Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Band 20. Frank Hille
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Название: Drei Musketiere - Eine verlorene Jugend im Krieg, Band 20

Автор: Frank Hille

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783750247659

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СКАЧАТЬ und Barlay gegründet. Jetzt sind wir fast 70 Leute und haben etliche Tiere.“

      „Und alle Leute leben in Wohnwagen?“

      „Na klar, geht doch gar nicht anders. Drei Tage hier, zwei Tage dort. Du bist eigentlich immer unterwegs. Ist interessant und hat mir großen Spaß gemacht, man sieht halt viel, da unsere LKW recht gemütlich fahren müssen, wenn sie dann zwei Wohnwagen schleppen müssen.“

      „Das wird bei uns n bisschen anders werden“ beendete Friedrich recht ruppig das Gespräch „kann sein, dass wir bald wieder im Rückwärtsgang unterwegs sind.“

      Der Fahrer erhob sich, zog seine rutschenden Hosen hoch und ging leise vor sich hin fluchend zum Heck des Panzers.

      „Jetzt heult er sich wieder an seinem geliebten Panzer über die böse, böse Welt aus“ spottete Bergner.

      „Was macht er da“ fragte Kwasnik.

      „In den Flammenvernichter der rechten Auspuffanlage haben drei Splitter reingehauen“ erklärte Beyer „und er hat sich in den Kopf gesetzt das zu reparieren. Das hat gar keinen Effekt auf die Kampfstärke des Panzers oder die Leistung des Motors, aber er will es nun einmal erledigen. Damit es wieder ordentlich aussieht. Also soll er es machen“ feixte Fred Beyer.

      „Ich halte so eine Einstellung für vorbildlich“ sagte Kwasnik „schließlich gehts darum sein Eigentum zu erhalten.“

      „Der Panzer ist nicht Friedrichs Eigentum“ warf Bergner ein „er gehört der deutschen Wehrmacht.“

      „Das stimmt schon“ erwiderte Kwasnik „ich habe das im übertragenen Sinne gemeint. Ich bin so aufgewachsen und erzogen worden, dass das Eigentum des Zirkus pfleglich zu behandeln ist. Sparsamkeit ist mir als positive Eigenschaft vermittelt worden. Mein Vater hat den Zirkus schließlich mit seinem gesparten Geld gegründet. Und er muss jeden Monat seinen Mitarbeitern ihren Lohn zahlen, das Futter für die Tiere, den Treibstoff für die Fahrzeuge, die Standgebühren. Meine Mutter führt die Bücher und sie weiß wie unser Unternehmen dasteht. Und beide müssen schon im Sommer daran denken, dass wir im Winter nicht auftreten, ein Quartier bis zum Frühjahr brauchen und alle Mitarbeiter trotzdem bezahlt werden müssen und die Tiere zu fressen brauchen.“

      „Gut Fritz“ hatte Beyer dann gesagt „du hast sicher viel zu erzählen, aber das kannst du später tun wenn wir wieder mal pausieren. Du solltest dir jetzt deinen Platz im Panzer einrichten. Klar?“

      „Klar Chef.“

      Kwasnik war mit ein paar Schritten am Panzer, mit einer eleganten Hock-Streck-Kombination und unter Zuhilfenahme seiner Hände und Arme auf den Motorenraum hochgesprungen, mit einem Satz auf dem Turm, und dann innerhalb von zwei Sekunden wie ein Schlangenmensch im Inneren verschwunden.

      „Der erzählt ne Menge“ brummte Anton Häber „ma sehn, wasr als Schütze kann. Abr gelenkisch isser.“

      Fred Beyer hatte den Eindruck, dass der Neue kein Blender war, sondern einfach ein sehr offener Mensch, der an seine Arbeit sehr ernsthaft heranging und trotz seines Alters schon so etwas wie Verantwortungsgefühl entwickelt hatte. Für ihn hatte das nie eine große Rolle gespielt, zu Hause gab es nur heruntergekommenes Mobiliar, das Geld wurde für Essen und einigermaßen vernünftige Kleidung ausgegeben. Bei der Wehrmacht war ihm schon deutlicher klar gemacht worden, dass es so etwas wie Achtung vor Dingen gab. Alles hatte Arbeit und Material gekostet und das beste Beispiel für ihn war die Ansprache des Karabiners als „Braut des Soldaten“. Die Waffe sollte also äußerst pfleglich behandelt werden. Er realisierte erstmalig, dass das Angebot an Waren nicht selbstverständlich war, sondern erst in einem komplizierten Prozess mit vielen Arbeitsstufen zustande kam. Von da an gab er mehr acht im Umgang mit ihm anvertrauten Sachen.

