Nesthäkchens erstes Schuljahr. Else Ury
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Название: Nesthäkchens erstes Schuljahr

Автор: Else Ury

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783750293595

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СКАЧАТЬ seid mal still, Kinder, ihr dürft nur sprechen, wenn ich euch was frage. Aber jetzt will ich euch was erzählen.«

      »Au ja – au ja, – fein – bitte, von Aschenbrödel, nein lieber von Hänsel und Gretel«, so gingen die Schnäbelchen wieder.

      Fräulein Hering wurde nicht böse. Sie wußte ja, daß es immer einige Tage dauerte, bis sich die ganz Kleinen an die Schulordnung gewöhnt hatten.

      »Also die Klasse ist jetzt vollzählig, fünfzig Kinder«, begann Fräulein Hering aufs neue. Aber sie kam nicht weiter.

      »Hurra – fünfzig Kinder!« trompete es jubelnd dazwischen. Dabei wußte Klein-Annemarie nicht mal, daß sie es gewesen, die diesen Freudenausruf getan.

      Fräulein Hering drohte nur lächelnd, weil Annemarie ihre Mahnung, nicht ungefragt zu sprechen, so rasch vergessen hatte.

      »Wir werden nun fleißig zusammen rechnen, schreiben und lesen lernen, damit ihr die schönen Geschichten in euren Märchenbüchern alle selbst lesen könnt, nicht wahr?«

      »Ja – ja!« rief es hier und da. Annemarie aber meinte weniger begeistert: »Ach, wenn Fräulein mir vorliest, das ist auch sehr hübsch.«

      »Aber wenn du es allein lesen kannst, dann macht es dir noch viel mehr Spaß«, versicherte die Klassenlehrerin und griff zu einem Pack loser Blätter. »Jetzt gebe ich jeder von euch zwei Zettel. Auf dem einen stehen die Bücher und Hefte verzeichnet, die ihr für die Schule mitbringen müßt, der andere ist euer Stundenplan. Verwahrt sie gut auf.« Sie verteilte die Blätter unter den vielen, begierig danach greifenden Kinderhändchen. »So, und nun sind wir für heute fertig. Morgen früh findet ihr euch wieder um neun Uhr hier in der Klasse ein. Jetzt wollen wir beten – wer kann ein Gebet hersagen?«

      »Ich – ich – nein, ich – ach, ich weiß ein viel schöneres – bitte, ich!« so tobte das wieder durcheinander.

      »Ei, Margot, weißt du keins?« Fräulein wandte sich der schweigenden keinen Furchtsamen zu, die aus ihren verweinten Augen noch immer ängstlich in den Tumult bückte.

      Die nickte blutübergossen. Dann aber faltete sie ihre Händchen und begann mit leiser Stimme:

      »Müde bin ich, geh zur Ruh,

      Tue beide Äuglein zu.«

      »Das war sehr schön, Margot,« lobte die Lehrerin, als sie geendet, »wenn es auch eigentlich noch ein bißchen früh zum Schlafengehen ist. Jetzt gebt mir die Hand und sagt mir Lebewohl.«

      Wie eine Welle von blonden und dunkelhaarigen Kindern stürmte es gegen Fräulein Hering an, daß diese sich kaum aufrechterhalten konnte. Lauter kleine Händchen, lauter knicksende Beinchen.

      »Leb' wohl, Lotte – auf Wiedersehen, Hilde – na, Margot, morgen hast du doch keine Angst mehr – auf Wiedersehen, Annemarie.«

      »Auf Wiedersehen, Tante« – und sich besinnend, daß sie ja den Namen nennen sollte, verbesserte sich Annemarie: »Auf Wiedersehen, Tante Fräulein Hering.«

      Diesmal langte Nesthäkchen mit strahlendem Gesicht unten bei Fräulein an. Allerdings nur mit einem Gummischuh und ohne den kleinen Regenschirm. Von dem hatte ein anderes Kind Besitz ergriffen und wollte ihn durchaus nicht wieder herausgeben, weil er ihm so gut gefiel.

      Nachdem Fräulein mit vieler Mühe beides wieder herbeigeschafft hatte, ging es wieder in das Regenwetter hinaus.

