Название: Herz, Schmerz und Gänsehaut
Автор: Dieter Adam
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783741816932
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"Behält die alte Hexe am Ende doch recht?", überlegte er, während er mit seinem Auto zu der bewussten Adresse fuhr, die er dem Ausweis entnommen hatte. "Das wäre unglaublich - und meine Wette hätte ich außerdem verloren."
Monika Albers - so hieß das Mädchen - war hocherfreut, als er ihr die verlorene Geldbörse brachte. Als sie ihn aus ihren himmelblauen, langbewimperten Augen dankbar anlächelte, begann ein Feuer in ihm zu brennen, wie er es noch nie gekannt hatte. Sollte das die Liebe sein, von der er schon so oft die merkwürdigsten Dinge gelesen, die er selbst aber noch nie erlebt hatte?
"Wie kann ich das nur wiedergutmachen?", fragte sie. "Ich hatte gerade mein Gehalt bei der Bank abgeholt. Mein gesamter Monatslohn wäre futsch gewesen, wenn Sie nicht..."
"Vielleicht könnten wir mal zusammen essen gehen", schlug er vor. "Wenn Sie heute Abend Zeit hätten...?"
Monika hatte Zeit, und es wurde ein wunderschöner, unvergesslicher Abend. Wie im Flug vergingen die Stunden, und als sie sich endlich weit nach Mitternacht trennten, waren beide der Auffassung, dass dies nicht unbedingt ihr letzter gemeinsamer Abend sein musste. Ein zärtlicher Kuss vor Monikas Haustür besiegelte das Versprechen, sich recht bald wiederzusehen. Am besten schon morgen.
*
"Ich habe meine Wette verloren", gestand Axel seinen Freunden vom Tennisklub ein halbes Jahr später bei seinem Polterabend ein. "Nie und nimmer hätte ich es für möglich gehalten, dass diese Madame Futura tatsächlich in die Zukunft blicken kann - und doch durfte ich es am eigenen Leib erleben. Es gibt eben Kräfte zwischen Himmel und Erde..." Axel unterbrach sich und sah seine Freunde, die glucksend zu lachen begonnen hatten, stirnrunzelnd an. "Warum gickelt ihr so blöd?"
"Mein lieber Axel", sagte Charly, während er sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln wischte. "Nachdem ja nun alles so gekommen ist, wie wir es geplant hatten, können wir dir auch ein Geständnis ablegen. Eine Madame Futura hat es nie gegeben."
"Jetzt spinnt mal nicht", schnitt Axel ihm die Rede ab. "Ich war schließlich selbst bei ihr."
"Du warst bei einer alten Schauspielerin, die wir - deine Freunde - für einen guten Zweck engagiert hatten", klärte Charly seinen Freund auf.
"Ja, aber woher wusste diese Frau dann...?"
"Das war alles getürkt", fiel ihm Monika ins Wort und schmiegte sich an ihn. "Ich liebte dich schon so lange, aber du hast mich nie beachtet."
"Und da wir uns das nicht länger ansehen wollten - Monika ist nämlich eine alte Schulfreundin von mir und hat mir ihr liebeskrankes Herzchen unlängst ausgeschüttet -, fassten wir den Plan, dich mit der Nase förmlich auf sie zu stoßen", sagte Britta.
"Das hättet ihr aber einfacher haben können", meinte Axel kopfschüttelnd. "Ihr hättet sie mir bloß vorzustellen brauchen."
"Wer weiß, ob es dann zwischen euch gefunkt hätte", lächelte Günther. "So aber, nachdem eine Wahrsagerin euer Glück prophezeit hatte, musste es einfach klappen."
"Und es hat ja auch geklappt - oder?", fragte Monika und schaute ihren Bräutigam um Verzeihung heischend an. "Bist du sehr böse darüber?"
Als Antwort schloss Axel sein geliebtes Mädchen in die Arme und küsste es. Und die dabeistanden, prophezeiten den beiden ein langes, glückliches Leben. Dafür mussten sie nicht einmal Wahrsager sein.
DER MANN AUS DEN WOLKEN
heitere Liebesgeschichte
erstmals erschienen in NEUE REVUE
Sie war bildhübsch, fünfundzwanzig Jahre jung und hatte gerade mit ihrem ständigen Begleiter Andy Glöckner mehr oder weniger friedlich Schluss gemacht. Ein Casanova war er, hatte sie per Zufall herausgefunden; ein Typ, dem es offensichtlich nicht genügte, mit einer Frau glücklich zu sein.
