Название: Überfallkommando
Автор: Edgar Wallace
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783752946956
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Li ließ den Bogen sinken. Es war nicht mehr viel zu schreiben, auf der nächsten Seite beendete er seinen Bericht, löschte das Papier ab und steckte es in einen Briefumschlag. Während er dies tat, sprach er zu sich selbst.
»... Sieh, mein kleines Täubchen, das muß ich tun, sonst kommen sie, nehmen den alten Li und legen einen Strick um seinen Hals. Und dann muß ich sterben, mein Kind.«
Er hörte, wie die Tür aufgeschlossen wurde, schaute auf und steckte den Brief schnell in seine Tasche. Draußen auf der Treppe hörte er Marks Schritte – er kannte sie nur zu gut. Tiser begleitete McGill; das wußte Li schon, bevor sie die Tür öffneten und in den Raum traten.
Mark ging geradewegs auf den Tisch zu und schaute auf die Feder und das Papier.
»Du hast einen Brief geschrieben, wie? Hast du ihn schon abgeschickt?«
Der alte Mann schüttelte den Kopf.
»Lieber Freund!« Tisers Stimme überschlug sich vor Erregung. »Vielleicht hast du etwas Unrechtes getan, Kamerad. Sage jetzt schnell Mr. McGill, daß sein Verdacht unbegründet ist. Sage ihm ...«
»Du brauchst ihm nicht zu sagen, was er mir zu antworten hat!« unterbrach ihn Mark eisig. »Gib den Brief her!« wandte er sich an Li Yoseph. »Du hast noch keine Zeit gehabt, ihn abzuschicken – die Tinte steht noch auf dem Tisch.«
Bevor Li wußte, was geschah, sprang Mark auf ihn zu, packte ihn und riß seinen Rock auf. Der Brief schaute aus der inneren Tasche hervor, und Mark zog ihn heraus.
»Also an Bradley – ich dachte es mir doch!«
Mark öffnete den Umschlag und überflog schnell den Inhalt.
»Du hast uns verraten wollen, was? Deshalb kam Bradley also hierher und sagte, daß er heute von zehn bis zwei in seinem Büro sei. Na, auf diesen Brief kann er verdammt lange warten!«
Li Yoseph bewegte sich nicht. Er stand dicht neben der geschlossenen Falltür, hatte die Hände vor sich auf der Brust gefaltet und schwieg. Er wußte, all dieses war verhängt, dem Geschick konnte er nicht entgehen. Vielleicht hörte er die Stimmen der Geister, die ihn umgaben und ihm Mut zuflüsterten, denn plötzlich lächelte er.
»Also nun zu dir, Li«, rief Mark erregt. Ihre Blicke trafen sich, und Li Yoseph sah Mord in Marks Augen.
»Mich kannst du nicht umbringen, mein guter Mark«, sagte er. »Ich mag sterben, ja – aber ich werde wiederkommen. Die kleinen Geister ...«
Plötzlich bückte sich der alte Mann hastig, riß die Falltür auf und eilte auf der Leiter nach unten. Mark zog seine Pistole schnell aus der Tasche; der Schalldämpfer blieb in dem Stoff hängen und riß ein Loch hinein, aber Mark achtete nicht darauf.
Zwei Schüsse folgten kurz hintereinander – der zweite klang lauter. Die Geschosse saßen zwischen den Schultern. Sie hörten, wie der Körper Li Yosephs unten ins Wasser fiel.
»Mach die Falltür zu!«
Tiser ging mit unsicheren Schritten vorwärts und schloß leise die Tür.
»Leg jetzt den Teppich darüber.«
Mark trat ans Fenster, riß einen Flügel auf und schaute hinaus. Die Nacht war dunkel; ein feiner Sprühregen fiel nieder, die Flut war auf ihrem Höhepunkt.
Tiser lehnte sich an einen Stuhl und atmete schwer wie ein Mann, der eine ungeheure Anstrengung hinter sich hat. Die Sprache versagte ihm, und er wagte nicht aufzusehen, bis er hörte, daß Mark McGill das Fenster schloß.
»Das ist in Ordnung. Komm jetzt! Vergiß nicht, was du gesehen hast!«
Tisers Zähne klapperten, als er seinem finsteren Herrn zur Treppe folgte. Sie standen auf dem Absatz, als unten laut an die Tür geklopft wurde. Tiser unterdrückte einen Schrei. Wieder ertönte das Klopfen.
»Offnen Sie die Tür!«
McGill taumelte in das Zimmer zurück, löschte schnell das Licht und schaute durch ein kleines Fenster auf die Straße.
Zwei Autos hielten unten. Das dritte fuhr gerade vor, aber noch bevor es zum Stehen kam, sprangen sechs Männer heraus und gingen eilig auf das Haus zu.
In dem hellen Licht eines der Scheinwerfer an den Wagen sah Mark ein wohlbekanntes, ihm so verhaßtes Gesicht. Nur für einen Augenblick tauchte es auf, dann verschwand es wieder in der Dunkelheit.
»Bradley!« zischte er. »Die Fliegende Kolonne – das Haus ist umzingelt!«
3
Mark schloß das Fenster, trat zurück und drehte das Licht wieder an. Mit einem scharfen Blick musterte er das Zimmer, verkorkte schnell das Tintenfass und stellte es beiseite. Dann zeigte er auf die Tür.
»Geh nach unten und laß sie herein!«
Das Klopfen ertönte lauter und dringlicher als zuvor.
»Warte noch einen Augenblick!« rief Mark, als Tiser schon in der Türöffnung stand. Mit größter Eile rollte er den Teppich zurück, riß die Falltür auf und leuchtete mit seiner Taschenlampe nach unten. Aber nur das schwarze Wasser gähnte ihm entgegen. Plötzlich fiel ihm seine Pistole ein; rasch warf er sie hinunter, wartete noch, bis er das Aufschlagen auf dem Wasser hörte, schloß dann die Tür und legte den Teppich wieder darüber.
»Laß sie jetzt herein!« sagte er kurz.
Bradley trat zuerst ein. Einer der vier Detektive, die ihm folgten, hatte eine Pistole in der Hand.
»Durchsuchen Sie die beiden«, befahl Bradley.
Mark hob sofort die Hände in die Höhe.
»Wo ist Ihr Schießeisen?« fragte der Detektiv, der schnell alle Taschen Marks abtastete.
»Wenn Sie damit eine Pistole meinen«, entgegnete McGill kühl, »dann verschwenden Sie nur unnötig Ihre Zeit. Darf ich mir aber die Frage erlauben, was dieses ganze Theater zu bedeuten hat?«
»Wo ist Li Yoseph?«
Mark zuckte die Schultern.
»Das möchte ich auch gerne wissen. Ich unterhielt mich noch vor kurzem mit ihm in der freundschaftlichsten Weise. Dann ging er fort, um noch einen Bekannten aufzusuchen. In zehn Minuten wollte er zurückkommen.«
Der Detektiv verzog verächtlich die Lippen.
»So, er wollte einen Bekannten aufsuchen? Wollte ihn wohl nach seinem Hund fragen, was?« Er zog die Luft prüfend durch die Nase ein und runzelte die Stirn. »Es riecht hier ganz verdächtig nach Kordit.«
Bradley ging zu dem kleinen Schlafraum, sah sich dort um, nahm die Violine und СКАЧАТЬ