Der dunkle König. Eckhard Lange
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Читать онлайн книгу Der dunkle König - Eckhard Lange страница 9

Название: Der dunkle König

Автор: Eckhard Lange

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742772442

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СКАЧАТЬ in solcher Stunde der Gefahr Zwietracht zu säen im eigenen Volk. Ich wollte das Neue, das kommen muß, das unausweichlich die Stämme Israels verändern wird - ihren viel zu losen Zusammenhalt, ihre Abhängigkeit von den oft wirren Sprüchen der Priester, die unveränderbare Starrheit des Glaubens - ich wollte das alles ohne Hast, ohne Streit zustande bringen. Warum sonst hat Jahwe zugestimmt, daß Israel sich einen König wählt, wenn dieser König nicht handeln darf nach den Gesetzen der Logik?"

      "Und warum handelst du dann nicht, Vater?" Jonathan sagte es leise, um Saul nicht zu verletzen, aber der König hörte den Vorwurf in seiner Stimme und nickte. "Nicht immer ist es weise, übereilt zu handeln," antwortete er zögernd. Dann aber brach es aus ihm heraus: "Du kennst den Seher nicht. Ich ahne, nein, ich weiß, warum er zögert, hier zu erscheinen. Es ist nicht Furcht vor den Philistern, die ihm in den Weg treten könnten. Es ist die Angst um sein Amt, das ihn so lange Jahre zum Führer Israels bestimmt hat. Ich habe in sein Gesicht gesehen, als er den Ritus der Salbung vollzog - er tat es voller Widerwillen, ja voller Haß. Er rief den Segen und den Geist Jahwes auf mich herab, aber er betete um etwas anderes. Er wünscht sich nichts sehnlicher, als daß ich versage, um selbst die Macht zurückzunehmen. Darum zögere ich. Wenn ich das Opfer selbst vollziehe, dann wird er die Kräfte des Alten sammeln. Dann steht König gegen Seher. Weißt du, wie dann die Stämme sich entscheiden, wem sie folgen? Und", die Stimme des Königs wurde heiser, "weiß ich selbst denn genau, ob nicht doch Jahwes Urteil aus seinem Munde spricht? Es ist so schwer, Sohn, gegen alles zu handeln, was unser Volk jahrhundertelang für wahr hielt: Die Weisungen der Priester, die Sprüche der Seher, die von der Zeit geheiligten Ordnungen Israels. Wer bin ich, daß ich das Neue bringen soll? Da ist keine innere Stimme in mir, kein Raunen Jahwes, da ist auch jener Geist nicht mehr verfügbar, der mich zum Kampf um Jabesch zwang. Da ist nur mein Denken, meine nüchterne Einsicht."

      "Und da ist dein Königtum, Vater! Deine Salbung. Ist das nicht auch Jahwes Ruf, Jahwes Weisung, Jahwes Gebot, als König zu handeln?" Saul schwieg, schwieg lange. Dann seufzte er auf und legte beide Arme um den Hals des Sohnes. "Ich muß es wagen, nicht um des Königtums, um des Volkes willen. Möge Jahwe uns gnädig sein." Und Saul ging hinaus, versammelte die Männer am Altar Jahwes, vollzog das Opfer und stärkte die Männer mit der Kraft Jahwes.

       Bericht Netanjahus

       Dies geschah an jenem Tage, als König Saul zum ersten Mal die ewigen Gesetze Jahwes, unseres wahren Königs, brach und sich und das Volk in Schuld stürzte, die niemand sühnen kann:

       Die Philister waren heraufgezogen aus dem Land an der Küste, Israel zu schlagen und ihm das Joch aufzulegen. Aber der Herr der Heerscharen würde streiten für sein Volk. So hatte Samuel gesprochen, und so war Ruhe geboten und Mut geweckt und Sieg verheißen. Jahwes Krieg wird sein, nicht von Menschenhand entschieden, nicht von Menschenverstand bewirkt. Jahwe wird sich erheben mit starkem Arm und den Feind vernichten. Er allein wird das Zeichen geben zum Kampf. Er wird das Opfer annehmen, das ihm zuvor zu bringen ist nach heiliger Sitte. Stillesein und warten - so lautet das Gebot.

       Doch Saul, der König, wartete nicht. Er wartete nicht auf den Seher, den Propheten des Ewigen, der allein das Opfer zu vollziehen berufen war. Er sah die feindlichen Truppen sich sammeln, und seine menschliche Klugheit riet ihm zu raschem Angriff.

       Er sah allein, was vor Augen war, was sein Verstand erkannte, was List ihm gebot - und dieses Gebot war stärker als jenes andere, göttliche. So mißachtete er die geheiligte uralte Sitte und entweihte den Heiligen Krieg, zu dem er doch selbst einst das Volk gerufen hatte. Er mißbrauchte sein Amt als Gesalbter, der doch nur Diener des Höchsten war. Und er verachtete damit den Höchsten selbst, den Herrn aller Heere, im Himmel und auf der Erde. Er griff in die Speichen des Weltrades mit frevelnder Hand. Und er vollzog das Opfer, das Samuel zustand. So begann er den Kampf, den er nun führen mußte, ohne die Hilfe Jahwes.

