Herz, Schmerz und Gänsehaut. Dieter Adam
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Название: Herz, Schmerz und Gänsehaut

Автор: Dieter Adam

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783741816932

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СКАЧАТЬ Tätigkeit fortzufahren, die ja eigentlich gar keine war.

       Irgendwann schlief sie dann ein, und zwar so fest, dass sie nicht mitbekam, wie sich von oben ungebetener Besuch näherte.

       Ein Ballonfahrer war es, dem offensichtlich ein Missgeschick mit seinem aufblasbaren Luftfahrzeug passiert war. Jedenfalls verlor es unaufhaltsam an Höhe, steuerte genau auf das Hochhaus zu und landete schließlich mit einem lauten Platsch mitten im Swimmingpool.

       Von diesem Geräusch erwachte Babsie, schlug die Augen auf und sah sich unvermittelt einem fröhlich grinsenden jungen Mann gegenüber, der sich schnell unter der erschlaffenden bunten Hülle seines Ballons herausgewühlt hatte, sich mit beiden Armen auf dem Beckenrand abstützte und sie ungeniert musterte.

       "Hallo", sagte er und winkte ihr mit einer lässigen Handbewegung zu. "Tut mir leid, Sie beim Sonnenbaden stören zu müssen, aber Otto war nicht mehr in der Luft zu halten. Er hätte sich kaum einen besseren Landeplatz aussuchen können."

       Babsie wurde sich bei seinen Worten urplötzlich ihrer völligen Blöße bewusst. Mit einem erschreckten Piepser sprang sie auf, griff nach einem Badetuch, das sie auf den Fliesen ihrer Terrasse zum Trocknen ausgebreitet hatte, und hüllte sich darin ein.

       "Sie... Sie Flegel!", keuchte sie und erdolchte den Fremden mit wütend blitzenden Augen. "Eine Frechheit ist das; eine bodenlose Unverschämtheit."

       Der junge Mann war unterdessen aus dem Swimmingpool geklettert, hatte sich wie ein nasser Hund geschüttelt und sagte nun:

       "Erzählen Sie das Otto. Ich bin unschuldig wie ein neugeborenes Kind. Ehrlich. Ich wollte wirklich nicht den Spanner spielen."

       "Otto?", versetzte Babsie mit gefurchter Stirn. "Haben Sie denn noch einen dabei? Liegt der am Ende noch im Wasser? Und Sie stehen seligenruhig herum und glotzen mich schamlos an, statt Ihrem Freund zu helfen."

       "Dem ist momentan nicht zu helfen", lächelte der Fremde. "Otto ist nämlich der Name meines Ballons. Aber Sie könnten mir helfen, indem Sie mir einen Bademantel oder etwas Ähnliches pumpen, damit ich aus meinen nassen Klamotten komme. Ich hole mir sonst noch den Schnupfen. Die nassen Sachen legen wir dann zum Trocknen in die Sonne.

       "Ach?", sagte Babsie unfreundlich, obwohl ihr der junge Mann gar nicht mal so übel gefiel. Ende Zwanzig, Anfang Dreißig mochte er sein, war groß, schlank, blondhaarig, und sein sonnengebräuntes Gesicht mit den lustigen wasserblauen Augen war durchaus passabel. "Sie beabsichtigen anscheinend, sich häuslich bei mir niederzulassen?"

       "Sie werden mir doch nicht die Tür weisen wollen?", fragte der junge Mann mit komischem Entsetzen. "Wissen Sie nicht, dass es Christenpflicht ist, einem Schiffbrüchigen beizustehen?"

       "Wo steht das geschrieben?"

       "Das weiß ich auch nicht so genau", entgegnete der Mann ver

       genügt. "Vermutlich in der Bibel. Ich denke jedenfalls, dass dem so ist. Solche Dinge stehen für gewöhnlich immer in der Bibel."

       "Sie sollten das Denken besser den Pferden überlassen", meinte Babsie.

       "Ich weiß", grinste der Mann. "Wegen der dickeren Köpfe. Wie ist es jetzt? Kriege ich einen Bademantel oder kriege ich keinen?"

       "Kommen Sie", forderte sie ihn, nachdem sie ihn für ein paar Sekunden nachdenklich angeschaut hatte, auf. "Dann will ich mal nicht so sein, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das, was Sie behaupten, tatsächlich in der Bibel steht."

