Jane Eyre. Charlotte Bronte
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jane Eyre - Charlotte Bronte страница 8

Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

isbn:

СКАЧАТЬ Empfinden nicht zergliedern; und wenn ihnen die Zergliederung zum Teil auch in Gedanken gelingt, so wissen sie nicht, wie sie das Resultat dieses Vorganges in Worte kleiden sollen. Da ich aber fürchtete, daß ich diese erste und einzige Gelegenheit, meinen Kummer durch Mitteilung zu erleichtern, ungenützt vorübergehen lassen könnte, gelang es mir nach einer unruhigen Pause, eine unzulängliche, aber wahre Antwort hervorzubringen.

      »Erstens habe ich keinen Vater, keine Mutter, keinen Bruder, keine Schwester.«

      »Aber Sie haben eine gütige Tante und liebe Vettern und Cousinen.«

      Wiederum hielt ich inne, dann rief ich kindisch aus:

      »Aber John Reed hat mich zu Boden geschlagen und meine Tante hat mich im roten Zimmer eingesperrt.«

      Zum zweitenmal holte Mr. Lloyd seine Schnupftabaksdose hervor.

      »Finden Sie denn nicht, daß Gateshead-Hall ein wunderschönes Haus ist?« fragte er. »Sind Sie nicht dankbar, an einem so schönen Orte leben zu können?«

      »Es ist nicht mein eigenes Haus, Sir; und Abbot sagt, daß ich weniger Recht habe, hier zu sein, als ein Dienstbote.«

      »Dummes Zeug! Sie können doch nicht so dumm sein, zu wünschen, daß Sie einen so herrlichen Ort wie diesen verlassen dürften?«

      »Wenn ich nur wüßte, wohin ich gehen sollte, ich wäre wahrhaftig froh zu gehen; aber ich darf Gateshead erst verlassen, wenn ich erwachsen bin.«

      »Vielleicht doch früher – wer weiß? Haben Sie außer Mrs. Reed keine Verwandte?«

      »Ich glaube nicht, Sir.«

      »Niemanden, der mit Ihrem Vater verwandt war?«

      »Ich weiß es nicht. Einmal fragte ich Tante Reed, und da sagte sie, daß ich möglicherweise irgend welche arme, heruntergekommene Verwandte, namens Eyre, haben könne, daß sie aber nichts über sie wisse.«

      »Möchten Sie denn zu ihnen gehen, wenn Sie solche Angehörige hätten?«

      Ich besann mich. Armut hat etwas abschreckendes für erwachsene Menschen; für Kinder aber noch mehr; sie haben nicht viel Sinn für fleißige, arbeitsame, ehrenhafte Armut; dies Wort erweckt in ihnen nur den Gedanken an zerlumpte Kleider, kärgliche Nahrung, einen kalten Ofen, rohe Manieren und entwürdigende Laster: auch für mich war Armut gleichbedeutend mit Entehrung.

      »Nein. Ich möchte nicht bei armen Leuten leben,« war meine Antwort.

      »Auch nicht, wenn sie gütig gegen Sie wären?«

      Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte nicht begreifen, wie arme Leute überhaupt die Mittel haben, gütig zu sein. Und dann – sprechen lernen wie sie – ihre Manieren annehmen – schlecht erzogen werden – aufwachsen wie eins jener armen Weiber, die ich zuweilen vor den Türen der Hütten ihre Kinder warten und ihre Kleider waschen sah? – nein, ich war nicht heroisch genug, meine Freiheit um den Preis meiner Kaste zu erkaufen.

      »Aber sind Ihre Verwandten denn so arm? Gehören sie zur arbeitenden Klasse?«

      »Das weiß ich nicht; Tante Reed sagt, wenn ich überhaupt Angehörige habe, so müssen sie Bettlergesindel sein. Nein, nein, ich möchte nicht betteln gehen.«

