Sarah Boils Bluterbe. Nicole Laue`
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Название: Sarah Boils Bluterbe

Автор: Nicole Laue`

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844261509

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СКАЧАТЬ ich riss den Spind auf, schlüpfte schnell in meine Klamotten, warf die Sporttasche über meine Schulter, preschte die Treppe hinauf und fuhr schnurstracks heim. Im Treppenhaus angekommen, fischte ich im Briefkasten nach der Post, spurtete die wenigen Stufen hinauf, schloss die Wohnungstüre auf, warf den Stapel Briefe unbeachtet in die Küche und stellte mich erst mal unter die Dusche. Das Wasser tat gut. Es floss warm über meine Haut. All die Gedanken, die meinen Geist lähmten versickerten allmählich im gluckernd im Abfluss. Das leise Prasseln der feinen, kleinen Wasserstrahlen beruhigte mich ein wenig. Doch es war nur von kurzer Dauer. Meine noch aktiven Gehirnzellen ließen sich nur kurz ablenken. Ich schloss die Augen. Mein Gehirn rief erneut die Daten des letzten Tages ab. Doch plötzlich erschien Lionel in seiner ganzen Gestalt vor meinem geistigen Auge. Ein vertrautes und befremdliches Gefühl zu gleich. Wer war er?

      Und vor allem, was wollte er wirklich von mir? Und zu guter Letzt, war er nun Wirklichkeit, oder gehörte ich schnellstens in eine Klinik damit meine neurotische und schizophrene Persönlichkeitsspaltung behandelt wurde? Der Gedanke machte mir Angst. Erschrocken riss ich die Augen auf, stutzte für einen Moment über das Gefühl, das unerwartet durch meinen Körper fuhr und sah mich erschrocken um. Ich fühlte mich auf seltsame Weise beobachtet und zog den Duschvorhang dichter zu. Der nächste Griff galt dem Waschgel. Eingeschäumt, abgeduscht und mich wieder frisch fühlend, schaltete ich endlich das warme Wasser aus. Ich schnappte mir mein Handtuch und wickelte es provisorisch um meinen Brustkorb. Der große Spiegel über dem Waschbecken war beschlagen. Im Badezimmer dampfte es wie in einem türkischen Hamam. Es war mir, als läge der Nebel aus den Träumen der letzten Nacht plötzlich in meiner Wohnung. Und wieder war da dieses seltsame Gefühl, dass ich nicht alleine war. Als wäre jemand ganz nah hinter mir. Spürbar nah! Ich wandte mich blitzschnell um. Doch da war niemand. Kopfschüttelnd griff ich nach einem weiteren Handtuch und wollte gerade über den Spiegel reiben, als sich dort ganz verschwommen und schemenhaft ein Schatten auftat. Ich stolperte erschrocken einen Schritt zurück. Ein Schrei entwich meiner Kehle.

      Was in Gottes Namen ist das nun wieder?

      Gebannt blickte ich auf das beschlagene Glas. Langsam bildete sich aus dem Fleck eine Gestalt, die sich langsam näherte, Schritt für Schritt, als gäbe es hinter dem Spiegel noch eine andere Welt. Ich blinzelte und traute meinen Augen nicht.

      Das gibt es doch nicht.

      Das ist doch der Kerl von letzte Nacht. Der Mann aus meinem Traum. Meine linke Hand klammerte sich an eine der silbernen Stangen, wo sonst die Handtücher hingen. Ich blickte in das Gesicht meines angeblichen Vaters und schüttelte den Kopf.

      „Geh weg, du bist nicht da.“ Stotterte ich nervös. „Verschwinde endlich. Dieser Albtraum muss doch endlich mal ein Ende haben.“

      Trotz meiner Unbehaglichkeit verspürte ich bei seinem Anblick jedoch keine tiefer gehende Angst. Ich hörte durch das verschmierte und immer noch beschlagene Glas eine Stimme dringen: „Halte dich von Lionel fern. Er wird keine Ruhe geben, bis er hat, wonach er sucht.“

      Ich beugte den Kopf ein wenig vor und betrachtete die kleine Gestalt hinter der Scheibe. Glauben konnte man das alles hier nicht. Und verstehen ebenfalls nicht. Alles war plastisch und unrealistisch. Es erinnerte mich an Lewis Carrolls: Alice im Wunderland und das Kaninchen hinter dem Spiegel.

      „Ja,“ flüsterte ich. Ganz bestimmt. Er hatte Recht. Ich sollte mich schützen. Und zwar vor Lionel, mein neuer imaginärer Freund. Aber vielleicht bin ich auch das krasse Gegenteil von multipler Persönlichkeit. In mir wohnen keine zwei einander fremden Menschen, dafür projiziere ich sie in meine Außenwelt. Auch nicht schlecht.

