Taubenzeit. L.U. Ulder
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Название: Taubenzeit

Автор: L.U. Ulder

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847629160

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СКАЧАТЬ für unterwegs.“

      Geheimnisvoll grinste er und hielt ihm sein Handy direkt vor die Nase. Finkenwerder warf nur einen raschen Blick auf den kleinen Bildschirm, der Straßenverkehr vor ihm verlangte seine ganze Aufmerksamkeit.

      „So kann ich nicht viel erkennen. Ich habe nur etwas nackte Haut gesehen. Was war das?“

      „Eine ganz niedliche Taube, höchstens sieben oder acht. Geile Bilder. Wie lieb sie in die Kamera guckt. Die würde ich mir auch gern mal vornehmen.“

      „Und, wo hast du sie her?“

      „Internet. Hab ich doch gesagt.“

      „Internet, Internet,“ äffte der Fahrer. „So etwas gibt es nicht einfach so im Internet, werd mal genauer.“

      „Tauschbörse. Habe ich mir runtergeladen.“

      „Das habe ich befürchtet.“ Die Stimme wurde gereizter, der Mann presste die Worte zwischen den Lippen hervor. „Tauschbörse bedeutet, dass du auch etwas geben musst, sonst funktioniert der ganze Download nicht.“

      „Ja natürlich, peer to peer.“

      „Eben. Peer to peer. Geben und nehmen. Und was hast du gegeben?“

      „Ein paar Bilder von unserer letzten Fahrt, was sonst?“

      Der Fahrer zog die Luft scharf ein, ein gefährliches Zischen erklang.

      „Bist du blöd? Merkst du nichts mehr? Wir waren uns darüber einig, dass unser Bildmaterial niemals in irgendeiner Tauschbörse auftaucht.“

      „Mach dir nicht ins Hemd. Ich habe nur Bilder genommen, auf denen man nichts von uns sieht, außer unseren besten Stücken natürlich, das war logischerweise nicht zu vermeiden.“

      Er lachte heiser, es klang, als liefe die fotografierte Wirklichkeit noch einmal vor seinem geistigen Auge ab.

      Finkenwerder ließ sich nicht locker.

      „Diese Börsen werden überwacht, du Blödmann. Nicht nur von den Bullen. Rechtsanwälte beschäftigen ganze Bürokolonnen, um Urheberrechtsverletzungen abmahnen zu können, nicht zu vergessen die ganzen selbsternannten Schnüffler. Wenn die auf solches Material stoßen, geben sie die Daten an die Behörden weiter. Und wenn die deine Verbindungsdaten haben, ist der Rest ein Kinderspiel.“

      Fluchend kurbelte er am Lenkrad. Der Ärger über den Leichtsinn seines Kumpanen hatte ihn abgelenkt. Die rechten Räder des Wohnmobils waren an den vereisten Rand geraten, das Fahrzeug versetzte und schaukelte auf. Nur mit Mühe konnte er den Wagen in der Spur halten. Sein Beifahrer aber blieb die Ruhe selbst, weder die ruppige Fahrweise noch die Vorwürfe erschütterten sein Gemüt.

      „Alles Quatsch.“

      Überheblich verzog er das Gesicht.

      „Ich surfe anonym. Da passiert nichts, das ist doch sowieso alles nur Angstmacherei in den Medien mit der Überwachung.“

      „Anonym ja? Und das soll funktionieren? Du kommst schon nicht mit deiner Firma klar und willst mir jetzt erzählen, dass du plötzlich der große Computerexperte bist. Lass gefälligst die Scheiße sein. Du reitest uns noch rein. Wir haben eine klare Absprache, absolute Diskretion. Von unseren Bildern und Videos geht nichts raus. Nur so funktioniert es, sonst lassen wir es in Zukunft oder ich fahre allein.“

      „Allein? Vergiss nicht, wer die Kontakte in Cheb hat und stell dich nicht so an, die paar Bilder.“

      „Wenn sie dich erwischen und hochnehmen, kann ich darauf warten, wann sie bei mir vor der Tür stehen. Unsere gemeinsame Verbindung nachzuweisen ist dann das kleinste Problem. Du schrammst ständig knapp an der Insolvenz vorbei mit deiner Klitsche und hast nichts zu verlieren, lange nicht so viel wie ich.“

