Die Jagd nach dem Serum. Irene Dorfner
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Jagd nach dem Serum - Irene Dorfner страница 6

Название: Die Jagd nach dem Serum

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738088830

isbn:

СКАЧАТЬ hat Recht,“ sagte Leo Schwartz. Auch der 51-jährige gebürtige Schwabe hatte keine Lust auf die Arbeit.

      „Ich darf doch sehr bitten!“, sagte Krohmer ernst, wobei er einen verächtlichen Blick auf Leos T-Shirt warf. Über die Abbildungen von Rockbands hatte er sich längst gewöhnt, aber diese Freiheitskämpfer in den letzten Wochen, deren Konterfei von knallbunten Symbolen unterstrichen wurden, kränkten seine Augen.

      „Ich habe gehört, dass die Kollegen einen interessanten Fall bearbeiten,“ sagte Werner Grössert, der nichts gegen Aktenarbeit einzuwenden hatte. Allerdings interessierte ihn das, was er vorhin auf dem Flur aufgeschnappt hatte, sehr viel mehr. „Es geht um Diebstahl und Schmuggel von Heiligenfiguren, die vermehrt in unserer Gegend auftreten. Wir sollten die Kollegen unterstützen,“ sagte der 40-Jährige voller Überzeugung. Wie immer trug Werner Grössert einen modischen Anzug mit Hemd, Weste und Krawatte und hob sich rein optisch sehr von Leo und Hans ab, die hauptsächlich in bequemer Freizeitkleidung zum Dienst erschienen. Warum auch nicht?

      „Um was geht es dabei?“, wandte sich Leo an seinen Vorgesetzten.

      „Es stimmt, was Herr Grössert sagte. Eine Diebesbande hat sich offenbar darauf konzentriert, Heiligenfiguren zu klauen, wobei das Material nicht wichtig zu sein scheint. Die Diebstähle betreffen nicht nur unsere Gegend, die Bande agiert im gesamten süddeutschen Raum. Ich habe mit meinen Kollegen gesprochen, die sich seit Monaten damit herumschlagen müssen.“

      „Sind die Figuren so wertvoll, dass sich ein Diebstahl lohnt?“

      „Nein, eben nicht. Das ist es, was den Fall so kompliziert macht. Es scheint auch völlig gleichgültig zu sein, wer dargestellt wurde. Ich hoffe, dass dieser Unsinn so schnell wie möglich aufhört. Es wird nicht mehr lange dauern und die Presse wird hellhörig. Können Sie sich vorstellen, was dann los ist?“, stöhnte Krohmer.

      „Gerade deshalb sollten wir die Kollegen unterstützen,“ wiederholte Werner. Leo und Hans stimmten zu. Dieser Fall war sehr viel verlockender als trockene Aktenarbeit.

      „Meinetwegen,“ brummte Krohmer.

      „Wer bearbeitet den Fall?“

      „Asanger und Stumpf.“

      Leo stöhnte auf. Ausgerechnet Asanger! Mit ihm war er mehrfach aneinandergeraten, die beiden waren zu unterschiedlich. Tobias Asanger war 42 Jahre alt und wollte auf der Karriereleiter bis ganz nach oben kommen. Das war nicht verwerflich, wenn er dabei nicht so plump und hinterfotzig vorgehen würde. Er verkaufte Ideen und Erfolge anderer als seine eigenen. Dabei überging er Kollegen, die auch deshalb nicht scharf darauf waren, mit ihm zusammenzuarbeiten. Joachim Stumpf war aus ganz anderem Holz geschnitzt. Der 48-Jährige war immer höflich und hielt sich gerne zurück. Er war nicht fürs Rampenlicht geschaffen. Außerdem hatte Stumpf eine Vorliebe für warme Leberkäs-Semmeln, von denen sich der Junggeselle fast ausschließlich ernährte. Immer und überall musste man zur Nahrungsaufnahme anhalten. Metzgereien liebten Joachim Stumpf, aber Kollegen konnten irgendwann den Geruch von warmen Leberkäs-Semmeln nicht mehr ertragen. Asanger reagierte gereizt auf die Marotte seines Kollegen, was diesen aber nicht störte. Was blieb den beiden anderes übrig, als sich zusammenzuraufen? Niemand wollte mit ihnen zusammenarbeiten. Also lag es auf der Hand, dass sie irgendwie miteinander auskommen mussten.

      Krohmer bat Asanger und Stumpf ins Besprechungszimmer. Auch jetzt hatte Stumpf eine Leberkäs-Semmel in der Hand. Deren Geruch griff schnell um sich und füllte den Raum. Nach wenigen Minuten knurrte Leos Magen. Er hatte heute verschlafen und noch nichts gegessen.

