Drei Phantome 1 - Gänsehaut für Kids. Martin Clauß
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Название: Drei Phantome 1 - Gänsehaut für Kids

Автор: Martin Clauß

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847628514

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СКАЧАТЬ linke Hand steckte in ihrer Jackentasche, und diese Tasche beulte sich merklich aus. Das konnte nur eines bedeuten: Sie hatte General Dunkel mitgebracht. Eigentlich verständlich, denn Friedhöfe waren seine Lieblingsumgebung. Trotzdem blieb Alkan skeptisch. Er hatte nichts gegen ihn, aber die meisten Menschen kamen mit dem General nicht so gut aus. Hoffentlich verhielt er sich ruhig.

      Die Trauerfeier war kurz. Alkan hatte gehofft, etwas über Onkel Richard zu erfahren, doch der Pfarrer verlor kein einziges Wort über das Leben des Verstorbenen. Der Sarg wurde nach draußen getragen und ins frisch ausgehobene Grab hinuntergelassen. Alkan und Marie stellten sich als Letzte in die Reihe der Trauernden.

      Natürlich stand Serafina als enge Verwandte weiter vorne. Als sie ans Grab kam und ein paar Blumen und eine Schaufel Erde hinabgeworfen hatte, zog sie General Dunkel hervor.

      Einige der Anwesenden stöhnten, als sie es tat.

      General Dunkel war eine antike Holzpuppe, die Fina von ihrer Urgroßmutter geerbt hatte. Der General hatte einen Kopf, von dem die Farbe abgeblättert war, und trug eine blaue Militäruniform. Auf seiner Brust hingen sieben winzige Orden. Sein Blick war stechend, der Mund grinste breit und fies. Alkan fragte sich immer wieder, wie man einem Kinderspielzeug eine so unangenehme Miene verpassen konnte. Wenn Fina ihn mit krächzender Stimme sprach, erwachte er zum Leben.

      Das Mädchen hob die Hand mit der Puppe über das Grab, sodass General Dunkel einen Blick hineinwerfen konnte. Alkan verkrampfte sich. Was dachte sie sich nur dabei? Sie musste doch wissen, dass man so etwas auf einer Beerdigung nicht tat.

      Alkan konnte sehen, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Gleich würde General Dunkel zu sprechen anfangen. Was würde er zu sagen haben? Würde er nachholen, was der Pfarrer versäumt hatte – ein paar Sätze über Onkel Richards Leben sagen?

      Sie würden es nicht mehr erfahren. Bevor General Dunkel loslegen konnte, kam ein kleiner Junge angerannt. Er war etwa sechs Jahre alt und einer von Onkel Richards Enkeln. Er stürzte auf Fina zu, entriss ihr die Puppe und … warf sie in Richtung Grab!

      Ein vielstimmiger Aufschrei erhob sich. Auch Fina schrie, oder vielleicht war es auch General Dunkel, der durch ihren Mund brüllte.

      Er hätte allen Grund zum Schreien gehabt, denn für einen Moment sah es so aus, als würde die Puppe im Grab verschwinden. Doch der Junge hatte schlecht gezielt, und sie blieb auf der Umrandung aus Reisig liegen. Fina lief los, um sie zu holen. Dabei stieß sie gegen den Reisig-Wall, er kippte, General Dunkel kam ins Rutschen und …

      In letzter Sekunde erwischte Fina ihn noch und presste ihn an sich. Alkan fiel ein Stein vom Herzen. So wie er Fina kannte, wäre sie bestimmt ins Grab hinuntergeklettert, um ihre Puppe zu holen. Das hätte die Anwesenden zutiefst schockiert.

      Auch so war ihr Benehmen ein Skandal. Die Trauergemeinde raunte und tuschelte, und was sie über sie sagten, war nichts Nettes.

      „Wenn ihr mich fragt, die Kleine hat einen Schuss.“

      „Ja, sie ist richtig unheimlich mit ihrer hässlichen alten Puppe.“

      „Und überhaupt: Kann sie nicht mit Barbies spielen wie jedes normale Mädchen?“

      Sogar Finas Eltern trösteten sie nicht. „Wir müssen das Ding verschwinden lassen“, sagte ihr Vater ernst.

      Nur zwei Menschen hielten zu ihr. Und zu General Dunkel. Marie und Alkan gingen zu Fina hinüber und stellten sich neben sie. „Lass sie nur reden“, flüsterte Marie.

      Und Alkan schnipste General Dunkel eine Tannennadel vom Anzug. „Das ist ja gerade noch einmal gutgegangen, werter General“, sagte er. Und es schien, als blickten die strengen Augen der Puppe ein ganz klein wenig dankbar.

