Dem Feind versprochen. Natalie Bechthold
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Название: Dem Feind versprochen

Автор: Natalie Bechthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742760180

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      Elene machte eine kurze Pause.

      „Wir beide waren noch Kinder, wollten selbst noch spielen, aber dafür blieb keine Zeit. Bei so vielen Kindern, und hauptsächlich nur Buben, gab es mächtig viel zu tun. Meine Schwester und ich waren schon froh, wenn wir die Nacht durchschlafen konnten und nicht wieder aufstehen mussten, weil irgendeines der Kinder wieder trinken wollte oder in die Hose gemacht hat.“

      „Fühlte sich deine Mutter irgendwann wieder besser, nachdem deine Schwester und du ihre ganze Arbeit übernommen habt?“

      „M-mh“, schüttelte Elene den Kopf. „Nein, sie erholte sich nicht mehr wieder. Das Leben hatte für sie keinen Sinn mehr. Die achte Schwangerschaft und Geburt schwächte sie umso mehr. Und die nächste brachte ihr den Tod.“

      Tränen glitzerten in Elenes Augen. Stephania empfand Mitleid für die junge Frau und legte ihre Hand tröstend auf Elenes Knie.

      „Meine Mutter war eine gute Frau, musst du wissen“, glaubte Elene ihre Mutter verteidigen zu müssen. „Sie war nur … lebensmüde. Sich um so viele Kinder kümmern ist nicht einfach, noch schwieriger ist es, wenn man die Nächte nicht durchschlafen kann. Diese Erfahrung musste ich machen. Und deshalb kann ich sie gut verstehen, warum sie nicht mehr aufstehen wollte.“ Elene nahm ein Taschentuch und tupfte sich die Tränen weg.

      „Nur mein Vater wollte sie nicht verstehen. Er empfand kein Mitleid für sie. Einen Monat nach dem Tod meiner Mutter brachte er eine neue Frau ins Haus mit den Worten `Das ist eure neue Mutter´. Sie war viel jünger als meine Mutter. So alt wie mein ältester Bruder. Wir wollten sie deshalb nicht als unsere Mutter haben. Mein ältester Bruder zog wütend noch am selben Tag aus, wir alle anderen blieben aber. Meine Schwester und ich blieben solange im Haus unseres Vaters, bis eine von uns heiratete und die andere den jüngsten Bruder großgezogen hatte. Ihre eigenen Kinder konnte unsere Stiefmutter selbst großziehen.“

      Stephania nickte.

      „Ich heiratete vor meiner Schwester“, lächelte Elene ein wenig stolz.

      „Wirklich? Wer war er?“ Stephania erwiderte ihr Lächeln. Neugier funkelte in ihren Augen.

      „Er war ein Hofdichter.“

      „Was heißt `war´?

      Elene wurde ernst. Sie senkte ihr Gesicht mit dem Blick auf die Näharbeit und antwortete: „Er ist im Frühling gestorben.“ Durchdringende Trauer schwang in ihrer Stimme mit.

      „Das tut mir leid.“

      Doch Elene schüttelte den Kopf. Das musste ihr nicht leid tun.

      „Darf ich fragen, woran er gestorben ist?“

      Sie schüttelte wieder den Kopf und wischte schnell ihre Tränen weg. Stephania senkte ihren Blick und nähte still weiter.

      „Ein anderes Mal.“

      „Das musst du nicht“, wollte Stephania nicht aufdringlich sein.

      „Damit wollte ich dir sagen, ich kann deinen Schmerz und deine Trauer gut verstehen, habe ja selbst zwei Menschen verloren, die ich sehr geliebt habe. Aber das Leben geht auch ohne sie weiter. Du musst lernen mit deinem Schmerz umzugehen und dein Leben so zu akzeptieren, wie es ist.“

      Stephania seufzte leise. Dann legte sie das Nähzeug weg, stand auf und ging zum Fenster. Ritter Balthasar schlug kraftvoll sein Schwert gegen das seines Gegners und brachte ihn zu Fall. Er stieß mit dem Fuß das Schwert seines Gegners aus der Hand und richtete seine eigene Waffe auf seine Brust. Der Sieger stand nun fest. Und dann, als ob er ihren Blick gespürt hätte, sah Balthasar zu ihr hinauf. Ihr Gesicht war ernst, verschlossen. Er machte eine Kopfverbeugung und schenkte ihr ein vorsichtiges Lächeln. Doch sie erwiderte seinen Gruß nicht. Stattdessen entfernte sie sich dem Fenster. Er war darüber enttäuscht, aber ließ es sich nicht anmerken.

