Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande. Tomos Forrest
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mein Blutsbruder: Der Orden der Schwarzen Löwen – Die Jagd auf eine Mörderbande - Tomos Forrest страница 18

СКАЧАТЬ einen raschen Blick auf das zweireihige Viadukt werfen. Es war wirklich beeindruckend, und da ich einige Zeit in Amerika beim Eisenbahnbau gearbeitet hatte, war ich von dieser massiven Brücke begeistert.

      Dann lief der Zug in den Bahnhof ein, ich schaute aus dem Fenster und beobachtete den Waggon Erster Klasse, doch der Baron ließ sich nicht sehen. Hier bestand auch weiter keine Gefahr, denn es gab weder einen Ausstieg zur anderen Seite noch eine Möglichkeit, von hier mit anderen Mitteln fortzukommen – es sei denn, auf trittsicheren Pferden oder Maultieren.

      Diese Bahnfahrt war einfach schrecklich. Von Station zu Station quälte sich der Zug durch die Berge, von Franzdorf über Adelsberg, St Peter, Prosecco und Grignano erreichten wir nach gut achtzehn ein halb Meilen und geschlagenen drei Stunden mühseliger Zockelbahnfahrt endlich Triest. Ich fühlte mich wie gerädert, denn auf jeder Station – ich habe hier nur die wichtigen genannt – musste ich aufpassen wie ein Luchs, um nicht den Baron aus den Augen zu verlieren, sollte er irgendwo seine Reise unterbrechen. Aber Falkenstein dachte gar nicht daran, und ich war erleichtert, als ich ihn endlich auf dem Perron erblickte, in gewohnter Weise langsam schlendernd, den Stock immer wieder heftig auf den Steinboden stoßend.

      Doch dann wurde meine Aufmerksamkeit plötzlich von einer Gruppe der italienischen Polizei gefesselt, die den Ausgang besetzt hielten und jeden Reisenden kontrollierten. Was würde jetzt gleich geschehen? Wiederholte sich alles wie in Innsbruck? Musste ich nicht die Beamten vor dem schießwütigen Anarchisten warnen? Ich drängte mich hastig durch die Menge, hatte die Hand am Hosenbund unter meiner Jacke und war bereit, sofort den Revolver zu ziehen. Doch wer beschreibt mein Erstaunen, als sich der Baron mit einem Dokument ausweisen konnte und noch dazu gut gelaunt ein paar Worte in italienischer Sprache mit den Beamten wechselte.

      Schließlich salutierte einer von ihnen, und der Baron marschierte an ihnen vorbei, ohne sich umzusehen. Jetzt war ich an der Sperre, und nun traf mich die Strenge der Kontrolle, denn ich hatte ja nichts bei mir, womit ich mich ausweisen konnte. Meine Papiere lagen noch im Hotel, und als ich die Brieftasche herauszog, um wenigstens meine Visitenkarte zu zeigen und eines meiner Fotos, das mich als Old Shatterhand zeigte, geschah es. Der wieder zusammengefaltete Zettel, den ich auf dem Fußboden des Abteils aufgehoben hatte, entfiel mir und lag direkt vor den Füßen eines Carabinieri. Der Mann bückte sich rasch und faltete das Papier auseinander, als ich gerade die Hand danach ausstreckte.

      Ein rascher Blick auf das Bild, und der Polizist versteifte sich. Er reichte es seinem Nebenmann, und plötzlich hatten alle ihre Pistolen gezogen und auf mich gerichtet.

      »Hände hoch, Signore, und keine hastige Bewegung, sonst passiert etwas.«

      Ein Beamter zog mir den Revolver aus dem Hosenbund und präsentierte ihn den anderen Uniformierten. Zwei Mann rissen meine Hände nach hinten, ich fühlte das Metall der Handschellen, und ehe ich mich versah, schob man mich in eine bereitstehende, nach allen Seiten geschlossene Kutsche. Das einzige Licht kam durch die rückseitige Tür. Aber auch das kleine Fenster war vergittert, und nun fuhren die Polizisten in einem wahren Höllentempo durch die Stadt, um mich gleich darauf im Präsidium ihrem Vorgesetzten vorzuführen. Ein rascher Blick auf das Messingschild am Eingang in das große Gebäude zeigte mir, dass man mich zu einer Sonderabteilung gebracht hatte. Ich befand mich in den Händen einer Carabinieri-Einheit, die dem Minister des Äußeren unterstellt war.