      „Wie weit sind die Ermittlungen im Fall der Heiligenfiguren?“

      „Bisher gibt es nicht viel,“ sagte Asanger und öffnete die dünne Akte. „Insgesamt wurden in den letzten vier Monaten in unserem Zuständigkeitsbereich 68 Figuren gestohlen.“

      „68 Stück?“, rief Leo. „So viele? Alle aus Kirchen?“

      „Natürlich nicht. Auch aus kleineren Kapellen, von Marterln und sogar aus Privathaushalten wurden diese Figuren gestohlen. Bevor die Bande bei uns zuschlug, agierte sie in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.“

      „Wie viele geklaute Figuren werden den Dieben bisher insgesamt zugerechnet?“

      „527 im süddeutschen Raum. Und das sind nur die, die der Polizei gemeldet wurden. Wir gehen von einer sehr viel höheren Stückzahl aus. Vermutungen nach liegt die Zahl bei über siebenhundert Stück.“

      „Es steht außer Frage, dass es sich um dieselben Täter handelt?“

      „Ja. Die Diebe treiben ein Spielchen mit den Opfern und der Polizei. An jedem Ort, wo eine Figur geklaut wurde, hinterlassen sie ein Guatl, wobei der Geschmack variiert.“

      „Ein was?“ Leo verstand kein Wort.

      „Lernen Sie endlich bayerisch Herr Schwartz! Ein Guatl ist ein Bonbon. Hier sind einige Fotos.“

      Tatsächlich sah man darauf verschiedene Bonbons.

      „Konnten Sie die Spur der Bonbons verfolgen?“

      „Keine Chance. Das ist Massenware und kann überall gekauft werden.“

      „Was geschieht mit dem Diebesgut?“, wollte Werner wissen.

      „Wir vermuten, dass sie verhökert werden. Was sollen die Diebe sonst damit machen? Verheizen? Einschmelzen?“ Asanger wollte einen Witz machen, aber er war der Einzige, der lachte.

      „Amerikaner sind ganz scharf auf solche Volkskunst,“ sagte Werner unbeeindruckt. „Wir sollten den amerikanischen Markt im Auge behalten. Was ist mit dem Zoll? Paketdiensten? Internet?“

      „Wir sind nur zu zweit. Wie sollen wir das alles bewerkstelligen?“

      „Dann bekommen Sie jetzt Unterstützung von drei Kollegen. An die Arbeit. Sehen Sie zu, dass Sie den Fall so schnell wie möglich lösen.“

      3.

      Die Brüder Kevin und Torsten Kurowski waren ein eingespieltes Team. Die 30- und 32-jährigen Kleinganoven klauten seit geraumer Zeit alles Heiligenfiguren, die ihnen in die Finger kamen. Torsten hatte im Frühjahr letzten Jahres in seiner Stammkneipe ein Gespräch mit angehört, das ihn aufhorchen ließ. Die Männer am Nebentisch unterhielten sich über Reliquienkreuze, ein Wort, das er bis dato noch nie gehört hatte. Als er verstand, dass es sich dabei um Kreuze handelte, in denen Andenken an Verstorbene aufbewahrt wurden, wurde er euphorisch. Die Idee war genial! Allerdings dachte er nicht an Kreuze, sondern an Figuren. Er zog los und klaute einige dieser für ihn wertlosen Figuren, die fast an jeder Ecke standen. Einige waren hohl, wenige beinhalteten irgendwelchen Kram. Bei anderen war es eine Kleinigkeit, darin einen Hohlkörper zu schaffen. Dazu brauchte es nur jemanden, der handwerkliches Geschick besaß.

      Torstens Freund Dominik war ein Genie auf dem Gebiet der Chemie. Im Keller seiner Eltern stellte er Crystal Meth her, das Torsten weiterverkaufte, da Dominik im Verkauf eine Niete war. Das Geschäft lief gut und Torsten konnte sich mit den Einnahmen gut über Wasser halten und sich ab und zu etwas gönnen. Aber Dominik nervte in den letzten Wochen mit seinen ständigen Bitten wegen dem Verkauf zu Kunden, die weit entfernt wohnten, einige davon sogar im Ausland. Von beidem ließ Torsten bisher die Finger und verkaufte nur in einem kleinen Radius um seinen Wohnort. Wie stellte sich Dominik das vor? Torsten hatte kein Auto, somit war er auf Lieferdienste angewiesen. СКАЧАТЬ