Jane Eyre. Charlotte Bronte
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Jane Eyre - Charlotte Bronte страница 3

Название: Jane Eyre

Автор: Charlotte Bronte

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752950175

isbn:

СКАЧАТЬ mich gegen seine Drohungen und seine Tätlichkeiten verteidigte; die Dienerschaft wagte es nicht, ihren jungen Herren zu beleidigen, indem sie für mich gegen ihn Partei ergriff, und Mrs. Reed war in diesem Punkte blind und taub: sie sah niemals, wenn er mich schlug, sie hörte niemals, wenn er mich beschimpfte, obgleich er beides gar oft in ihrer Gegenwart tat: häufiger zwar noch hinter ihrem Rücken.

      Aus Gewohnheit gehorchte ich John auch dieses Mal und näherte mich seinem Stuhl: ungefähr zwei bis drei Minuten brachte er damit zu, mir seine Zunge so weit entgegenzustrecken, wie er es ohne Gefahr für seine Zungenbänder bewerkstelligen konnte; ich fühlte, daß er mich jetzt gleich schlagen würde, und obgleich ich eine tödliche Angst vor dem Schlage empfand, vermochte ich doch über die ekelerregende und häßliche Erscheinung des Burschen, der denselben austeilen würde, meine Betrachtungen anzustellen. Ich weiß nicht, ob er diese Gedanken auf meinem Gesichte las, denn plötzlich, ohne ein Wort zu sagen, schlug er heftig und brutal auf mich los. Ich taumelte; dann gewann ich das Gleichgewicht wieder und trat einige Schritte von seinem Stuhl zurück.

      »Das ist für die Frechheit, daß du vor einer Weile gewagt hast, Mama eine Antwort zu geben,« sagte er, »und daß du gewagt hast, dich hinter den Vorhang zu verkriechen, und für den Blick, den ich vor zwei Minuten in deinen Augen gewahrte, du Ratze, du!«

      An Johns Beschimpfungen gewöhnt, fiel es mir niemals ein, irgend etwas auf dieselben zu erwidern; ich dachte nur daran, wie ich den Schlag ertragen sollte, der unfehlbar auf die Schimpfworte folgen würde.

      »Was hast du da hinter dem Vorhange gemacht?« fragte er weiter.

      »Ich habe gelesen.«

      »Zeige mir das Buch.«

      Ich ging an das Fenster zurück und holte es von dort.

      »Du hast kein Recht, unsere Bücher zu nehmen; du bist eine Untergebene, hat Mama gesagt; du hast kein Geld; dein Vater hat dir keins hinterlassen; eigentlich solltest du betteln und hier nicht mit den Kindern eines Gentleman, wie wir es sind, zusammen leben, und dieselben Mahlzeiten essen wie wir, und Kleider tragen, die unsere Mama dir kaufen muß. Nun, ich werde dich lehren, zwischen meinen Büchern umherzustöbern, denn sie gehören mir, und das ganze Haus gehört mir, oder wird mir wenigstens in einigen Jahren gehören. Geh und stell dich an die Tür; nicht vor den Spiegel oder die Fenster.«

      Ich tat, wie mir geheißen, ohne eine Ahnung von seiner Absicht zu haben; als ich aber gewahrte, daß er das Buch emporhob und mit demselben zielte, sprang ich instinktiv zur Seite und stieß einen Schreckensschrei aus; jedoch nicht schnell genug; das Buch wurde geschleudert, es traf mich, und ich fiel, indem ich mit dem Kopf gegen die Tür schlug und mich verletzte. Die Wunde blutete, der Schmerz war heftig; mein Entsetzen war über den Höhepunkt hinausgegangen; andere Empfindungen bemächtigten sich meiner.

      »Du böser, grausamer Bube!« schrie ich, »Du bist wie ein Mörder – du bist wie ein Sklaventreiber – du bist wie die römischen Kaiser!«

      Ich hatte Goldsmiths Geschichte Roms gelesen und mir meine eigene Ansicht über Nero, Caligula und andere gebildet. Im Stillen hatte ich Vergleiche gezogen, welche laut zu äußern allerdings niemals meine Absicht gewesen,

      »Was! Was!« schrie er, »Hat sie das zu mir gesagt? Habt ihr es gehört, Eliza und Georgina? Das will ich der Mama erzählen! – Aber erst noch – –«