      »Klitsch – klatsch – tromtromtrom« machte der Regen.

      »Hüit – hüi – it« heulte der Wind.

      Alle beide aber übertönte das Jauchzen von Nesthäkchen: »Hurra – fünfzig Kinder!«

      2. Kapitel

      Die große Schultüte

      Als Nesthäkchen von ihrem ersten Schulbesuch heimkehrte, hing draußen am Garderobenhaken ein dunkelgrüner Mantel und ein schwarzes Kapotthütchen.

      »Großmama ist da – Großmuttchen ist da!« Jubelnd schallte es von Klein-Annemaries Lippen beim Anblick der bekannten Sachen.

      Ja, wirklich, drin im Wohnzimmer bei Mutti saß die liebe Großmama. Ihr Gesicht leuchtete vor Freude, als ihr Herzblatt Annemarie mit aufgeschnallter Schulmappe hereinstürzte.

      »Großmuttchen, jetzt bin ich ein richtiges Schulmädchen!« Mit einem Satz sprang Annemie, ungeachtet ihrer neuen Würde, Großmama auf den Schoß. Die herzte und küsste ihren kleinen Liebling und streichelte sogar vor lauter Liebe die neue Schulmappe mit.

      »Also so sieht unser Nesthäkchen als Schulmädel aus«, sagte sie, das reizende, kleine Mädchen voll Großmutterstolz betrachtend. »Ja, aber hast du denn auch schon alles, Herzchen, was ein richtiges kleines Schulmädel haben muß?«

      »Natürlich,« nickte Nesthäkchen wichtig, »bloß ein paar Hefte und ein Rechenbuch sollen wir uns noch kaufen.«

      »Und sonst fehlt gar nichts mehr?« forschte Großmama mit heimlichem Lächeln.

      »Nee«, war das Ergebnis von Klein-Annemaries sekundenlangem Nachdenken.

      »O weh, da hast du am Ende auch schon eine Schultüte, wie sie jedes artige Kind am ersten Schultage zu bekommen pflegt?« scherzte Großmama und zog eine feuerrote Riesentüte hervor. »Da kann ich die wohl wieder mitnehmen?«

      Nesthäkchen wurde röter als die Schultüte, mit beiden Händen griff sie danach.

      »Nee, ach nee, die hat mir gerade noch gefehlt; au, ist die fein, die ist ja noch größer als meine Gerda, und soviel Schokolade ist drin – ach, ich danke dir tausendmal, Großmuttchen!« Annemaries Dankesbezeigung fiel so stürmisch aus, daß sich ein süßer Schokoladenregen aus der offen gebliebenen Tüte auf Großmama ergoß.

      Nachdem die braunen Flüchtlinge wieder alle eingefangen waren, fand Annemarie endlich Zeit, auch Mutti zu begrüßen.

      »Na, wie ist's dir in der Schule ergangen, meine Lotte?« fragte Mutti.

      »Famos – fünfzig Kinder sind in der Klasse, und Margot Thielen aus unserem Hause ist auch da. Aber das ist eine Heulsuse, ich habe mich zu ihr gesetzt, damit sie jemand aus ihrer Heimat bei sich hat und sich nicht so sehr grault. Und ich habe gar nicht geheult, man bloß ein ganz klein bißchen schoniert habe ich mich zuerst. Und ein einziges Mal bin ich bloß weggelaufen –«

      »Was – du bist fortgelaufen, Lotte?« fiel Mutti ihrem eifrig berichtenden Nesthäkchen erschreckt ins Wort.

      »Ja, aber bloß ein einziges Mal, und ich bin auch gleich wiedergekommen. Fräulein hat mich zurückgebracht«, beruhigte Annemarie Mutti.

      »Aber du darfst doch aus der Schule nicht fortlaufen, Lotte, versprich mir, daß du das nie wieder tun wirst!« verlangte Frau Doktor Braun eindringlich.

      »Nee – bloß wenn sie mich wieder mal auslachen«, gab Nesthäkchen bereitwilligst zu.

      »Nein, auch dann darfst du nicht fortlaufen«, sagte Mutti so ernst und bestimmt, wie sie selten zu ihrer Kleinsten sprach.

      Großmama СКАЧАТЬ