Ruhe. Ruhe! Ruhestand?. Mathias Scheben
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Название: Ruhe. Ruhe! Ruhestand?

Автор: Mathias Scheben

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783742734303

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СКАЧАТЬ Wagen darf es sein? Ist es der, den du dir als Rentner noch leisten kannst? Ist es der, dessen Farbe deine Frau sich wünscht? Ist es der nun um vieles Größere und Stärkere, der deinen Kollegen und Chefs zum Schluss die Augen dazu öffnet, wie gut es dir demnächst geht? Und wie jugendlich du immer noch bist, oder jünger denn je?

      Es soll Arbeitnehmer gegeben haben, die sich zum Abschied besonders in diese Richtung gut auf Symbolik verstanden: Sie fuhren am letzten Tag mit ihrem frisch gekauften Wohnwagen vor. Du kannst das toppen. Verzichte auf den Abschiedsalkohol und starte mit deinem Gebrauchten vom Caravan-Markt nach der Feier gleich durch, auf, auf und davon an die Costa Brava.

      Mehr als ein Gläschen Sekt ist eh ein schlechter Begleiter beim letzten Termin vor Chefs und Mitarbeitern. Du willst doch Haltung zeigen, deine freundlichen Worte wägen, der Runde aufmerksam zuhören, dich über ein Abschiedsgeschenk freuen.

      Sind alle Nettigkeiten ausgetauscht, heißt es für dich ‚to go“, und zwar aufrecht, ohne Gehhelfer. Schwanken und Lallen sind ein ‚no go“, ganz zu schweigen von einer liegenden Abreise im Notarztwagen.

      Apropos freundliche Worte: Es wertet dich nicht ab, wenn du dir für deine kleine Rede vorab ein paar Notizen machst. Schließlich willst du niemanden vergessen, den du namentlich hervorheben solltest und wolltest.

      Du willst an das eine oder andere amüsante Erlebnis erinnern, sogar an gemeisterte schwierige Zeiten, oder an ein paar Daten deiner Ochsentour im Betrieb erinnern. Beziehe aber deine Zuhörerinnen und Zuhörer mit ein, sprich vor allem vom ‚wir“ und von ‚uns“, von den angenehmen Gemeinsamkeiten eurer Zwangsgemeinschaft.

      Du darfst in netter Form über alles Nette reden, nur nicht über fünf Minuten.

      Ein ausgefeiltes Redemanuskript statt knapper Merkwörter ist nur dann angebracht, wenn du vor lauter Nervosität ohne festgeschriebenen Text keinen Ton herausbringen würdest. Ist dem so, dann übe deine Sätze mehrmals vor dem kritischsten Publikum der Welt – vor deiner Frau.

      Beim Probieren hilft der Blick auf die Uhr dabei, die Zeit nicht zu überziehen und die Zuhörer zeitlich nicht zu überfordern. Auch wenn dir Notizen reichen, sind ein paar Rede-Übungen vorab ratsam: Zeitkontrolle, fester Stand, Augenkontakt, langsames und deutliches Sprechen, Wirkungspausen.

      Am Ende des Berufslebens ist wohl jedermann in der Lage, ein paar Minuten Aufmerksamkeit und Konzentration auf die eigene Person zu ziehen. Sollte das für dich nicht gelten, machst du es kurz: ‚Liebe Leute, vielen Dank für alles.“

      Auf Wolke 7: Von der Freiheit, die du meinst

      Das schwarze Loch, in das du als frischgebackener Rentner angeblich fallen wirst, das findest du nicht. Eher springst du am ersten freien Morgen mit lautem Hurra und Freudentaumel aus dem Bett und landest auf dem vorgelegten Flokati.

      Dem wird aber nicht so sein, im besten Fall wird dich frühmorgens Verunsicherung erfassen. Denn auf das, was ab sofort und in den kommenden Monaten folgt, bist du nicht vorbereitet.

      Wahrscheinlich wird deshalb alles ganz anders kommen. Du wirst vorsichtig sein, dich an den neuen Alltag behutsam herantasten wie an einen neuen Job. Du wirst es langsam angehen lassen, aber morgens unverändert früh. Denn dein Kopf weiß zwar über deine neue Lebenslage Bescheid, dein Biorhythmus aber noch lange nicht, und obendrein könnte das soziale Beziehungsgeflecht um dich herum vermint sein.

