Название: ORGANE
Автор: Hannes Wildecker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Tatort Hunsrück
isbn: 9783748592051
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„Ich werde dich zu gegebener Zeit daran erinnern“, antwortete Leni und warf den Kopf in den Nacken und insgeheim bedauerte ich, dass sie ihre Haare heute nicht offen trug.
Schließlich kam der Korb doch noch und es bedurfte einiger Anstrengungen, bis ich mich unter Zuhilfenahme aller freien Hände endlich in dem nach rechts und links schwankenden Korb wiederfand. Und gleichzeitig setzte er ein. Er kam immer dann, wenn es stressig zu werden begann: Mein Tinnitus. Es pfiff und rauschte um die Wette, als gäben Grillen und Vögel ein gemeinsames Konzert.
Bresser sorgte zwar für einen ruckfreien Rückweg, aber irgendwie glaubte ich dennoch einen Hauch von Ironie auf seinem Gesicht festzustellen.
Die beiden Leichenbestatter standen bereits parat, jeder einzelne die Schlaufen der mit einem Reißverschluss versehenen Kunststofftrage in der Hand haltend, so, als müssten sie den Toten jeden Moment darin liegend abtransportieren.
„Ihr könnt jetzt nach oben.“ Ich zeigte mit dem Daumen über meine Schulter in die Höhe. „Den Toten bringt ihr bitte sofort nach Trier in den Sezierraum des Brüder-Krankenhauses. Wir kommen später nach, meine Kollegin und ich.“ Ich sah Leni, die zufrieden nickte, von der Seite an.
„Wo sollen wir bloß mit den Ermittlungen beginnen?“
Die Holzfäller-Mannschaft um Herbert Keller stand immer noch betreten an der Stelle, wo wir sie vorhin verlassen hatten. Die Kollegen der Spurensicherung hatten das Terrain großflächig mit einem Kunststoffband, auf dem die Aufschrift „Kriminalpolizei Trier“ zu lesen war, gesichert und waren dabei, jeden Zentimeter im Bereich des Felsensockels zu untersuchen.
Theodor Heinen, der den Toten nach seiner Klettertour auf dem Plateau vorgefunden hatte, war offensichtlich mit der Berichterstattung an seine Kollegen fertig und wartete darauf, seine offizielle Aussage zu machen.
„Wir sehen uns morgen. Auf der Dienststelle in Trier. 10 Uhr, okay?“ Heinen nickte und ich drückte ihm eine dienstliche Visitenkarte in die Hand.
„Wenn Ihnen irgendetwas einfällt, was für unsere Ermittlungen relevant sein kann, lassen Sie es uns wissen“, wandte sich Leni an die restlichen Personen in der Gruppe.
„Ach ja, noch etwas.“ Ich hielt im Weggehen inne. „Ist Ihnen in den vergangenen Tagen irgendjemand aufgefallen, ich meine, hier im Wald. Jemand, der sich verdächtig verhielt, zu Fuß oder mit einem Fahrzeug.“
Als Antwort ernteten die beiden nur Kopfschütteln.
Der Leichenwagen fuhr an uns vorbei, auf dem unbefestigten Weg in Richtung Zerf, um von dort die Bundesstraße 268 nach Trier zu nehmen.
Ich sah auf die Uhr, dann zu Leni hinüber. Was hältst du von einer Roulade mit Kartoffelpüree und Rotkohl?“
„Hört sich nicht schlecht an.“
„Dann auf nach Forstenau. Lisa wird uns etwas aufwärmen.“
3. Kapitel
Ich empfand es wie einen Fluch. Es war wieder einmal Samstag, und ich hatte mir so viel vorgenommen an diesem Wochenende. Lisa lag mir schon seit Wochen in den Ohren und machte ihr Recht auf Freizeit, Abwechslung und Urlaub geltend.
Als ich nach der Tatortaufnahme mit Leni zu Hause auftauchte, hatte Lisa keinen Vorwurf auf den Lippen. Wir hatten zusammen zu Abend gegessen, denn Lisa hatte das Essen warmgehalten, so wie sie es versprochen hatte. Dass Leni mitgekommen war, darüber hatte sich Lisa gefreut. Die beiden verband seit einiger Zeit so etwas wie Freundschaft und Lisa tat es wohl, mit Leni zu reden.
