Im Wirbelsturm der Gefühle. K.B. Stock
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Название: Im Wirbelsturm der Gefühle

Автор: K.B. Stock

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783745042221

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СКАЧАТЬ schenken könnte. Nicht als Bezahlung, sondern wirklich nur als kleine Aufmerksamkeit. Das kommt wohl davon, wenn man seine Zelte woanders so Hals über Kopf abbricht.“

      „Erstens ist das nicht schlimm – und wird auch nicht erwartet. Aber, was ein Präsent für Rosi betrifft, kann ich dir einen kleinen Tipp geben.

      Wann immer sie hier im Haus und im Garten gearbeitet – nein, ich korrigiere – wann immer sie sich hier ihre Langeweile vertrieben hat, kam sie danach nachhause und hat von dem wundervollen Bild erzählt, dass über eurem alten Klavier im Wohnzimmer hängt.

      Das mit den sturmumtosten Klippen unserer herrlichen Küste, dass du schon vor etlichen Jahren gemalt hast. Genau das meine ich. Und meine Rosanna war immer sehr stolz, dass sie dein besonderes Talent als Maler schon in der Zeit, als du noch bei ihr in die Schule gegangen bist, mit ihren bescheidenen Mitteln gefördert hat.

      Da du deinem Bericht von vorhin nach ja hergekommen bist, um neben deiner Schriftstellerei auch deine Malerei weiter voranzutreiben, kannst du ja vielleicht auf dieses herbstliche Bild verzichten, oder es ganz einfach später noch einmal malen. Was meinst du?“

      „Ich meine, dass du der beste Nachbar und Freund bist, den man sich in meiner Lage nur wünschen kann, George. Und jetzt weiß ich auch, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, als ich mich nach dem ganzen Desaster der letzten Tage und Monate entschlossen habe, wieder hierher in mein eigentliches Zuhause zu kommen.“

      „Das war jetzt gerade eine gute Antwort, Junior“, entgegnete der sonst eher bärbeißig wirkende George MacDermott mit einem Anklang von Rührung in seiner Stimme.

      „Du hast jetzt exakt noch drei Stunden, bis du bei uns zum Dinner anzutanzen hast. Also sei pünktlich, Junior! Rosi kann es nämlich auf den Tod nicht leiden, wenn man zu spät zum Essen kommt. Und ihren alten Rohrstock aus der Schule hat sie auch noch, für den Fall, dass sich ihr jemand zu widersetzten wagt.“

      Die nächsten Augusttage hatte Jack Bishop damit verbracht, alte Freunde und Bekannte in der nur dünn besiedelten Gemeinde von East Lawrencetown zu besuchen, die schon seit Generationen genauso einsam lebten, wie er das jetzt selber vorhatte.

      Viele von ihnen waren mit ihren Booten noch immer in der Fischerei tätig, wobei sich jedoch die meisten inzwischen ein zweites Standbein geschaffen hatten, indem sie ihre Anwesen als Frühstückspensionen dem zunehmenden Touristenboom der im Sommer anreisenden Wassersportler öffneten.

      Ferner machte Jack viele Strandspaziergänge und Wanderungen oberhalb der ins Meer ragenden Klippen, von wo aus er die bunten Fischerboote und die zahlreichen Windsurfer beobachtete, die zum Ende der Touristensaison noch immer die Küstengewässer bevölkerten.

      So manches Mal hatte er sich dabei spezielle Ansichten gemerkt, die er anschließend unbedingt in seinem kleinen Atelier zeichnen wollte. Deshalb blieb er so manches Mal auf seinen Trails stehen und hielt das, was er mit seinem künstlerisch geübten Auge sah, mit Smartphonefotos fest.

      Und bei den Motiven, bei denen er sich sicher war, dass er sie später malen würde, fertigte er zusätzlich schon einmal grobe Kohleskizzen in seiner kleinen Kladde an.

      Diese neuen und ungezwungenen Aktivitäten waren der seelischen Rekonvaleszenz von Dr. Jack Bishop, nicht zuletzt auch dank der uneigennützigen Unterstützung von Rosi und George MacDermott überaus dienlich gewesen.

      Dazu beigetragen hatten auch seine Besuche in dem nahegelegenen Lokal namens Lawrencetown Grocery & Pizza, bei denen er sich regelmäßig einmal die Woche zu Gesprächen mit Nachbarn und Bekannten traf.

