Sarah Boils Bluterbe. Nicole Laue`
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Название: Sarah Boils Bluterbe

Автор: Nicole Laue`

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844261509

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СКАЧАТЬ die dunkle Seitenstraße, vorbei an den parkenden Autos und dem langen Gitterzaun der den kleinen Friedhof umsäumte. An der nächsten Straßenecke schaute ich noch einmal zurück. Er war fort. Ich lief die letzten Meter nach Hause und kramte den Schlüssel aus der Tasche. Dann schlich ich auf Zehenspitzen durch den kleinen Flur direkt ins Badezimmer. Dort riss ich mir die Klamotten vom Leib und schmiss sie allesamt in die Badewanne. Zum Duschen war es längst zu spät. Ich würde Martin nur unnötig auf mich aufmerksam machen. So verschwitzt wie ich war, tapste ich auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer und legte mich vorsichtig neben ihn ins Bett. Ich schaute wie jedem Abend aus dem Fenster. Der Himmel war in dieser Nacht bewölkt. Das trübe Grau zog über die Wipfel der Bäume hinweg.

      Was für eine Nacht.

      „Wo kommst Du her?“

      Martins Stimme ließ mich zusammenzucken.

      „Du bist noch wach,“ stammelte ich und suchte krampfhaft nach eine Ausrede. Sein Schweigen machte es mir nicht einfacher.

      „Du glaubst ja nicht, was mir heute passiert ist,“ und so begann meine erste Lüge. Er öffnete leicht die Augen, hob den Kopf an und gähnte: „Da bin ich ja mal gespannt.“

      „Es war ne Menge los heute am Rhein, vor meinen Augen ist eine Frau kollabiert, ich habe sie ins Krankenhaus gebracht und gewartet bis ihre Familie kam. Ich wollte anrufen, aber mein Akku war leer und du weißt doch, dass ich mir keine Nummern merken kann.“

      Ich hasste Lügen und war froh, dass die Dunkelheit mich in diesem Augenblick schützend ummantelte. Ich hätte ihm dabei nur schwer ins Gesicht sehen können, ohne dass ihm mein schlechtes Gewissen aufgefallen wäre. Aber was für eine Wahl hatte ich? Wie hätte ich ihm erklären sollen, dass ich mich mitten in der Nacht mit einem Vampir unter der Erde herum trieb und dort ein paar Menschen mit weiteren Vampiren ihre Rituale abhielten, um Tieren die Köpfe abzuschlagen? Er hätte sofort meine Mutter informiert und dann wäre die Bombe geplatzt. Nein, da war diese kleine, fast schon unschuldige Lüge sinnvoll.

      Oh ich hasse mich dafür.

      Martin wirkte kurz irritiert, schien meinen Worten jedoch Glauben zu schenken. Er zog mich zu sich, gab mir einen flüchtigen Kuss und vergrub dann seinen Kopf auf meinem Brustkorb.

      „Du bist einfach eine gute Seele, mein Schatz.“

      Ich schluckte. Ja, ich war die gute Fee und um mich herum lungerte ein braver Kobold, der natürlich nur Gutes im Schilde führte. Zum Glück schlief er sofort wieder ein und ich atmete erleichtert auf. Ich schloss langsam die Augen. Ich war müde und fertig. Alles was ich jetzt brauchte, war Schlaf und davon eine ganze Menge. Der Ton des Weckers, schlug am nächsten Morgen wie ein Bombenanschlag in meine Gehirnwindungen ein,. Es war viel zu früh. Ich war noch müde und mein Körper fühlte sich wie ein schlaffer, vergessener Sack an, der gefüllt mit zermatschten Lebkuchen war und irgendwo im Keller einer alten Bäckerei vergessen vor sich hin moderte. Kaffeeduft drang in meine Nase. War Martin schon aufgestanden? Ich hatte ihn gar nicht gehört. Mit einem unüberhörbaren Stoß, atmete ich aus. Er saß neben mir am Bett und reicht mir eine große Tasse.

      „Hast du gut geschlafen, meine kleine Retterin?“

      Ich nickte. Martin strich mir wie einem Dackel übers Haar und sagte:„Schatz, ich muss früher los. Ich muss die Ware beim Händler noch holen. Ich liebe dich, bis später.“

      Ich hasse diese dämliche Streichelei über das Köpfchen!