      „Das ist sehr leicht gesagt, wenn man den Mörder seines eigenen Vaters heiraten muss“, sagte Stephania zu Elene, als sie sich wieder hinsetzte.

      Aber es geht. Dasselbe habe ich auch durchmachen müssen. Doch davon wollte Elene ihr noch nicht erzählen.

      „Vielleicht hilft es dir, wenn du dich von deinem Vater verabschiedest.“

      „Ich glaube nicht, dass ihn jemand im Burgfriedhof begraben hat.“ Stephania sah nachdenklich von ihrer Näharbeit auf.

      „Lass uns doch jemanden danach fragen.“ Elene legte ihre Hand auf Stephanias Knie und sah sie ermutigend an. Stephania erwiderte ihren Blick. Dann nickte sie einverstanden.

      „Na gut.“ Wer weiß, vielleicht hat doch noch jemand ein Herz am rechten Fleck und hat ihn dort begraben, dachte Stephania. „Ich werde auf dem Burgfriedhof nachsehen. Möchtest du mich begleiten?“

      „Jetzt?“

      „Mh-hm. Solange alle anderen auf dem Übungsplatz sind, würde keinem auffallen, dass wir auf dem Burgfriedhof sind.“

      „Dann lass uns gehen.“ Elene lächelte. Sie war sich sicher, danach würde sich die Gräfin besser fühlen. Es konnte sehr tröstlich sein, wenn man einen geliebten Menschen im Friedhof jeden Tag besuchen konnte. Elene steckte ihre Nadel in den Stoff, damit sie sie später wieder schnell finden konnte und stand auf. Die Gräfin und die Mätresse verließen, ohne dass es jemandem auffiel, die Nähstube und gingen zum Burgfriedhof.

      Der tote Graf

      Gräfin Stephania und Elene gingen mit gerafften Röcken an alten Gräbern vorbei.

      „Siehst du dort das kleine Gebäude?“, fragte Stephania nach einer Weile.

      „Ja.“

      „Das ist ein Mausoleum. Dort liegt meine Familie begraben.“

      „Wirklich?“ Elene war erstaunt, wie schön das Gebäude war. Seine dunkelgraue Steinwand war an vielen Stellen moosig grün. Dunkelgrüner Efeu schlang sich um das achteckige Gebäude mit runder Kuppel. Der Anblick dieses Gebäudes wirkte alt, ein wenig ungepflegt und dennoch schön.

      „Es hat irgendetwas … Stilles, beinahe Geheimnisvolles“, sprach Elene ihren Gedanken laut aus, ohne es zu merken.

      Stephania blieb stehen.

      „Mein Ururgroßvater beteiligte sich am Kreuzzug gegen die Muslimen. Und als er nach mehreren Jahren aus dem Krieg zurückkehrte ließ er diese Grabstätte für sich und seine Familie errichten. Er nannte es Mausoleum. Er erzählte, dort im Nahen Osten werden die Herrscher auf diese Weise begraben. Er war so fasziniert davon, dass er auf seiner Burg ein kleineres errichten ließ.“

      Sie machte eine kurze Pause.

      „Aber ich denke nicht, dass die Raubritter den Leichnam meines Vaters dort begraben haben“, fügte Stephania traurig hinzu.

      „Das glaube ich auch nicht, nachdem sie seine Burg erobert haben.“

      „Lass uns weiter gehen.“

      Sie gingen von Grab zu Grab.

      „Die Gräber im Freien gehören den СКАЧАТЬ