      Die 65-jährige Rosi, die Jack mit sanfter Gewalt dazu gezwungen hatte, sie künftig nur noch mit ‚Tante Rosi’ – und nicht mehr, so wie in seiner Collegezeit, mit Mrs. MacDermott anzureden, hatte Jack schon bei der besagten ersten Dinnereinladung verblüfft.

      Mit ihrer unverkennbar schulmeisterlichen Art hatte sie nämlich, nach einem überschwänglichen Dank für das von Jack mitgebrachte Geschenk gesagt, dass sie das von ihm vor rund 12 Jahren gemalte Bild einem Kunstexperten zur Begutachtung vorlegen würde. Als Jack widersprechen wollte, gab sie ihm deshalb sofort Kontra.

      „Jack, ich freue mich so sehr über dieses wundervolle Präsent. Ich werde es auch behalten, keine Angst. Aber da du es mir schließlich geschenkt hast, darf ich damit auch machen, was ich will!“, hatte sie gerufen, als Jack Bishop sie im selben Moment zwar erfreut aber auch ein wenig zweifelnd angeschaut hatte.

      „Dein Experte wird aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen, wenn er dieses laienhafte Elaborat zu Gesicht bekommt“, hatte Jack geantwortet. „Aber von mir aus, gerne. Sei aber bitte nicht überrascht, wenn er mich anschließend nicht zum neuen kanadischen Picasso ernennt.“

      Allmählich begann sich Jacks Leben nach diesem ersten Abend im sommerlichen Neuschottland deutlich zu verändern.

      Tagsüber folgte er einem selbst auferlegten Zeitplan und schrieb nach dem Frühstück meist nicht länger als vier Stunden am Stück an seinem aktuellen Roman.

      Nach dem mittäglichen Lunch ging er bei jedem Wetter anschließend stets mindestens drei Stunden am wellenumtosten Strand entlang des Atlantic View Trails spazieren.

      Oder er folgte am östlichen Ende des Strands dem schmalen Geröllpfad, wo er sich das ein oder andere Mal unter die überhängenden Klippen setzte, um sich von dort aus die faszinierende Gewalt der an die Küste brandenden Atlantikwellen anzusehen.

      Da sich Jack Bishop schon von Anfang an entschlossen hatte, wieder mit dem Malen anzufangen, war er bereits zum Monatsbeginn in die nicht weit entfernte Großstadt Halifax gefahren, um sich dort eine professionelle Ausrüstung für malende Künstler zu besorgen.

      Mit diesem Handwerkszeug, zu dem vor allem auch eine transportable Staffelei in einem Holzkoffer gehörte, saß er jetzt immer öfter auf einem Klappstuhl in der Schotterauffahrt vor seinem, von herbstlichen Blüten geschmückten Garten oder er nahm seine Malwerkzeuge auf seine nachmittäglichen Streifzüge oberhalb und unterhalb der Klippen mit.

      Und wenn es mit seinem zu zwei Dritteln geschriebenen neuen Roman einmal nicht so richtig weiterging, saß Jack auch vormittags vor seinem Garten, um den Spätsommer und die sich dort bietenden Farben und die nahen Ansichten der Atlantikküste mit Kreide und Pinsel festzuhalten.

      Als Jack Bishop mit dem Malen angefangen hatte, hatte er jedoch zunächst nur sein Cottage in rohen Kohleskizzen aus allen Himmelsrichtungen zu Papier gebracht und anschließend mit sanften Acrylfarben auf Leinwand gebannt.

      Doch um seine Vergangenheit, vor allem, um seine zeitweise immer noch präsenten nächtlichen Alpträume zu bewältigen, war Jack Bishop des Öfteren nachts aufgestanden und hatte das, was ihm seine verletzte Seele vorgab – zuerst als rohe Skizze – und dann in beeindruckender Weise in lebendigen Acrylfarben auf Leinwand gemalt.

      Herausgekommen war das fast wie eine Fotografie wirkende Abbild der jungen und überaus traurig blickenden Samira, der er damals im Irak nicht hatte helfen können und für die er auf diese Weise ein Stück ewigen Gedenkens erschaffen wollte.

      Allerdings verbarg Jack das überaus gelungene Gemälde der jungen Jesidin stets in einem Sekretär seines Ateliers. Gleichwohl kam er aber nicht umhin, das anrührende Bildnis seit dessen Fertigstellung fast jede Nacht stundenlang und gedankenverloren vor dem Zubettgehen zu betrachten.

      „Warum hast du das nur gemacht, Samira. СКАЧАТЬ