Dabei hatte sie ihm alles gegeben, was ein Mädchen einem Mann zu geben vermag. Tausend zärtliche Stunden - vielleicht waren es auch ein paar weniger? - hatte sie ihm geschenkt. Kein Tabu hatten sie gekannt. Alle Spielarten der Liebe hatten sie genüsslich ausgekostet. Von einer rosaroten Wolke zur anderen waren sie jedes Mal dabei geschwebt. Wenn es eine Steigerung des Siebenten Himmels überhaupt geben sollte, dann waren sie mindestens im Hundertsten gewesen.
Und dann hatte sie ihn mit ihrer besten Freundin erwischt. Aus
gerechnet mit DER, die mit Abstand nicht so hübsch wie sie war, wie sie befand. Ein Nichts war sie gegen sie; dünn wie eine Bohnenstange, ohne jegliche weibliche Rundung, mit denen sie überreichlich gesegnet war, und ein Gesicht, das dem einer Kuh nicht unähnlich war. Vielleicht wäre eine Kuh sogar beleidigt gewesen, hätte man sie mit Tanja verglichen.
Trotzdem hatte sie diese getreue Freundin und ihren eigenen Herzallerliebsten dabei ertappt, wie sie sich mehr als ein Küsschen schenkten. Sogar sehr viel mehr. Manche Frauen bekommen Babys davon, wenn sie nicht aufpassen oder die Pille nehmen.
Babsie - so hieß das Mädchen - hatte wütend und enttäuscht zu
gleich die Tür zugeschlagen, nachdem sie per Zufall Zeugin dieser Art von Liebesbeweis zwischen den beiden geworden war, war zu ihrem Wagen gerannt und nach Hause gefahren. Dort hatte sie zunächst einmal ein bisschen geweint, wie man dies nach einem solchen Verrat für gewöhnlich zu tun pflegt, hatte auch eine kostbare Blumenvase an der Wand zerschmettert und ein Bild Andys hinterhergeschmissen.
Nachdem sie sich dann aber darüber klar geworden war, dass sie durch Flennen nichts mehr an den Tatsachen ändern konnte und auch die Blumenvase im Grunde keine Schuld an dieser Misere trug, hatte sie sowohl mit ihrer besten Freundin als auch mit Andy gebrochen; per SMS, weil sie nicht einmal mehr per Telefon mit ihnen sprechen wollte.
Beide hatten seitdem nichts mehr von sich hören lassen, was sie nun doch wieder ein wenig fuchste; denn zumindest von ihrem früheren Liebhaber hätte sie erwartet, dass er versuchen würde....!
Schwamm drüber. Was vorbei war, war vorbei.
Das Mädchen studierte ein bisschen Germanistik und auch ein bisschen Theaterwissenschaften, wenn ihm danach zumute war, war aber hauptsächlich die Tochter eines steinreichen Wurstwarenfabrikanten, dem nebenbei auch noch etliche Wohnblocks und Hochhäuser gehörten.
Auf einem dieser großen Kästen hatte er seiner einzigen Tochter, als diese den Wunsch äußerte, das elterliche Heim zu verlassen und sich selbständig zu machen, ein Penthaus mit Swimmingpool gebaut und seinen finanziellen Möglichkeiten entsprechend eingerichtet.
Dort, knapp unter den Wolken, lebte sie nun, las viel und dreh
te, wenn das Wetter danach war, im Swimmingpool ihre Runden.
An diesem Sommersonntag war das Wetter danach. Seit den frühesten Morgenstunden lachte die Sonne von einem strahlendblauen Himmel, an den sich auch den folgenden Tag über kaum mal ein Wölkchen verirrte. Es war so heiß, dass Babsie auf jegliche Bekleidung verzichtete - wer sollte sie hier oben im vierzehnten Stockwerk schon sehen? -, es sich pudelnackt in einem Liegestuhl bequem machte und zufrieden vor sich hin döste. Hin und wieder nippte sie an einem erfrischenden Glas Kalte Ente, die sie sich zusammengebraut hatte, СКАЧАТЬ