Название: Milly Darrell
Автор: Мэри Элизабет Брэддон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754183731
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»O ja, ich habe ihn mein ganzes Leben hindurch gekannt und wir sind fast wie Bruder und Schwester. Nur ist Julian eine jener gedankenvollen und zurückhaltenden Persönlichkeiten, mit denen man nicht so schnell vertraut wird.«
III. Kapitel.
Zu Thornleigh.
Die gewöhnlichen Sommerferien begannen endlich und Mr. Darrell kam in eigener Person, um seine Tochter abzuholen, zu ihrer großen Freude. Sie sollte, wenn sie es nicht selbst wünschte, nicht mehr in das Institut zurückkehren, sagte er. Ihre neue Mama wünsche lebhaft, sie bei sich zu haben und sie könne Lehrer in Thornleigh erhalten, wenn ihre Erziehung nicht bereits vollendet sei.
Ihre Augen waren voll Thränen, als sie kam, um mir dies zu sagen und mich ins Besuchszimmer zu führen, wo sie mich ihrem Vater vorstellen wollte — eine Vorstellung, auf der sie trotz meiner Bitten bestand, denn ich war in dieser Zeit meines Lebens äußerst schüchtern und fürchtete die Begegnung mit einem Fremden.
Mr. Darrell empfing mich sehr freundlich. Er war ein schöner, schlanker Mann, der eine große Aehnlichkeit mit der Photographie in Millys Zimmer hatte und ich entdeckte auch den harten Zug um seinen Mund, den ich auf beiden Portraits bemerkt hatte. Er schien eine große Zuneigung zu seiner Tochter zu hegen und ich habe nie ein schöneres Bild gesehen, als sie darstellte, wenn sie an seiner Seite stand und mit liebenden Blicken ihrer dunkelbraunen Augen zu ihm emporsah.
Er fragte mich, wo ich meine Ferien zuzubringen gedachte und als er hörte, daß ich in Albury Lodge bleiben würde, fragte er mich, ob ich nicht für die Sommervacanz mit Milly nach Thornleigh kommen wolle. Das liebe Kind klatschte vor Freude in die Hände, als es diesen Antrag hörte und rief:
»O ja, Mary« nicht wahr, Du gehst mit uns? Du lieber guter Papa, das sieht Dir ganz gleich; Du erräthst immer, was man wünscht. Es gibt nichts in der Welt, was mir lieber wäre, als Mary zu Thornleigh bei mir zu haben.«
»So haben Sie also nur so schnell als möglich einen Koffer zu packen und mit uns abzureisen, Miß Crofton,« sagte Mr. Darrell; »der Zug geht in anderthalb Stunden ab und ich kann Ihnen deshalb nur eine Stunde Zeit geben.«
Ich dankte ihm, so gut ich konnte — wahrscheinlich linkisch genug — für seine Güte und eilte fort, um Miß Bagshots Erlaubniß einzuholen Sie ertheilte mir dieselbe bereitwillig genug trotz der Einwendungen, welche Miß Susan dagegen erhob und ich hatte nichts weiter zu thun, als meine wenigen Kleider zu packen, wobei ich mich der Besorgniß nicht erwehren kannte, ob ihre Einfachheit auch zu den — Herrlichkeiten von Thornleigh passen werde. Meine Vorbereitungen waren bald beendigt und ich eilte voll Aufregung und sehr glücklich, mit Hut und Shawl hinunter ins Besuchszimmer, um mich meiner Freundin anzuschließen.
Miß Bagshot befand sich dort, von ihrer Zuneigung zu ihrer lieben jungen Freundin und von dem Bedauern, sie zu verlieren, sprechend. Als Mr. Darrell fand, daß ich bereit war, schnitt er diese Klagen kurz ab und wir fuhren in dem Wagen, in dem er gekommen war, nach der Station.
Ich sah diesmal den kleinen Platz mit ganz andern Augen an, als sechs Monate zuvor, wo ich an dem düsteren Januarabend daselbst angelangt war.
Die Aussicht auf eine fünfwöchentliche Erlösung von der einförmigen Thätigkeit zu Albury Lodge machte mich nahezu ganz glücklich. Da ich wegen meiner Armuth meine eigene Heimath nicht zu besuchen vermochte, so konnte mir gewiß nichts Angenehmeres widerfahren, als diese Einladung nach Thornleigh.
Während der ganzen Reise war Mr. Darrell alle Aufmerksamkeit und Güte. Er sprach viel von seiner Frau, indem er besonders ihre Bildung und Liebenswürdigkeit hervorhob und seiner Tochter bei jeder Gelegenheit die Versicherung gab, daß sie ihre neue Mutter liebgewinnen werde.
