Название: Im Wirbelsturm der Gefühle
Автор: K.B. Stock
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783745042221
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Zu Ihrer anderen Frage von vorhin – ihre besondere Art Dinge zu betrachten und zu malen habe ich Elli beigebracht.
Und Sie – sind Sie hauptberuflicher Maler?“, fragte Shania gleich weiter, um Jack und auch sich selbst von dem für sie ungewohnten Kontakt ihrer linken Hand abzulenken.
„Nein, nein“, lachte Jack. „Im derzeitigen Beruf bin ich eigentlich Schriftsteller. Ich schreibe schon seit etlichen Jahren Kriminalromane. Das Malen ist nur ein Hobby von mir, das ich manchmal zum Ausspannen benutze.“
Als Jack seinen Geländewagen in Bewegung setzte, fuhr er gleich darauf mit viel ernsterer Miene und erkennbarem Schmerz in den Augen fort:
„Früher mal war ich Arzt und Psychiater bei der Armee, aber diesen Beruf habe ich aus sehr persönlichen Gründen vor einer Weile an den Nagel gehängt und ich bin nach meiner plötzlichen, leider aber ziemlich schmutzigen Scheidung wieder hierher in meine alte Heimat gezogen.“
Shania spürte sofort, dass sie mit ihrer Frage einen wunden Punkt bei Jack Bishop berührt hatte. Deshalb sagte sie nach einem Moment der Stille: „Bitte entschuldigen Sie, Jack. Ich wollte nicht neugierig sein und in Ihr Privatleben eindringen.“
„Wenn ich das denken würde, hätte ich nicht auf Ihre Frage geantwortet. Irgendwie scheinen wir beide Seelenverwandte zu sein.
Denn auch bei Ihnen habe ich sofort gesehen, dass es Ihnen seelisch nicht ganz so gutgeht, wie Sie nach außen hin den Anschein zu erwecken versuchen. Und auch mir ging es, was das betrifft, noch vor ein paar Wochen ziemlich schlecht.
Das ist halt der Seelendoktor in mir, der seine neuen Bekanntschaften immer automatisch analysiert – und deshalb muss wohl eher ich mich bei Ihnen entschuldigen“, fügte Jack Bishop gleich noch erklärend hinzu, wobei sich bereits wieder ein leises Lächeln in seine Gesichtszüge stahl.
Shania Baxter sagte während der kurzen Fahrt dazu nichts. Stattdessen zeigte sie nach einigen Minuten auf einen ziemlich heruntergekommenen Ford Fairlane, der einsam und verlassen am Straßenrand stand.
Als Jack mit Shania und Elli das alte Auto erreichten, meinte Jack: „So, dann wollen wir mal sehen, ob wir diese Kiste wieder zum Laufen bringen können.“
„Den Reifen hat es plötzlich zerfetzt“, berichtete Shania. „Ich hab’ das leider zu spät gemerkt, denn vorher hat es schon mal heftig gekracht.
Aber irgendwas quietscht und scheppert an diesem Auto immer. Nach dem Reifenplatzer bin ich wohl noch etliche Meter gerutscht und hatte Mühe, nicht von der Straße abzukommen.“
„Man sieht die Schleifspur des rechten Hinterreifens ziemlich deutlich. Anscheinend hat das rechte Hinterrad blockiert und das hat dann den Reifen letztendlich zum Platzen gebracht“, erwiderte Jack mit einem Nicken, während er auf den deutlich sichtbaren Gummiabrieb deutete, der noch immer auf der Straßendecke haftete.
„Ich bin zwar kein Kfz-Mechaniker, aber ich denke, mit einem bloßen Radwechsel ist es in diesem Fall nicht getan. Ich rufe gleich mal Hank Burton an. Hier brauchen wir nämlich fachmännische Hilfe vor Ort.“
Sofort zog Jack sein Handy aus der Jackentasche und telefonierte eine Weile. „Das war gerade Hanks Frau. Sie sagt, ihr Mann sei noch unterwegs. Er hat heute Morgen das Auto eines Touristen nach Halifax geschleppt und ist bereits auf dem Rückweg.“
Als Jack die angstvoll geweiteten Augen seiner Begleiterin bemerkte, nahm er ihre Arme in beide Hände, um sie ein wenig zu beruhigen.
