Die Frau und der Sozialismus. August Bebel
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Название: Die Frau und der Sozialismus

Автор: August Bebel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754944196

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СКАЧАТЬ scheinen diese ihnen fatale Tatsache unterdrückt zu haben. Für die Promiskuität in der Urzeit, das heißt, daß die Horde endogam, der Geschlechtsverkehr darin unterschiedslos war, spricht auch, daß nach der indischen Mythe sich Brahma mit seiner eigenen Tochter Saravasti vermählte; der gleiche Mythos kehrt bei den Ägyptern und in der nordischen Edda wieder. Der ägyptische Gott Ammon war der Gatte seiner Mutter und rühmte sich dessen, Odin war nach der Edda der Gemahl seiner Tochter Frigga. Und Dr. Adolf Bastian erzählt: »In Svaganwara stand den Rajahtöchtern das Privilegium freier Vermählung ihrer Gatten zu. Die vier Brüder, die sich in Kapilapur niederließen, erhoben Priya, die älteste ihrer fünf Schwestern, zur Königinmutter und heirateten die anderen.

      Morgan nimmt an, daß aus dem Zustand allgemeiner Vermischung der Geschlechter sich bald eine höhere Form des Geschlechtsverkehrs entwickelte, die er als die Blutverwandtschaftsfamilie bezeichnet. Jetzt sind die im Geschlechtsverkehr stehenden Gruppen nach Generationen gesondert, so daß die Großväter und Großmütter innerhalb eines Geschlechtsverbandes Ehemänner und Ehefrauen sind. Ihre Kinder bilden ebenfalls einen Kreis gemeinsamer Ehegatten, und ebenso deren Kinder, sobald sie in das entsprechende Lebensalter eingetreten sind. Es ist also im Gegensatz zu dem Geschlechtsverband auf der untersten Stufe, in dem Geschlechtsverkehr ohne Unterschied besteht, eine Generation vom Geschlechtsverkehr mit der anderen ausgeschlossen. Dagegen besteht dieser jetzt unter Brüdern und Schwestern, Vettern und Cousinen ersten, zweiten und entfernteren Grades. Diese sind alle miteinander Schwestern und Brüder, aber sie sind alle zueinander auch Mann und Frau. Dieser Familienform entspricht das Verwandtschaftsverhältnis, das in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf Hawaii noch dem Namen nach, aber nicht mehr in der Tat bestand. Dagegen können nach dem amerikanisch-indischen Verwandtschaftssystem Bruder und Schwester nie Vater und Mutter desselben Kindes sein, wohl aber nach dem hawaiischen Familiensystem. Blutverwandtschaftsfamilie war auch der Zustand, der zur Zeit Herodots bei den Massageten bestand, worüber er berichtet: »Jeder ehelicht eine Frau, aber allen ist erlaubt, sie zu gebrauchen.«... »So oft einem Manne nach einem Weibe gelüstet, hängt er seinen Köcher vorn an den Wagen auf und wohnt dem Weibe unbesorgt bei.... Dabei steckt er seinen Stab in die Erde, ein Abbild seiner eigenen Tat.... Der Beischlaf wird offen ausgeübt«. Ähnliche Zustände weist Bachofen nach bei den Lykiern, Etruskern, Kretern, Athenern, Lesbiern, Ägyptern.

      Nach Morgan folgt der Blutverwandtschaftsfamilie eine dritte, höhere Form des Familienverbandes, die er die Punaluafamilie nennt. Punalua: lieber Genosse, liebe Genossin.

      Gegen die Auffassung Morgans, als sei die Blutverwandtschaftsfamilie, beruhend auf der Organisation von Heiratsklassen, die generationsweise sich bildeten, eine der Punaluafamilie vorausgehende ursprüngliche Organisation, wendet sich Cunow in seinem bereits obenerwähnten Buch. Er sehe darin nicht die allerprimitivste der bisher entdeckten Formen des Geschlechtsverkehrs, sondern eine erst mit dem Geschlechtsverband entstandene Zwischenform, eine Übergangsstufe zur reinen Gentilorganisation, auf welcher die der sogenannten Blutverwandtschaftsfamilie angehörende Einteilung in Altersklassen noch eine Zeitlang in veränderter Form einherläuft, neben der Einteilung in Totemverbände . Cunow führt weiter aus: Die Klasseneinteilung – jeder einzelne, Mann oder Weib, führt den Namen seiner Klasse und seines Geschlechtsverbandes (Totems) – dient nicht zur Ausschließung des Geschlechtsverkehrs zwischen Seitenverwandten, sondern zur Verhinderung der Kohabitation zwischen Verwandten in auf- und absteigender Linie, zwischen Eltern und Kindern, Tanten und Neffen, Onkeln und Nichten. Ausdrücke wie Tante, Onkel usw. seien Schichtennamen.

      Cunow führt für die Richtigkeit seiner Ansichten, in denen er im einzelnen von Morgan abweicht, die Beweise an. Aber wie sehr er im einzelnen von Morgan abweicht, gegenüber den Angriffen Westermarcks und anderer nimmt er ihn nachdrücklich in Schutz. Er sagt: »Mögen immerhin einzelne Hypothesen Morgans sich als falsch erweisen und anderen nur eine bedingte Gültigkeit eingeräumt werden können, das Verdienst kann ihm niemand absprechen, daß er als erster die Identität der nordamerikanischen Totemverbände mit den Gentilorganisationen der Römer festgestellt und zweitens unsere heutigen Verwandtschaftssysteme und Familienformen als Ergebnisse eines langen Entwicklungsprozesses nachgewiesen hat. Er hat dadurch erst gewissermaßen die neueren Forschungen möglich gemacht, erst das Fundament geschaffen, auf dem weitergebaut werden kann.« Auch in der Vorrede zu seinem Buch bemerkt er ausdrücklich, daß seine Schrift zum Teil eine Ergänzung von Morgans Buch über die Urgesellschaft sei.

