ORGANE. Hannes Wildecker
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Название: ORGANE

Автор: Hannes Wildecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Tatort Hunsrück

isbn: 9783748592051

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СКАЧАТЬ die sich sogleich zu den Waldarbeitern gesellten, nur der Fahrer verharrte noch kurz hinter seinem Lenkrad und prüfte die Umgebung, indem er wie ein witterndes Tier nach allen Seiten sah und offensichtlich den besten Ausgangspunkt für den Betrieb der ausfahrbaren Leiter suchte. Doch er schien nicht zufrieden und stieg ebenfalls aus. Ohne die anderen Anwesenden zu beachten, machte er ein paar Schritte in Richtung des Felsens, blieb stehen, nahm seine Arbeitsmütze ab und kratzte sich am Hinterkopf in seinen dichten schwarzen Haaren.

      Dann drehte er sich um und begutachtete einen kleinen Waldweg, der in der Nähe des Fahrzeugstandortes in den Wald führte. Offensichtlich behagte ihm die Breite des Weges nicht so richtig, denn er schaute mehrfach zurück zu seinem Fahrzeug, als ob er dessen Breite mit der des Weges vergleichen wollte. Dann schien er einigermaßen zufrieden und ging auf die Gruppe der Wartenden zu, die sein Tun die ganze Zeit über beobachtet hatten.

      „Da oben soll ein Toter liegen?“, fragte er und sah wieder den Felsen hinauf.

      „Auch angenehm. Mein Name ist Spürmann. Heiner Spürmann und das sind meine Kollegen.“

      Ich sah den Feuerwehrmann abwartend an.

      „Entschuldigen Sie, ich war ganz in Gedanken mit meiner Einsatzplanung. Bresser mein Name. Martin Bresser von der Freiwilligen Feuerwehr Saarburg. Ich bin heute der Gruppenführer. Ich glaube, wir sollten beginnen, ehe es dunkel wird.“

      Es dauerte ungefähr 10 Minuten, dann hatte Bresser sein Gefährt mithilfe seiner Kollegen, die ihn von allen Seiten einwiesen und dirigierten, so platziert, wie es ihm am besten erschien. Während er die Stützen am Ende des Wagens ausfuhr und für einen festen Stand sorgte, warteten Leni, Peters und ich auf das Zeichen, endlich in den Korb einsteigen zu können. Dann war es so weit.

      „Dreißig Meter hoch kann er“, sagte Bresser. „Aber die brauchen wir nicht. Ich schätze mal so an die zwanzig Meter. Ich fahre den Korb bis an den Rand des Plateaus. Aber Achtung, dass mir niemand ausrutscht. Da oben ist nicht sehr viel Platz, das kann ich von hier aus sehen.“

      Bresser bestieg als letzter den Korb und betätigte den Hebel, der den Mechanismus zur Fahrt nach oben in Gang setzte.

      „Ist dir nicht gut?“ Leni sah mich mit zur Seite geneigtem Kopf an und ich glaubte, eine leichte Ironie in ihren Worten zu erkennen. Aber dass ich unter Höhenangst litt, eigentlich schon immer, solange ich zurückdenken konnte, wollte ich ihr nicht unbedingt auf die Nase binden.

      „Alles okay“, sagte ich und hielt mich mit Blicken an dem Felsen fest, der unter mir immer unstabiler und über mir so schmal wurde, dass ich glaubte, da gleich nicht hinauszugehen, nicht auf das Plateau des Felsens steigen zu können. Ich würde hinunterfallen, dieses Gefühl überkam mich immer dann, wenn ich mich höher als ein Stockwerk über der Erde befand und der Untergrund, auf dem ich stand, überflüssigerweise auch noch einen Blick durch irgendwelche Ritzen in die Tiefe zuließ.

      Bresser drehte den Korb leicht nach links, um an einem kleinen Vorsprung vorbei zu manövrieren und Leni musste mit ansehen, wie ich mich krampfhaft an der Reling des Korbes festhielt und meinen Blick krampfhaft auf den Felsen richtete, um ja nicht nach unten sehen zu müssen.

      Leni verkniff sich eine Bemerkung, was ihr schwerfiel, das konnte man erkennen. Doch ihre Gedanken erfuhren eine Ablenkung, denn über das Handsprechfunkgerät des Feuerwehrmannes kam die Meldung, dass der Arzt eingetroffen sei.

      „Ich lasse Sie jetzt da oben raus und bringe anschließend den Doktor nach oben“, sagte Bresser und lenkte den Korb an das Ende des Steinwalls und dirigierte ihn noch einen halben Meter weiter auf das Plateau, soweit es eben ging, ohne dass der Ausleger Kontakt bekam.