      Ich begann mit dem Handtuch über den Spiegel zu scheuern, als könnte man das Bild einfach wegradieren. Ich weiß nicht, wie lange und intensiv ich das Glas noch polierte, obwohl die Gestalt längst weg war. Irgendwann verließ ich völlig geistesabwesend das Bad. Ich schlenderte in die Küche, griff nach dem Stapel Briefe, setzte mich an den Bartisch und öffnete einen nach dem anderen. Die üblichen Werbebriefe, die täglich einflatterten stapelte ich sofort auf einen Haufen für das Altpapier. Zuletzt hielt ich einen grauen Umschlag in der Hand. Vorne prangte mein Name in kleinen, säuberlich geschriebenen Buchstaben. Ich zog eine ebenso graue Karte aus dem Umschlag heraus und schaute verwundert auf die Aufmachung. Schlicht und ohne jegliche Verzierung. Ein mit schwarzer Tinte geschriebener Text ließ langsam aber sicher eine tödliche Wut in mir aufsteigen.

      Mein Benehmen gestern war unverzeihlich. Dieses Verhalten ist nicht zu entschuldigen. Seit über 600 Jahren habe ich die volle Kontrolle über das Tier in mir. Ich weis nicht, was mit mir gerade passiert. Du musst der Schlüssel dazu sein. So etwas wird jedoch nicht mehr vorkommen. Sehen uns am Abend.

      Lionel

      Ich faltete sofort die Karte zurück in den Umschlag, lief ins Wohnzimmer und versteckte sie hektisch in meiner alten Fotokiste.

      Jetzt bist du zu weit gegangen Bursche.

      Lionel musste verrückt geworden sein. Schließlich hätte auch Martin die Post in die Finger bekommen können. Verdammter Spinner. Ich werde ihn das nächste Mal einfach umbringen. Ach ja, einen Holzpflock brauche ich dann ja wohl. Aber wo bekomme ich den bloß her? Und benutzt man die Teile wirklich gegen Vampire? Vermutlich schon. Ich konnte doch schlecht in den Baumarkt gehen, und fragen, hey, wo liegen denn hier die angespitzten Holzpflöcke, oder haben sie sonst noch irgendein Insektenspray gegen Vampire? Ich war verloren, ganz klar. Ich hätte meine Mutter anrufen können, aber ich wollte sie nicht tiefer mit hineinziehen, als unbedingt nötig. Davon abgesehen, wusste ich immer noch nicht, ob alles, was hier geschah, real war. Ich sprang erneut auf, und holte noch einmal die Karte aus dem Pappkarton. Sie fühlte sich echt an. Sie sah echt aus. Also musste ich mich in der unzweifelhaften Realität befinden. Dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Was war, wenn ich wirklich multipel war und die Zeilen an mich selbst geschrieben hatte? Mir lief ein Schauder über den Rücken. Der Klingelton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Ich stolperte durch den Flur und riss dabei meine afrikanischen Holzfiguren um, die auf dem Boden gleich neben der Wand standen.

      „Ja, Mertens.“ Hechelte ich und rieb mir ächzend über mein Schienbein.

      „Hey, ich bin`s. Mary. Was stöhnst du denn so? Stör ich gerade?“ Ich konnte ihr selten hämisch Grinsen genau vor mir sehen. Ich schüttelte den Kopf, wobei mir einfiel, dass sie mich gar nicht sehen konnte.

      „Nein, ich hab diese dämlichen Geistervertreiber aus Afrika gerade umgerannt.“

      „Na, wenn`s nur das ist. Geht es dir ansonsten besser?“

      Ich konnte Marys Belustigung durch das Handy anhand ihrer Stimme hören und erwiderte: „Nein, nicht wirklich. Aber ich brauche dich jetzt. Kann ich zu dir rüber kommen?“

      Mary willigte sofort ein und tat gleich ihre Freude kund. Ich machte mich in Windeseile fertig und brauste wenige Augenblicke später los. Nach einer halben Stunde saß ich wie eingefalteter Schmetterling auf ihrem Sofa und starrte sie nach meiner Beichte erwartungsvoll an. Mary zog die Augenbrauen hoch und lugte durch ihre rote, glänzende Brille. Sie verdrehte die Pupillen und kräuselte die Lippen, als wollte sie just in diesem Moment einen Fisch knutschen. Ein quietschendes und schnalzendes Geräusch quäkte durch ihre Zähne.

      „Sag mal, Spaß beiseite, nimmst du Drogen? Ich meine, rede doch mit mir. Oder hat Martin dir irgendwas getan?“

      Ich seufzte, es klang alles auch wirklich zu verrückt. Wieso sollte sie mir auch glauben schenken. Es klang nicht nur verrückt, es war verrückt.

      „Nein СКАЧАТЬ