Der viereckige Smaragd. Edgar Wallace
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Название: Der viereckige Smaragd

Автор: Edgar Wallace

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752947540

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СКАЧАТЬ die andere spielte mit den Blättern einer illustrierten Zeitung. Ihr fester Blick ruhte auf Jane Raytham.

      »Ich stelle auch jetzt Nachforschungen an, Lady Raytham«, erklärte sie ruhig. »Ich möchte Sie fragen, warum Sie am vorigen Montag zwanzigtausend Pfund von Ihrer Bank abhoben?«

      Einen Augenblick war Jane bestürzt und verlor die Fassung so weit, daß sie beinahe die Wahrheit verraten hätte. Aber mit äußerster Willensanstrengung zwang sie sich zur Ruhe und schien äußerlich kaum betroffen zu sein. Gleich darauf hatte sie sich wieder in der Gewalt und beherrschte ihre Stimme vollkommen.

      »Seit wann hat denn die Polizei die Befugnis, die Bankkonten von Privatpersonen zu überwachen?« fragte sie in kühlem und gemessenem Ton. »Sie haben eben eine ungewöhnliche Frage an mich gerichtet. Ist es denn ein Vergehen, wenn ich eine Summe von zwanzigtausend Pfund von meinem eigenen Bankguthaben abhebe? Sagen Sie mir bitte, woher Sie das überhaupt wissen?«

      »In meiner Stellung erfährt man allerhand, Lady Raytham.«

      Leslie Maughan war auch kühl, die gespielte oder echte Entrüstung Janes machte keinen Eindruck auf sie.

      »Lady Raytham, Ihrer Meinung nach sind wir unverschämt, Sie finden unser Verhalten unentschuldbar. Und wenn Sie diese Sache in Scotland Yard anzeigten, würde ich mir auch sicher hierdurch einen Verweis zuziehen. Aber darauf sind wir gefaßt.«

      Lady Raytham sah Leslie Maughan erstaunt an.

      »Aber warum kommen Sie dann überhaupt zu mir?«

      Das junge Mädchen atmete tief. Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Mundwinkel und verschwand plötzlich wieder.

      »Zwanzigtausend Pfund sind eine große Summe Geldes«, sagte sie sanft, und ihre Stimme klang fast bittend.

      Plötzlich wurde Lady Raytham die Bedeutung dieses Besuches klar. Sie erschrak so sehr, daß sie einen Schrei nicht ganz unterdrücken konnte. Sie wußten es. Die Polizei kannte die Bestimmung des Geldes. Sie atmete schnell und konnte nicht gleich sprechen. Ängstlich schaute sie in Leslies dunkle Augen und versuchte, so gut es ging, ihre Gedanken zu ordnen.

      Dieses hübsche, schlanke junge Mädchen war eine Detektivin! Und sie war vorzüglich gekleidet – der weibliche Instinkt in Lady Raytham nahm dies fast unbewußt wahr. Ihre Handschuhe mußten von Renaud sein ...

      »Wollen Sie mir nicht alles sagen? Es würde Sie wahrscheinlich vor vielen Unannehmlichkeiten bewahren. Es ist unsere Hauptaufgabe in Scotland Yard, die Leute vor Unglück zu behüten. Das hätten Sie wohl niemals gedacht? Aber die Polizei hat viel mehr vom Charakter eines hilfreichen Bruders als von dem eines Menschenfressers. Wollen Sie es nicht tun?«

      Jane schüttelte den Kopf. Es war ein Fehler, daß sie zu sprechen versuchte.

      »Nein, ich will nicht!« rief sie atemlos. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Ihr Auftreten hier ist unverantwortlich. Ich werde schreiben – ich werde schreiben –«

      Sie taumelte, und sofort war Leslie Maughan an ihrer Seite, um sie zu stützen. Die Stärke ihres Griffs war eine neue Überraschung für Lady Raytham.

      Mit letzter Anstrengung riß sie sich zusammen und machte ihren Arm frei.

      »Gehen Sie jetzt bitte, und wenn ich Sie nicht anzeige, dann tue ich das nur, weil ich annehme, daß Sie in Unkenntnis und in Übereifer gehandelt haben.«

      Sie blickte zur Tür, und Leslie nahm langsam ihre Handtasche und ihren Schirm auf.

