ORGANE. Hannes Wildecker
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Название: ORGANE

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783748592051

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СКАЧАТЬ heißt: gefunden? Dort oben kann man doch nicht so einfach jemanden finden. Wer hatte denn dort oben etwas verloren?“

      Leuck runzelte die wettergebräunte Stirn, an deren Anzahl der Falten man wohl erkennen konnte, dass die Pensionierung dieses Beamten nicht mehr fern war.

      „Einer von ihnen ist da hochgeklettert. Ein Baum hatte sich in dem Felsen verkeilt und als dort oben ein Seil an der Baumspitze anband, um den Baum zu Fall zu bringen, entdeckte er den Toten.“

      „Ist die Feuerwehr verständigt?“

      „Nein, wozu?“

      „Die Dienststelle soll die Feuerwehr zur Bergung des Toten herbestellen“, sagte ich, ohne mich auf weitere Erklärungen einzulassen. „Ach ja, und dann noch das Übliche: Notarztwagen, Arzt, Leichenbestatter und so weiter. Ist der Tote identifiziert?“

      „Ja wie denn. Es war doch noch niemand dort oben.“

      „Also her mit der Feuerwehr! Sie soll das Leiterfahrzeug mitbringen, in Saarburg ist doch eines stationiert, soviel ich weiß. Wenn das nicht verfügbar ist, verständigen Sie bitte die Berufsfeuerwehr in Trier!“

      Leuck strebte von dannen und ich begab mich zu der Gruppe, in der auch die Holzfäller standen.

      „Wer von Ihnen hat den Toten, wenn es denn einen gibt, gefunden?“, fragte ich in die Runde.

      „Das war er hier, Theodor Heinen“, meldete sich ein älterer Waldarbeiter und schob den Genannten etwas nach vorne, in meine Richtung. „Er hat…“

      „Lassen Sie ihn doch selbst reden“, fuhr ich dem Mann ins Wort. Und zu dem jungen Arbeiter gewandt: „Erzählen Sie mal. Was haben Sie gesehen?“

      „Ja, das war so: Wir haben einen Baum gefällt…eine Buche … ein richtig dickes Ding. Doch der Baum fiel nicht so, wie er sollte und hat sich in dem Felsen verkeilt.“

      „Der Baum ist fast wertlos geworden dadurch, jedenfalls ist er kein Möbelholz mehr“, warf der ältere, der Heinen nach vorne geschoben hatte, ein.

      „Also weiter!“ Ich sah Heinen auffordernd an.

      „Ich bin dann hochgeklettert, um ein Seil an die Baumspitze zu binden. Damit wollten wir den Stamm in den Hang legen.“

      „Und dann haben sie einen…Toten gesehen?“

      Heinen sah zu dem Felsen hinüber und nickte.

      „Der Mann da oben liegt so da, als habe man ihn aufgebahrt. Er ist unbekleidet, nackt.“

      „Keine Kleidungsstücke da oben?“

      „Nur so etwas wie eine schwarze Decke. Liegt allerdings neben dem Mann.“

      „Haben Sie etwas Besonderes feststellen können? Verletzungen oder so?“

      „Ob ich etwas Besonderes festgestellt habe? Und ob ich das habe! Der Mann hat kein Herz mehr im Leib!“

      „Was heißt das: Kein Herz mehr im Leib?“

      „Ich war ja nicht so lange da oben, aber das habe ich genau gesehen. Sein Brustkasten ist offen, da ist nichts drin!“

      Ich schaute den Mann an, der vor Aufregung und offensichtlich darüber, dass er im Mittelpunkt stand, zitterte, und machte mir meine Gedanken. Wahrscheinlich hatten Raubvögel den Toten, der, auf welche Art auch immer, dort oben hingelangt war angefressen. Aber warum lag der Mann dann da oben?

      Ein grauer Pkw näherte sich und als er anhielt, stiegen Heinz Peters und drei weitere Kollegen von der Kriminaltechnik aus.