      Westermarck und Starcke, auf die sich Ziegler hauptsächlich beruft, werden sich wohl oder übel darein finden müssen, daß die Entstehung und Entwicklung der Familie nicht nach ihren bürgerlichen Vorurteilen sich richtet. Die Widerlegung, die Cunow den Gewährsmännern Zieglers zuteil werden läßt, dürfte dem fanatischsten Anhänger derselben den Star stechen über den Wert ihrer Einwendungen gegen Morgan.

      3. Das Mutterrecht

      Die Punaluaehe beginnt nach Morgan mit der Ausschließung der leiblichen Geschwister, und zwar von mütterlicher Seite. Wo eine Frau verschiedene Männer hat, ist der Nachweis der Vaterschaft unmöglich. Die Vaterschaft wird Fiktion. Die Vaterschaft beruht auch heute, unter der Herrschaft der monogamen Ehe, wie bereits Goethe in seinen »Lehrjahren« Friedrich sagen läßt, »nur auf gutem Glauben«. Ist die Vaterschaft in der Einehe oft zweifelhaft, in der Vielehe ist sie unmöglich nachweisbar, nur die Abstammung von der Mutter ist zweifellos und unbestreitbar, daher unter dem Mutterrecht die Kinder als Spurii, Gesäte, bezeichnet werden. Wie alle tiefeinschneidenden Umgestaltungen in den sozialen Beziehungen der Menschen auf primitiverer Kulturstufe sich nur langsam vollziehen, so hat unzweifelhaft auch die Umwandlung der sogenannten Blutverwandtschaftsfamilie in der Punaluafamilie längere Zeiträume in Anspruch genommen und ist von manchen Rückschlägen durchbrochen worden, die noch in sehr später Zeit bemerkbar sind. Die nächste äußere Veranlassung für die Entwicklung der Punaluafamilie mochte die Notwendigkeit sein, die stark angeschwollene Kopfzahl zu teilen, damit man neuen Boden für Viehweiden oder Ackerland in Anspruch nehmen konnte. Wahrscheinlich ist aber auch, daß auf höherer Kulturstufe allmählich Begriffe über die Schädlichkeit und Ungebühr des Geschlechtsverkehrs zwischen Geschwistern und nahen Verwandten sich geltend machten, die eine andere Eheordnung forderten. Daß dem so war, dafür spricht eine hübsche Tradition, die, wie Cunow mitteilt, Gason bei den Dieyeries, einem der südaustralischen Stämme, über die Entstehung der Murdu (des Geschlechtsverbandes) fand. Diese besagt: »Nach der Schöpfung heirateten Väter, Mütter, Schwestern, Brüder und andere nahe Verwandte unterschiedslos untereinander, bis sich die übeln Wirkungen solcher Verbindungen deutlich zeigten. Eine Beratung der Führer wurde abgehalten und in Betracht gezogen, auf welchem Wege dieses verhütet werden könnte. Das Ergebnis der Beratungen bestand in einer Bitte an den Muramura (großen Geist), und dieser befahl in seiner Antwort, der Stamm solle in verschiedene Zweige geteilt und solche zur Unterscheidung mit verschiedenen Namen benannt werden, nach lebenden und leblosen Objekten, zum Beispiel nach dem Dingo, der Maus, dem Emu, dem Regen, der Leguaneidechse usw. Die Mitglieder einer und derselben Gruppe durften unter sich nicht heiraten, wohl aber die eine Gruppe in die andere. Der Sohn eines Dingo sollte beispielsweise nicht die Tochter eines Dingo heiraten, dabei könne aber jedes der beiden eine Verbindung mit der Maus, dem Emu, der Ratte oder sonst einer anderen Familie eingehen.«

      Diese Tradition ist einleuchtender als die Tradition der Bibel; sie zeigt in einfachster Weise die Entstehung der Geschlechtsverbände. Übrigens führt Paul Lafargue in der »Neuen Zeit« sehr scharfsinnig den nach unserer Anschauung durchaus gelungenen Nachweis, daß Namen wie Adam und Eva nicht Namen einzelner Personen, sondern Namen von Gentes seien, in die in vorgeschichtlicher Zeit die Juden vereinigt waren. Lafargue löst durch seine Beweisführung eine Reihe von sonst dunkeln und widerspruchsvollen Stellen im 1. Buch Mose. Ferner macht M. Beer in der »Neuen Zeit« ebenfalls darauf aufmerksam, daß es noch heute unter den Juden die Ehesitte verlange, daß die Braut und die Mutter des Bräutigams nie denselben Namen führen dürfen, sonst geschehe ein Unglück in der Familie, Krankheit und Tod suchten sie heim. Das ist ein weiterer Beweis für die Richtigkeit der Lafargueschen Auffassung. Die Gentilorganisation verbot die Heirat zwischen Personen, die aus derselben Gens stammten. Eine solche gemeinsame Abstammung wird aber bei der Braut und der Mutter des СКАЧАТЬ