Название: Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 2
Автор: Jörn Kolder
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783844271072
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„Ich sage Ihnen, die Bergmanns sind nicht in der Lage, den Müll ordentlich zu trennen. Dass sie dazu zu blöd sind würde ich nicht behaupten, schließlich arbeitet der Mann ja in einer Behörde und seine Frau ist Ärztin. Sie wird ja wohl ordentlich zu tun haben, man hört doch schon einiges über die Arbeitsbelastung in den Krankenhäusern. Dass er aber ein Held der Arbeit ist, wage ich zu bezweifeln. Sehen Sie mal, der geht so 8 Uhr 30 außer Haus und ist 17 Uhr 30 wieder da, jedenfalls meistens. In dieser Zeit wird er wohl kaum die Welt einreißen, hier mal ein Papierchen vollschreiben, da einen scheinbar dienstlichen Schwatz tun, dann in aller Ruhe Beamtenschlaf halten, was denken Sie?“
„Das kann ich schlecht einschätzen“ ertönte eine andere Stimme (es war die von Frau Paul aus dem Erdgeschoss) „also ich halte Herrn Bergmann und seine Familie für sehr angenehme Nachbarn.“
„Die nicht einmal den Müll ordentlich trennen können“ erregte sich Schulze „ich sage Ihnen, die sind so arrogant, dass sie es absichtlich unterlassen. Dabei frage ich mich, wo sie die Berechtigung dafür hernehmen. Bloß weil die studiert haben sind sie nicht besser als Sie und ich. Wissen Sie wie mich das auf die Palme bringt, wenn das immer wieder passiert, dann geht mein Blutdruck ruck zuck in die Höhe.“
Schulze war schon wieder so geladen, dass er den Container verwechselte und seinen Eimer mit dem Biomüll in den Wertstoffcontainer entleerte. Da er den Blick wegen der schon stinkenden Abfälle abwandte und den Deckel schnell wieder schloss sah er Frieder Bergmann auch nicht. Dieser spürte, wie Eierschalen, Essenreste und andere Abfälle durch seine Sichttarnung rieselten und seinen Körper an etlichen Stellen und das Gesicht großflächig besprenkelten. Manches fühlte sich warm an, alles aber irgendwie schleimig. Schulze entfernte sich weiter auf Frau Paul einredend und Frieder Bergmann wagte jetzt, den Deckel des Containers einen Spalt weit zu öffnen. Die beiden verschwanden im Haus und Bergmann überdachte seine weitere Vorgehensweise. Da er jetzt auch noch mit Abfallresten überzogen war schied ganz klar aus, sich zu zeigen. Was auch immer geschah, er musste auf Rüdiger warten. Dieser tauchte nach einer Frieder Bergmann unendlich lang erscheinenden Zeit auf und zuckte erschrocken zusammen, als ihm ein Mann mit einem offensichtlich bereits durch eine tödliche Krankheit - denn seine Haut war überall grün und gelb gefärbt - in Auflösung befindlichem Gesicht mit harscher Stimme befahl, sofort die Tür zu öffnen. Von dem Kranken ging ein durchdringender Geruch aus, irgendeine Mischung aus Verwesung und Abfall.
„Mach` jetzt endlich hin“ herrschte ihn der Typ an, da erkannte Rüdiger Bergmann seinen Vater an der Stimme.
Als die Tür offen war riss ihm Frieder Bergmann den Schlüssel aus der Hand und stürmte nach oben, mit flatternden Händen bekam er die Tür auf und hetzte in die Wohnung, Rüdiger konnte ihm kaum folgen. Sein Vater war schon im Bad verschwunden und kurz darauf war das Geräusch der Dusche zu hören. Nach einer Weile erschien Frieder Bergmann mit einem um die Hüften geschlungenem Handtuch und steuerte die Küche an. Rüdiger hörte die Kühlschranktür klappen, dann wurde eine Bierflasche geöffnet und nach einem Moment ertönte ein erleichtertes Stöhnen.
„Was ist denn passiert Papa“ fragte er seinen Erzeuger.
„Im Stadtpark haben zwei Typen einen Hund auf mich gehetzt und mich gezwungen, meine Klamotten rauszurücken. Und in denen ist mein Schlüssel drin. Verdammter Mist, weißt du, was das bedeutet?“
„Klar, wenn die irgendwie rauskriegen wo du wohnst können die in Ruhe hier einsteigen und uns die Bude ausräumen.“
„Genau, ich rufe jetzt gleich den Schlüsseldienst an, wir brauchen neue Schlösser.“
Mit einem schiefen Grinsen zahlte Frieder Bergmann wenig später exakt 327,56 Euro für den Austausch des Schlosses und den Erhalt von vier Schlüsseln. Er berichtete Petra von dem Vorfall und legte seine Joggingrunden vorerst auf Eis. Am nächsten Tag las er in der Zeitung, dass ein Straßenflitzer einen schweren Auffahrunfall verursacht hatte in den sieben Fahrzeuge verwickelt worden waren, der Sachschaden betrug fast 45.000 Euro.
Dennoch war er gewillt sein Ertüchtigungsprogramm weiter fortzusetzen, eben bloß nicht mehr im Stadtpark. Er hörte sich ein bisschen um und nahm zur Kenntnis, dass das Hallenbad am Dienstag und Donnerstag ab 17 Uhr freies Schwimmen im Programm hatte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde es dort gesitteter zugehen und er vor Belästigungen sicher sein. Also packte er eine kleine Tasche mit seiner roten, eng anliegenden Badehose, einem Handtuch, Duschbad und Badelatschen und betrat das Gebäude durchaus erwartungsvoll. Das Foyer war ansprechend gestaltet und er kaufte sich optimistisch eine Nutzungszeit von 2 Stunden, das dürfte heute fürs erste reichen. Der gute Eindruck wurde leider auf dem Weg zu den Umkleidekabinen deutlich beeinträchtigt, denn das Gebäude hatte schon gut 3 Jahrzehnte auf dem Fundament und augenscheinlich war seit Jahren nichts mehr zu seinem Erhalt getan worden, es war in kommunalem Besitz. Frieder Bergmann ließ sich davon nicht von seiner leicht euphorischen Stimmung abbringen, er sah sich schon eine Bahn nach der anderen durch das Wasser ziehen. Vorerst war er aber dabei, den Verschlussmechanismus des Garderobenschrankes zu ergründen. Man hatte ihm ohne eine Erklärung einen kleinen Plastikchip in die Hand gedrückt und jetzt fragte er sich, was er damit anfangen sollte. Irgendwie musste er ihn in einen innen an der Tür angebrachten Schlitz einwerfen und dann würde er weitersehen. Schon in Badekleidung fummelte der Mann an dem Verschlussmechanismus herum und СКАЧАТЬ