Die Jagd nach dem Serum. Irene Dorfner
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Название: Die Jagd nach dem Serum

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783738088830

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СКАЧАТЬ Reliquienkreuze waren eigentlich zur Erinnerung an Heilige gedacht. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde in dieser Form an Familienmitglieder, verdiente Bürger oder normale Geistliche gedacht. Zur Verdeutlichung zeige ich Ihnen ein solches Kreuz.“ Arsai zog ein Bündel aus seiner Tasche und wickelte ein Holzkreuz heraus. „Sehen Sie Herr Kurowski, das ist ein Reliquienkreuz.“ Arsai öffnete auf der Rückseite des Kreuzes ein Fach. „Das sind Haare des Verstorbenen, ein Stück Stoff vielleicht von seiner Kleidung, und das Stück Papier wurde vermutlich vom Verstorbenen beschrieben.“ Arsai behandelte das Kreuz wie einen Schatz.

      „Warum sehen Sie nicht einfach nach?“, sagte Gerhard.

      „Nein, das geht nicht. Diese Reliquien liegen seit ungefähr 1840 genau so in dem Fach und das soll so bleiben.“ Arsai war erschrocken über die rohe Art des Mannes, der offensichtlich nichts für antike Kunst und Brauchtum übrighatte. Normalerweise mochte er solche Menschen nicht.

      „Sehr schön,“ sagte Gerhard und sah erneut auf die Uhr. Die fünf Minuten waren gleich um.

      „Es gab damals nicht nur Reliquienkreuze, sondern auch Holzfiguren, die für denselben Zweck verwendet wurden. Ich suche nach solchen Holzfiguren.“

      Jetzt verstand Gerhard Kurowski.

      „Ich glaube, ich weiß, wovon Sie sprechen. Ich habe solche Figuren schon gesehen. Was wollen Sie damit machen?“

      „Ich bin Sammler und habe viele Freunde, die ebenfalls Sammler sind. Wir zahlen sehr gut. Sind Sie an einer Zusammenarbeit interessiert?“

      „Wenn ich Geld verdienen kann, bin ich immer dabei.“

      „Dann schlage ich vor, wir fahren zu mir und dort besprechen wir alles Weitere. Hier ist nicht der richtige Ort dafür. Wenn Sie erlauben, fahren wir mit meinem Wagen?“

      „Von mir aus.“

      Die Ware lag sicher im Schließfach, die konnte er auch später noch holen. Gerhard folgte Arsai und seinem Begleiter. Er war beeindruckt, als er vor der imposanten Limousine stand, deren Scheiben dermaßen getönt waren, dass man nicht hineinsehen konnte. Der Begleiter, der bis jetzt kein einziges Wort von sich gab, setzte sich hinters Steuer und fuhr die Trennscheibe nach oben. Gerhard und Arsai saßen im Fond des Wagens.

      Nach einer Stunde waren sie endlich angekommen. Arsai hatte Gerhard so geschickt abgelenkt, dass der nicht mehr wusste, wo sie eigentlich waren.

      Der Wagen fuhr in eine Tiefgarage und von dort ging es mit dem Aufzug in die sechste Etage, wobei der Fahrer sie wieder begleitete. Gerhard Kurowski war beeindruckt von der pompösen Ausstattung der Wohnung, die einen gigantischen Blick über München erlaubte. Allerdings konnte man von hier aus nicht erkennen, wo sie sich befanden. Der Fahrer stand in der Ecke. Er hatte bis dato kein einziges Wort gesagt. Was sollte der Mist? Das alles nur wegen der Figuren? Er glaubte Arsai nicht.

      „Bitte setzen Sie sich. Kaffee?“

      Ohne auf eine Antwort zu warten, schenkte der Fahrer Kaffee aus der Thermoskanne ein, die zusammen mit einem riesigen Teller süßer Leckereien auf dem Tisch stand. Gerhard langte kräftig zu, lehnte sich zurück und wartete auf Arsais Erklärung.

      „Ich kenne den wahren Hintergrund ihrer Kunstgeschäfte,“ sagte Arsai. „Ihre Neffen stehlen die Stücke, die sie dann präparieren und weiterveräußern. Ich muss Ihnen für die verschlüsselten Bilder und Angebotsecken im Internet meinen Respekt aussprechen, Sie verstehen Ihr Handwerk. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ihre Geschäfte sind mir völlig gleichgültig. Leben und leben lassen, das war schon immer mein Motto. Was mich interessiert: Wie werden die Stücke versandt?“

      Gerhard war überrascht, wie gut Arsai informiert war. Sollte er ihm die Wahrheit sagen? Der Mann schien stinkreich zu sein und der stumme Typ in der Ecke war sehr furchteinflößend. Arsai gab sich bisher sehr freundlich, fast unterwürfig. Mit dieser Art kam man sicher nicht zu Geld. Er musste höllisch aufpassen und entschied sich für die Wahrheit.