       Ein unheimlicher Stein

      Der Mann schlich durch die dunklen Flure des Museums. Er hatte zwar eine Taschenlampe bei sich, für alle Fälle, doch er verzichtete lieber darauf, sie einzuschalten. Der Lichtschein durfte nicht nach außen dringen. Was er hier am Ruhetag anstellte, war streng verboten, und sobald jemand davon Wind bekam, würde er hochkant hier rausfliegen.

      Sein Herz pochte, und er atmete schnell, seit er die Alarmanlage deaktiviert hatte. Es sollte ja Menschen geben, denen es leichtfiel, Gesetze zu brechen und Verbote zu übertreten. Er gehörte nicht dazu. Diese Aktion nahm ihn richtig mit. Am hellen Mittag war er durch ein Kellerfenster eingestiegen, das er am Vortag absichtlich nicht verriegelt hatte. Da die schweren Jalousien perfekt schlossen, war es hier mittags so dunkel wie nachts.

      Jan Kröttgen kannte das Gebäude wie seine Westentasche. Er fand sich auch in völliger Finsternis zurecht. Kein Wunder, er arbeitete ja hier, und das bis zu zwölf Stunden am Tag. Museumspflege konnte echte Knochenarbeit sein. Am schlimmsten war es, die schweren Kisten mit den Ausstellungsstücken zu schleppen. Da kam man sich manchmal vor wie ein Möbelpacker.

      Trotzdem machte Jan die Arbeit Spaß. Mit seinen langen weißen Haaren und dem Bart wurde er von den Museumsbesuchern oft für einen echten Archäologen gehalten, und manchmal redeten die Leute ihn sogar mit „Professor“ an.

      Es gab nur eines in seinem Leben, was ihm noch mehr bedeutete als das Museum. Das war sein Hobby, das Fotografieren. Bis vor wenigen Jahren hatte er noch mit teuren alten Analogkameras geknipst und seine Bilder in einer eigenen Dunkelkammer entwickelt. Mittlerweile war er auf Digitalkameras umgestiegen. Jeden Cent, den er entbehren konnte, steckte er in neues Zubehör.

      Seine beste Kamera hatte er in diesen Minuten bei sich. Nervös umklammerten seine Finger die Kameratasche. Noch war die Speicherkarte leer, aber in einer halben Stunde würde sie mit Schätzen prall gefüllt sein. Wenn alles glattging.

      Langsam jetzt! Er durfte nicht stürzen. Sein Fuß tastete. Mehrere Lagerräume gab es hier unten im Keller. Im vorletzten lag, was er brauchte.

      Etwas streifte seinen Kopf, und Jan unterdrückte einen Schrei. Er erinnerte sich. Eine der Deckenlampen hing sehr tief. Bei Licht wich er ihr tagtäglich aus, ohne es überhaupt zu merken.

      Die Tür lag irgendwo in der Finsternis. Seine Hand fand die Klinke auf Anhieb, drückte sie herunter. Der Raum dahinter war kühl und trocken. Eine Klimaanlage kontrollierte Temperatur und Luftfeuchtigkeit, um die wertvollen Ausstellungsstücke zu schützen. Hier lagerten Dinge, die hunderte oder sogar tausende Jahre alt waren. Sie mussten bewahrt werden, damit auch die Urenkel unserer Urenkel sie noch bewundern konnten.

      Jan Kröttgen zog die Tür hinter sich zu. Jetzt konnte er endlich den Lichtschalter drücken.

      „Verflucht!“ Das grelle Licht machte ihn für einen Moment blind und tat in den Augen weh. Als er wieder sehen konnte, tanzten blaue Flecken in der Luft.

      Der Raum war nicht größer als sein Wohnzimmer zu Hause. Allerdings war sein Wohnzimmer nicht bis unter die Decke mit aufgetürmten Kisten gefüllt. Und es roch auch nicht so staubig.

      Jan fand sofort, was er suchte. Die Kiste mit der Nummer B-477 war eigentlich grau, doch davon sah man nicht mehr viel. Es musste wohl ein Wahnsinniger gewesen sein, der sie über und über mit gelben „Vorsicht zerbrechlich!“-Aufklebern beklebt hatte. Jan legte seine Kameratasche ab, zog den einzigen Tisch heran und schob die Kiste keuchend darauf. Was für ein Brocken! Wäre das Ding nur ein einziges Kilo schwerer gewesen, er hätte vermutlich aufgeben müssen.

      „Ganz ruhig, Junge“, ermahnte er sich. „Jetzt СКАЧАТЬ