Menschen, Göttern gleich. H. G. Wells
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Название: Menschen, Göttern gleich

Автор: H. G. Wells

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783746746517

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СКАЧАТЬ war so zusammenhängend, so geordnet, daß er immer weniger den Eindruck einer gänzlich fremdartigen Welt hatte, sondern vielmehr ein Gefühl wie bei der Ankunft in einem fremden, aber hochzivilisierten Land.

      Unter Leitung der braunäugigen Frau in dem scharlachgeränderten Gewand wurden die Erdlinge in der denkbar gastlichsten und bequemsten Weise in Quartieren nahe dem Versammlungsort untergebracht. Fünf oder sechs Jünglinge und Mädchen bemühten sich darum, die Fremdlinge in die kleinen Einzelheiten utopischer Häuslichkeit einzuweihen. Die Gebäude, in die sie einquartiert waren, besaßen jedes ein angenehmes kleines Ankleidezimmer, und das Bett, das Bezüge von feinstem Leinen und eine sehr leichte, mollige Bettdecke hatte, stand in einer offenen Loggia – ›Zu offen‹, dachte Lady Stella, aber, wie sie sagte: »Man fühlt sich hier so sicher.« Das Gepäck erschien; jeder identifizierte seinen Koffer, als ob man auf irgendeinem gastlichen Herrensitz auf Erden wäre.

      Aber Lady Stella mußte zwei fast allzu freundliche Jünglinge erst aus ihrem Gemach hinausweisen, bevor sie ihren Kleiderkoffer öffnen und sich zurechtmachen konnte.

      Einige Minuten später wurde durch den Ausbruch eines wilden Gelächters und den Lärm eines freundschaftlichen, aber hysterischen Streites, der aus Lady Stellas Zimmer erscholl, einige Aufregung verursacht. Das Mädchen, das bei ihr zurückgeblieben war, hatte echt weibliches Interesse für ihre Ausstattung gezeigt und war auf ein besonders reizendes und durchsichtiges Schlafgewand gestoßen. Aus irgendeiner unerklärlichen Ursache amüsierte sich die junge Utopin herrlich über diese diskrete Köstlichkeit, und es fiel Lady Stella schwer, sie davon abzubringen, das Gewand anzulegen und hinauszutanzen, um sich öffentlich damit zu zeigen. »Dann müssen Sie es anziehen«, drängte das Mädchen.

      »Aber Sie verstehen das nicht«, schrie Lady Stella, »das ist etwas fast – Heiliges! Das kann niemand sehen – niemals!«

      »Aber warum nicht?« fragte die Utopin, über alle Maßen erstaunt.

      Lady Stella fand eine Antwort darauf unmöglich.

      Das leichte Mahl, das nun folgte, war für irdische Begriffe vollständig zufriedenstellend. Die Besorgnis Freddy Mushs hatte sich ganz und gar gelegt: Es gab kaltes Huhn, Schinken und eine sehr leckere Fleischpastete. Es gab auch ziemlich grobkörniges, aber sehr schmackhaftes Brot, reine Butter, einen ausgezeichneten Salat, Obst, Käse à la Gruyere und einen leichten Weißwein, dem Mr. Burleigh die Anerkennung zollte: »Ein Mosel könnte nicht besser sein.«

      »Findet ihr unsere Nahrung der euren ähnlich?« fragte die Frau mit dem rotgeränderten Gewand.

      »Exquisit!« sagte Mr. Mush mit ziemlich vollem Mund.

      »Die Ernährungsweise hat sich in den letzten dreitausend Jahren sehr wenig verändert. Welche Nahrungsmittel die besten sind, hatte man schon lange vor dem letzten Zeitalter der Verwirrung herausgefunden.«

      ›Es ist zu echt, um wahr zu sein‹, wiederholte fortwährend Mr. Barnstaple zu sich selbst, ›es ist zu echt, um wahr zu sein.‹

      Er blickte seine Begleiter freudig erregt, interessiert und mit Genuß essend an.

      Wenn es nicht so widersinnig gewesen wäre, daß diese Utopen mit einer Deutlichkeit, die sich wie mit einem Hammer in seinem Kopf einprägte, Englisch sprachen, hätte Mr. Barnstaple keinerlei Zweifel an der Wirklichkeit seines Erlebnisses empfunden.

      Keine Bedienten servierten am ungedeckten, steinernen Tisch; die Frau in dem weiß-roten Kleid und die beiden Flieger teilten das Mahl mit ihnen, und die Gäste waren einander behilflich. Mr. Burleighs Chauffeur hatte sich aus Bescheidenheit an einen anderen Tisch zurückgezogen, bis ihn der große Staatsmann ermutigte: »Setzen Sie sich hierher, Perk, neben Mr. Mush.«

      Andere Utopen, welche die Erdlinge freundlich, aber mit scharf beobachtenden Augen musterten, kamen auf die große Säulenterrasse, in welcher das Mahl serviert worden war, standen lächelnd herum oder setzten sich hin. Gegenseitiges Vorstellen gab es nicht, und auch sonst wenig gesellschaftliche Formalitäten.

