Название: Irgendwann krieg ich Dich
Автор: Irene Dorfner
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Leo Schwartz
isbn: 9783742732682
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Leo las den Bericht der Spurensicherung sorgfältig durch und gab umgehend den Namen dieses Simon Maurer in den Computer. Sofort erschienen die entsprechenden Informationen von Simon Maurer auf dem Bildschirm. Anna stand hinter ihm und las mit.
„Körperverletzung bei einer Kneipenschlägerei in Reutlingen. Das ist aber schon Jahre her. Sonst absolut nichts. Was hat der mit unserem Toten zu tun?“
„Keine Ahnung, aber das wird er uns bestimmt erzählen.“
Sie klingelten an dem ansprechenden Mehrfamilienhaus am Rande Ulms. Nach wenigen Augenblicken summte der Türöffner. Sie gingen durch das saubere, helle Treppenhaus in den 3. Stock und dort wurden sie bereits erwartet.
„Wollen Sie zu mir?“
„Wenn Sie Simon Maurer sind, ja. Leo Schwartz, Kripo Ulm, das ist meine Kollegin Anna Ravelli.“ Sie zeigten ihre Ausweise und Simon Maurer bat sie mit einer Geste und einem Lächeln, einzutreten.
„Setzen Sie sich bitte.“ Sie hatten in dem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer mit der braunen Ledergarnitur Platz genommen. „Möchten Sie Ihre Jacken ablegen?“
Beide lehnten dankend ab.
„Ich bin gespannt, was die Kriminalpolizei von mir möchte. Wie kann ich Ihnen helfen?“
Simon Maurer war 32 Jahre alt, von Beruf LKW-Fahrer, 1,72 Meter groß, sportliche und hatte eine sehr muskulöse Figur. Er trug eine dieser modernen Kurzhaar-Frisuren und war durchaus eine gepflegte, attraktive Erscheinung. Eigentlich nicht das, was Leo erwartet hatte. Anna hingegen schien sehr angetan, denn Maurer hatte zu seinem blendenden Aussehen nicht nur einwandfreie Manieren, sondern ein überaus charmantes Lächeln. Dazu roch phantastisch! Das war einer dieser modernen Männerdüfte, die ein Vermögen kosteten, aber in Annas Augen durchaus das Geld wert waren. Bereits zwei Mal hatte sie ihrem Stefan ein solches Parfum geschenkt. Aber er stand nicht auf Herrendüfte und die sündhaft teuren Flacons standen verschlossen im Badezimmer-Regal, wurden nicht beachtet und setzten nur Staub an.
„Wir ermitteln in einem Mordfall. Was sagt Ihnen der Name Karl Rauschberger, er wurde auch der Lehrer genannt? Hier ist ein Foto von ihm.“
„Absolut nichts, den Namen habe ich noch nie gehört. Auch das Gesicht sagt mir nichts.“ Er gab das Foto wieder zurück.
„Wo waren Sie am 9. Juli um ca. 15.00 Uhr?“
„Um Gottes willen! Ich brauche ein Alibi?“
„Bitte beantworten Sie meine Frage.“
„Lassen Sie mich überlegen. Am 9. Juli hatte ich eine Tour nach Süd-Frankreich. Ich hole schnell mein Notizbuch, da steht alles haarklein drin. Das mache ich schon seit Jahren so, weil ich mir schlecht Einzelheiten merken kann und das Finanzamt möchte immer alles genau wissen. Entschuldigen Sie bitte meine Unhöflichkeit. Möchten sie etwas trinken? Einen Kaffee vielleicht?“
Sie lehnten beide dankend ab. Simon Maurer holte aus dem Nebenzimmer ein rotes, ledergebundenes Notizbuch und blätterte darin.
„Klar war ich in Frankreich! Ich bin Sonntagabend 8. Juli um 22.00 Uhr losgefahren. Ziel war ein kleiner Ort vor Marseille. Dort habe ich termingerecht am Nachmittag abgeladen und bin am Mittwoch den 11.07. gegen 16.30 Uhr bei meinem Arbeitgeber auf den Hof gefahren. Bitteschön.“ Mit einem Lächeln beugte er sich zu Anna und reichte ihr das Notizbuch, wobei sie die Tätowierung auf dem muskulösen Oberarm entdeckte, die ihr sehr gefiel. „Bitte fragen Sie in der Firma nach, die können das bestätigen.“
„Wo waren Sie gestern Abend nach 17.00 Uhr?“
„Im Schützenhaus. Gestern war Vereinssitzung mit anschließendem Training. Ich war kurz nach 17.00 Uhr dort, das kann die Wirtin bestätigen. Ich ging erst nach Mitternacht. Da ich jetzt zwei Wochen Urlaub habe, konnte ich länger bleiben und auch mal ein Glas mehr trinken. Ich bin mit dem Taxi nach Hause, Quittung habe ich keine. Ich erinnere mich dass das Taxi die Nummer 66 hatte.“ Wieder lächelte er charmant.
