Название: Das Blut des Sichellands
Автор: Christine Boy
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783844268690
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Doch Saton lachte.
"Enttäuscht? Darüber, dass ich eine wundervolle Tochter bekomme, die uns schon vor ihrer Geburt auf Trab hält? Niemals! Sie wird ihrer Linie alle Ehre machen!"
"Das wird sie...." bestätigte die Frau leise. "Eine wahre Tochter der Nacht. Sie lässt mich kaum schlafen.“
„Das zeigt, wie gesund sie ist.“ erwiderte Saton stolz. Doch dann wurde er nachdenklich. „Es ist eine schwere Zeit für dich. Ich sehe, dass du oft Schmerzen hast. Die Heiler...“
„... können das nicht verhindern. Nein, Saton, kein Heiler kann das. Aber nicht mehr lange, und dann...“
Sie sprach den Satz nicht zu Ende, doch aus irgendeinem Grund schien sie das Vergehen ihrer Beschwerden eher zu fürchten, denn herbeizusehnen. Saton hatte es längst aufgegeben, seine Gemahlin nach dem Ursprung ihrer Traurigkeit zu fragen und er war sich sicher, dass sie bald zu ihrer alten Zuversicht zurückfinden würde, wenn das Kind erst geboren war.
Einige Schritte vom Feuer entfernt standen die beiden Männer, die das Paar begleiteten. Sie zogen sich während der Ruhepausen stets ein wenig zurück und mühten sich darum, den werdenden Eltern die eine oder andere Gelegenheit zu einem unbelauschten Gespräch zu geben. Jetzt beugte sich der Hochgewachsene, der die Flammen entfacht hatte, zu seinem nur wenig kleineren Kameraden hinüber.
„Mit der Nacht nimmt die Kälte zu. Und Yto Te Vel ist noch weit.“
Der andere nickte stumm.
Auch Saton hatte die Worte vernommen.
„Geduld, Wandan! Allein Cureda entscheidet, wann sie bereit ist, weiterzureiten.“
„Aber er hat recht...“
Zaghaft löste sich Cureda aus Satons Arm, der auf ihren Schultern lag. „Wir sollten nicht länger hierbleiben. Das Reiten schmerzt, aber die Kälte der Nacht würde mich nur noch mehr schwächen.“
Sie rief ihr Pferd herbei, doch selbst mit Satons Hilfe fiel es ihr schwer, wieder aufzusitzen. Unter ihrem weiten, schwarzen Ritualgewand und dem Wollumhang war kaum zu erkennen, wie nah die Geburt schon war. Nur wenn sie, wie jetzt, im Sattel saß und der Stoff sich glatt um ihren Leib spannte, zeichnete sich darunter der runde Bauch der Schwangeren ab. Sie legte eine Hand darauf und griff mit der anderen nach den Zügeln.
„Du darfst dich nicht überanstrengen.“ sagte Saton, während seine eigene Stute auf ihn zutrabte. „Wir könnten auch ein Lager aufschlagen und mehrere Feuer anzünden. Wenn du dich mit unseren Umhängen wärmst...“
„Das kommt nicht in Frage. Ich schaffe es bis Yto. Noch heute. Und ich möchte, dass Wandan und Cala mich antreiben, wenn ich zu langsam bin. Keine falsche Rücksicht. Bitte.“
Sie sprach mit Nachdruck und Saton gab sich vorerst geschlagen. Das zarte Erscheinungsbild Curedas hatte ihn schon oft über ihre eigentliche Stärke hinweggetäuscht, auch wenn ihre Kraft in den letzten Wochen zunehmend bröckelte.
Cala und Wandan, die beiden Männer, die ihnen zur Seite standen, wirkten erleichtert und nickten sich in stillem Einverständnis zu, bevor auch sie sich auf die Pferde schwangen.
„Sie ist hart im Nehmen.“ meinte Cala leise.
