Der Meerkönig. Balduin Möllhausen
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Читать онлайн книгу Der Meerkönig - Balduin Möllhausen страница 41

Название: Der Meerkönig

Автор: Balduin Möllhausen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754176504

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СКАЧАТЬ mit meiner Ehre und Sie mit Ihren guten Augen, wenn ich Ihnen den Wisch erst eingehändigt haben werde - doch das hat noch keine Eile.«

      Ueber der Gräfin Gesicht breitete sich wieder eine Wolke der bittersten Verachtung aus.

      »Was ist aus der Wirthschafterin geworden?« fragte sie nach einer kurzen Pause.

      »Nun, das Mädchen mochte sich nach dem Diebstahl nicht mehr recht heimisch bei dem alten Pfarrer fühlen; denn anstatt dessen Tod abzuwarten und noch Dieses oder Jenes aus dem Nachlasse zu beziehen, benutzte es das Geld dazu, dem Geliebten nachzureisen, ihm mit den Paar Hundert Thalern die Augen zu verblenden und sich mit ihm trauen zu lassen. Leider reichte das Geld nicht weit; noch kein Jahr war verstrichen, und der letzte Groschen war zum Teufel.«

      »Sie scheinen die Verhältnisse der Wirthschafterin genau zu kennen.«

      »Hm, ja, ich sollte wohl!«

      »Was ist aus ihr geworden und wo befindet sie sich jetzt?«

      »Sie ist längst todt; ich kam noch gerade zur rechten Zeit, um das Blatt in Empfang zu nehmen, welches sie neben einem vollen Bekenntnisse einem fremden Herrn zugedacht hatte.«

      »Weiß der Mann der Verstorbenen nichts von der Geschichte?«

      »Bis zu ihrem Tode hatte er keine Ahnung davon. Sie war verschwiegen, wie das Grab, und außer den gnädigen Herrschaften bin ich jetzt der Einzige, der das Geheimniß kennt.«

      »So sind Sie wohl gar der Gatte jener Wirthschafterin?«

      »Ihnen zu dienen! Ich war es bis zu ihrem Tode und habe das Geheimniß in rechtlicher Weise von meiner verstorbenen Frau geerbt; nur hoffe ich, da sie selbst sich außer dem Bereiche jeder gerichtlichen Verfolgung befindet, es besser zu verwerthen, als sie gethan hat.«

      »So geben Sie denn das Blatt, und ich will Ihnen auf der Stelle zwanzig Louisd'or dafür auszahlen.«

      »Zwanzig Louisd'or?« fragte Merle achselzuckend.

      »Ich lege noch dreißig hinzu,« versetzte der Graf schnell, als ob plötzlich ein Entschluß in ihm reif geworden wäre, und zugleich zog er seine Brauen drohend zusammen.

      »Das macht im Ganzen fünfzig,« entgegnete Merle kaltblütig, ohne des Grafen drohende Haltung auch nur eines Blickes zu würdigen. »Bah, was sind fünfzig Louisd'or! Verdoppeln Sie die Summe, und ich will sehen, was sich thun läßt. Es wäre ja möglich, daß noch Leute lebten, die mir gern das Vierfache dafür böten; es ist mir nur zu unbequem, nach solchen zu forschen. Ich denke: Ein Sperling in der Hand ist besser, als zehn auf dem Dache! Also, meine Herrschaften, entscheiden Sie sich schnell - hundert Louisd'or, keinen Pfenning weniger! Wollen Sie, oder wollen Sie nicht? Bedenken Sie gefälligst, daß meine Stellung mir nicht erlaubt, viel Zeit mit Ihnen zu verlieren.«

      »Unverschämter Schurke, vergessen Sie nicht, mit wem Sie sprechen!« fuhr der Graf jetzt schäumend auf, und zugleich zog er die mit einer kurzen Pistole bewaffnete Faust aus seinem Pelze hervor, während seine Schwester den Gauner mit prüfenden Blicken betrachtete, offenbar um zu erspähen, welchen Eindruck ihres Bruders ritterliches Wesen auf ihn ausüben würde. »Vergessen Sie nicht, daß ich Sie wie eine giftige Kröte zermalmen kann!« fuhr der Graf unterdessen tief und geräuschvoll athmend fort. »Ueberlegen Sie wohl, ob es rathsam ist, mich bis auf's Aeußerste zu reizen, mich zu zwingen, Sie so zu behandeln, wie Sie es verdienen! Ob man aber viel Aufhebens davon machen wird, einen Elenden Ihres Gelichters mit zerschmettertem Kopfe zu finden, werden Sie sich selbst am besten sagen können!«