„Das werden wir auf jeden Fall prüfen. Schreiben Sie uns bitte die Adresse Ihres Arbeitgebers und die Ihrer Vereinskammeraden auf.“
Simon Maurer notierte die Adressen mit sauberer Handschrift und gab Anna den Zettel, die ihm nun wiederum das Notizbuch zurückgab.
„Jetzt würde ich aber doch gerne wissen, was das hier soll und was ich mit der ganzen Sache zu tun habe.“
„Während einer Morduntersuchung sind Ihre Fingerabdrücke auf einem Messer aufgefunden worden und wir fragen uns natürlich, wie die da hinkommen.“
„Wie bitte? Ich verstehe nicht. Meine Fingerabdrücke? Das kann nicht sein.“
„Bei dem Messer handelt es sich um einen sogenannten Hirschfänger. Besitzen Sie solch ein Messer?“
„Ja sicher und zwar schon viele Jahre. Das Messer war ein Geschenk meines Großvaters zu meiner Konfirmation und sie können sich ausrechnen, wie lange das schon her ist. Den Hirschfänger habe ich noch nie benutzt, er liegt hier noch fabrikneu und in der Originalverpackung in der Schublade. Ein Andenken an meinen verstorbenen Großvater, von dem ich mich niemals trennen würde. Ab und zu nehme ich es heraus, sehe es mir an und denke an ihn, er war ein toller Typ. Eine Sentimentalität, ich weiß, aber ich kann eben nicht anders. Moment, ich zeige es Ihnen.“
Anna schmolz geradezu dahin, als sie die warmherzigen Worte hörte. Leo war das zuwider und ihn machte diese Geschichte eher misstrauisch. In seinen Augen war Maurer ein hervorragender Schauspieler.
Simon Maurer ging zum Wohnzimmerschrank und öffnete eine Schublade, kramte darin, fand aber offensichtlich nichts. Er öffnete die anderen Schubladen und suchte hektisch darin.
„Das gibt es doch nicht. Das Messer müsste hier sein. Es tut mir leid, ich kann es nicht finden. Aber es muss hier sein, ich verstehe das nicht. Erst vor ein paar Wochen habe ich es in den Händen gehabt.“ Simon Maurer war völlig verstört und verzweifelt, die Selbstsicherheit war verschwunden.
„Es hätte mich überrascht, wenn Sie es gefunden hätten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es bei uns liegt. Bitte verreisen Sie nicht und halten Sie sich zu unserer Verfügung.“
Anna und Leo ließen den überraschten Simon Maurer zurück und fuhren zu der angegebenen Adresse des Arbeitgebers, der Spedition Millthalter, da diese nur unweit von Maurers Wohnung entfernt war.
„Mein Name ist Leo Schwartz, Kripo Ulm, das ist meine Kollegin Anna Ravelli. Wer ist bei Ihnen für die Einteilung der Fahrer zuständig?“
Die kleine, dicke, ungepflegte Frau starrte die beiden an, sagte nichts, sondern zeigte auf einen älteren, übergewichtigen Mann mit Glatze, der gerade lautstark telefonierte. Sie warteten. Als der Mann aufgelegt hatte, traten sie an dessen Schreibtisch. Sie stellten sich abermals vor.
„Niederwinkler Alois, ich bin hier der Disponent. Mordkommission? Womit kann ich dienen?“
„Wir möchten von Ihnen wissen, wo Ihr Fahrer Simon Maurer am 09.07. gegen 15.00 Uhr war.“
„Der Simon war in Frankreich,“ kam es wie aus der Pistole geschossen. Alois Niederwinkler sprach in breitschwäbischen Dialekt. Er tippte auf der Tastatur seines Computers. „Die Fahrt war sehr lukrativ, ich kann mich noch sehr gut an den СКАЧАТЬ