Ricarda Huch: Deutsche Geschichte – Untergang des Römischen Reiches Deutscher Nation – bei Jürgen Ruszkowski. Ricarda Huch
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СКАЧАТЬ im Besitz eines aus dem 13. Jahrhundert stammenden Privilegiums, der sogenannten Goldenen Bulle König Andreas II. zu sein, welches ihnen ein Widerstandsrecht verbürgte für den Fall, dass ein König ihre Rechte verletzen sollte. Die militärischen Stationen, die der Kaiser in Ungarn errichtete und die zum Schutz gegen die Türken notwendig waren, wurden von den Ungarn als unrechtmäßiger Druck empfunden. Besonders die ungarischen Protestanten, die von der österreichischen Regierung ihren Versprechungen zuwider unterdrückt wurden, hassten die Deutschen. Viele von ihnen hätten die Herrschaft der Türken, welche Andersgläubige gewähren ließen, der deutschen vorgezogen; aber auch viele Katholiken dachten so. Nach dem Frieden von Vasvar kam der angesammelte Widerwille zum Ausbruch. Bei Gelegenheit der Verlobung der Helene Zriny mit Franz Rákoczy kamen verschiedene Häupter der Bewegung unauffällig zusammen und beredeten die vorzunehmenden Schritte. Die angesehensten und tätigsten Häupter der Empörung waren Peter Zriny, Ban von Croatien, dessen Schwager Graf Frangipani und Graf Nadasdy, der reichste unter den ungarischen Magnaten. Sie hofften auf Hilfe von der Pforte, von Frankreich, von Polen, von Venedig. An alle diese Mächte wendeten sie sich insgeheim und erhielten auch hie und da ermunternde Antworten, aber keine bindenden Versprechungen. So zogen sich die Vorbereitungen durch mehrere Jahre hin unter wechselnder Teilnahme der einen und anderen, als die österreichische Regierung bereits durch Verräter von den Vorgängen unterrichtet war. Wie schwer erträglich die trotzige Selbständigkeit der Ungarn auch für die Regierung war und wie gern sie auch einen Anlass ergriffen hätte, sie zu brechen, ging sie doch behutsam mit den ungarischen Magnaten um. Sie waren große Herren, verschwenderisch, liebenswürdig, gute Gesellschafter, großartig im Auftreten, und unterhielten freundschaftliche Beziehungen zum österreichischen Adel. Trotz mancherlei Feindschaft und Eifersucht im einzelnen Fall fühlte sich der Adel aller Länder, die herrschende Schicht jener Zeit, wie eine internationale Kaste untereinander verbunden. Zunächst wurde versucht, ob sich die Schuldigen in Güte gewinnen ließen. Zriny, Frangipani und Nadasdy bekundeten Reue, als ihnen Vorhalte gemacht wurden, und gelobten, künftig dem Kaiser treu dienen zu wollen; sie setzten aber die Versuche, ausländische Hilfe zu gewinnen, fort. Damals begannen die Kriege Ludwigs XIV., die Pforte hielt zwar noch Frieden, konnte ihn aber jeden Augenblick brechen, die Lage Österreichs zwischen den beiden Erbfeinden war so, dass es geraten schien, den sich vorbereitenden ungarischen Aufstand im Keim zu unterdrücken. Als sie sich verloren sahen, flohen die Grafen Zriny und Frangipani nach Wien und ergaben sich der Gnade des Kaisers, die sie schon einmal erfahren hatten. Die Räte des Kaisers entschieden sich für Anwendung äußerster Strenge, das Gericht verurteilte Zriny, Frangipani und Nadasdy, der sich ahnungslos in Baden bei Wien aufgehalten hatte, außerdem noch den Grafen Tattenbach, einen etwas schwachköpfigen Steiermärker, zum Tode. Es war natürlich, dass die Angeklagten leugneten und sich auszureden suchten; aber die Art, wie einer die Schuld auf den andern abzuwälzen versuchte, macht einen peinlichen Eindruck. Als Menschen, die ganz im wilden Genuss ihrer Kraft und ihrer Leidenschaften gelebt hatten, brachen sie zusammen, als sie plötzlich aller äußeren Stützen beraubt waren. Indessen, als sie den Untergang vor Augen sahen, rafften sie sich auf und starben stolz und furchtlos. Nur Graf Tattenbach war haltlos und musste bis zuletzt mit tröstenden Beamten umgeben werden. Die Verurteilten wurden vor ihrem Tod aus der Adelsmatrikel ausgestoßen, was sie sehr schmerzte. Andrerseits wurde dafür gesorgt, dass der Henker sie bei der Vollziehung des Urteils nicht mit der Hand berührte. Ihr Vermögen wurde konfisziert, es bestand zum größten Teil in liegenden Gütern, daneben in edlen Steinen, kostbarem Gerät und Schmuck, auch in Geld. Von den Gütern kamen die meisten an die Familie Esterhazy, die dem Kaiser stets treu angehangen hatte. Graf Frangipani war der letzte seines Geschlechtes, die Familie Zriny erlosch mit dem Sohne des Hingerichteten. In Zrinys Tochter Helene, die in erster Ehe mit Rákoczcy vermählt war, brannte die Flamme des Hasses weiter. Mit ihrem zweiten Gatten, dem hochbegabten, glänzenden Emerich Tököly, entfachte sie den Aufruhr immer neu, schließlich aber mussten sie sich, von den Türken verlassen und verraten, nach Kleinasien zurückziehen, wo sie im Beginn des 18. Jahrhunderts gestorben sind.