      Er stürzte auf mich zu: ich fühlte, wie er mein Haar und meine Schulter faßte; er kämpfte mit einem verzweifelten Geschöpfe. Ich sah wirklich in ihm einen Tyrannen, – einen Mörder. Dann fühlte ich, wie einzelne Blutstropfen von meinem Kopfe auf den Hals herabfielen, und empfand einen stechenden Schmerz: diese Empfindungen siegten für den Augenblick über die Furcht und ich trat ihm in wahnsinniger Wut entgegen. Was ich mit meinen Händen tat, kann ich jetzt nicht mehr sagen, aber er schrie fortwährend »Ratze! Ratze!« und brüllte aus Leibeskräften. Hilfe war ihm nahe: Eliza und Georgina waren gelaufen, um Mrs. Reed zu holen, die nach oben gegangen war. Jetzt erschien sie auf der Szene, und ihr folgten Bessie und ihre Kammerjungfer Abbot. Man trennte uns: dann vernahm ich die Worte:

      »Du liebe Zeit! Du liebe Zeit! Welch eine Furie, so auf Mr. John loszustürzen!«

      »Hat man jemals ein so leidenschaftliches Geschöpf gesehen!« –

      Dann fügte Mrs. Reed hinzu:

      »Führt sie in das rote Zimmer und schließt sie dort ein.« Vier Hände bemächtigten sich meiner sofort und man trug mich nach oben.

      Zweites Kapitel

      Auf dem ganzen Wege leistete ich Widerstand; dies war etwas Neues und ein Umstand, der viel dazu beitrug, Bessie und Miß Abbot in der schlechten Meinung zu bestärken, welche diese ohnehin schon von mir hegten. Tatsache ist, daß ich vollständig außer mir war, wie die Franzosen zu sagen pflegen; ich wußte sehr wohl, daß die Empörung dieses einen Augenblicks mir schon außergewöhnliche Strafen zugezogen haben mußte, und wie viele andere rebellische Sklaven war ich in meiner Verzweiflung fest entschlossen, bis ans Äußerste zu gehen.

      »Halten Sie ihre Arme, Miß Abbot; sie ist wie eine wilde Katze.«

      »Schämen Sie sich! Schämen Sie sich!« rief die Kammerjungfer. »Welch ein abscheuliches Betragen, Miß Eyre, einen jungen Gentleman zu schlagen! Den Sohn Ihrer Wohltäterin! Ihren jungen Herrn!«

      »Herr! Wie ist er mein Herr? Bin ich denn eine Dienerin?«

      »Nein. Sie sind weniger als eine Dienerin, denn Sie tun nichts, Sie arbeiten nicht für Ihren Unterhalt. Da! Setzen Sie sich und denken Sie über Ihre Schlechtigkeit und Bosheit nach!«

      Inzwischen hatten sie mich in das von Mrs. Reed bezeichnete Gemach gebracht und mich auf einen Stuhl geworfen; mein erster Impuls war, wie eine Sprungfeder wieder von demselben empor zu schnellen; vier Hände hielten mich jedoch augenblicklich wieder wie mit eisernen Klammern.

      »Wenn Sie nicht still sitzen, werden wir Sie festbinden,« sagte Bessie. »Miß Abbot, borgen Sie mir Ihre Strumpfbänder; die meinen würde sie augenblicklich zerreißen.«

      Miß Abbot wandte sich ab, um ein starkes Bein von den notwendigen Banden zu befreien. Diese Vorbereitungen, um mir Fesseln anzulegen, und die neue Schande, die dies für mich bedeutete, diente dazu, meine Aufregung ein wenig zu mindern.

      »Nehmen Sie sie nicht ab,« schrie ich, »ich werde ganz still sitzen.«

      Um ihnen für dies Versprechen eine Garantie zu bieten, hielt ich mich mit beiden Händen an meinem Sitz fest.

      »Das möchte ich Ihnen auch raten,« sagte Bessie; und als sie sich überzeugt hatte, daß ich wirklich anfing, mich zu beruhigen, ließ sie mich los; dann stellten sie und Miß Abbot sich mit gekreuzten Armen vor mich und blickten finster und zweifelnd in mein Gesicht, als glaubten sie nicht an meinen gesunden Verstand,

      »Das hat sie bis jetzt noch niemals getan,« sagte endlich Bessie zu Abigail gewendet.

      »Aber es hat schon lange in ihr gesteckt,« lautete die Antwort. »Ich habe der gnädigen Frau schon oft meine Meinung über das Kind gesagt, und sie hat mir auch beigestimmt. Sie ist ein verstecktes, kleines Ding: ich habe noch nie ein Mädchen in ihrem Alter gesehen, das so schlau wäre.«

      Bessie antwortete nicht; nach einer Welle wandte sie sich zu mir und sagte:

      »Fräulein, Sie sollten doch wissen, daß Sie Mrs. Reed verpflichtet СКАЧАТЬ