      Schreiben des Joas aus Manasse an seinen Vertrauten unter den Ältesten von Manasse

       Friede sei mit dir, auch wenn hier zum Krieg gerüstet wird. Ich will dir aus Gilgal berichten, ehe andere es tun und, wie ich fürchten muß, dir ein falsches Zeugnis geben von dem Geschehen der letzten Tage. Es war verabredet, daß der Seher spätestens nach sieben Tagen nach Gilgal kommen werde, um Jahwe zu opfern und die Kämpfer zu segnen für den Krieg im Namen Jahwes. Er kam jedoch erst Tage danach, als der König endlich das nötige Ritual selbst vollzogen hatte und das Heer bereits im Aufbruch war. Allerdings waren es nur noch sechshundert Männer, der Rest hatte das Lager wieder verlassen. Für die einen war die noch nicht eingebrachte Ernte ein Grund, andere sorgten sich um ihre Familien, die in den bedrohten Dörfern lebten. Weil Samuel nicht rechtzeitig erschien, drohte der Heerbann sich vollends aufzulösen. Mag sein, daß sein Alter den Greis hinderte, zügig zu wandern. Mag auch sein, daß er fürchtete, den herumstreifenden Feinden in die Hände zu fallen. Aber ich kann nicht ausschließen, daß er sich absichtlich verspätete - sei es, um Sauls Gehorsam zu prüfen, sei es vielleicht sogar in der Hoffnung, daß der ungeliebte König dann gegen die geheiligten Ordnungen verstoßen würde.

       Du weißt es selbst, lieber Freund, daß der Alte längst bereut, Saul zum Fürsten über Israel gesalbt zu haben, und es geht das Gerücht, er versammle heimlich jene Älteste um sich, die starrköpfig auf Einhaltung aller Traditionen pochen. Einen großen Teil der Priesterschaft hat er sowieso auf seiner Seite, die um ihre Privilegien fürchten, obwohl Saul regelmäßig opfern läßt und die Orakel befragt.

       Glücklicherweise waren die meisten Männer bereits auf dem Weg nach Geba, als der Seher gemeldet wurde. Und glücklicherweise war der König dem Seher ehrerbietig entgegengegangen, so daß das Gespräch der beiden außerhalb des Lagers stattfand. Es waren nur die loyalen Ältesten, die ihn dabei begleiteten, und wir alle waren erschrocken über die Verwünschungen, die Samuel dem König entgegenschleuderte. Mag er lange Jahre die Weisungen Jahwes verkündet haben, diese Worte waren nichts anderes als verletzte Eitelkeit eines Mannes, der seinen Einfluß schwinden sieht, ja, ich wage zu sagen: als menschliche Bosheit.

       Was auch immer in den Dörfern und Städten Manasses berichtet wird, ich bitte dich, unseren König gegen alle Verleumdungen in Schutz zu nehmen. Wir beide wissen, daß allein ein Mann wie Saul die Stämme einen kann und ihre Freiheit verteidigen. Jahwe sei mit dir und unserem Stamm Manasse!

       Aufzeichnung Nethanjahus

       Dies sind die Worte Samuels, des Propheten Jahwes, im geheimen Kreis gesprochen zu den Priestern und Vertrauten, den Wächtern des Alten, des Hergebrachten und Ewiggültigen, gewissenhaft aufgezeichnet von Nethanjahu, Sohn des Ahia, des Sohnes Etnis:

       Wir haben Saul das Königtum verliehen - verleihen müssen nach dem Wunsch der Stämme, obwohl Jahwe allein König ist über Israel. Wir haben ihn gesalbt und gekrönt, weil er Zeichen der Erwählung aufwies, als er vom Geist ergriffen zum Heiligen Krieg gegen die Ammoniter aufrief, um Jabesch zu befreien. Das war mir Beweis und Auftrag. Aber ich verhehle nicht: Gerne habe ich nicht vollzogen, was damals nötig war - ihm das heilige Öl aufs Haupt zu gießen, denn eine neue Macht war nun neben die unsrige getreten. Nicht Heerführer wurde er ja, erwählt auf Zeit und begrenzt im Auftrag, wie es Herkommen war in Israel seit uralten Zeiten, sondern König und Herrscher. Ein Fürst, wie andere Völker, wie ungläubige Nationen ihn kannten, sollte nun Gottes Volk regieren - und nicht der ewige, allgewaltige Herrscher, den allein wir vertreten, die Priester, die Seher, die Eingeweihten.

       Ich habe es befürchtet, was nun geschieht: Daß einer unsere Macht in Frage stellt, unsere Pläne durchkreuzt, unseren Weisungen mißtraut, die wir dem Volk auferlegen im Namen Jahwes. Aber unser ist die Macht, unser allein! So wie kein anderer Gott ist neben dem Herrn, dem Herrscher des Himmels, so sollte kein anderer Mittler sein zwischen Himmel und Erde, zwischen Jahwe und seinem СКАЧАТЬ