Mord Legal. Michel Tapión
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mord Legal - Michel Tapión страница 5

Название: Mord Legal

Автор: Michel Tapión

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752910117

isbn:

СКАЧАТЬ und außerdem sei der Boden schon etwas kühl und der Gänsekot wärme sie ein wenig. Sie bringt das Thema auf ihr Anliegen, warum sie Waldemar gebeten hatte, in diese Gegend nahe diesem unaussprechlichen Ort zu kommen. Ob es ihm denn so schwer falle sie zu ehelichen und für sie und Dorli zu sorgen. Sie würde in der Stadt eine Arbeit annehmen, vielleicht als Bedienerin. Würde etwas zum Leben beisteuern wollen, damit er es nicht allein tragen müsse. Waldemar, sichtlich beschämt, fragt sie ganz unvermittelt danach, wieviel Zeit sie für die Abreise benötige. Nach kurzer Überlegung sagt sie, sie müsse noch die Gänse und Dorli versorgen. „Treffen wir uns beim Gasthof am Kirchplatz, so etwa in einer Stunde.“ Es war das zweite Glas Bier, das Waldemar gerade bestellte, als Karin zu ihm trat. Der Kellner warf ihr einen fragenden Blick zu während sie sich neben Waldemar setzte, ohne ein Getränk zu bestellen. Waldemar goss das Bier in einem Zug in sich hinein, stand auf, rief den Kellner, um zu bezahlen und die drei verließen in Windeseile die Gaststätte.

      Hochzeit

       Karin spielt mit Waldemar zwischen den Wäschestangen des großen Hofes Fußball. Dorli läuft lachend dem Ball nach. Die Szene strahlt Harmonie aus und Karin plant in Gedanken, wie es wäre, außer dem Bedienen der wohlhabenden Beamtenfamilie eine Arbeit in der Fabrik zu beginnen. Gerade jetzt stünden die Chancen günstig aufgenommen zu werden. Waldemar würde nichts dagegen haben, wenn sie eine Arbeit als Helferin annähme und ein paar Stunden die Woche im ersten Stock des Mehrparteienhauses die Wäsche und die gröberen Arbeiten eines Beamtenhaushalts erledigte. Die Vorbereitungen zur Hochzeit nahmen Gestalt an. Das gemeinsam genutzte Zimmer, bis jetzt lebten die beiden im Konkubinat, wurde von Karin auf Hochglanz gebracht. Die Spuren der vergangenen Tage, als noch das Preferencen das Zimmer beherrschte, waren beseitigt. Statt der schönen Wolldecke, auf der Karten und Spielkapital die Besitzer wechselten, wurde ein Tischtuch aus Damast aufgezogen. Die Aschenbecher wurden entleert und geputzt in den Küchenschrank gestellt. Die leeren Bierflaschen waren dem Greißler zurückgegeben worden. Die Betten wurden frisch überzogen und die Vorhänge gewaschen. Eine sogenannte „Fassung“ vom Greißler im jagdgrünen Rucksack nach Hause getragen, überlegt, ob schon alles für die Hochzeitstafel zuhause wäre oder ob noch etwas vergessen wurde. Karin hatte die vergangene Woche saubere Arbeit geleistet. Eine Kiste Bier und selbstverständlich zwei Flaschen Sekt leistete sich Waldemar für jene Feier, der er eigentlich gar nie beiwohnen wollte. Dafür freute sich die Kartenrunde umso mehr. Nach der sehr schlichten Zeremonie mit Ringübergabe, Kuss und Unterschrift der Brautleute, sowie der beiden Beistände, die der Kartenrunde angehörten, trat die Gruppe den Nachhauseweg an. Während der Zeremonie ging ein Starkregen mit Hagel nieder. Die Hochzeitsgesellschaft, die eher den Eindruck erweckte, mit der gestohlenen Braut unterwegs zu sein, wartete das Ende ab und ging danach durch die von Hagel gesäumten Straßen nach Hause. Der Hagel kam nicht ungelegen, Waldemar stellte darin die zwei Sektflaschen kalt, dann ging es zum Buffet. Karin zauberte schmackhafte Köstlichkeiten aus dem Einkauf. Die Kartenrunde freute sich schon auf das Bier nach dem Hochzeitsschmaus, doch zuerst stießen sie mit Sekt an und ließen das Brautpaar hochleben. Als die Kiste Bier leergetrunken war, schleppten die Beistände eine weitere Kiste als Überraschung herbei, die auch bald zur Neige ging. Waldemar verspielte an diesem Tag ein kleines Vermögen und eigentlich müsste Karin gar nicht Bedienen gehen, wenn nicht so viel Bier und verlorene Spiele tonangebend wären. Der erste Tag begann mit freundlichem Wetter, die Sonne setzte sich meistens durch und die Wolken, die der Wind vom Vortag übriggelassen hatte, waren bald verweht. Karin war als Erste aus dem Bett und gerade dabei, Kathreiner Kaffee zu kochen, ein Malzkaffee, der bekömmlich und gutschmeckend war. Bohnenkaffee war sündhaft teuer. Die leeren Bierflaschen, die Aschenbecher und die Unordnung vom Vortag beseitigte sie, während der Kaffee kochte. Waldemar wurde vom Duft des Kaffees und der Küchengeräusche angelockt und begab sich steif und schwerfällig aus dem Bett. Als Frühstück konnten noch Köstlichkeiten vom Vortag verzehrt werden. Der Sekt war allerdings bereits ausgetrunken und somit konnte man auch das Frühstück nicht als Sektfrühstück im klassischen Sinne bezeichnen. Waldemar wäre Bier auch lieber gewesen, als der Kathreiner. Zu blöd, dass er nicht zwei Flaschen weggelegt hatte und heute war Sonntag, aber er würde einfach Karin schicken, damit sie ein paar Flaschen aus dem Wirtshaus holte. Es ist zwar ein kleiner Fußmarsch nötig, doch Karin tut die Morgengymnastik bestimmt gut.