Aber das war gestern. Heute war Samstag, der Beginn des Wochenendes und draußen das herrlichste Mai-Wetter. Man hätte so viel unternehmen können. Aber nein, der Dienst hatte wieder einmal Vorrang. Und so war es nicht verwunderlich, dass bei Lisa der vielzitierte Kragen platzte.
„Warum immer du? Gibt es sonst keine Kriminalbeamten beim Präsidium? Geht es nicht ohne dich? Oder ist der Herr froh, wenn er von zu Hause weg sein kann? Was soll ich denken? Das Wochenende gehört doch uns beiden, mindestens einmal im Monat. Ist das zu viel verlangt? Ja, ich weiß, letzte Woche warst du zu Hause. Und? Was war? Regen! Das ganze Wochenende war verregnet. Wir blieben zu Hause. Was blieb uns anderes übrig? Hat da deine Dienststelle angerufen? Nein, natürlich nicht.“
„Lisa, wir werden…“
„Was werden wir?“ Lisa räumte das schmutzige Geschirr in die Spüle und ich sah mit Unbehagen, dass dieser Vorgang sehr schnell vor sich ging. „Jetzt steigert sie sich in etwas hinein“, dachte ich sofort, denn ich kannte Lisa. Wenn sie begann, während ihrer Arbeit die Geschwindigkeit ihrer Bewegungen zu forcieren und auch sonst ihre Gangart in der Wohnung einen Gang höher schaltete, dann war höchste Vorsicht geboten. In solch einem Moment war es das Beste, sich unsichtbar zu machen. Ich nahm noch einen Schluck Kaffee und gerade, als ich die Tasse auf den Teller zurückstellte, klingelte das Telefon.
„Hallo, Heiner, kommst du heute noch ins Präsidium?“
Die Stimme von Heinz Peters klang auffordernd und erwartungsvoll zugleich.
„Natürlich komme ich. Wenn es etwas Neues gibt.“ Mein Blick fiel auf Lisa. „Gibt es etwas Neues?“
„Ja, das kann man wohl sagen. Ich warte auf dich.“
„Tut mir leid, Lisa, ich muss. Es haben sich neue Anhaltspunkte im Felsenmord ergeben. Ich hoffe, ich werde bald zurück sein.“
„Lass` dir nur Zeit. Aber wundere dich nicht, wenn ich alleine auf Abenteuerurlaub gehe!“
Diese Antwort spürte ich noch in meinem Nacken, als ich bereits die Teppen des Polizeipräsidiums hinauf preschte, fünf Stockwerke, zwei Stufen auf einmal nehmend. An den Aufzug hatte ich erst gar keinen Gedanken verschwendet.
„Was gibt es?“, fragte ich außer Atem, als ich das Büro von Peters betrat und ganz kurz kam mir der Gedanke, dass man in meinem Alter doch wohl einen Gang zurückschalten sollte.
„Ich habe auf dem Felsen gestern etwas gefunden. Nein, bitte keinen Einwand! Ich hatte meine Gründe, es für mich zu behalten, bis jetzt.
Peters kramte in einer kleinen Holzkiste, in der er einige Asservaten untergebracht hatte. „Ich wollte, dass es vorerst unter uns beiden bleibt. Ich weiß, Dr. Grothe unterliegt der Schweigepflicht und Leni ist unsere Kollegin. Trotzdem! Das hier habe ich dort oben neben der Leiche gefunden.“
Peters hielt mir einen kleinen Gegenstand unter die Nase, ein dünnes Silberkettchen mit einem Amulett.
„Silber.“
„Ja, Silber. Aber sieh mal, was darauf abgebildet ist?“
„Reliefartige Striche.“
„Sieh genau hin!“
Ich hob das Amulett, das die Größe einer mittleren Geldmünze hatte, in die Höhe, hielt es gegen das Licht und betrachtete es genau.
„Ein Fünfeck, ein Pentagramm!“
„Richtig, Heiner, ein Pentagramm. Und was sagt uns das?“
„Du meinst, das Teil gehört jemandem, СКАЧАТЬ