      »Namentlich wenn der Kopf durch eine hochgeborene Hand zerschmettert wurde,« versetzte Merle mit unerschütterlicher Ruhe, die in demselben Grade zu wachsen schien, in welchem des Grafen Wuth zum wilden Ausbruche gelangte. »Aber bitte, Herr Graf, bevor Sie zum Aeußersten schreiten, vernehmen Sie nur Ein Wort, es wird dazu dienen, eine schnelle Einigung herbeizuführen. Sie sprechen von Anwendung von Gewalt; dergleichen habe ich nicht gethan. Ich hielt es unter meiner Würde, obwohl ich die Macht dazu in den Händen habe und man gewiß recht viel Aufhebens davon machen würde, wenn man in diesem Stadtviertel und in diesem Hause den Herrn Grafen und die gnädige Gräfin mit zerschmetterten Köpfen fände - aber bitte, erschrecken Sie nicht, meine gnädigen Herrschaften,« fuhr er spöttisch fort, als er bemerkte, daß der Graf erbleichte und ängstlich forschend um sich schaute, und sogar auch die Gräfin einen scheuen Seitenblick nach der Thüröffnung hinüberwarf, »ich bin hier allein, kein Mensch befindet sich in der Nähe, der mir Beistand leisten könnte, um sich dafür in die hundert Louisd'or mit mir zu theilen. Nein, ich bin nur auf meine eigenen Kräfte angewiesen, aber bis jetzt war ich edelmüthig genug, Sie meine Uebermacht nicht fühlen zu lassen, wie es von Ihnen kindisch war, Herr Graf, mit einer Drohung gegen mich vorzugehen.

      »Sie scheinen vergessen zu haben, daß Sie sich nicht in einer Umgebung befinden, wo Sie furchtlos Fußtritte und Peitschenhiebe austheilen können - bitte, rühren Sie sich nicht von der Stelle, oder Sie sammt Ihrer Schwester sind des Todes!« bemerkte er mit unheimlichem Ernste, als der Graf wieder eine Bewegung machte, wie um auf ihn einzuspringen. »Wir kennen das Alles; die Herren haben nur da Muth, wo sie die Uebermacht in Händen zu halten glauben; nimmt man ihnen aber dieses Bewußtsein, so kriechen sie zusammen. Sie lassen sich sogar im Stillen eine ehrenrührige Behandlung gefallen, wenn sie dafür die Aussicht haben, mit gesunden Knochen davonzukommen.

      »Nicht von der Stelle, Bruder Graf!« rief er wiederum, jetzt aber lauter aus, und seine rechte Hand rüttelte leise an einem unter dem Schutte theilweise noch verborgenen Gegenstande. »Es sollte mir leid thun um Ihre Schwester, mit der ich mich, ohne Ihr Dazwischentreten, leicht geeinigt hätte. Ja, sehen Sie mich an, wie ich hier liege, und dann verfolgen Sie mit den Augen die im Schutte etwas eingesunkene Linie, die sich im Vierecke um Sie herumzieht - bitte, bemühen Sie sich nicht, stehen Sie nicht auf, oder ...« - hier folgte wieder das vorsichtige Rütteln, und deutlicher trat der angedeutete Streifen hervor, indem in Folge der Erschütterung der bewegliche Staub durch die noch nicht sichtbaren Fugen niederrieselte.

      »Also, meine Herrschaften,« fuhr Merle mit unverschämter Vertraulichkeit fort, die dem gespannt lauschenden Geschwisterpaare nur zu deutlich sein unbestreitbares Uebergewicht verrieth, »wir befinden uns hier auf einem alten Magazinboden, auf welchem einst, vielleicht vor fünfhundert Jahren, Güter, wahrscheinlich Lumpenballen, hinauf- und hinuntergewunden wurden. Vergebens führte ich Sie nicht hierher; ich mußte mich sichern, und wenn Sie gütigst Ihre Aufmerksamkeit auf meine Hand lenken wollen, werden Sie leicht begreifen, daß ich diesen Keil, dessen äußerste Spitze diese Ueberfallkrampe kaum noch mit dem Ringe verbindet, ganz hervorzuziehen brauche, um Sie weit schneller, als Sie den Taschenpuffer zu spannen, oder gar aufzuspringen vermögen, durch zwei Stockwerke, in einen mit zerbröckeltem Mauerwerke theilweise angefüllten Keller hinabfallen zu lassen. So, ich bin zu Ende; Sie mögen immerhin Ihre Waffe wieder in die Tasche stecken; so - aber bitte, verlassen Sie die Fallthür nicht, ich bin fest entschlossen, mir den Rücken frei zu halten.«

      »Kümmere Dich nicht um die Fallthür,« sagte die Gräfin jetzt mit vor Wuth halb erstickter Stimme zu ihrem Bruder gewendet, der plötzlich seine ritterliche Haltung vollständig eingebüßt hatte und dafür ein gewisses Gefühl der Unbehaglichkeit zur Schau trug. »Ich werde die geforderte Summe bewilligen und berichtigen. Aber zeigen Sie mir erst das Blatt; ich muß wissen, ob wir nicht getäuscht worden sind.«

      »Zuerst das Geld, wenn ich bitten darf!« entgegnete Merle brutal. »Solch ein Papierfetzen ist schnell vernichtet, und ihn zu ersetzen vermöchte ich nicht!«

      »Befinden wir uns nicht auf der Fallthür?« fragte die Gräfin, im Uebermaße ihrer Verachtung die Achseln heftig zuckend.

      »Gnädigste СКАЧАТЬ