      »All dies ist äußerst ermutigend«, sagte Mr. Burleigh, »äußerst ermutigend. Ich muß sagen, diese Pfirsiche übertreffen noch diejenigen von Chatsworth. Ist das Sahne, lieber Rupert, in dem kleinen braunen Töpfchen vor dir? … Ich habe es mir gedacht. Wenn du etwas davon entbehren kannst, Rupert … danke sehr!«

      12

      Mehrere Utopen nannten den Erdlingen ihre Namen. Ihre Stimmen erschienen Mr. Barnstaple seltsamerweise alle gleichklingend, und ihre Worte waren so deutlich, als ob sie gedruckt wären. Die braunäugige Frau hieß Lychnis. Ein Mann mit einem Bart, der vielleicht gegen vierzig Jahre alt sein mochte, hieß entweder Urthred oder Adam oder Edom, es war sehr schwer, trotz der Deutlichkeit seiner Aussprache, den Namen mitzubekommen. Es war so, wie wenn große gedruckte Buchstaben zögerten. Urthred erklärte, daß er Ethnologe und Historiker sei und daß er wünsche, soviel wie nur irgend möglich über unsere Welt zu erfahren. Er machte auf Mr. Barnstaple den Eindruck, als hätte er eher das sichere Auftreten eines irdischen Finanzmannes oder eines großen Zeitungsgewaltigen, als die Schüchternheit, die in unserer Alltagswelt den Gelehrten auszeichnet. Ein anderer ihrer Gastgeber, Serpentin, war auch ein Mann der Wissenschaft, wie Mr. Barnstaple zu seiner Überraschung erfuhr; denn auch er benahm sich wie ein großer Herr. Er bezeichnete sich als etwas, was Mr. Barnstaple nicht erfassen konnte. Zuerst klang es wie ›Atom-Mechaniker‹ und dann, recht sonderbar, klang es wie ›Molekular-Chemiker‹. Dann wieder hörte Mr. Barnstaple, wie Mr. Burleigh zu Mr. Mush sagte: »Sagte er nicht, er sei ›Physio-Chemiker‹?«

      »Mir schien es, als ob er sich einen ›Materialisten‹ genannt hätte!« erwiderte Mr. Mush.

      »Ich dachte, er sagte, daß er irgend etwas abwäge«, bemerkte Lady Stella.

      »Ihre Betonung ist merkwürdig«, sagte Mr. Burleigh. »Manchmal sind sie fast lauter, als angenehm ist, und dann entsteht wieder eine Art Lücke zwischen den Lauten.«

      Als das Mahl beendet war, begab sich die ganze Gesellschaft in ein anderes kleines Gebäude, das offenbar für Unterrichtszwecke und Diskussionen bestimmt war. Es hatte eine halbkreisförmige Apsis, an deren Innenwand eine Reihe weißer Tafeln angebracht war, die anscheinend bei gewissen Gelegenheiten dem Vortragenden als Schreibtafeln dienten, da schwarze und farbige Stifte und Lappen zum Abwischen in passender Höhe unter den Tafeln auf breiten Marmorgesimsen lagen. Der Vortragende konnte, während er sprach, den ganzen Halbkreis Punkt für Punkt abschreiten. Lychnis und Urthred, Serpentin und die Erdlinge setzten sich auf eine halbkreisförmige Bank unterhalb dieses Vortragspodiums; auf den Sitzen vor ihnen war noch Platz für etwa achtzig bis hundert Leute. Alle Plätze waren besetzt, und dahinter standen einige anmutige Gruppen vor einem Hintergrund rhododendronartiger Büsche, zwischen denen Mr. Barnstaple grüne Alleen durchschimmern sah, die zu dem glitzernden Wasser des Sees hinunterführten.

      Sie waren zusammengekommen, um über diesen außerordentlichen Einbruch in ihre Welt zu sprechen. Was konnte vernünftiger sein, als darüber zu sprechen? Konnte man sich etwas Phantastischeres, Unmöglicheres ausdenken?

      »Komisch, daß es hier keine Schwalben gibt!« sagte Mr. Mush plötzlich Mr. Barnstaple ins Ohr. »Ich möchte gerne wissen, warum es hier keine Schwalben gibt?«

      Mr. Barnstaple wandte seine Blicke dem leeren Himmel zu.

      »Keine Mücken oder Fliegen«, riet er.

      Es war sonderbar, daß er die Schwalben nicht schon früher vermißt hatte.

      »Ssssssst«, flüsterte Lady Stella, »er fängt an!«

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