„Das ist sie.“ stimmte Wandan zu. „Aber sie leidet. Auch wenn sie versucht, es zu verbergen.“
„Ist das ein Wunder? So kurz vor der Geburt....“
„Kurz? Die Heiler sagen, das Kind kommt im Rin zur Welt. Und jetzt ist noch nicht einmal die Hälfte des Sis vorüber. Also kann durchaus noch ein ganzer Monat vergehen... Und ist dir nicht aufgefallen, wie sehr ihr die Schwangerschaft zusetzt? Andere blühen auf, aber Cureda...“
Cala runzelte die Stirn.
„Machst du dir Sorgen?“
Wandan antwortete mit einem grimmigen Schnauben.
„Natürlich. Und nicht nur ich. Das ganze Sichelland wartet auf dieses Kind. Und Saton denkt an nichts anderes. Es ist gut, dass sie nach Yto gehen. Dort haben sie Ruhe. Beide. Cureda und Saton. Aber ich denke, sie hätten früher gehen sollen.“
Eine ganze Weile ritten sie schweigend nebeneinander her, nur wenige Meter hinter denen, die sie beschützen sollten. Sie kannten diesen Wald, hier drohte keine Gefahr durch Angreifer, aber trotzdem wollten sie sich nicht zu weit entfernen.
„Sie sind ein schönes Paar.“ sagte Cala nach einer Weile. Sein Blick galt immer noch Saton und Cureda. Beide hatten ihre langen schwarzen Haare offen über die Schultern gebreitet und sahen sich so auffällig ähnlich.
„Sind sie.“ brummte Wandan.
„Wie füreinander geschaffen.“
„Sind sie. Wirst du jetzt melancholisch?“
„Vielleicht. Ich frage mich, wie ihre Tochter wird. Eine stille Priesterin wie Cureda oder eine mächtige Kriegerin mit den Fähigkeiten Satons.“
Wandan zuckte die Achseln.
„Lass sie erst mal zur Welt kommen. Sie wird ihren Weg schon gehen.“
Satons Anwesen in Yto Te Vel lag abseits der anderen Gebäude, umgeben von einem kleinen Garten und hohen Bäumen. Die Dienerschaft, die hier während seiner Abwesenheit alles hegte und pflegte, hatte jeden Raum besonders herausgeputzt und war nun peinlich darauf bedacht, dem Hausherrn, seiner Gemahlin und den beiden mitgereisten Gästen jeden Wunsch zu erfüllen.
Obwohl bei ihrer Ankunft die Nacht bereits hereingebrochen war, hatte Saton Wandan noch in sein Arbeitszimmer gebeten. Beide waren noch nicht wirklich müde und ihrer beider Pflichten boten nur selten Zeit für zwanglose Gespräche. Aber noch ehe sie es sich bequem gemacht hatten, platzte Wandan mit dem heraus, was ihn schon seit einigen Stunden beschäftigte.
„Ich könnte bleiben. In Vas-Zarac kommt man auch ohne mich aus.“
„Nein, Wandan.“ Saton winkte ab. „Ich weiß dein Angebot zu schätzen. Und glaub mir, ich hätte dich gern in meiner Nähe, in diesem besonderen Moment. Gerade dich. Aber ich darf nicht egoistisch sein. Geh nach Semon-Sey zurück und sorge dort für Ordnung. Es darf nicht zum Chaos kommen, nur weil der Shaj Vater wird.“
„Das täte es sicher nicht. Also gut, du willst es nicht anders. Aber du lässt es mich wissen, wenn du mich brauchst? Ich kann, wenn es sein muss, innerhalb eines Tages hier sein.“
„Das weiß ich.“ Er klopfte seinem Freund auf die Schulter, dann wies er zu zwei Sesseln, die vor dem Kamin standen.
„Sijak?“
Wandan nickte. „Gern.“
Saton reichte ihm einen Kelch, den er zuvor mit einer blutroten Flüssigkeit aus einer Kristallkaraffe gefüllt hatte.
„Möchtest du, dass ich heute noch zurückreite?“
„Nein. Du und Cala, ihr solltet euch ausruhen. Morgen oder übermorgen. Wir sind alle müde von der Reise.“
Wandan sah sich in dem holzgetäfelten СКАЧАТЬ