Elefantenfieber. Klaus Sebastian
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Название: Elefantenfieber

Автор: Klaus Sebastian

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847617358

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СКАЧАТЬ er plötzlich keinen Selbstmord, sondern einen echten Mordfall zu bearbeiten. Er fragte sich, ob er Verstärkung aus Bangkok anfordern sollte. Nein, das war noch zu früh. Aber er würde jetzt gleich alle auf der Insel verfügbaren Polizisten ins Baan Suan Chang beordern. Sie mussten das Gelände noch einmal sorgfältig nach Spuren absuchen. Der Inspektor schaute auf die Uhr. Ihm fiel ein, dass er noch nicht zu Mittag gegessen hatte. So viel Zeit musste sein. Zugleich spürte er das dringende Bedürfnis, sich mit jemandem über die neuen Fakten auszutauschen. Er zögerte nicht lange und wählte die Nummer der Tourist-Police.

      * * * *

      Die beiden Polizisten hatten sich auf den Plastikstühlen eines kleinen Thai-Restaurants niedergelassen, das gleich neben dem Wat, dem buddhistischen Tempel der Ortschaft Klong Prao lag. Hier wurden günstige Reisgerichte serviert, die von dem aus Korat stammenden Koch in der für den Nordosten Thailands typischen Schärfe zubereitet wurden.

      „Das wird nun etwas komplizierter als es am Anfang aussah“, stellte Pong fest, nachdem er die wichtigsten Neuigkeiten gehört hatte. Chaichet stocherte in dem scharfen Somm-Tamm-Salat herum und wickelte die unreifen Papayastreifen wie Spaghetti um seine Gabel.

      „Eigentlich müssten wir ein paar Experten aus Bangkok kommen lassen“, bemerkte er, bevor er sich die Gabel in den Mund schob.

      „Na, die werden wegen eines toten Mahouts bestimmt kein Sonderkommando auf unsere abgelegene Insel schicken. Aber versuchen kannst du es ja.“

      „Habe ich heute Morgen schon erledigt.“

      Pong verteilte einen guten Schuss von der salzigen Nam-Pla-Fischsoße auf seinen Bratreis und quetschte noch den Saft einer halben Limone über das einfache Gericht.

      „Wer hatte ein Motiv, den Mann zu ermorden? Ich fürchte, wir müssen alle Campbewohner noch einmal in die Mangel nehmen“, sagte Chaichet bedächtig.

      „Das sehe ich auch so“, stimmte Pong zu. „Wenn du mich brauchst – ich bin dabei.“

      Chaichet seufzte und trank einen Schluck Eiswasser.

      „Der Täter müsste eigentlich im Camp zu finden sein. Wenn ich das richtig sehe, hatten die Mahouts doch kaum Kontakte nach draußen, oder?“

      „Nein, die bleiben meistens in der Nähe ihrer Viecher. Außer wenn sie sich aufs Moped setzen, um an der nächsten Bude Schnaps einzukaufen.“

      Aus Chaichets Handy ertönte der grelle Sound einer thailändischen Schlagermelodie. Der Inspektor schaltete das Mobiltelefon frei und meldete sich. Pong bemerkte, dass der Anruf den Kollegen ein wenig aus der Fassung brachte. Außer ein paar Floskeln und dem wiederholten „Ja“ oder „Krap“ hatte Chaichet dem Anrufer nicht viel zu sagen.

      „Wir holen Sie in zwei Stunden von der Fähre ab, krap!“ beendete er das Gespräch.

      „Was ist los?“ fragte Pong, der seinen Reis mittlerweile verzehrt hatte.

      „Jetzt wird es interessant. Das errätst du nie!“

      „Was denn? Mach es nicht so spannend!“

      „Die Verstärkung aus Bangkok ist tatsächlich schon unterwegs. In zwei Stunden wird sie mit der Fähre rüberkommen. Aber freu dich nicht zu früh - es ist keine Spezialeinheit. Sie schicken uns eine einzelne Person, eine Dame. Captain Jirawan Butsarabong von der Mordkommission.“

      Pong zog die Augenbrauen hoch, dann musste er grinsen. „Na, auf die Lady bin ich mal gespannt. Vielleicht ist sie hübsch. Darf ich sie von der Fähre abholen?“

      Chaichet schob den Kunststoffteller mit den Papayaresten beiseite und zischte: „Da fahren wir gemeinsam hin.“