       "Ein gutes Werk ist es auf jeden Fall", meinte er. "Und als Pfadfinder habe ich gelernt, dass jeder Mensch pro Tag mindestens eine gute Tat vollbringen sollte."

       "Ich bin nie Pfadfinder gewesen", stellte sie klar.

       "Um so anerkennenswerter ist es, wenn Sie mir trotzdem helfen", lächelte er. "Ich werde Sie in meinen Memoiren lobend erwähnen."

       Er gefiel ihr von Minute zu Minute besser. Ein humorvoller Mensch schien er zu sein. Seine Späße deuteten darauf hin. Viel leicht war es gar nicht so uninteressant, wenn er ihr noch ein wenig Gesellschaft leistete. Der Tag war viel zu schön, um ihn einsam und allein zu verbringen. Vielleicht war es sogar ein Wink des Schicksals, dass er ausgerechnet in ihrem Swimmingpool Schiffbruch erlitten hatte?

       Meine Güte, wie sich das anhörte: "Im Swimmingpool Schiffbruch erlitten!"

       Sie konnte, während sie ihn in ihr schnuckeliges Haus führte, ein belustigtes Lächeln nicht unterdrücken.

       "Wie hübsch Sie sind, wenn Sie lächeln", sagte er. "Noch hübscher, meine ich damit. Es steht Ihnen auf jeden Fall besser als die finstere Miene, mit der Sie mich empfangen haben."

       "Na also", erwiderte sie. "Werden Sie mal auf diese Weise überrascht. Sie würden dann bestimmt auch nicht sonderlich geistreich aus der Wäsche gucken."

       "Die ja nicht vorhanden war", sagte er anzüglich, worüber sie bis zu den Haarspitzen errötete.

       "Eben", brummte sie, ärgerlich über sich selbst, sich diese Schwäche mit dem Erröten zu leisten. "Als wohlerzogener Mensch hätten Sie sofort die Augen schließen und mich warnen müssen."

       "Dafür war der Anblick viel zu reizvoll", sagte er.

       Sie hatten inzwischen das Badezimmer erreicht, wo noch ein Morgenmantel Andys herumhing, den sie ihm nun, weil er etwa die gleiche Größe wie ihr Verflossener hatte, überreichte. Während er sich auszog und in Andys Morgenmantel einwickelte, begab sie sich in ihr Schlafzimmer und schlüpfte in einen Bikini. In der Diele begegneten sie sich wieder.

       Im gleichen Moment hörte man den Fahrstuhl kommen, in dem man direkt bis zu ihrem Penthaus hinauffahren konnte. Den Schlüssel für die letzte Strecke vom obersten Stockwerk des Hochhauses bis zu ihrer Wohnung besaß allerdings nur sie.

       "Und Andy hat noch einen", schoss es ihr in den Kopf.

       "Los, küssen Sie mich!", forderte sie ihren ungebetenen Besucher, dessen Namen sie bis jetzt nicht einmal kannte, unvermittelt auf. "Machen Sie schon! Schnell, schnell!"

       Der junge Mann verstand momentan zwar noch nicht, was sie damit bezweckte, ließ sich aber nicht zweimal bitten. Er nahm sie in seine Arme und küsste sie, wie sie schon lange nicht mehr geküsst worden war.

       Und sie küsste ihn wieder.

       Im gleichen Moment öffnete sich die Fahrstuhltür. Andy trat heraus und blieb wie vom Blitz getroffen stehen.

       "Babsie!", rief er wütend. "So ist das also! Ich komme her, um mich mit dir auszusprechen und zu versöhnen, und du...."

       Er sah ein, dass es wenig Sinn hatte, mit seinen Anschuldigungen fortzufahren, denn selbst Babsie war mittlerweile so sehr in ihre zärtliche Beschäftigung vertieft, dass sie völlig vergaß, weshalb sie sich überhaupt darauf eingelassen hatte, und es nur noch genoss.

       Mit drei schnellen Schritten war Andy bei dem sich küssenden Pärchen, fasste Babsie unsanft an den Schultern und riss sie zurück.

       "He, was soll das?", fuhr sie ihn unwirsch an.

       "Das frage ich mich auch", sagte der junge Mann und schloss schnell den Morgenmantel, der sich beim Küssen vorne geöffnet hatte. "Hätten Sie nicht wenigstens anklopfen können?"

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