       Leopold gedachte die unterdrückte Verschwörung zur Änderung der ungarischen Verfassung im absolutistischen Sinn auszunützen, ähnlich wie es Ferdinand II. in Böhmen gemacht hatte. Er ging dabei zur Schonung seines Gewissens außerordentlich behutsam vor. Eine Versammlung von Geistlichen musste zunächst vom religiösen Standpunkt aus beurteilen, ob der Kaiser berechtigt sei, die Privilegien, die er beschworen hatte, aufzuheben. Darauf folgten Beratungen von Justiz- und Militärpersonen. Alle diese Kommissionen rieten zu der gewünschten Verfassungsänderung, die auch Lobkowitz und der Hofkanzler Hocher, ein Bürgerlicher, Sohn eines Freiburger Rechtsgelehrten, befürworteten. Bis dahin hatten die hohen Reichsämter immer ungarische Magnaten inne, die ziemlich unabhängig schalteten, an ihrer Spitze der Palatin. Dies Amt sollte aufgehoben werden und an die Stelle des Palatins ein Gubernator treten, der von Wien abhängig wäre. Möglichst allmählich und unmerklich sollte das Gubernium Justiz, Verwaltung und Steuerwesen an sich ziehen, bis das Regiment auf gleichen Fuß mit den Erblanden gebracht wäre, wie man sich ausdrückte. Nach vielen Bedenken wählte der Kaiser zu diesem Amt den Deutschmeister Ampringen, einen reichsdeutschen Fürsten, der als streng redlicher und wohlwollender Mann bekannt war. Gern hätte Leopold das Land wieder ganz katholisch gemacht, und es wurden zu diesem Zweck mehr als 200 protestantische Pfarrer verbannt, andere, die sich nicht fügen wollten, nach Neapel und Triest auf die Galeeren geschickt, wo viele starben. Die entsetzlichen Grausamkeiten, die von den Vertretern der Regierung verübt wurden, steigerten den Hass der Ungarn ins Maßlose. Der Deutschen Blut zu trinken und ihre Leichen zu häufen, war der Wunsch, in dem ihre Lieder schwelgten. Trotz aller Gewalttaten ließ sich weder die Katholisierung noch die Zentralisierung durchführen. Nach acht Jahren suchte Ampringen sein Mergentheim wieder auf, ohne dass er, von der Wiener Regierung ziemlich im Stich gelassen, die Befugnisse seines Amtes hätte ausüben können. Es zeigte sich, dass die alten Organisationen weiterarbeiteten, während die neue ratlos und zwecklos danebenstand.

Grafik 357

      Kara Mustafa Pascha (geb. 1634/35 in Marınca bei Merzifon, Eyâlet Sivas; gest. 25. Dezember 1683 in Belgrad) war unter der Regentschaft des Sultans Mehmed IV. Großwesir des Osmanischen Reiches und Oberbefehlshaber bei der Zweiten Belagerung Wiens zu Beginn des Großen Türkenkrieges.

      Unter diesen Umständen war es doppelt misslich, dass nach dem Tod des friedfertigen Großveziers Köprili im Jahr 1676 die Beziehungen zur Pforte sich wieder verschlechterten. Kara Mustapha, der an seine Stelle trat, war, weil er von den Polen besiegt worden war, angegriffen und glaubte, seine erschütterte Stellung durch einen Sieg über Österreich wieder befestigen zu können. Die aufständischen Ungarn unter Emerich Tököly versprachen, ihn zu unterstützen. Im Frühling des Jahres 1683 wälzte sich ein Heer von 200.000 Türken gegen Wien heran; denn es war Kara Mustaphas Plan, die Hauptstadt zu erobern.

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      Straßburg

       Straßburg

      Fast immer sind Koalitionen im Nachteil gegen einen einzelnen Feind, selbst wenn sie ihm zahlenmäßig überlegen sind. Das Zusammenwirken des Kaisers mit dem Kurfürsten von Brandenburg gestaltete sich vollends unfruchtbar. Der Kurfürst beschuldigte die Kaiserlichen absichtlicher Untätigkeit, Montecuccoli zog sich zuerst vorübergehend, dann ganz von der Heeresleitung zurück. Es kam zu keinem nennenswerten Erfolg, der Tod Turennes, der bei Sasbach von einer Kugel getroffen wurde, blieb unausgenützt. Von diesen Unzuträglichkeiten abgesehen, sicherte ihre größere militärische Tüchtigkeit den Franzosen das Übergewicht. „Bei den Deutschen“, sagte Leibniz, „kein Schneid im Handeln, kein Geist in den Unternehmungen, keine Spur von Feldherrnkunst. Es war, wie wenn ein ungeschlachter Riese kämpfte mit einem geübten Fechter von Fach: jener plump, unbeholfen, dieser lebhaft, gewandt, sicher, mitten im Kampf kaltblütig, besonnen. Denn für die Franzosen gab Kunst, Geist und Schnelligkeit, nicht Macht und Wucht den Ausschlag, und ihre Pläne waren geheim, ihre Schläge nicht aufzufangen wie der Blitz, erst zu bemerken, wenn sie schon saßen. Die Führer Männer von Kopf, die Obersten und Hauptleute stramm im СКАЧАТЬ