Название: Milly Darrell
Автор: Мэри Элизабет Брэддон
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754183731
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Mr. Stormont hatte eine tiefe wohllautende Stimme und eine angenehme Weise zu sprechen. Die Art, wie er seine Cousine behandelte, war halb ehrerbietig, halb scherzhaft; aber einmal als ich von meiner Arbeit plötzlich emporfuhr, fing ich einen Blick von tieferer Bedeutung in seinen kalten blauen Augen auf — einen Blick von eigenthümlichem Feuer, auf Millys schönes Gesicht gerichtet.
Was auch dieser Blick zu bedeuten hatte, sie selbst besaß keine Ahnung davon; sie plauderte fröhlich weiter von Thornleigh und ihren dortigen Freunden.
»Ich möchte so gerne nach Haus kommen, Julian,« sagte sie. »Glaubst Du, daß diesen Sommer eine Hoffnung für mich vorhanden ist?«
»Ich glaube, daß alle Hoffnung dazu da ist. Ich holte es sogar für ziemlich gewiß, daß Du nach Hause kommen wirst.«
»O Julian, wie froh bin ich!«
»Aber gesetzt, es stände Dir eine Ueberraschung bevor, wenn Du nach Hause kommst, Milly — eine Veränderung, die Dir Anfangs nicht ganz angenehm wäre?«
»Welche Veränderung?«
»Hat Dein Vater Dir nichts gesagt?«
»Nichts; er hat in den letzten sechs Monaten nur sehr selten geschrieben und nur über seine Reise.«
»Er war wahrscheinlich zu sehr beschäftigt und es sieht ihm ganz gleich« daß er nichts darüber gesagt hat. Wie würde Dir eine Stiefmutter gefallen, Milly?«
Sie stieß einen schwachen Schrei aus und wurde plötzlich bleich.
»Papa hat wieder geheirathet!« sagte sie.
Julian Stormont zog ein Zeitungsblatt aus der Tasche und legte es ihr vor, auf folgende Anzeige unter den Heirathsnachrichten in einer der Spalten deutend.
»Am 18. Mai in der englischen Gesandtschaft zu Paris William Darrell Esq. von Thornleigh, Yorkshire, mit Augusta, Tochter von Theodore Chester Esq. von Regents Park.«
Er las dies laut und sehr langsam vor, indem er dabei Millys blasses Gesicht beobachtete.
»Es ist kein Grund vorhanden, weshalb Du Dich darüber betrüben solltest, mein liebes Kind,« sagte er. »Es war ja nur zu erwarten; daß Dein Vater früher oder später wieder heirathen würde.«
»Ich habe ihn verloren,« rief sie in kläglichem Tone.
»Ihn verloren!«
»Ja; er kann mir nie mehr derselbe sein« der er gewesen ist. Seine neue Frau wird zwischen uns treten. Nein, Julian, ich bin nicht eifersüchtig. Ich mißgönne ihm nicht sein Glück, wenn ihn seine neue Frau glücklich machen kann. Ich fühle nur, daß ich ihn für immer verloren habe.«
»Meine liebe Milly, dies ist ganz unvernünftig. Dein Vater hat mir ganz besonders aufgetragen, Dich seiner unveränderten Liebe zu versichern, wenn ich Dir die Nachricht von dieser Heirath mittheilte. Er hat sich natürlich ein wenig gescheut, es selbst zu thun.«
»Du darfst ihn nichts davon merken lassen, was ich gesagt habe, Julian. Er wird niemals einen Ausdruck des Bedauerns von mir vernehmen, und ich werde mich bestreben, meine Pflicht gegen diese fremde Dame zu erfüllen. Hast Du sie schon gesehen?«
»Nein, sie sind noch nicht heim gekommen. Als ich das letzte mal von ihnen hörte, befanden sie sich in der Schweiz, aber sie werden in einer oder zwei Wochen erwartet. Komm, Milly, sieh nicht so ernsthaft aus. Ich bin überzeugt, daß diese Heirath ebenso sehr zu Deinem eigenen, als zu Deines Vaters Glück ausschlagen wird. Verlaß Dich darauf, Du wirst keine Veränderung in seinen Gefühlen gegen Dich finden.«
»Ich weiß, daß er stets freundlich und gütig gegen mich sein wird,« entgegnete sie traurig. »Es ist ihm nicht möglich, anders zu sein; aber ich kann nicht mehr seine Gefährtin sein wie sonst. Damit ist es ganz zu Ende.«
»Du konntest ja doch nicht annehmen, daß dies Dein ganzes Leben hindurch dauern würde, Milly. Es ist zu hoffen, daß irgend eine andere Person einen Anspruch auf Deine Gesellschaft haben wird, ehe viele Jahre vergehen.«
»Du meinst wohl, ich würde heirathen,« sagte sie, ihn mit der größten Gleichgültigkeit ansehend.
»Etwas derartiges, Milly.«
»Ich habe immer geglaubt, daß ich mein ganzes Leben mit Papa zubringen würde. Ich habe es niemals für möglich gehalten, daß ich eine Zuneigung für einen Andern als für ihn hegen könnte.«
Julian Stormonts Gesicht verfinsterte sich ein wenig und er saß einige Minuten schweigend da, sich mit dem Zeitungsblatt zu schaffen machend.
»Du bist nicht besonders schmeichelhaft für Deine Bewunderer zu Thornleigh,« sagte er endlich mit einem kurzen heiseren Lachen.
»Wer ist dort zu Thornleigh? Habe ich wirklich Bewunderer dort?«
»Ich denke« ich könnte deren ein halbes Dutzend nennen.«
»Reden wir jetzt nicht weiter von ihnen. Ich wünschte vielmehr Alles zu erfahren, was Dir über meine Stiefmutter bekannt ist.«
»Das ist sehr wenig von Belang. Ich kann Dir nichts weiter sagen, als daß sie die Tochter eines Gentleman, sehr gebildet, ohne Geld und vierundzwanzig Jahre alt ist. Sie reiste als Gesellschafterin mit einer ältlichen Dame, als sie Dein Vater in einer Gemäldegalerie zu Florenz traf. Er kannte, wie ich glaube, die alte Dame und durch sie machte er die Bekanntschaft der jüngeren.«
»Nur vierundzwanzig! Nur vier Jahre älter als ich!«
»Nicht wahr, sehr jung? Aber wenn ein Mann im Alter Deines Vaters eine zweite Ehe eingeht, so nimmt er gewöhnlich eine junge Frau. Dies ist natürlich ganz eine vollkommene Liebesheirath.«
»Ja« ganz eine Liebesheirath,« wiederholte Milly mit einem Seufzer.
Ich wußte, daß sie sich bei dem Gedanken, wie sehr sie und ihr Vater früher einander Alles in der Welt gewesen, eines schmerzlichen Gefühls von Eifersucht nicht erwehren konnte. Sie hatte mir ja so oft von ihrem glücklichen zusammenleben, von dem vollkommenen Vertrauen, das zwischen ihnen bestand, erzählt.
Julian Stormont blieb ohngefähr noch eine halbe Stunde da und plauderte mit ihr und gelegentlich auch ein wenig — sehr wenig mit mir und dann entfernte er sich. Milly sagte mir, er sei die rechte Hand seines Onkels im Geschäfte und nach dem Wenigen, was ich von ihm gesehen, konnte ich mir denken, daß er in jeder Lebenssphäre eine hervorragende Rolle spielen würde.
»Papa hegt eine sehr hohe Meinung von ihm,« sagte sie, als wir, nachdem СКАЧАТЬ