Sichelland. Christine Boy
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Название: Sichelland

Автор: Christine Boy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844242553

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СКАЧАТЬ Feuerholz. Es hatte in dieser Gegend wohl tags zuvor geregnet und die wenigen Bäume, die es hier gab, boten nur nasses Astwerk. So mussten sie sich mit ihrem eigenen zerbrochenem Ruder, zähen Wurzeln und den stinkenden Algen zufriedengeben, die sie in einer trockenen Felsspalte gefunden hatten. Das Feuer verursachte mehr Qualm als Wärme, aber immerhin half es, die Feuchtigkeit aus ihrer Kleidung und den Decken zu vertreiben.

      „Wo sind wir eigentlich?“ fragte Sara, während Yos den Boden um sie herum von den größeren Steinen zu befreien versuchte, damit sie ein halbwegs bequemes Lager errichten konnten.

      „Immer noch in Shanguin. Da hinten muss Valahir sein. Ich denk' mal, an klareren Tagen könnte man die Berge seh'n. Wir müssten auf so 'ner Art Halbinsel sein. Hab da mal ne Karte gesehn. Um die müssen wir rum. Also um die Halbinsel. Und dann noch an den letzten Bergen vorbei. Das war's.“

      „Wie lange wird das dauern?“

      Yos rechnete angestrengt nach. „Ich denk' mal, so zwei Tage oder so. Vielleicht 'n bisschen mehr, vielleicht auch weniger. Hab mich 'n bisschen verschätzt. Unter vier Tagen is' die Strecke insgesamt nich' zu machen. Dachte, es könnt auch schneller geh'n. War'n wohl nur Hochstapler, die sowas erzählen.“

      „Das ist doch nicht deine Schuld. Ich weiß, dass es nicht schneller geht. Wahrscheinlich brauchen die meisten viel länger, wenn sie den Sichelbogen entlangfahren. Ich glaube nicht, dass jemand ein so kleines Boot schneller zu den Ruinen bringen kann, als du es gerade tust.“

      Sie meinte das ganz ernst und Yos spürte das. Er strahlte vor Stolz.

      „Weißte, ich glaub' auch nich', dass ich 'ne bessere Hilfe haben könnt' als dich. Hast zwar keine Erfahrung, aber du packst mit an. Ich dacht', du wärst so 'n verwöhntes Ding, weil du ja in Vas-Zarac gewohnt hast. Aber nee, biste nich'.“

      Da fiel Sara etwas ein.

      „Yos... wie willst du eigentlich zurückkommen? Der Wind kommt doch immer von Norden. Du kannst doch nicht den ganzen Weg rudern? Allein schon gar nicht.“

      Yos grinste.

      „Lass' das mal meine Sorge sein. Erstens kommt der Wind nich' immer von Norden. Nur meistens. Muss man halt 'nen günstigen Zeitpunkt abwarten. Und zweitens hab ich's ja nich' so eilig. Ich mein', natürlich will ich nach Hause. Aber wenn's ein paar Tage länger dauert, isses auch nich' schlimm. Kann's ja nich' ändern. Hauptsache, ich komm' überhaupt vorwärts.“

      „Du könntest auf dem Landweg zurückgehen. Das geht vielleicht schneller.“

      „Und die Barke? Neee, Sara, sowas mach ich nich'. Ich lass' doch so ein gutes Stück nich' irgendwo im Mittelland liegen. Nee, die geb' ich zurück. Oder heb' sie auf, bis du auch wieder da bist.“

      „Bis ich wieder da bin?“

      „Na, du kommst doch wieder, oder nich'? Oder willste gar nich' mehr nach Cycalas?“

      Sara schluckte.

      „Doch... ich... würde gern zurückkommen. Wenn ich noch darf. Das ist nicht meine Entscheidung, Yos.“

      „Ja, ich weiß schon. Aber wenn du mich fragst, die nimmt dich wieder mit, wenn du's willst. Und falls du heimlich kommst, kannste bei mir in der Hütte wohnen. Is' ein Versprechen.“

      Die Heilerin spürte, dass Yos das nicht nur sagte, um sie aufzumuntern. Vielleicht hatte sie ihm durch diese merkwürdige Reise einen größeren Gefallen getan, als ihr selbst klar war und dies war seine Art, sich dafür zu bedanken. Es kam ihr gar nicht in den Sinn, über die Bemerkung zu lachen.

      „Noch ist es nicht so weit.“ sagte sie nur. „Lass uns jetzt die Decken holen, die noch brauchbar sind. Ich falle um vor Müdigkeit.“

      Obwohl es hellichter Tag war, schliefen beide ein, kaum dass sie sich niedergelegt hatten. Der Himmel war trüb und grau, brachte aber keinen Regen, sondern nur ungemütlichen Wind, der über sie hinwegstrich.