      Und bereits jetzt, noch vor dem Verlassen des Korbes, bot sich uns der von Heinen so dramatisch beschriebene Anblick.

      „Da hat einer ganze Arbeit geleistet“, bemerkte Bresser trocken, während er die Sicherung der Korbtür löste und diese öffnete. „Dann mal viel Spaß, ich hole jetzt den Doktor nach oben.“

      Langsam bewegte sich der Korb mit Bresser nach unten und wir drei fanden uns alleine auf einem Felsplateau, das gerade einmal die Ausmaße eines kleinen Vorgartens hatte, wieder.

      „Lasst mich das mal alleine machen“ bat Peters. „Wir brauchen hier jeden Zentimeter als möglichen Spurenträger.“

      Ich nickte, und ließ mich auf einem Stein nieder, während Leni neben mir stehenblieb. Jetzt noch einige Schritte zu machen, würde die Arbeit von Peters gefährden.

      „Ich wusste gar nicht, dass du Höhenangst hat“, sagte Leni, während ihre Augen das kleine Plateau bestreiften.

      Es war ein Plateau, wie man sich eben ein Plateau vorstellte. Flach eben und geeignet, etwas abzulegen, das nicht wieder nach unten rollte oder fiel. Die Leiche, die dort lag und momentan von Peters verdeckt wurde, rollte weder, noch fiel sie. Das bedeutete, dass diejenigen, die sie dort abgelegt hatten, wissen mussten, dass es hier oben flach war. Von unten konnte man es nur vermuten, na ja, mit einigem Vorstellungsvermögen.

      „Ich habe auch Platzangst.“ Ich kratzte mich am Hinterkopf.

      „Was meinst du?“ Leni war in Gedanken schon bei der Leiche und hatte ihre Frage bereits vergessen.

      „Ich sagte, ich habe nicht nur Höhenangst, ich habe auch Platzangst und ich mache mir jetzt bereits schon Gedanken, wie ich wieder in den verdammten Korb hineinkomme, ohne daran vorbei in die Tiefe zu fallen.“

      Peters hatte sich einen ersten Eindruck von der Leiche verschafft und begann, die Umgebung abzusuchen.

      „Der Arzt kann sich Zeit lassen“, bemerkte er trocken, während er in kurzen Schritten langsam Zentimeter für Zentimeter des Plateaubodens absuchte.

      „Und? Was ist?“ Ich versuchte, mich aufzurichten, setzte mich jedoch gleich wieder hin.

      „Es ist ein Mann“, sagte er, während er weitersuchte. „Schätzungsweise zwischen dreißig und vierzig. Dunkle Haut und die Gesichtszüge deuten auf einen Nichtdeutschen hin. Vorderer Orient vielleicht, Türke, Araber, Israeli, wer weiß? Vielleicht aber auch Deutscher mit Migranten – Hintergrund.“

      Peters bückte sich und nahm etwas vom Boden auf. Er drehte einen kleinen Gegenstand zwischen seinen Fingern und betrachtete ihn intensiv, um ihn anschließend in einem kleinen Plastikbeutel verschwinden zu lassen.

      „So, ich glaube, Ihr könnt jetzt herkommen, Ihr beiden. Ich bin mir sicher, da kommt eine Menge Arbeit auf euch zu.

      Es war ein äußerst makabrer Anblick, der mich und Leni dort erwartete. Er war schockierend und Gänsehaut vermittelnd zugleich.

      Vor uns lag auf dem blanken Felsen eine nackte männliche Person in einer Art, als habe man sie dort aufgebahrt. Der Mann war zwischen dreißig und vierzig Jahre alt, das sahen Leni und ich ebenso wie Peters. Der Mann lag auf dem Rücken, die Arme lagen an den Körperseiten, die Augen waren geschlossen, aber das, wonach wir suchten, war nicht vorhanden. Blut! Es war kein Blut vorhanden, trotz einer riesigen klaffenden Wunde, die sich über den gesamten Brustbereich ausbreitete. Es war eigentlich keine Wunde, da war vielmehr ein riesiges Loch, genau an der Stelle, wo sich das Herz normalerweise befindet. Befand, war der richtige Ausdruck. Da war kein Herz. Da war nur ein Loch, ein großes Loch.

      „Das Herz fehlt!“ Leni schluckte und sah mich an. „Heiner, dem hat jemand das Herz aus der Brust gerissen.“

      „Das sehe ich anders“, ließ sich СКАЧАТЬ