Elefantenfieber. Klaus Sebastian
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Название: Elefantenfieber

Автор: Klaus Sebastian

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783847617358

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      „War der denn besonders gefährlich?“

      Khun Nonn starrte auf seine nackten, rissigen Füße, als suchte er dort unten nach einer Antwort.

      „Kann ich eine rauchen?“

      „Ja, rauch ruhig.“

      Der Polizist gab dem Mahout Feuer und wartete ungeduldig auf die Beantwortung seiner Frage.

      „Also gefährlich würde ich nicht sagen. Nur in der Zeit, wo die Bullen ihren Hormonschub bekommen, sind sie unberechenbar. Man nennt das Musth.“

      „Davon habe ich schon gehört“, erwiderte Pong. „Dann dürfen sie auch nicht für Touristenausritte verwendet werden. Und - weißt du, ob Boy George derzeit seinen Hormonschub hat?“

      Nonn nahm einen tiefen Zug aus der Zigarette und blies den Rauch über seine Schulter aus.

      „Nein, momentan nicht. Eigentlich ist er recht friedlich. Ich kann mir das alles nicht erklären. Obwohl...“

      Er stutzte kurz, warf dem Polizisten einen fast scheuen Blick zu und glotzte dann wieder auf seine Füße.

      „Nun sag schon, wenn dir noch was eingefallen ist!“ mahnte Pong, dem die stockenden Antworten des Elefantenpflegers allmählich auf den Geist gingen.

      „Hier reißt dir keiner den Kopf ab.“

      „Boy George mochte es nicht, wenn Leute Alkohol getrunken hatten. Dann konnte er richtig aggressiv werden und mit dem Rüssel um sich schlagen. Vielleicht hat ihn mal ein Besoffener attackiert, das weiß ich nicht.“

      Pong war richtig erstaunt über den plötzlichen Redeschwall des Mahouts und notierte, dass bei der Untersuchung der Leiche die Blut-Alkoholwerte festgestellt werden mussten. Er beendete das Interview mit Khun Nonn und wollte gerade den nächsten Mahout aufrufen. Doch im selben Moment betrat Chaichet die hölzerne Plattform des Coffee-Shops und winkte den Kollegen heran.

      „Ich habe mir die Hütte von diesem Mister Jimm angesehen. Am besten kommst du gleich mal mit!“

      Pong folgte dem Inspektor über den mit Abfall übersäten Hinterhof des Camps. Mittlerweile war die Sonne schon über den Bergen aufgegangen. Ihre gelblichen Strahlen tauchten die ärmlichen Behausungen der Elefantenbetreuer in ein mildes Licht. Die aus Wellblech und Holzlatten zusammengezimmerten Hütten lagen an der Rückseite des Grundstücks. Pong erinnerte sich daran, dass die Chefin des Camps einen nagelneuen Toyota-Hybrid fuhr und dass sie sich auffällig mit Gold behängt hatte. Das touristische Geschäft mit den Elefanten schien also ordentlich Gewinn abzuwerfen. „Bei den Mahouts scheint davon aber nicht viel anzukommen“, notierte sich Pong im Stillen.

      Die Hütte des Toten lag am äußersten Rand der kleinen Siedlung. Links und rechts vom Eingang wucherten baumhohe Bananenstauden. Die anderen Hütten waren mit Orchideen oder Zierpflanzen geschmückt. Khun Jimm schien augenscheinlich keinen Wert auf überflüssiges Dekor gelegt zu haben. Pong erwartete deshalb, im Innern des windschiefen Gebäudes ein entsprechendes Tohuwabohu vorzufinden. Doch beim Eintreten wurde er positiv überrascht. Auf dem schmucklosen Bett lagen die Kleidungsstücke des Opfers fein säuberlich gefaltet nebeneinander. Das ganze Zimmer sah staubfrei und aufgeräumt aus, wie der Wohnraum eines pedantischen Ordnungsfanatikers.

      „Was soll daran verdächtig sein?“ fragte Pong den Kollegen, der mit nachdenklicher Miene in der Mitte des blitzsauberen Raum verharrte.