      Am späten Nachmittag erwachten Yos und Sara fast zeitgleich. Beinahe alles, was sie um das inzwischen erloschene Feuer herum ausgebreitet hatten, roch jetzt nach Rauch und Algen, war aber zumindest getrocknet. Hastig suchten sie ihre Habseligkeiten zusammen und kehrten zu der Barke zurück, die schon bald darauf an der Küste der Halbinsel entlang weiter nach Süden segelte.

      Horem wartete an einer Weggabelung. Wie so oft war er den anderen Cas und der Shaj voraus geritten, doch an diesem Tag gab es nichts Auffälliges zu vermelden. Weder die Spuren von Hantua noch umherwandernde Mittelländer gaben ihm Anlass für Neuigkeiten. Heute war er froh darüber, immer wieder ein wenig Abstand zur Gruppe zu haben, denn die Stimmung dort war alles andere als erfrischend.

      Lennys war fast immer gereizt. Schlechte Laune hatte sie so häufig, dass es kaum noch auffiel. Wutausbrüche gehörten zu ihrem Tagesablauf wie bei anderen das Essen und Trinken. Und natürlich gab es auch Tage, an denen man am besten von Haus aus einen großen Bogen um sie machte, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, wegen eines falschen Wortes im Kerker zu landen.

      Der heutige Tag gehörte aus Horems Sicht mit Abstand zu ihren schlechtesten. Schon als sie bei Sonnenaufgang aufstand, war ihm das klar, zumal sie von allen am längsten geschlafen hatte. Ihre erste Handlung bestand dann darin, Garuel und Sham-Yu vor versammelter Mannschaft in Grund und Boden zu schreien, weil die beiden, die für den Proviant zuständig waren, sich noch nicht darum gekümmert hatten, ihre Wasservorräte aufzufüllen. Dabei interessierte es die Shaj nicht im Geringsten, dass beide Cas nur wenige Momente vor ihr die Augen aufgeschlagen hatten. Der nächste, der in den fragwürdigen Genuss ihres Zorns kam, war ausgerechnet Rahor, der es sonst wie kein Zweiter verstand, sich friedvoll aus solchen Konflikten herauszuwinden. Den genauen Grund dafür, dass sie den Obersten Cas lautstark dazu degradierte, am heutigen Tage die Nachhut zu bilden und ihr bis auf Weiteres aus den Augen zu gehen, kannte Horem nicht und er nahm an, dass es vielleicht auch gar keinen bestimmten Auslöser gab. Haz-Gor nahm die völlig unbegründete Zurechtweisung über sein Erscheinungsbild schon fast ergeben hin und versuchte gar nicht erst, zu erklären, dass er die Schrammen in seinem Gesicht nun einmal nicht wegzaubern könne und Karuu, dem seine Sichel aus der Hand glitt, so dass sie mit einem lauten Scheppern auf dem Boden landete, entging nur knapp seinem Rauswurf aus der Gruppe, in die er laut Lennys bei solcher Tölpelhaftigkeit gar nicht erst hätte aufgenommen werden dürfen.

      Kurzum - jeder beneidete Horem darum, den Großteil des Tages in sicherer Entfernung verbringen zu dürfen.

      Jetzt nahte aber wieder der Moment, in dem er seiner Herrin in die Augen sehen musste.

      Zwei Wege. Zwei Möglichkeiten. Ihm war jetzt schon klar, dass er für seine Zweifel ebenfalls eine Standpauke zu erwarten hatte. Ihre Richtung stand ja eigentlich fest. Aber in Anbetracht von Lennys' Laune war es durchaus möglich, dass sie sich spontan umentschied und wenn er dann bereits den ursprünglich beabsichtigten Weg einschlug, ohne auf sie zu warten, konnte er genauso gut gleich als Entehrter ins Sichelland zurückkehren.

      Während er also an der Kreuzung ausharrte, betete er innerlich zu Ash-Zaharr, der große Dämon möge doch bitte heute niemanden des Weges schicken, der in der Shaj das Verlangen nach mehreren Kelchen Blut weckte. Denn das gestrige Übermaß, da war sich Horem sicher, war der Hauptgrund dafür, dass sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit wie ein Vulkan explodierte. Sehr wahrscheinlich hatte sie Kopfschmerzen, möglicherweise war ihr auch übel und besonders gut geschlafen hatte sie überdies sicher auch nicht. Zu viel Blut hatte dieselbe Wirkung wie zu viel Alkohol, nur, dass man längst nicht soviel davon trinken musste.

      Dann tauchte СКАЧАТЬ