      „Die Figuren werden ganz normal per Post von verschiedenen Städten aus versendet. Dafür fahre ich gerne mehrere Stunden. Die Pakete werden mit einem geringen Wert angegeben und ich achte darauf, dass die Verpackung nicht perfekt aussieht. Die Absenderadressen sind erfunden. Die Paketaufkleber lasse ich nach einer Ausrede von alten Menschen beschriften. Ich schiebe eine Handverletzung oder einfach nur eine vergessene Brille vor. Ich habe sogar einige Postangestellte überreden können, die Paketaufkleber zu beschriften. Da die Absender alle erfunden sind, kennzeichne ich die Pakete mit einem kleinen, unscheinbaren Aufkleber. So weiß der Empfänger Bescheid, was in dem Paket drin ist. Wir sind noch nie aufgefallen und wurden auch nie kontrolliert,“ sagte Gerhard stolz. „Alle Pakete kamen immer ohne Probleme an.“

      „Sehr clever. Kommen wir nun zum Geschäftlichen. Wenn Sie eine Figur mit Reliquien finden, werden Sie mir die verkaufen. Wie gesagt, zahle ich einen guten Preis. Ich schlage vor, dass Sie die dann in gewohnter Weise an die Adresse senden, die ich Ihnen gebe. Selbstverständlich werden auch diese Figuren von Ihrem Neffen mit Blei versehen. Sind Sie damit einverstanden?“

      „Warum das Blei? Ich denke, Sie wollen die Reliquien in den Figuren belassen?“

      Arsai antwortete nicht, er lächelte nur. Er hatte nicht die Absicht, Kurowski dahingehend zu informieren.

      „Gut. Nehmen wir an, dass ich akzeptiere. So wie ich das verstehe, soll ich das ganze Risiko tragen? Ich besorge die Figuren und muss sie auch noch präparieren und versenden? Warum machen Sie das nicht selbst?“

      „Weil ich Sie sehr gut dafür bezahle. Sind wir uns einig?“

      „Bevor ich zustimme, möchte ich wissen, welche Sauerei Sie vorhaben. Ich glaube ihnen nicht, dass Sie Sammler von solchen Figuren sind. Was wollen Sie darin schmuggeln?“

      „Ich versichere Ihnen, dass ich Sammler bin. Diese Reliquienfiguren sind sehr wertvoll. Bitte belassen Sie den jeweiligen Inhalt unter allen Umständen in den Figuren. Es wäre eine Katastrophe, wenn Sie da drangehen. Ich persönlich nehme die Reliquien heraus, sodass die Figuren mit Blei ausgekleidet werden können. Danach werde ich sie mit den wertvollsten Reliquien wieder befüllen. Sie haben damit keine Arbeit. Erst dann werden die Figuren von Ihnen verschickt. Die Adressen bekommen Sie zusammen mit der befüllten Reliquie.“

      „Gut, wie Sie wollen. Die erste Hälfte des Geldes bekomme ich, wenn Sie die Reliquien herausgenommen haben. Die andere Hälfte ist fällig, wenn sie mir die Figur für den Versandweg übergeben.“

      „Einverstanden.“

      Arsai sah aus dem Fenster, wie der Wagen mit Kurowski davonfuhr. Der Mann hatte die Wahrheit gesagt, als er vom Versand sprach. Hätte er das nicht gemacht, hätte er ihn töten müssen. Niemand wagte es ungestraft, ihn anzulügen.

      Kurowski war perfekt. Er besorgte ihm nicht nur die Reliquienfiguren, sondern übernahm auch noch den Transport. Einen perfekteren Geschäftspartner hätte er nicht finden können.

      Arsai lehnte sich zurück und trank einen Kaffee. Dann kam sein treuer Freund Iwan zurück.

      „Hast du Kurowski am Bahnhof abgeliefert?“

      „Ja.“

      „Hat er versucht, mit dir zu sprechen?“

      „Ja. Aber ich bin nicht darauf eingegangen. Ich mag den Typen nicht. Warum diese Figuren?“

      „Überleg СКАЧАТЬ