      „Ich habe eben mit einem anderen Mahout gesprochen – der einzige Junggeselle außer unserem Toten. Die beiden haben manchmal etwas zusammen unternommen. Sind zum Angeln gegangen oder haben sich mit Lao Kao-Reisschnaps betrunken. Also der Freund hat mir berichtet, dass Jimms Unterkunft normalerweise nicht so klinisch sauber aussah. Im Gegenteil: Hier hätte es immer wie nach einem Bombenangriff ausgesehen.“

      „Das ist in der Tat seltsam“, stimmte Pong zu.

      Er betrachtete noch einmal diese inszeniert anmutende Ordnung und versuchte den Anblick mit der Aussage des Mahouts in Einklang zu bringen.

      „Hatte der Freund eine Erklärung dafür? Wollte das Opfer uns mit dieser Installation etwas mitteilen?“

      „Nein, eigentlich hatte er auch keine Idee“, antwortete Chaichet. „Aber dann machte er nebenbei so eine Bemerkung, die mich nachdenklich stimmte.“

      „Was für eine Bemerkung?“

      Chaichet deutete noch einmal auf die ordentlich gestapelten Kleidungsstücke.

      „Der Freund meinte, das sehe so aus, als wollte jemand seine Sachen packen und verreisen.“

      Pong wusste noch nicht, worauf der Inspektor hinaus wollte und warf ihm einen ratlosen Blick zu.

      „Verstehst du? Jemand bereitet sich auf eine große Reise vor. Er packt alles zusammen. Eine sehr große Reise – ins Jenseits. Unser Mahout hat wahrscheinlich seinen Tod geplant.“

      „Selbstmord mit einem Elefanten?“ entfuhr es Pong.

      Der Inspektor seufzte. „Das hört sich seltsam an, aber ausschließen können wir diese Version der Geschichte nicht.“

      * * * *

      Nach fast zwei Stunden hatten die beiden Polizisten sämtliche Angestellten des Camps befragt und gönnten sich eine Ruhepause. Der normale Betrieb im Baan Suan Chang war wieder aufgenommen worden. Touristen wurden in Pickups auf das Gelände gefahren und zu einem Hochstand aus Holz begleitet. Wenn sie oben waren, konnten sie ihre Schuhe ausziehen und bequem auf einem der Elefanten Platz nehmen. Im gemütlichen Schritttempo wurden sie dann in den nahen Regenwald geschaukelt.

      „Wir können hier nicht einfach zumachen“, erklärte die Mae Chi, die beim Abtransport der Leiche ihres Cousins doch noch ihre Fassung verloren hatte und in Tränen ausgebrochen war. „Wir haben Buchungen von den großen Hotels auf der Insel, die können wir nicht stornieren.“

      Sie spielte nervös mit den goldenen Armreifen an ihrem linken Handgelenk.

      „Was geschieht mit dem Killer-Elefanten?“ fragte Pong.

      Mae Chi warf ihm einen ungnädigen Blick zu.

      „Boy George ist kein Killer, so ein Unsinn! Mein Cousin hat eine unglaubliche Dummheit begangen. Was wollte er nur mitten in der Nacht bei diesem Bullen?“

      „Hatte ihr Verwandter ein Alkoholproblem?“ setzte Chaichet nach.

      Mae Chi seufzte und nippte an dem kalten Tee, der vor ihr stand.

      „Die meisten Mahouts trinken zu viel von diesem Lao Kao-Schnaps. Das ist ja kein romantisches Leben, was die hier führen. Jeden Tag hocken sie auf den Hälsen von ihren Tieren, laufen die immer gleiche Strecke ab, mit Japanern oder grölenden Russen auf dem Sitz hinter sich. Und am Abend gibt es auch wenig Abwechslung. Da wird halt viel gesoffen.“

      „Ihr Cousin unterschied sich da nicht?“ fragte Chaichet nach.

      „Vielleicht ist alles meine Schuld“, jammerte die Chefin und warf einen Blick auf das Geisterhaus gegenüber. „Ich muss den Geistern heute ein besonderes Opfer bringen“, fügte sie hinzu.

      „Wieso СКАЧАТЬ