Nesthäkchens erstes Schuljahr. Else Ury
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Название: Nesthäkchens erstes Schuljahr

Автор: Else Ury

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750293595

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СКАЧАТЬ Gaul herab, um sich zu beteiligen. Er durfte Puck sein und mußte auf allen vieren im Zimmer herumkriechen und dazu bellen. Das tat er mit solchem Geschick und so viel Kraftanstrengung, daß alsbald Frau Thielen auf der Schwelle erschien, weil der Lärm nicht auszuhalten war.

      Sie machte dem kunstgerechten Hundegebell schnell ein Ende und begrüßte den kleinen Gast freundlich.

      »Also du bist Doktor Brauns Nesthäkchen; na, halte nur gute Freundschaft mit unserer Margot. Und nun spielt lieber Bilderlotto, Kinder, das ist weniger geräuschvoll; Margot setzt etwas aus ihrer Schultüte als Gewinn aus.«

      Jubelnd wurde dieser Vorschlag angenommen. Auch Bubi kannte schon die Bilder und konnte mitspielen. Als Fräulein um halb sieben Uhr erschien, um Nesthäkchen abzuholen, glaubte dieses, sie hätten eben erst angefangen zu spielen. So schnell war die Zeit vergangen.

      »Auf Wiedersehen morgen in der Schule, Margot; wirst du wieder heulen?« erkundigte sich Annemarie noch draußen im Korridor.

      Aber Margot schüttelte das Köpfchen. Nein, jetzt mit Annemarie zusammen hatte sie gar keine Angst mehr.

      Fräulein hatte inzwischen Annemaries neue Schulbücher mit seinem, dunkelblauem Papierkleid versehen und weiße Etikette mit dem Namen draufgeklebt.

      »Wie die Soldaten sehen sie in ihrer blauen Uniform aus!« begeisterte sich Nesthäkchen.

      »Nun sorge aber dafür, Annemie, daß alle Bücher und Hefte so schön sauber und ordentlich bleiben«, mahnte Fräulein.

      Das versprach die Kleine auch, aber ihre Gedanken waren nicht recht dabei. Die wanderten bereits zu der roten Schultüte hin, die sie vorsorglich im Puppenwagen versteckt hatte. Sicherlich – sie hatte noch viel mehr drin als Margot in ihrer grünen!

      Doch als Annemarie jetzt ihre rote Tüte hervorzog und liebevoll hineinäugte, wurde ihr Gesichtchen lang und länger.

      »Fräulein, es ist alles raus, kein Stück ist mehr drin; ach, wer mag das bloß gewesen sein?« Bitterlich flössen die Tränen.

      Auch die kleinen Schultüten der Puppen, die Annemarie sofort einer Untersuchung unterzog, waren sämtlich geräubert.

      Nur die Puppen wußten, daß der Dieb ein krausköpfiger Sextaner mit braunen Augen war, der sich dafür rächen wollte, daß Annemarie ihn nicht selbst etwas aus ihrer Tüte hatte aussuchen lassen. Die wußten auch, wo Nesthäkchens vermißter Stundenplan und der Bücherzettel hingekommen waren. Der Stundenplan prangte als Dreimaster auf dem Kopfe des Herrn Leutnants, und den Bücherzettel hielt Puppe Gerda zierlich zusammengedreht als Schultüte in der Hand.

      Aber die Puppen schwiegen alle, keine verriet ein Sterbenswörtchen.

      3. Kapitel

      Nesthäkchens erste Freundin

      Guten Morgen, Kinder.« Fräulein Hering betrat die zehnte Klasse, in der es gar lustig wie in einem Bienenhause durcheinanderschwirrte.

      Kein Kind saß auf seinem Platz, alles lief umher, teilweise sogar noch in Hut und Mäntelchen. Denn die Fräulein und Kindermädchen durften ihren Schützlingen nur am ersten Tage bis zur Klasse das Geleit geben. Heute sollten sich die Kleinen schon allein ausziehen, und das schwere Kunststück hatte nicht jede fertig bekommen.

      Hier zeigten sich zwei ihre bunten, gestern erhaltenen Schultüten, dort versuchten ein paar Wildfänge, ob der Schultisch wohl zu hoch wäre, um davon herunterzuspringen. Ein Kind malte voll Feuereifer Häuser und Püppchen an die große, schwarze Schultafel. Hilde spielte mit Erna »Haschen« durch alle Bänke und schmalen Gänge hindurch. Und Annemarie thronte sogar hoch oben auf dem Katheder. Auch Margot hatte sie dazu veranlaßt, weil man von dort alles viel schöner sehen konnte.