      »Möchten Sie nicht in die Schule gehen?«

      Wiederum dachte ich nach; kaum wußte ich, was eine Schule denn eigentlich sei; Bessie sprach zuweilen davon wie von einem Orte, an dem man von jungen Damen erwartet, daß sie außerordentlich manierlich und geziert sind; John Reed haßte seine Schule und schmähte seinen Lehrer, aber John Reeds Ansichten und Geschmack waren keine Regel für die meinen, und wenn Bessies Berichte über Schuldisziplin (diese stammten von den Töchtern einer Familie, in welcher sie gedient hatte, bevor sie nach Gateshead kam) etwas abschreckend lauteten, so waren ihre Erzählungen von verschiedenen Talenten und Kenntnissen, welche diese selben jungen Damen sich angeeignet hatten, andererseits höchst verlockend. Sie prahlte von wunderschönen Gemälden, von Landschaften und Blumen, welche sie vollendet, von Liedern, die sie singen und Klavierpiecen, die sie spielen, von Geldbörsen, die sie häkeln, von französischen Büchern, die sie übersetzen konnten, bis mein Gemüt, während ich ihr lauschte, zur Nachahmung aufgestachelt wurde. Außerdem wäre die Schule doch eine gründliche Abwechslung: damit war eine lange Reise verknüpft, eine gänzliche Trennung von Gateshead, ein Eintritt in ein neues Leben.

      »Ich möchte in der Tat in eine Schule gehen,« war die hörbare Schlußfolgerung meines Nachsinnens.

      »Nun, nun, wer weiß denn, was geschieht!« sagte Mr. Lloyd, indem er sich erhob, »Das Kind braucht Luft- und Ortsveränderung,« fügte er hinzu, mit sich selbst redend, »die Nerven sind in einer bösen Verfassung.«

      Jetzt kam Bessie zurück; in demselben Augenblick hörte man Mrs. Reeds Wagen über den Kies der Gartenwege rollen.

      »Ist das Ihre Herrin, Wärterin?« fragte Mr. Lloyd, »ich möchte noch mit ihr reden bevor ich gehe.«

      Bessie forderte ihn auf, ins Frühstückszimmer zu gehen und geleitete ihn hinaus. Wie ich aus den nachfolgenden Begebenheiten schloß, wagte der Apotheker während der Unterredung mit Mrs. Reed ihr anzuempfehlen, daß sie mich in eine Schule schicke; und ohne Zweifel wurde dieser Rat sehr bereitwillig angenommen, denn als ich an einem der folgenden Abende im Bette lag, und Bessie und Abbot mich schlafend glaubten, sagte letztere: »Ich glaube, die gnädige Frau ist nur zu froh, solch ein langweiliges, boshaftes Kind los zu werden; sie sieht immer aus, als beobachte sie jeden Menschen und schmiede heimliche Pläne.« – Ich glaube wahrhaftig, daß Abbot mich für eine Art kindlichen Guy Fawkes, geboren 1570, Haupt der Pulververschwörung in London, 1605 hingerichtet, hielt.

      Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch aus Miß Abbots Mitteilungen an Bessie, daß mein Vater ein armer Prediger gewesen; daß meine Mutter ihn gegen den Willen ihrer Angehörigen geheiratet habe, welche diese Heirat für erniedrigend gehalten; daß mein Großvater Reed so erzürnt über ihren Ungehorsam gewesen, daß er sie gänzlich enterbte; daß mein Vater, nachdem er kaum ein Jahr mit meiner Mutter verheiratet gewesen, ein typhöses Fieber bekommen, während er die arme Bevölkerung einer großen Fabrikstadt, in welcher seine Pfarre lag, besuchte; und daß meine arme Mutter kaum einen Monat später ihrem Gatten ins Grab folgte.

      Als Bessie diese Erzählung mit anhörte, seufzte sie und sagte: »Abbot, die arme Miß Jane ist auch zu bedauern.«

      »Ja, ja,« entgegnete Abbot, »wenn sie ein liebes, gutes, hübsches Kind wäre, so könnte man Mitleid mit ihr haben, weil sie so gänzlich verlassen ist; aber solch eine scheußliche kleine Kröte kann Einem doch unmöglich Erbarmen einflößen.«

      »Nein, nicht viel,« stimmte Bessie ihr bei, »auf jeden Fall würde eine so prächtige Schönheit wie Miß Georgiana in einer solchen Lage viel rührender sein.«

      »Ja, ja, ich bete Miß Georgiana an!« rief die begeisterte Abbot. »Der kleine süße Liebling! – Mit ihren langen Locken und blauen Augen, und den süßen, lieblichen Farben, gerade als ob sie angemalt wäre! – Bessie, ich hätte wahrhaftig Appetit auf einen gerösteten Käse zum Abendbrot.«

      »Ich auch, ich auch – mit geschmorten Zwiebeln. Kommen Sie, wir wollen hinunter gehen.«

      Und sie gingen.

      Viertes Kapitel

      Aus СКАЧАТЬ