      Mit verfinstertem Gesicht blickte er stur nach vorn. Er betätigte den rechten Blinker und fuhr in einer langgezogenen Kurve auf die Autobahn. Lange Zeit sprach niemand von ihnen, beide hingen ihren Gedanken nach. Finkenwerder ärgerte sich, dass Leuschner die einfachsten, aber wichtigsten Sicherheitsregeln missachtete. Er dachte über Alternativen nach. In einem Punkt musste er Leuschner recht geben, er besaß die Kontakte in Cheb. Bewusst hatte sich Finkenwerder in der fremden Stadt zurückgehalten und Leuschner vorgeschickt. Dieser Sicherheitspuffer war es ihm wert, dass er ständig den größeren Anteil der Kosten für ihre Fahrten übernahm. Intuitiv spürte er, dass von Ronald Leuschner eine Gefahr ausging. Er musste einen Weg finden, die Spuren der Verbindung zwischen ihnen beiden zu verwischen. Die Winterlandschaft zog unterdessen wie ein Film an den Seitenfenstern vorbei. Der Scheibenwischer quietschte, weil das hochspritzende Wasser die Scheibe nicht ausreichend benetzte.

      „So ein Mist, ich habe etwas Wichtiges vergessen.“

      Der Beifahrer löste sich aus seiner Lethargie und riss den Fahrer aus seinen trüben Gedanken.

      „Sag nicht, du hast vergessen, deinen Kumpel zu instruieren?“

      „Nein, keine Panik, der weiß Bescheid. Deine Frau kann ruhig im Hotel anrufen. Er wird ihr erzählen, dass die Herren ausgegangen sind und ruft mich dann sofort auf dem Handy an. Da bleibt genügend Zeit zum Reagieren.“

      „Und wenn er gar nicht da ist, wenn sie anruft?“

      „So ein Seminar geht doch mindestens bis 16.00 Uhr, oder nicht? Da wird sie nicht früher anrufen, sie könnte doch stören. Und Punkt 16.00 Uhr ist mein Kumpel an der Rezeption, jeden Tag, bis in den späten Abend. Da kann nichts schiefgehen.“

      Er schaute wieder auf das Handydisplay und klopfte mit den Fingerspitzen leicht auf das dargestellte Bild.

      „Ich habe kein Geschenk, nichts, überhaupt nichts. Das habe ich völlig vergessen. Fahr an der nächsten Raststätte raus, vielleicht kann ich dort noch etwas organisieren.“

      „Muss das sein? Wir sind sowieso schon spät dran durch die Straßenverhältnisse.“

      „Dauert nur ein paar Minuten.“

      Nach weiteren zwanzig Minuten, in denen keiner von beiden sprach, ließ der Fahrer das Wohnmobil auf dem Lkw-Parkplatz einer Rastanlage ausrollen.

      „Hier.“

      Ronald Leuschner drückte ihm sein Handy in die Hand.

      „Sieh dir solange die geilen Bilder an, das bringt dich wieder auf bessere Gedanken und du verdirbst mir nicht länger die Laune.“

      Für seinen Bauchansatz sprang er erstaunlich beweglich aus dem Wagen und stiefelte mit großen Schritten auf das Gebäude zu.

      Finkenwerder starrte ihm genervt nach. Für ihn war Ronny nicht mehr als ein nützlicher Idiot. Er betrachtete die Bilder im Handy. Die Kleine war tatsächlich nicht schlecht, sehr schlank mit heller Haut und einem unverdorbenen Gesicht. Der Fotograf schien sie überredet zu haben, gymnastische Übungen zu machen und sie war mit Eifer dabei und spreizte die Beine so weit sie konnte. Solange keine zweite Person auftauchte, wirkten die Bilder einigermaßen unverfänglich. Er musste daran denken, wie er seinen Begleiter bei einem dieser trockenen Berufsseminare kennenlernt hatte. Plötzlich lag eine Zeitschrift über Freikörperkultur auf dem Tisch. Auf der Titelseite ein kaum zehnjähriges Mädchen, unbekleidet. Er konnte sich bei dem Anblick nicht zurückhalten und hatte zugeschnappt wie ein Fisch СКАЧАТЬ