      Der jubelnde Lärm verstummte auch nicht beim Eintritt der Lehrerin. Keins der Kleinen ließ sich in seinem Vergnügen stören.

      Fräulein Hering hielt sich die Ohren zu.

      »Ruhe!« rief sie dann und klatschte in die Hände. Aber der Erfolg davon war, daß ein Teil der Kinder ebenfalls in die Hände zu klatschen begann, denn sie hielten das für einen wunderschönen Spaß; dadurch wurde der Radau noch größer.

      »Aber Kinder, schämt ihr euch denn gar nicht, solchen Lärm zu machen!« rief Fräulein Hering mißbilligend und hielt die an ihr vorüberrasende Hilde am Zöpfchen fest. Die riß sich mit übermütigem Lachen wieder los, in der Annahme, daß Fräulein mitspielen wollte.

      Etwas leiser war es jetzt doch geworden, die Lehrerin konnte sich wenigstens verständlich machen.

      »Wer mich lieb hat, setzt sich artig auf seinen Platz und spricht kein Wort mehr!« rief sie. Da jagte und tappelte es wieder von vielen kleinen Beinchen in braunen, bunten und schwarzen Wadenstrümpfen durch die Klasse. Dann herrschte endlich wohltuende Ruhe.

      »So, nun hängt mal erst eure Hütchen und Mäntel draußen an die Garderobenhaken, Kinder, aber ganz leise, auf den Zehenspitzen gehen, daß ihr die anderen Klassen nicht stört«, sagte Fräulein jetzt wieder freundlich.

      Artig wurden ihre Worte befolgt. Ein winziges Ding konnte nicht allein mit dem Abschnallen der Mappe fertig werden, da half Fräulein Hering scherzend. Ein anderes hatte die Bänder ihres Samtkäppchens so kunstvoll verknotet, daß die junge Lehrerin zehn ganze Minuten und eine Engelsgeduld dazu gebrauchte, um den zusammengezogenen Knoten zu entwirren. Das dicke Ännchen aber purzelte bei dem Versuch, möglichst leise auf den Zehenspitzen zu gehen, über ihre eigenen kurzen Beinchen, schlug sich das Knie auf und brach in ein jämmerliches Wehgeheul aus. Jetzt mußte Fräulein Hering streicheln, trösten und mit kaltem Wasser kühlen.

      »Wie heißt du denn, mein Herzchen?« fragte sie den heulenden kleinen Pausback, denn sie hatte natürlich nicht gleich die fünfzig Namen von dem einen Tage her behalten können.

      »Pummelchen«, weinte es weiter, denn so wurde Ännchen wegen ihres kugligen Aussehens daheim gerufen.

      Nachdem das laute Schluchzen von Pummelchen endlich gedämpfter geworden, konnte sich das vielgeplagte Fräulein wieder mit den anderen Schülerinnen befassen.

      »Du, Kleine, lege die Kreide aus der Hand und setze dich auf deinen Platz«, wandte sie sich nun an die kleine Malkünstlerin, die noch immer neben der Tafel stand. Die aber schob die Unterlippe vor und schien recht wenig von diesem Vorschlag erbaut.

      »Ich male doch gerade solchen feinen Garten mit einer Laube drin«, sagte sie weinerlich.

      »Wir malen nachher alle, aber im Heft, richtig mit Tinte«, vertröstete sie Fräulein Hering. Dieses Versprechen erschien so überwältigend schön, daß die kleine Malerin mit strahlenden Augen gehorchte. Denn Tinte hatten die meisten Kinder bisher niemals anfassen dürfen.

      Jetzt entdeckte Fräulein Hering auch endlich, daß ihr Platz auf dem Katheder bereits besetzt war.

      »Nanu, Annemie,« verwunderte sie sich, der Name war ihr noch in Erinnerung geblieben, »was hast du denn da oben zu suchen, willst du etwa statt meiner Unterricht geben?«

      »Nee,« lachte die Kleine unbefangen, denn seit gestern hatte sie ein großes Zutrauen zu der jungen Lehrerin, »aber die Aussicht ist hier oben viel feiner!«

      Die schüchterne Margot hatte sich sofort mit blutrotem Gesicht СКАЧАТЬ