      Mit einem äußerst mulmigen Gefühl sah ich dem Offizier entgegen, der gleich nach mir den Raum betrat. Man hatte mich offenbar in einen Verhörraum gebracht, der nur einen alten, schiefen Tisch und zwei Stühle enthielt. Auf den vordersten durfte ich mich mit dem Rücken zur Tür setzen, während zwei Polizisten links und rechts von mir Aufstellung nahmen. Der Offizier, der den anderen Stuhl nutzte, war in ziviler Kleidung, sodass ich seinen Dienstgrad nicht erkennen konnte. Nur das Salutieren der Uniformierten und ihre respektvoll auf ihn gerichteten Gesichter ließen mich ahnen, dass es sich um einen höheren Dienstgrad handelte.

      »Ich bin Generale di Corpo d’Armata Giuseppe D’Angelo, das bedeutet zu Ihrem Verständnis, ich bin Generalleutnant mit besonderen Aufgaben, Signore. Damit wir uns gleich recht verstehen, ich beschäftige mich nicht mit Hühnerdieben oder anderen kleinen Hehlern. Eine meine Aufgaben besteht darin, Anarchisten ausfindig zu machen und deren Planungen zu durchkreuzen. Wenn Sie kooperieren, können Sie bald wieder hier raus.« Der General sprach ein tadelloses, fast akzentfreies Deutsch. Er war ein typischer Norditaliener, dabei aber überdurchschnittlich groß, gut aussehend, elegant gekleidet, glatt rasiert und mit einem kurzen, militärischen Haarschnitt.

      »Sehr gern, Herr General!«, antwortete ich freundlich. »Das heißt, wenn ich meine Identität aufkläre, bin ich wieder ein freier Mann?«

      Der General lachte so fröhlich und laut heraus, dass die beiden anderen Polizisten Mühe hatten, ihre ernsten Gesichter nicht zu verziehen.

      »Sie sind ja ein richtiger Spaßvogel, was? Wenn Sie aus diesem Verhör entlassen werden, kommen Sie in eine Zelle, in der Sie die nächsten Wochen bis zu Ihrem Prozess verbringen werden.« Der General lehnte sich zurück und begann, an seinen Fingern zu ziehen. Das unangenehme Knacken war für eine ganze Weile das einzige Geräusch, das in diesem Raum zu vernehmen war. Plötzlich schlug der ranghohe Offizier mit der flachen Hand auf den Tisch und schien damit meine Reaktion testen zu wollen. Ich tat ihm den Gefallen, obwohl ich die Handbewegung erkannte. Ich tat so, als wäre ich mächtig eingeschüchtert.

      Als Nächstes nahm der General meine Brieftasche heraus. Dann zog er das zusammengefaltete Papier hervor, faltete es umständlich auseinander und legte es vor mir auf den Tisch.

      »Sie müssen auch gar nichts erzählen, mein deutscher Freund. Das hier genügt vollkommen, um Sie einer Spezialbehandlung zu unterziehen. Wir machen nämlich mit Anarchisten keinen langen Prozess, verstanden?«

      Bei den letzten Worten wurde seine Stimme wieder unangenehm laut.

      Wie soll ich diesem Choleriker klarmachen, dass ich mit dieser Loge nichts zu tun hatte?, überlegte ich blitzschnell und starrte verzweifelt auf meine Brieftasche. Dann hatte ich die Lösung. In meiner Brieftasche gab es zwar keinen Pass, aber dafür meine Legitimation für Amerika, ausgestellt von Josh Tailor für meine Tätigkeit als Detektiv.

      »Bitte, schauen Sie einmal in dem hinteren Fach meiner Brieftasche nach meiner Legitimation. Ich bin nach Triest gekommen, weil ich einen Verbrecher bis hierher verfolgt habe. Er war nur wenige Schritte von mir entfernt, als ich an der Sperre auf dem Bahnhof von den Carabinieri festgenommen wurde.«

      Der General warf mir einen langen, prüfenden Blick zu, dann sah er in der Brieftasche nach und zog die inzwischen reichlich mitgenommene Lizenz heraus, studierte sie eine Weile und starrte mich erneut schweigend an.

      Dann nahm er meine Lizenz noch einmal in die Hand, las sie erneut durch und warf sie schließlich auf die Tischplatte.

      »Das hat gar nichts zu bedeuten. Allein in Neapel kenne ich mehr als ein Dutzend Fälscher, die alle Papiere der Welt täuschend echt anfertigen können.«

      Ich blieb gelassen.

      »Das mag ja sein. Aber es zeigt zumindest, dass ich als Detektiv tätig bin.«

      »In Amerika. Weder in Österreich noch bei uns in Italien. Das Papier ist wertlos.«

      »Für Sie vielleicht, für mich nicht!«, antwortete ich nunmehr leicht gereizt.

      Der General wollte gerade wieder etwas erwidern, als es sehr laut an die Tür klopfte. Noch bevor D’Angelo oder einer der beiden Polizisten reagieren konnte, flog die Tür auf und krachte an die Wand.

      »Was СКАЧАТЬ