„Keine Sorge Shania. Hank wird schon bald hier sein. Zu unserem Glück befindet er sich ganz in unserer Nähe und seine Frau will ihm über Funk Bescheid sagen.“
Nach einer halben Stunde Wartezeit, in der Shania erzählt hatte, dass sie vorher in der Nähe von Winnipeg gewohnt habe und schon seit vorgestern auf dem Weg nach Neuschottland sei, traf das Abschleppfahrzeug mit kreisenden gelben Warnlichtern an der Pannenstelle ein.
„Freut mich, dich endlich mal wiederzusehen, alter Junge. Bis jetzt haben wir uns ja ständig verpasst“, sagte Hank erfreut, ehe er sich dem Fahrzeug der jungen Frau widmete.
„Was haben wir den denn hier – oh, das ist ja ein richtiger Veteran aus dem Hause Ford. Baujahr 1970, wie’s scheint. Ich hab’ schon so eine Idee, aber ich werd’ mir die Bescherung sicherheitshalber mal von unten angucken.“
Damit lud er einen großen Hydraulikwagenheber aus seinem Abschleppwagen aus, mit dem er das Heck des Fords in Nullkommanichts aufbockte.
Als Hank Burton wenig später wieder unter dem Wagen hervorkroch, meinte er bedauernd: „Junge Lady, das ist leider ein Fall für die Werkstatt.
Ihre Bremse hat blockiert und wahrscheinlich hat auch die Achse und das Getriebe was abgekriegt. Ich schleppe Ihren Wagen jetzt erst mal in meinen Laden, schaue ihn mir heute Nachmittag auf der Hebebühne an. Morgen sehen wir dann weiter.“
„Und, wie teuer schätzen Sie, wird die Reparatur werden?“, fragte Shania Baxter jetzt mit ängstlich stockender Stimme.
„Das kann ich im Moment nur schwer abschätzen, also nageln Sie mich bitte nicht darauf fest. Aber ich denke, so ungefähr mit 1.000 bis 1.500 Dollar müssen Sie grob rechnen“, entgegnete Hank.
„Wär’ vielleicht besser, das Auto zu entsorgen und gegen einen neueren Gebrauchten einzutauschen, das kommt Sie am Ende auf längere Sicht sicher billiger.
Warten wir aber erstmal ab, bis ich die Kiste heut’ Nachmittag auf der Bühne inspiziert habe, danach kann ich Ihnen das dann genauer sagen.
Von einer Freundin vom Doc nehme ich übrigens für so eine Erstinspektion kein Geld – und dann können Sie ja morgen noch immer entscheiden, wie es danach mit Ihrem Oldtimer weitergehen soll.
Nur für die nächsten Nächte werden Sie jedenfalls wohl oder übel eine passable Unterkunft brauchen, soviel steht jetzt schon mal fest.“
„Ich bin nicht seine Freundin“, sagte Shania Baxter etwas patziger, als sie das eigentlich hatte sagen wollen.
„Aber danke Hank – auch wenn das, was Sie mir gerade mitgeteilt haben für mich äußerst schlechte Nachrichten sind. Das heißt dann wohl, dass die Reparatur länger dauern wird. So ein Mist – und das ausgerechnet jetzt.
Diesen alten Wagen hab’ ich mir nämlich vor meiner Abreise von einem Großteil meiner Ersparnisse gekauft – und für einen neuen hab’ ich momentan nicht genug Geld. Ich bin schon froh, wenn ich am Ende die Reparaturrechnung bezahlen kann.“
Hank kratzte sich nachdenklich über seinen wikingerroten Haarschopf, ehe er vorsichtig antwortete: „Na ja, schöne Frau – sehen Sie, dieses Fahrzeug hat schon mehr als 40 Jahre auf dem Buckel. Und da muss ich erst mal nachforschen, wo ich Ersatzteile herbekomme.
Vielleicht hab’ ich Glück und finde auf einem Schrottplatz noch was Passendes. Aber versprechen kann ich das im Moment noch nicht.
Heute ist Dienstag. Morgen früh wissen wir genauer, was der Kiste fehlt und ob sich eine Reparatur noch lohnt.
Ersatzteile besorgen und dann noch die Arbeitszeit für die Instandsetzung – also vor Ende der Woche wird das leider nix mit der Weiterfahrt.
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