      * * * *

       Koh Chang, Elefantencamp, Dienstag

      Die Mae Chi kämpfte mit dem Wasserschlauch, als hätte sie es mit einem zappelnden Python zu tun. Der Gemüsegarten, den sie hinter den Elefantenstellplätzen angelegt hatte, war mehr als ein Hobby. Sie betrachtete dieses Stück Land als Herzensangelegenheit und die Bewässerung erledigte sie am liebsten eigenhändig. Die Trauer um den Tod ihres Cousins schien sie vorerst verdrängt zu haben. Doch sie spürte die innere Anspannung, sie war wütend, verwirrt. Und deshalb fehlte ihr heute die Konzentration. Sie hatte keine Zeit, das schreckliche Geschehen in aller Ruhe zu verarbeiten. In der nächsten Woche waren sie schon ausgebucht, und sie musste sich ums Geschäft kümmern. Kurz vor der Hochsaison war der Todesfall im Camp wie ein Super-Gau. Wenn jemand von der Konkurrenz das Gerücht in Umlauf brächte, dass im Baan Suan Chang gefährliche Elefantenbullen auf Touristen losgelassen würden, dann konnte sie den Betrieb bald dichtmachen. Die beiden Polizisten bereiteten ihr dagegen keine großen Sorgen. Sie war mit einem Polizeichef in Bangkok befreundet, ein alter Schulfreund. Der würde die Provinzermittler schon zurückpfeifen, wenn sie glaubten, sie müssten die Angelegenheit an die große Glocke hängen. Und was die Konkurrenz betraf: Sie hatte sich vorgenommen, morgen alle Elefanten-Camps auf der Insel abzuklappern und mit den Verantwortlichen zu reden. Sie würde die Kollegen hoffentlich davon überzeugen können, dass es im Interesse aller Camps war, diesen Vorfall nicht publik werden zu lassen. Der Ausritt auf einem Elefanten musste weiterhin als harmloses Ferienvergnügen für die ganze Familie kommuniziert werden.

      Mae Chi warf den Wasserschlauch achtlos auf den Boden und wischte sich die nassen Hände an ihrer blauen Baumwollhose ab. Auch die Verbrennungszeremonie und die anschließende Bewirtung der Gäste mussten baldmöglichst organisiert werden. Momentan wuchs ihr alles über den Kopf. Sie überlegte, ob sie sofort einen Termin bei ihrem Astrologen vereinbaren sollte.

      „Das hat bis morgen Zeit“, dachte sie. Im selben Augenblick ertönte von der Straßenseite her ein aufgeregtes Gebrüll, ein Elefant stieß dort die typischen, grellen Trompetentöne aus. Die Chefin sah trotz der Entfernung, dass es sich um Malai handelte, eigentlich eine ruhige, ältere Elefantenkuh. Der zugehörige Mahout hockte auf dem Hals des Tiers und versuchte, es mit wütenden Befehlen und Schlägen auf die Stirn zu bändigen. Drei oder vier Angestellte liefen bereits zur Straße hinüber, um dem Elefantenboy beizustehen. Vermutlich war Malai auf eine Schlange getreten oder sie hatte ein Tier in dem Graben neben der Straße aufgescheucht. Mae Chi beschleunigte ihre Schritte und rief den Angestellten einige Kommandos zu.

      * * * *

      Das rostige Fährschiff näherte sich im Zeitlupentempo der Anlegestelle von Ao Sapparot. Pong schätzte, dass der altersschwache Lastkahn mindestens dreißig PKWs und Minibusse, mehrere Motorräder und Lastwagen und über fünfzig Passagiere an Bord hatte. Mit einem metallischen Knirschen schabte die Ladeklappe über den Zement des Anlegeplatzes. Ein junger, braungebrannter Thai sprang an Land und befestigte ein dickes Tau an einem der Metall-Poller. Die Fahrzeuge in der ersten Reihe setzten sich in Bewegung, und die Passagiere quetschten sich vorsichtig zwischen den Autos durch. Pong erkannte die übliche Mischung aus Thais und Farangs, viele Russen und eine Gruppe von jungen Backpackern mit Rastalocken und bunten Tattoos. Chaichet hielt nach der Kollegin Ausschau und war überrascht, als sie unvermittelt vor ihm stand.

      „Hi, ich bin Captain Jirawan, kaa. Danke fürs Abholen!“

      Die beiden Polizisten konnten ihr Erstaunen kaum verbergen. Die Kollegin aus Bangkok war nicht in Uniform - dazu bestand im Moment auch kein Anlass. Sie trug ein rosafarbenes, luftiges Sommerkleid mit gestickten Ornamenten und darüber eine dünne, weiße Strickjacke mit Dreiviertelärmeln. Ihr langes pechschwarz glänzendes Haar fiel offen bis auf die Schultern. Jirawan СКАЧАТЬ