      »Wenn Sie mich jemals brauchen sollten – meine Telefonnummer steht auf der Karte.«

      Lady Raytham hielt die Visitenkarte in der Hand. Sie schaute darauf, ging dann langsam zum Kaminfeuer und warf sie in die Flammen.

      »Sie können sie auch im Telefonbuch finden«, sagte Leslie, als sie sich entfernte.

      Druze stand unten in der Diele und rieb sich die Hände, als ob er sie wüsche. Aber man sah seinen Bewegungen an, daß er sehr nervös war. Er eilte zur Haustür und öffnete sie.

      »Gute Nacht, Miss«, sagte er heiser.

      Leslie sah ihn an, und es überlief sie ein Schauer. Sie wußte nicht, warum sie zitterte, aber sie hatte plötzlich eine lebhafte, schreckliche Vorstellung – es war ihr, als ob sie in die starren Augen eines Toten schaute.

      3

      Leslie Maughan ging mit raschen Schritten das Themse-Ufer entlang. Der Abend war bitter kalt, und nicht einmal ihr warmer Nutriamantel konnte sie gegen den eisigen Nordwind schützen, der ihr entgegenwehte. Der Herr, der an ihrer Seite ging, war groß und breitschultrig. Er hatte den Gang eines Offiziers und schwenkte einen Schirm im Takt zu seinen Schritten.

      »Das ist ein Selbstmörder – dort links«, sagte er ruhig, als ob er ein Fremdenführer wäre, der seine Begleiterin auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt aufmerksam machte.

      Die junge Dame blieb stehen und schaute zurück.

      »Glauben Sie das wirklich, Mr. Coldwell?«

      Sie blickte auf die düstere Gestalt, die an dem Steingeländer der Brücke lehnte. Die Arme des Mannes ruhten auf den Granitsteinen, und er hatte den Kopf in die Hände gestützt. Er war hager und unterschied sich in keiner Weise von den Vagabunden, die sich hier nach Mitternacht herumtrieben und versuchten, ein wenig auf den Bänken zu schlafen, wenn die Polizeistreifen vorübergegangen waren.

      »Es ist sehr wahrscheinlich. Wenn einer von diesen Brüdern so in den Fluß hinabstarrt, denkt er über einen neuen Weg nach, alte Rechnungen zu begleichen. Interessiert er Sie? Sie werden doch nicht etwa sentimental werden?«

      Sie zögerte.

      »Doch – ein wenig. Ich weiß nicht, ob es Mitgefühl oder nur weibliche Neugierde ist.«

      Plötzlich verließ sie ihn und ging zu dem Mann zurück, der sie schon bemerkt und beobachtet haben mochte, denn er richtete sich schnell auf, als sie näher kam.

      »Ganz herunter und zu Ende?« fragte sie.

      Er lachte leise vor sich hin.

      »Ganz herunter, aber noch lange nicht zu Ende.«

      Sie hörte an seiner Stimme, daß er eine bessere Erziehung genossen hatte. Er sprach in dem leichten, vornehmen Ton, den die Studenten auf der Universität annehmen.

      »Habe ich etwa Ihr Mitleid erregt? Das täte mir leid. Wenn Sie mir Geld anbieten, bringen Sie mich direkt in Verlegenheit. Sie können hier in dieser Gegend genügend arme Bettler finden, bei denen Ihre – Mildtätigkeit besser angebracht ist. Ich gebrauche dieses Wort in seiner reinsten Bedeutung.«

      Sie sah ihm ins Gesicht. Ein kleiner Schnurrbart und ein unordentlicher Backenbart täuschten sie nicht darüber, daß er noch jung war. Chefinspektor Coldwell, der nun auch näher gekommen war, betrachtete ihn mit beruflichem Interesse.

      »Möchten Sie wissen, woran ich im Augenblick wirklich dachte?« Seine Stimme klang fast scherzend. »Ich dachte an Mord. In dieser Stadt lebt ein Mensch, der mir das Leben sehr schwer gemacht hat. Und ich hatte gerade beschlossen, ihn bei der nächsten besten Gelegenheit aufzusuchen und ihm СКАЧАТЬ