      Dein Vorsatz nützt wenig, ab sofort täglich auszuschlafen, länger liegen zu bleiben. Auch ohne Weckerrasseln wirst du noch wochenlang genau zu der Zeit am Morgen die Augen öffnen, zu der du fast ein halbes Jahrhundert lang wachgerüttelt wurdest. Ganz automatisch. Ohne Rücksicht auf Verdruss: Egal ob es all die Jahre per Zwillingsglocke eines traditionellen Analogweckers passierte oder ob ein vorprogrammiertes Radio dich sofort mit den Verkehrsmeldungen verärgerte oder gar mit Wasserstandsmeldungen überschüttete.

      Gleichgültig, ob die prügelnde ‚Wake-up-Machine“ ihr Werk tat, oder, etwas zärtlicher, kräftige menschliche Arme an dir zogen. Du wirst künftig ohne derlei Schlafstörungen leben, das schön finden, und trotzdem zeitig wach.

      Der Rentner-Lag der ersten Zeit ist aber kein Grund, die alten Fehler des Frühaufstehens freiwillig fortzusetzen. Denn wenn du dich jetzt, wie gestern noch, mühsam und ächzend in die Senkrechte stemmst, dann weißt du wenige Sekunden später nicht mehr, warum: Du hast ja nichts zu tun!

      Da stehst du dann mit nackten Füßen auf deiner Vorlegeware und siehst am Ende des Läufers tatsächlich so etwas wie den Rand zum besagten schwarzen Loch. Es ist nicht sehr tief und hat einen Boden aus Parkett, Keramikfliesen oder Linoleum. Dir wird schwindlig und am besten legst du dich wieder hin.

      Es mag die anderen Nutzer deiner Wohnung stören, wenn du dich - statt durchzudrehen - zur eigenen Sicherheit noch einmal im Bett herumdrehst. Du nennst es ‚"Nachschlaf nehmen“. Du willst nun so lange schlafen, dösen oder über dein neues Leben sinnieren, bis außerhalb des Schlafzimmers und weiter draußen in der Welt die Rush Hour mit Gewusel, Hektik und Staus vorbei ist.

      Bis in der Küche das Frühstück hergerichtet ist, winters der Schnee vom Bürgersteig gefegt und zur Sommerzeit die Markise herausgefahren wurde. Du hältst dich ruhig, so lange die Autos noch nicht in den Parkhäusern verstaut wurden.

      Lasse doch die Menschen draußen erst ihre Arbeitsplätze einnehmen, bevor du beginnst, deine Welt zu retten. Morgens um 7 ist die Welt eben noch nicht in Ordnung, aber so gegen 11 Uhr sollte alles für dich hergerichtet sein.

      Dann ist es gut. Deinen Lieben kannst du versichern, dass sich dein Schlafrhythmus, mit welchem Ergebnis auch immer, noch einspielen wird. Sie sollen sich keine Sorgen machen. Du bist kerngesund.

      Und geräuschempfindlich bist du, im Alter mehr denn je. So lange du ruhst, sind in der Wohnung die Türen und Fenster geschlossen zu halten. Das Reinigen der Zimmer, der Abwasch vom Vorabend und der Schleudergang der Waschmaschine mögen bis auf Weiteres warten. Die morgendlichen Dezibel 60+ daheim sind vorerst bitte auf Zeiten zu legen, zu denen du das Badezimmer erreicht hast. Und dies nicht nur mal kurz zum Wasserlassen, sondern in der erklärten Absicht, es bis zu deiner hygienischen Vollendung zu besetzen. Etwa für eine gute Stunde.

      Lässt sich deine Frau nicht darauf ein, dann sind zielführende Gespräche hilfreich: Sondierungen, Abklopfen des Mach- und Erreichbaren, Vereinbarungen. Es entsteht eine auf die Wohnung reduzierte Hausordnung mit Uhrzeiten und Tabelle: Wer macht wann welche angeblich unvermeidbaren Geräusche? Welche kann man mindern, welche auf deine Wachzeit verschieben?

      Die Erfahrung zeigt, dass sich im Zusammenleben der Menschen der Schlaf- und Wachrhythmus, die häuslichen Ruhe- und Aktivitätsphasen im Laufe der Zeit von selbst einander immer verträglicher gestalten.

      Nach ein paar Monaten kannst du den Zettel mit den Regelungen von der Kühlschranktür nehmen. Es hat sich jeder in Haus oder Wohnung immer weniger daran gehalten, und keiner hat es bemerkt. Schwer ist halt meistens nur der Anfang.

      Ruheständler entdecken rasch, dass es für sie im Privatbereich viel zu tun gibt. Vielerlei ist über die Jahre der Unlust und Überstunden liegengeblieben, allerlei muss endlich einmal entmistet und aufgeräumt werden. So viele wichtige Arbeiten sind zu erledigen. Die Crux ist freilich: Nichts davon ist dringend, nichts und niemand drängt - nicht einmal die Zeit.

      So СКАЧАТЬ