sich noch schlechter als an dem Morgen nach Balmans Fest. Zumindest körperlich. An den Rest wollte sie sich lieber nicht erinnern.

      Sie wusste, was die Cas hinter ihrem Rücken tuschelten. Dass sie es übertrieben hatte mit dem Blut am Abend zuvor. Lächerlich. Sie war eine Batí, das was sie getan hatte, war ihre Bestimmung. Sie hätte gar nicht anders gekonnt, der Durst und das Verlangen waren ebenso wenig zu bändigen gewesen wie der Galopp des Mondhengstes - nahezu unstillbar.

      Selbst wenn sie darüber nachgedacht hätte, ob sie am nächsten Tag die Folgen zu spüren bekam, hätte sie es nicht verhindern können. Und auch gar nicht verhindern wollen. Der einzige Fehler war gewesen, dass sie Rahor nicht weggeschickt hatte, als er zu ihr auf den Steg gekommen war.

      Und СКАЧАТЬ