»Ich gestehe, Milly,« sagte er im Laufe dieser Gespräche, »ich war in dieser Sache etwas verzag und hatte nicht den Muth, Dir etwas davon zu sagen, bis sie geschehen war und dann hielt ich es für das Beste, die Mittheilung durch Julian machen zu lassen.«
»Du hättest mir mehr Vertrauen schenken sollen, Papa,« sagte Milly zärtlich und ich begriff, welche vollkommene Selbstverleugnung in dem glücklichen Lächeln lag, mit dem sie ihm ihre Hand gab.
»Und Du bist nicht ungehalten auf mich, mein Herzenskind?« fragte er.
»Ungehalten auf Dich« Papa? als ob ich ein Recht dazu hätte. Wenn Du mich nur ein wenig lieben willst, wie früher, so werde ich vollständig glücklich sein.«
»Ich werde Dich niemals weniger lieben, Milly.«
Die Reise dauerte nicht sehr lang und die Gegend, durch die wir fuhren, bot an dem heitern Juniabend einen lieblichen Anblick dar. Als wir nach etwa 30 Meilen von unserer Bestimmung entfernt waren, wechselte die Landschaft. Das fruchtbare Ackerland und die grünen wogenden Saaten machten einem offenen Moor Platz und ich fühlte aus der Ferne den frischen Hauch des Oceans. Dieses ausgedehnte wellige Moorland war mir neu und ich dachte es liege eine wilde Art von Schönheit in seiner Einsamkeit. Was Milly betraf, so blickte sie mit Entzücken auf das Moor und strengte ihre Augen an, um den ersten Blick aus die Hügel von Thornleigh zu erhaschen — die Hügel, von denen sie mir so oft gesprochen hatte.
Die Station, wo wir anhalten mußten, lag zehn Meilen von Mr. Darrells Haus und ein offener Wagen mit zwei Pferden wartete draußen auf uns. Wir fuhren auf einer Straße, die über das Moor führte, bis wir an ein Dorf von zerstreuten Häusern mit einer schönen alten Kirche gelangten. Wir fuhren, an den Thoren von zwei oder drei größeren Häuser, welche halb verborgen in Gärten lagen, vorüber und bogen dann in einen Weg ein, der einen Hügel hinauf führte, auf dessen Spitze wir an ein paar schöne eiserne Thore kamen, die mit Wappen verziert und auf beiden Seiten von massiven, mit Epheu überwachsenen, steinernen Pfeilern getragen wurden.
Ein alter Mann trat aus einem hübschen ländlichen Häuschen und öffnete die Thore. Wir fuhren hieran durch eine Allee von einiger Ausdehnung, welche in grader Linie nach der Vorderseite des Wohnhauses führte, dessen Anblick mich entzückte. Es war sehr alt, massiv gebaut und hatte, wie ich dachte, ganz ein adeliges Aussehen. Auf drei Seiten befand sich eine breite Terrasse mit steinernem Geländer und an jeder Ecke führte eine große steinerne Treppe zu einer zweiten Terrasse herunter, mit schönen frischen Grasböschungen, die sich mit dem Rasen des Gartens verschmolzen. In Folge seiner hohen Lage gewährte das Haus eine herrliche Aussicht auf die See.
Eine Dame trat aus dem schönen alten Portal, als der Wagen verfuhr und blieb oben auf der Terrassentreppe stehen, uns erwartend. Ich dachte mir sogleich, daß es Mrs. Darrell sein müsse.
Milly zögerte ein wenig, als ihr Vater sie die Treppe hinauf führte. Sie war sehr blaß und ich konnte wahrnehmen, daß sie zitterte. Mrs. Darrell trat rasch auf sie zu und küßte sie.
»Meine liebe Emily,« rief sie, »ich bin sehr erfreut, Dich endlich zu sehen. — O William, Du hast mich nicht getäuscht, als Du mir seine reizende Tochter versprachst.«
Milly wurde roth und lächelte bei diesem Compliment, drängte sich aber noch immer mit scheuen, niedergeschlagenen Blicken an ihren Vater.
Während diese Vorstellung stattfand, hatte ich Zeit, Mrs. Darrell zu betrachten.
Sie war keineswegs eine schöne Frau, aber sie war, was man so nennt, ungemein interessant. Sie war groß und schlank, zierlich gebaut und graziös, hatte einen hübschen Hals und schöngeformten Kopf. Ihre Züge mit Ausnahme ihrer Augen zeigten nichts Bemerkenswerthes; aber diese letzteren waren auffallend genug, um einem Gesichte Ausdruck zu verleihen, das man außerdem СКАЧАТЬ