Das Blut des Sichellands. Christine Boy
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Название: Das Blut des Sichellands

Автор: Christine Boy

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783844268690

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СКАЧАТЬ Mundwinkel zuckten. In der Tat schien das Leben ganz nach Lennys' Vorstellungen zu verlaufen, aber eigentlich hatte die angehende Cas es sich in letzter Zeit abgewöhnt, darauf hinzuweisen. Inzwischen verbrachte sie ungewöhnlich viele Stunden allein, zurückgezogen von den Kriegern und den geselligen Treffen hinter Kasernenmauern oder Rosenhecken. Sie sprach mit niemandem darüber, was sie in dieser Zeit tat, aber Racyl vermutete, dass sie heimlich lernte. Denn wann immer jemand eine Frage stellte, sei es zu den Fremdländern, zur Landespolitik, zu den Tempeln oder zu den Minenerträgen - Lennys kannte stets die Antwort. Und das, obwohl sie im Unterricht nicht gerade durch Anwesenheit glänzte.

      'Wahrscheinlich', so dachte Racyl weiter, 'will sie einfach nicht zugeben, dass es sie interessiert. Wahrscheinlich will sie nicht als lerneifrig und ehrgeizig gelten. Alle sollen denken, der Unterricht wäre ihr egal.'

      Doch sie machte nicht den Fehler, sie danach zu fragen. Lennys war leicht aufbrausend und sie hasste es, wenn sich irgendjemand allzu neugierig in ihre Angelegenheiten mischte. Vielleicht war dies auch der Grund, warum sie Racyls Nähe häufig zuließ - denn die Schwester des inzwischen hoch angesehen Rahor Req-Nuur zeichnete sich durch Verschwiegenheit und Stille aus. Sie plapperte nicht wie andere Mädchen ihres Alters unaufhörlich vor sich hin und zugleich hatte sie ein schon beinahe unheimliches Gespür dafür, wann die Tochter des Shajs alleingelassen werden wollte.

      Racyl machte sich nichts vor. Sie glaubte zu wissen, dass Lennys nicht alle Nächte allein verbrachte, auch wenn sie nicht da war. Natürlich gab es niemanden, der ihr davon berichtet hätte, aber keine Dienerstochter, keine Dorfdirne und auch kein Säbelschüler oder Krieger war klug genug, diese heimlichen Treffen vor ihr zu verbergen. Manche machten sogar vage Andeutungen, halb stolz, halb enttäuscht und verletzt und diese Mischung verriet Racyl mehr als alles andere, dass die Stunden mit Lennys für sie mehr als nur ein Wunschtraum gewesen waren.

      Nur sie durfte wiederkommen.

      Sehr zu Rahors Missfallen, denn er sah das Treiben seiner kleinen Schwester überhaupt nicht gern. Mehr als einmal hatte er Racyl schon zur Seite genommen. An eine dieser Unterredungen erinnerte sie sich besonders genau.

      Es war noch nicht lange her. Genaugenommen am Tag nach ihrem ersten Besuch in der Burg, gleich nachdem sie wieder die Kaserne erreicht hatte. Rahor hatte sie schon erwartet und um ein Wort unter vier Augen gebeten.

      "Ich weiß, was du mir sagen willst." war sie ihm zuvor gekommen. "Es gefällt dir nicht, dass ich mich mit Lennys treffe. Und das auch noch in Vas-Zarac."

      Und er hatte es bestätigt.

      "Du hast recht. Es gefällt mir nicht. Ihr passt nicht zueinander, sie und du. Du... du bist liebenswürdig, rücksichtsvoll, sensibel. Das genaue Gegenteil zu ihr. Früher oder später wird sie dir wehtun und das möchte ich nicht. Warum sie? Warum ausgerechnet die Tochter Satons? Warum suchst du dir nicht einen netten Jungen oder meinetwegen auch ein nettes Mädchen, das zu dir passt?"

      "Man kann sich so etwas nicht aussuchen." hatte sie lächelnd geantwortet. "Aber bis jetzt gab es doch keine Probleme. Und deine Angst... ich kann sie ja verstehen. Sie ist eben so. Und ich weiß das. Sie kann mich nicht damit verletzen, dass sie auch hin und wieder... mit anderen zusammen ist. So gut kenne ich sie schon. Es gehört eben dazu. Und ich kann das akzeptieren. Vielleicht... kannst du es auch."

      "Es fällt mir schwer. Es ist nicht in Ordnung, was sie tut. Sie kann natürlich machen, was sie will, aber mir wäre es lieber, wenn nicht ausgerechnet du das ausbaden müsstest. Aber erzähle es um Himmels Willen nicht unserem Vater."

      Ja, das war Rahors größte Sorge gewesen. Erzähle deinem Vater nicht, dass du das Bett mit Satons Tochter teilst.

      Celdros war ein großzügiger, toleranter Mann, ein Krieger, den so leicht nichts aus der Fassung brachte. Und er glühte vor Ehrfurcht vor seinem Shaj. Vor Feinden hatte er keine Angst, vor dem Tod oder schweren Wunden auch nicht. Aber vor dem Zorn seines Herrn. Nicht auszudenken, wenn eines seiner Kinder - ganz gleich welches - irgendetwas tat, was Lennys verärgerte oder gar verletzte. Nicht auszudenken, wie Saton darauf reagieren würde, wenn ein Req-Nuur ein Mitglied der Ac-Sarr-Familie enttäuschte.

      Nein, das wollte sie auch nicht. Sie würde beweisen, dass ihre Treue echt war. Und sie würde Lennys, Saton und vor allem auch Rahor beweisen, dass sie viel härter im Nehmen war, als man es ihr je zugetraut hätte.

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