      Sie waren wieder vollzählig, und wie sich Fritz Kwasnik als Richtschütze machen würde sollte sich garantiert schnell zeigen.

      Natürlich wusste der Ritterkreuzträger Oberleutnant zur See Martin Haberkorn nicht, dass die alliierten Befehlshaber an diesem letzten Junitag des Jahres von einem vollständigen Erfolg der Invasion in der Normandie ausgingen. Mittlerweile befanden sich in dem von den Alliierten eroberten Gebiet eine Million Soldaten, 150.000 Fahrzeuge aller Art und Unmassen an weiteren Waffen, Munition und Versorgungsgütern.

      Nach dem Angriff der zwei Jagdbomber auf den Zug hatte ein LKW Haberkorn mit zur Standortkommandantur mitgenommen. Mit einem kurzen Dank war er ausgestiegen und hatte die Dienstzimmer betreten. Die Kommandantur war in einem unauffälligem Haus Vis a vis mit dem Bahnhof untergebracht. Haberkorns Ritterkreuz hatte den Gefreiten in der Schreibstube sichtlich beeindruckt, so dass er ihn sofort zum Büro des Kommandanten begleitete. In den Räumen sah es aus, als ob hier alles seinen üblichen deutschen Gang gehen würde, langsam zwar, aber wohlgeordnet. Ein paar augenscheinlich liebevoll gepflegte Grünpflanzen dekorierten die deutsche Verwaltungsidylle.

      Als der Gefreite angeklopft und nach einem mürrischen „Ja“ von drinnen die Tür geöffnet hatte, sah sich Haberkorn einem untersetzten und fast als dürr zu bezeichnendem Oberstleutnant gegenüber, der gerade eine Zigarette in einem schon überquellenden Aschenbecher ausdrückte. Angewidert zeigte der Offizier auf den Aschenbecher und fuhr den Gefreiten an:

      „Ausleeren, aber dalli!“

      Dann erst schien er Haberkorn wahrzunehmen.

      „Sie wünschen?“

      „Oberleutnant zur See Haberkorn. Es würde mich freuen zu erfahren, mit wem ich die Ehre habe.“

      „Oberstleutnant Kraut. Ja, Kraut. So wie die Amis uns nennen. Lustig, was?"

      „Wenn Sie meinen. Aber dürfte ich Ihnen mein Anliegen vortragen?“

      „Aber gern, nichts lieber als das. Wer bei mir erscheint, trägt immer ein Anliegen vor.“

      Der Mann brannte sich eine Zigarette an und suchte nach einem Aschenbecher für das benutzte Streichholz.

      „Weber“ brüllte er, und der Gefreite erschien mit dem gesäuberten Aschenbecher.

      Der Oberstleutnant schaute sich den Aschenbecher genau an, dann wandte er sich an Haberkorn.

      „Ich habe zwei Wochen gebraucht um diesem Einfaltspinsel beizubringen, dass er den leeren Aschenbecher auch abzuspülen und trocken zu reiben hat.“

      Er nahm ein paar Züge aus der Zigarette, hustete bellend, dann sagte er:

      „Also, Herr Oberleutnant, wo liegt Ihr Problem?“

      „Ich habe einen Marschbefehl nach Hamburg, und bin hier nach dem Luftangriff erst einmal gestrandet. Ich habe keinen Fahrplan und keine Ahnung, wie ich weiterkommen kann.“

      „Nach Hamburg“ sagte der Oberstleutnant wie träumerisch „warum nicht gleich nach Honolulu? Dorthin zu kommen ist vermutlich einfacher. Wo kommen Sie denn her?“

      „Aus Brest.“

      „So wie ich unseren ruhmreichen Führer kenne, wird Brest sicher bis zur letzten Patrone verteidigt werden. Darf ich Ihnen mal etwas zeigen, Herr Oberleutnant?“

      Auf СКАЧАТЬ