      Es ist genauso ekelhaft, wie das ständige Getätschel irgendwelcher Tanten, die mir über den Kopf streicheln und sagen, ich wäre ja so was von groß und erwachsen geworden. Ich stellte den Kaffee auf den kleinen Nachttisch neben mir, reckte und streckte mich und starrte an die Decke. Die Haustüre fiel in Schloss und Martin hatte das Haus verlassen. Ich war allein. Wieder allein mit all meinen Gedanken. Ich ließ Revue passieren, was die letzte Nacht geschehen war, lag eine Weile still da und tat nichts. Rein gar nichts. Immer wieder rollten die vielen Bilder wie eine drehende Spindel vor mir ab. Der Vorgang wiederholte sich etappenweise, es kamen neue Momentaufnahmen hinzu, wechselnd veränderten sie sich in Form und Farbe. Lionel, Vampire, meine Mutter, mein Vater, das Erdloch, Fledermäuse, Kelche und Kerzen.

HILFE!

      Kapitel 6

      Gegen zehn Uhr stand ich endlich in meinem Sportstudio auf dem Laufband und powerte mich aus. Hier konnte ich die Welt um mich herum für eine kurze Weile vergessen. Aus den großen, alten, schwarzen Boxen drang laute Pop- Musik. Der Bass vibrierte regelrecht in meiner Brust.

      An der Wand, genau gegenüber, hing ein großer Bildschirm und lieferte ständig wechselnde Bilder von verschiedenen, wunderschönen Stränden dieser Erde. Der blaue Himmel, die Wellen des Meeres, die Sonne und die unzähligen wunderschönen Buchten mit ihren seichten Stränden entfachten ein unbefriedigendes Fernweh in meiner Seele. Wie gern wäre ich jetzt in diesem Augenblick an einem dieser Flecken Erde, wie sehr wünschte ich, der gestrige Tag hätte einfach nicht existiert. Ich sehnte mich nach diesem `Heileweltgefühl`. Nach taufrischen Wiesen, dem Geruch der Sorglosigkeit und den Stimmen spielender Kinder. Mir war immer noch nicht klar, ob ich mir das alles einbildete, oder ob ich wirklich ein Erlebnis der dritten Art hatte. Meine Gedanken waren verwirrt und mein eigenes Leben entfremdete sich mir von Stunde zu Stunde. Eine mir bekannte und vertraute Stimme riss mich abrupt aus meinen wirren Gedankengängen: „Hey, Sarah, dein Laufprogramm ist schon lange abgelaufen. Pennst du? Du solltest jetzt mal an die Geräte.“

      Ich starrte auf die große weiße Uhr an der Wand. Dr Sekundenzeiger tickte seelenruhig weiter. Sie hatte Recht. Ich hatte die Zeit vergessen und erstaunlicherweise war ich kein bisschen außer Atem. Sandra schlenderte kopfschüttelnd zurück zu ihrer Gruppe, die zusammen mindestens tausend Jahre alt war. Sie trainierte morgens die Altengruppe des St. Georg Stiftes. Die Damen mit ihren Cellulitis-Schenkeln und der schlaff hinabhängenden Haut, bemühten sich tatkräftig, die leichte Eisenstange in die Höhe zu heben und sie über ihrem Kopf kreisen zu lassen. Verwirrt und irritiert begab ich mich an den Bauchtrainer. Meine Gedanken trieben durchs Nirgendwo und versteckten sich in einem Wirrwarr von vielen aufeinanderfolgenden Kindheitserinnerungen und absurden Kombinationen und Vorstellungen, die meinen Vater betrafen. Bizarre Abgründe taten sich auf. Ferngesteuert wechselte ich die Trainingsgeräte und durchlief den Gerätezirkel ohne Mühe. Roland, einer der täglich hier anwesenden Muskelpakete schlenderte irgendwann in meine Richtung. Breitbeinig baute er sich vor mir auf. In seinem Gesicht spiegelte sich Erstaunen und fast schon ein wenig Neid wieder: „ Hey, du hast ja ne ordentliche Wumme heute. Meine Güte, dat habe ich aber auch noch nicht bei `ner Frau gesehen, Wat haste jenommen? Wat zahlste denn dafür? Dat scheint ja ein mega geiles Zeug zu sein.“

      Ich blickte kurz hoch, starrte in ein aufgequollenes Anabolika-Gesicht und ließ die Eisenstange los. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich pausenlos die Expander und Gerätschaften nutze, ohne gleich einen Schwächeanfall zu unterliegen. Alles fühlte sich an diesem Morgen so leicht an. Am Spinat konnte es nicht gelegen haben, ich hatte schon ewig keinen mehr gegessen. Ich nickte ihm nervös zu, sprang plötzlich wie von der Tarantel gestochen auf und lief die Treppen zur Umkleidekabine hinunter. Roland starrte mir verblüfft hinter her.

      „Ehj, dat war doch nit so jemeint.“

      Seine Worte hallten durch die große Halle.

      „Es ist nicht deine Schuld,“ murmelte ich und lief weiter.

      Was geschieht hier eigentlich mit mir?

      Das beklemmende Gefühl wurde immer stärker und СКАЧАТЬ