      Peters war so etwas wie ein Urgestein der Spurensicherung beim Polizeipräsidium Trier. Kollegen kamen, Kollegen gingen, doch Peters war immer da und im Geiste rechnete ich schon nach, ob man seine Pensionierung etwa vergessen hatte. Peters war noch einer aus altem Schrot und Korn. Auf ihn hatte ich mich immer verlassen können, an zahlreichen Tatorten hatten wir gemeinsam ermittelt und die fachlichen Kenntnisse auf dem Gebiet der Spurensicherung von Peters hatten nicht selten zur Klärung der Fälle beigetragen.

      Ich verließ die Gruppe, ging Peters entgegen und begrüßte ihn freundschaftlich.

      „Man sagte mir, ein Toter soll auf irgendeinem Berg liegen.“ Peters sah mich fragend an.

      „Ja, das ist eine seltsame Angelegenheit hier. Ich weiß auch noch nicht, was ich davon halten soll.“ Ich zeigte mit dem Arm in Richtung Felsenhügel. „Wir können nichts unternehmen, ehe die Feuerwehr hier ist. Ich habe sie mit der Drehleiter angefordert. Ein Gutes hat das Ganze: Außer uns und dem Arzt wird niemand dort oben sein und Spuren verwischen.“

      „Dann bin ich mal gespannt, was uns dort erwartet.“ Peters stellte seinen Spurensicherungskoffer vor sich zwischen seinen Beinen auf der Erde ab und sah sich suchend um.

      „Fehlt da nicht jemand? Ist Leni nicht dabei?“

      Leni…ja…natürlich! Ich hatte bisher nicht einen Gedanken an Leni Schiffmann verschwendet und mich deshalb auch nicht gewundert, dass sie nicht am Tatort war.

      „Man wird sie wohl nicht verständigt haben. Offensichtlich konnte man sie nicht zu Hause erreichen. Vielleicht kommt noch jemand vom Dauerdienst zur Unterstützung.“

      „Das hättest Ihr wohl gerne?“, tönte eine Stimme hinter uns und Peters und ich sahen uns an und konnten ein Lachen gerade noch unterdrücken.

      Die Stimme gehörte Leni, die in einem eng anliegenden Jeansanzug mit hellen Sportschuhen darunter, auf uns beide zukam. Das brünette Haar, das sie normalerweise locker bis auf die Schultern fallen ließ, hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst. Dazu trug sie eine eher unpassende lederne Umhängetasche, in der sie offensichtlich die dienstlichen Utensilien wie Pistole, Handschellen und Pfefferspray mitführte, abgesehen von den zahlreichen wichtigen Kleinigkeiten, wie sie eine Frau ständig zur Hand haben musste.

      „So untätig, wie Ihr hier herumsteht, habt ihr doch sicherlich auf mich gewartet“, flötete Leni. „Aber im Ernst: Wo ist der Tote? Oder gibt`s gar keinen?“

      „Doch Leni, es gibt einen.“ Ich zeigte hinauf zu dem Felsenplateau und Lenis Blick folgte meinem gestreckten Arm.

      „Da oben? Wie kommt ein Toter da hinauf?“

      „Wir werden es hoffentlich bald wissen Die Feuerwehr muss jeden Moment hier eintreffen, dann werden wir nachsehen.“

      Ich sah Leni prüfend an. „Du kommst doch mit nach oben?“

      „Und ob! Warum sollte ich nicht? Glaubst du, ich habe Höhenangst?“

      Ich verkniff mir eine weitere Bemerkung. Höhenangst! Wenn einer die hier hatte, dann war ich das.

      „Es fährt aber sonst niemand mit da hoch, ist das klar, Heiner. Nur wir drei! Wegen der Spuren, versteht Ihr? Seht euch mal hier unten um!“, rief Peters seinen Kollegen zu und sah mich und Leni an. „Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir dort oben die Stecknadel im Heuhaufen suchen müssen. Ich meine, es kann ja sein, dass die Leiche schön länger dort oben liegt, das wird uns zu schaffen machen.“

      Es dauerte noch rund eine СКАЧАТЬ