      Dorli

       Sie entwickelt sich prächtig und sie liebt ihre Gänseschar. Die Abneigung, die Hanni gegen die unehelich geborene Dorli entwickelte, übertrug sich ausschließlich auf Karin, auf ihr Konkubinat und ihre sündige Wollust. Die Ablehnung setzte sich nach der Eheschließung weiter fort. Dorli hingegen war das liebe, herzige Binkerl, die nicht unter die Kategorie ‚Gfries umasist‘ gereiht war. Sie hatte die Herzen der Verwandtschaft recht bald erobert. Hanni war nun ihre Bezugsperson. Karin spürt nun auch die Entfremdung zwischen ihr und Dorli. Sie sehnt sich nach Geborgenheit, Liebe und häuslichen Frieden und ist dabei, ihre Tochter gegen den finanziellen Erfolg zu tauschen. Ihre Beziehung zu Waldemar beruht ja auf diesem häuslichen Frieden. Sie führt den Haushalt, holt ihm das Bier und geht bedienen, ja wofür, doch nur um seine Spielschulden auszugleichen. Über ihr Leben und ihre Lage muss sie jetzt ernsthaft nachdenken, doch je mehr sie darüber nachdenkt, desto klarer sieht sie ihre triste Lage. Wird sie jetzt für ihr jugendliches Begehren dermaßen unbarmherzig durch die zur Schau getragenen Ansichten über Sitte und Moral gestraft? Mittlerweile ist Dorli zu einem netten, liebenswerten Mädchen herangewachsen, das nicht nur am Land, sondern auch in der Stadt sympathisch erlebt wird. Die Herzen flogen ihr zu. Sie war zu ihrer Mutter gezogen, als die Schule für sie begann. Karin begleitete Dorli, um mit ihr den Schulweg bis zum Schultor zu gehen, dort wurde Dorli von einer Lehrerin der Weg in die Klasse gewiesen. Mit ihr kamen weitere Schülerinnen. Das Gebäude war ausschließlich für Mädchen bestimmt. Die Buben waren auf der gegenüberliegenden Straßenseite untergebracht. Mit 39 Erstklasslern teilte sie die Klasse. Alle waren ganz schlicht gekleidet, ein Kind hatte eine Schultüte. Die Namen wurden verlesen und die genannte Schülerin musste aufstehen und nach ein paar Worten von der Lehrerin durfte sie sich wieder setzen. Der erste Schultag war vorbei, man tratschte noch ein wenig beim Verlassen des Schulgebäudes. Dorli trat den Nachhauseweg allein an, Karin unterwies sie auf die Gefahren am Schulweg und vertraute ihr, weil sie schon so ein vernünftiges Mädel geworden war. Zuhause berichtete sie voller Freude, wie gut ihr die Schule gefalle. Die Lehrerin und die Kameradinnen sind alle so nett und sie freue sich schon auf den nächsten Tag. Am nächsten Tag fragte die Lehrerin: „Wer von euch kann schon lesen?“ Die Schülerin mit der Schultüte zeigte auf. „Welche Buchstaben kennst du?“ „Alle!“ „Kannst du sie auch schreiben?“ „Nein! Die meisten.“ „Wer kennt noch einige Buchstaben?“ Niemand zeigte auf. „Wer kann bis 10 zählen?“ Das Kind mit der Schultüte zeigt auf und vier weitere. Dorli ließ sich die Freude nicht nehmen und zeigte auch auf. „Meine Mutter hat mir gesagt, dass nur die Lehrerin uns das beibringen soll und nicht die Eltern, damit wir nichts Falsches lernen.“ „Hast recht, Dorli, ich schau nur, wer schon Vorwissen hat. Wir wollen uns im ersten Jahr Zeit lassen die Buchstaben kennenlernen und dazu Wörter in Schreibschrift schreiben. Die Bedeutung der Wörter erfahren wir beim Schreiben.“ Die Schulglocke ertönt mit ohrenbetäubendem Klang. Die Lehrerin führt die Schülerinnen in Zweierreihe bis zum Tor und mit einem lauten und deutlichen „Mahlzeit!“ dürfen sie das Schulgebäude verlassen. Dorli durfte immer ohne Begleitperson nach Hause gehen, doch sehr bald bot sich die Gelegenheit mit einem Nachbarsbuben den Weg gemeinsam zu gehen. Sie wurden aufeinander aufmerksam, als Dorli etwas langsamer ging als gewohnt und sie von einer Mutter mit ihrem Sohn einholt wurde. „Darfst du schon alleine gehen“, fragte sie. „Ja meine Mutter erlaubt das, weil ich nämlich schon ganz vernünftig bin. Vielleicht darf Max mit mir zusammen gehen, ich passe auf ihn auf.“ „Naja, vielleicht passt ihr beide auf euch auf.“ Von da an gingen Dorli und Max jeden Tag zur Schule und von dort nach Hause. Karin und die Mutter von Max saßen wie Glucken auf den beiden und erlaubten bestenfalls eine Geburtstagsfeier mit Kuchen und Limonade. Doch die beiden waren erfinderisch und so manche Liebkosung fand unter dem Deckmantel des Lernens statt. Die Sprache in der Stadt unterschied sich deutlich von der am Land und trotz großen Fleißes war nur ein mäßiger Abschluss in Deutsch und Mathematik möglich. СКАЧАТЬ